Neuer Verdacht
Einen Augenblick lang herrschte bestürztes Schweigen. Japp war von uns allen am wenigsten überrascht und ergriff als Erster das Wort.
«Ich schwöre, Sie sind der Größte! Und natürlich sind diese Zeugen alle völlig zuverlässig, was, Poirot?»
«Voilà! Ich habe eine Liste vorbereitet – hier sind alle Namen und Adressen. Sie müssen sie selbstverständlich befragen. Aber Sie werden sehen, dass alles stimmt.»
«Davon bin ich überzeugt.» Japp senkte die Stimme. «Ich bin Ihnen sehr dankbar. Seine Verhaftung wäre ja eine ziemliche Pleite gewesen.» Er drehte sich zu Inglethorp um. «Aber entschuldigen Sie, Sir, warum konnten Sie das nicht einfach bei der Untersuchung sagen?»
«Ich werde Ihnen sagen, warum», wurde er von Poirot unterbrochen. «Es gab da gewisse Gerüchte…»
«Höchst bösartige und absolut erfundene», mischte sich Alfred Inglethorp erregt ein.
«Und Mr. Inglethorp war bestrebt, in der gegenwärtigen Situation einen Skandal zu vermeiden. Habe ich recht?»
«Das stimmt.» Inglethorp nickte. «Wundert es Sie vielleicht, dass ich nicht noch mehr Gerüchte in die Welt setzen wollte, wo doch meine arme Emily noch nicht einmal begraben ist.»
«Ganz unter uns, Sir», warf Japp ein. «Ich würde jede Menge Gerüchte einer Verhaftung wegen Mordes vorziehen, und ich könnte mir denken, dass Ihre arme Gattin das auch so gesehen haben würde. Denn wenn Mr. Poirot nicht gewesen wäre, hätte ich Sie verhaftet, so wahr ich hier stehe!»
«Das war zweifellos dumm von mir», murmelte Inglethorp. «Aber Sie wissen ja gar nicht, Inspektor, wie sehr man mir übel gewollt und mich verleumdet hat.» Dabei warf er Evelyn Howard einen vorwurfsvollen Blick zu.
«Und jetzt würde ich gern das Schlafzimmer der Ermordeten sehen, Sir.» Japp hatte sich an John gewandt. «Und danach möchte ich mich gern ein wenig mit den Dienstboten unterhalten. Sie brauchen sich nicht zu bemühen, Mr. Poirot wird mir den Weg zeigen.»
Während alle den Raum verließen, drehte sich Poirot um und gab mir ein Zeichen, dass ich ihm nach oben folgen sollte. Dort ergriff er mich am Arm und zog mich beiseite.
«Rasch, gehen Sie in den anderen Flügel. Bleiben Sie dort gleich hinter dem Dienstbotendurchgang stehen. Rühren Sie sich nicht von der Stelle, bis ich komme.» Dann drehte er sich rasch um und holte die beiden Kriminalbeamten ein.
Ich befolgte seine Anweisungen, blieb hinter dem Dienstboteneingang stehen und fragte mich, was in aller Welt hinter diesem Wunsch steckte. Sollte ich an dieser besonderen Stelle Wache schieben? Nachdenklich sah ich den Flur entlang. Mit Ausnahme des Zimmers von Cynthia Murdoch lagen alle Zimmer in dem anderen Flügel. Hatte es etwas damit zu tun? Sollte ich berichten, wer kam und wer ging? Getreu erfüllte ich meine Pflicht. Die Minuten verstrichen. Niemand kam. Nichts geschah.
Es waren wohl etwa zwanzig Minuten vergangen, als Poirot wieder auftauchte.
«Sie sind nicht fortgegangen?»
«Nein, ich habe mich nicht von der Stelle gerührt. Es ist nichts passiert.»
«Ah!» War er erfreut oder enttäuscht? «Sie haben überhaupt nichts gesehen?»
«Nein.»
«Aber bestimmt haben Sie etwas gehört? Ein umstürzendes Möbelstück vielleicht – eh, mon ami?»
«Nein.»
«Ich ärgere mich schrecklich über meine Ungeschicklichkeit. Stellen Sie sich vor, ich machte eine Handbewegung» – eine von Poirots Gesten – «und schon fiel der Tisch beim Fenster um!»
Er wirkte so bekümmert und niedergeschlagen, dass ich ihn rasch wieder trösten wollte.
«Machen Sie sich nichts daraus, alter Freund. Was macht das schon? Ihr Erfolg unten im Salon hat Sie aufgeregt. Ich kann Ihnen sagen, das war vielleicht eine Überraschung für uns alle! An dieser Affäre zwischen ihm und Mrs. Raikes muss doch mehr dran sein, als wir dachten, sonst hätte er nicht so ausdauernd geschwiegen. Was wollen Sie jetzt tun? Wo sind die Herren von Scotland Yard?»
«Sie sind hinunter zu den Dienstboten gegangen. Ich habe ihnen alle unsere Beweise gezeigt, doch von Japp bin ich enttäuscht. Er arbeitet völlig ohne Methode!»
Ich sah aus dem Fenster.
«Hallo!», sagte ich. «Da kommt ja Dr. Bauerstein. Ich glaube, Sie haben Recht mit Ihrer Einschätzung von dem Mann, Poirot. Ich kann ihn nicht leiden.»
«Er ist schlau», bemerkte Poirot in Gedanken versunken.
«Oh, ein ganz schlauer Teufel! Ich muss gestehen, dass ich mich über sein Missgeschick am Dienstag diebisch gefreut habe. Das hätten Sie sehen müssen!» Ich beschrieb ihm das Abenteuer des Arztes. «Er sah wirklich wie eine Vogelscheuche aus! Von oben bis unten mit Schlamm bespritzt.»
«Sie haben ihn selbst gesehen?»
«Ja. Natürlich wollte er nicht reinkommen, es war direkt nach dem Abendessen, aber Mrs. Inglethorp bestand darauf.»
«Was?» Poirot packte mich heftig bei den Schultern. «Dr. Bauerstein war am Dienstagabend hier? Hier? Und Sie haben mir das nie gesagt? Warum? Warum?»
Er war völlig außer sich.
«Mein lieber Poirot», protestierte ich, «ich hätte nie gedacht, dass Sie das interessieren würde. Ich hielt es für nebensächlich.»
«Nebensächlich? Es ist von größter Bedeutung! Dr. Bauerstein war also am Dienstag hier – in der Mordnacht. Begreifen Sie denn nicht, Hastings? Das ändert alles – alles!»
Ich hatte ihn noch nie so aufgebracht erlebt. Er ließ meine Schultern wieder los, richtete mechanisch zwei Kerzen gerade und redete immer noch mit sich selbst: «Ja, das verändert alles – alles.»
Plötzlich schien er einen Entschluss gefasst zu haben.
«Allons!», sagte er. «Wir müssen sofort handeln. Wo ist Mr. Cavendish?»
John war im Herrenzimmer. Poirot ging direkt zu ihm.
«Mr. Cavendish, ich habe etwas Wichtiges in Tadminster zu erledigen, es gibt eine neue Spur. Könnte ich Ihr Auto haben?»
«Selbstverständlich. Jetzt gleich?»
«Wenn es möglich ist.»
John läutete und gab Anweisung, den Wagen vorfahren zu lassen. Zehn Minuten später rasten wir durch den Park und über die Landstraße nach Tadminster.
«Also, Poirot», sagte ich wenig begeistert. «Vielleicht erklären Sie mir mal, was das alles soll?»
«Aber mon ami, Sie können eine Menge selbst erraten. Ihnen ist natürlich klar, dass sich jetzt durch Mr. Inglethorps Alibi alles völlig verändert hat. Wir stehen vor einem gänzlich neuen Problem. Wir wissen jetzt, dass er derjenige ist, der das Gift nicht gekauft hat. Wir haben die falschen Beweise enttarnt. Jetzt müssen wir uns mit den echten befassen. Ich habe festgestellt, dass alle Hausbewohner sich am Montag als Mr. Inglethorp verkleidet haben könnten, ausgenommen Mrs. Cavendish, die mit Ihnen Tennis spielte.
Außerdem haben wir seine Aussage, dass er den Kaffee in der Halle abstellte. Bei der Untersuchung hat davon niemand groß Notiz genommen – aber nun hat dieser Fakt eine entscheidende Bedeutung erhalten. Wir müssen herausfinden, wer Mrs. Inglethorp diesen Kaffee brachte oder wer durch die Halle ging, während die Tasse dort stand. Nach Ihrem Bericht gibt es nur zwei Menschen, von denen wir genau wissen, dass sie nicht in die Nähe des Kaffees kamen – Mrs. Cavendish und Mademoiselle Cynthia.»
«Ja, das stimmt.» Mir wurde auf einmal ganz leicht ums Herz.
Mrs. Cavendish stand damit wohl außerhalb jeden Verdachts.
«Da Alfred Inglethorp nun nicht mehr unter Verdacht steht», fuhr Poirot fort, «bin ich gezwungen, meine Trümpfe eher zu zeigen, als ich wollte. Solange der Täter in dem Glauben war, ich wäre hinter Inglethorp her, fühlte er sich unbeobachtet und war nicht auf der Hut. Jetzt wird er sich doppelt in Acht nehmen. Ja, er wird doppelt vorsichtig sein.» Poirot drehte sich ruckartig zu mir um. «Sagen Sie mir, Hastings, haben Sie – Sie persönlich – eigentlich niemanden in Verdacht?»
Ich zögerte. Offen gestanden war mir an diesem Morgen schon ein-, zweimal eine ganz ungeheuerliche, verrückte Idee durch den Kopf gegangen. Ich hatte sie als zu absurd abgetan, aber sie ließ sich einfach nicht vertreiben.
«Man kann es wohl kaum einen Verdacht nennen», murmelte ich. «Dazu ist es zu albern.»
«Na, kommen Sie schon», drängte Poirot ermutigend. «Keine Angst, nur heraus damit. Man sollte immer seinen Instinkten folgen.»
«Also gut», platzte ich heraus, «es ist völlig unmöglich – aber ich habe den Verdacht, dass Miss Howard nicht alles sagt, was sie weiß.»
«Miss Howard?»
«Ja. Jetzt werden Sie mich auslachen…»
«Überhaupt nicht. Warum sollte ich?»
«Mir kommt es einfach so vor», fuhr ich unsicher fort, «dass wir sie als mögliche Verdächtige nur deshalb ausgelassen haben, weil sie nicht da war. Aber sie war schließlich nur fünfzehn Meilen weit entfernt. Mit dem Auto dauert das nicht mal eine Stunde. Können wir denn mit Bestimmtheit behaupten, dass sie in der Mordnacht unmöglich in Styles sein konnte?»
«Ja, mein Freund», sagte Poirot überraschend. «Ich habe gleich das Krankenhaus angerufen, in dem sie arbeitet.»
«Und?»
«Ich erfuhr, dass Miss Howard am Dienstagnachmittag Dienst hatte, und als ein neuer Verwundeten-Transport eintraf, bot sie freiwillig an, auch die Nachtschicht zu übernehmen, was dankbar angenommen wurde. Damit wäre das erledigt.»
«Ach!», sagte ich ziemlich verdutzt und fuhr fort: «Eigentlich haben mich ihre vehementen Tiraden gegen Inglethorp misstrauisch gemacht. Ich habe den Eindruck, als ob sie alles tun würde, um ihm zu schaden. Und außerdem habe ich mir überlegt, dass sie etwas über das verschwundene Testament wissen könnte. Vielleicht hat sie das neue mit dem alten verwechselt und es verbrannt. Sie scheint ihn fürchterlich zu hassen.»
«Finden Sie ihre Heftigkeit unangemessen?»
«J-ja. Sie ist so schrecklich wütend, dass ich mich frage, ob sie da noch ganz zurechnungsfähig ist.»
Poirot schüttelte energisch den Kopf.
«Nein, da befinden Sie sich auf der falschen Fährte. An Miss Howard ist nichts Schwachsinniges oder Degeneriertes. Sie ist ein Prachtexemplar von einer höchst zurechnungsfähigen Engländerin. Sie ist die Vernunft selbst.»
«Aber ihr Hass auf Inglethorp grenzt doch schon fast an Manie. Ich hatte mir überlegt – zweifellos ein höchst lächerlicher Gedanke –, dass sie möglicherweise ihn vergiften wollte und dass es dann aus Versehen Mrs. Inglethorp getroffen hat. Aber mir fällt keine Möglichkeit ein, wie sie es getan haben kann. Das Ganze ist wahrscheinlich eine Schnapsidee von mir.»
«Aber in einer Sache haben Sie ganz Recht: Es ist immer klug, alle zu verdächtigen, bis man auf logische Weise und überzeugend beweisen kann, dass jemand unschuldig ist. Was spräche denn nun gegen die Vermutung, dass Miss Howard absichtlich Mrs. Inglethorp vergiftet hätte?»
«Aber sie war ihr doch so zugetan!», rief ich aus.
«Ts, ts!», machte Poirot gereizt. «Sie argumentieren wie ein Kind. Falls Miss Howard im Stande war, die alte Dame zu vergiften, hätte sie auch sicherlich ihre Zuneigung heucheln können. Nein, wir müssen anders argumentieren. Sie haben völlig Recht, ihr Hass gegen Alfred Inglethorp ist viel zu übertrieben, um echt zu sein. Aber Ihre Schlussfolgerung daraus ist falsch. Ich habe meine eigenen Schlüsse gezogen und halte die auch für richtig, aber ich möchte momentan noch nicht darüber sprechen.» Er hielt kurz inne, dann fuhr er fort: «Meiner Ansicht nach spricht eine unumstößliche Tatsache gegen Miss Howard als Mörderin.»
«Und die wäre?»
«Miss Howard hat keinerlei Vorteil durch Mrs. Inglethorps Tod. Und es gibt nun mal keinen Mord ohne Motiv.»
Ich überlegte. «Könnte Mrs. Inglethorp nicht ein Testament zu ihren Gunsten gemacht haben?»
Poirot schüttelte den Kopf.
«Aber Sie haben doch Mr. Wells auf diese Möglichkeit hingewiesen.»
Poirot lächelte. «Das hatte seinen Grund. Ich wollte nicht den Namen der Person nennen, an die ich dabei eigentlich dachte. Miss Howard nimmt eine ziemlich ähnliche Stellung ein, deshalb nannte ich ihren Namen.»
«Aber Mrs. Inglethorp hätte es doch trotzdem tun können. Vielleicht war sogar das Testament, das sie an ihrem Todestag machte, genau das, was…»
Aber Poirot schüttelte so energisch den Kopf, dass ich innehielt.
«Nein, mein Freund. Ich habe ein paar ganz bestimmte kleine Ideen bezüglich dieses Testaments. Aber ich kann Ihnen so viel verraten – es war nicht zu Miss Howards Gunsten.»
Ich akzeptierte seine Theorie, aber ich begriff nicht, wie er sich seiner Sache so sicher sein konnte.
Ich seufzte. «Dann werden wir Miss Howard also freisprechen. Eigentlich ist es zum Teil Ihre Schuld, dass ich sie überhaupt verdächtigt habe, weil Sie während der Untersuchung etwas zu Miss Howards Aussage bemerkten, was mich darauf brachte.»
Poirot sah mich fragend an.
«Was habe ich denn über ihre Aussage bei der Untersuchung gesagt?»
«Wissen Sie das nicht mehr? Als ich behauptete, sie und John stünden außerhalb jeden Verdachts?»
«Ach – äh – ja.» Er schien ein bisschen verwirrt, aber er riss sich zusammen. «Übrigens, Hastings, es gibt etwas, was Sie für mich tun könnten.»
«Gern. Was wäre das?»
«Wenn Sie das nächste Mal mit Lawrence Cavendish zusammen sind, sagen Sie bitte Folgendes zu ihm: ‹Ich habe eine Nachricht von Poirot für Sie. Finden Sie die überzählige Tasse und Sie können beruhigt sein!› Nicht mehr und nicht weniger.»
«Finden Sie die überzählige Tasse und Sie können beruhigt sein?», vergewisserte ich mich verblüfft.
«Ausgezeichnet.»
«Aber was soll das bedeuten?»
«Das dürfen Sie getrost selbst herausfinden. Sie kennen ja alle Tatsachen. Sagen Sie das einfach zu ihm und merken Sie sich, was er antwortet.»
«Na gut – aber das ist alles äußerst geheimnisvoll.»
Wir waren inzwischen in Tadminster angekommen und Poirot wies dem Chauffeur den Weg zu dem chemischen Labor.
Poirot stieg eilig aus und ging hinein. Kurze Zeit später kam er wieder zurück.
«So, das hätten wir erledigt.»
«Was haben Sie denn dort gewollt?», fragte ich neugierig.
«Ich hab ihnen etwas zum Analysieren gebracht.»
«Ja, aber was?»
«Den Kakaorest aus dem Topf im Schlafzimmer.»
«Aber der ist doch schon untersucht worden!», rief ich verblüfft aus. «Dr. Bauerstein hat ihn untersucht und Sie selbst haben die Möglichkeit, dass er Strychnin enthalten könnte, als lächerlich abgetan.»
«Ich weiß, dass Dr. Bauerstein ihn untersucht hat», erwiderte Poirot ruhig.
«Ja, und?»
«Ich wollte ihn einfach noch einmal untersuchen lassen, das ist alles.»
Danach konnte ich ihm kein weiteres Wort mehr zu dem Thema entlocken.
Was Poirot mit dem Kakao vorhatte, war mir rätselhaft. Ich konnte mir darauf überhaupt keinen Reim machen. Nachdem ich zwischenzeitlich kurz an ihm gezweifelt hatte, vertraute ich ihm nun wieder völlig, seitdem sich sein Glaube an Alfred Inglethorps Unschuld auf so triumphale Weise bestätigt hatte.
Die Beerdigung von Mrs. Inglethorp fand am folgenden Tag statt. Als ich am Montag zu einem späten Frühstück herunterkam, nahm mich John beiseite und teilte mir mit, dass Mr. Inglethorp an diesem Morgen ausziehen, und bis alles geregelt sei, im Gasthaus logieren würde.
«Sein Auszug ist wirklich eine große Erleichterung, Hastings», gestand mir mein Freund. «Es war schon vorher schlimm genug, als wir ihn alle für den Täter hielten, aber seltsamerweise ist es jetzt noch schlimmer, weil wir alle Schuldgefühle haben, dass wir dem Kerl so bereitwillig die Tat zugetraut hatten. Wir haben ihn wirklich scheußlich behandelt. Natürlich sprach erst alles gegen ihn, und man kann uns eigentlich kaum vorwerfen, dass wir voreilige Schlüsse zogen. Wie dem auch sei – wir hatten Unrecht, und nun müssten wir unseren Irrtum eigentlich wieder gutmachen, aber da wir den Kerl immer noch nicht leiden können, ist das sehr schwierig. Die ganze Geschichte ist kolossal unangenehm! Ich bin ihm dankbar, dass er sich nun taktvoll vom Acker macht. Nur gut, dass unsere Mutter ihm nicht Styles hinterlassen konnte. Die Vorstellung, dass er hier den Herrn spielt, wäre mir unerträglich. Ihr Geld soll er ruhig erben.»
«Kannst du denn den Besitz auch so erhalten?», fragte ich.
«Doch, ja. Da ist natürlich die Erbschaftssteuer, aber die Hälfte von Vaters Vermögen ist an den Besitz gebunden und Lawrence wird zunächst hier wohnen bleiben. Also steht auch noch sein Anteil zur Verfügung. Erst mal werden wir natürlich sparen müssen, weil ich dir ja schon sagte, dass ich ein bisschen in der Klemme stecke. Aber der Gerichtsvollzieher kommt nun nicht.»
In Anbetracht von Inglethorps baldigem Auszug herrschte allgemeine Erleichterung und so war es das angenehmste Frühstück seit der Tragödie. Bei Cynthia bewirkte ihre unbekümmerte jugendliche Fröhlichkeit, dass sie wieder so hübsch wie sonst immer aussah, und wir alle waren ziemlich heiter bei der Aussicht auf eine neue und hoffnungsvolle Zukunft – mit Ausnahme von Lawrence, der immer noch niedergeschlagen und nervös wirkte.
Die Zeitungen hatten selbstverständlich lang und breit über die Tragödie berichtet. Dicke Schlagzeilen, Kurzbiographien von allen Familienmitgliedern, subtile Andeutungen, die üblichen Hinweise, dass die Polizei einem bestimmten Verdacht nachginge. Da es momentan über den Krieg nichts Neues zu berichten gab, herrschte Saure-Gurken-Zeit, und die Zeitungen hatten sich gierig auf dieses Verbrechen in höchsten Kreisen gestürzt: «Der geheimnisvolle Mord in Styles» war Thema des Tages.
Natürlich war das für die Cavendishs sehr unangenehm. Das Haus wurde ständig von Reportern belagert, denen zwar der Zutritt verwehrt wurde, die sich aber im Dorf und im Park herumtrieben und dort mit ihren Kameras unvorsichtigen Familienmitgliedern auflauerten. Wir standen im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Die Männer von Scotland Yard kamen und gingen, verhörten, befragten, suchten mit Luchsaugen und verrieten nichts. Wir wussten nicht, worauf sie hinarbeiteten. Hatten sie eine Spur oder würde alles in dem Archiv für ungelöste Fälle landen?
Nach dem Frühstück kam Dorcas ziemlich geheimnisvoll zu mir und fragte, ob sie kurz mit mir reden könnte.
«Selbstverständlich. Worum geht es denn, Dorcas?»
«Na ja, es ist nur eine Kleinigkeit, Sir. Sie sehen doch heute noch den belgischen Herrn, nicht wahr?»
Ich nickte.
«Also, Sir, wissen Sie noch, wie er mich so genau danach ausfragte, ob Mrs. Inglethorp oder sonst irgendwer ein grünes Kleid besäße?»
«Ja, sicher. Haben Sie eins gefunden?» Mein Interesse war geweckt.
«Nein, das nicht, Sir. Aber mir ist danach eingefallen, dass wir etwas haben, das die jungen Herrn» – für Dorcas waren John und Lawrence immer noch die jungen Herren – «die Verkleidungskiste nennen. Die ist oben auf dem vorderen Dachboden, Sir. Eine große Truhe voll mit alten Kleidern und Kostümen und allem möglichen Kram. Und plötzlich kam mir der Gedanke, dass da auch ein grünes Kleid dabei sein könnte. Wenn Sie also dem belgischen Herrn das bitte bestellen wollten –»
«Ich werde es ihm sagen, Dorcas», versprach ich.
«Vielen Dank auch, Sir. Er ist wirklich sehr nett, Sir, ganz anders als diese zwei Kriminalbeamten aus London, die überall ihre Nase reinstecken und einen ausfragen. Im Allgemeinen kann ich Ausländer ja nicht besonders gut leiden, aber nach dem, was die Zeitungen schreiben, ist mir klar geworden, dass er kein gewöhnlicher Ausländer ist, und ganz gewiss ist er ein sehr höflicher Herr.»
Gute alte Dorcas! Als sie so dastand und ich in ihr ehrliches Gesicht sah, wurde mir bewusst, dass sie ein Prachtexemplar dieser altmodischen Dienstboten war, die man heutzutage leider kaum noch findet.
Mir fiel ein, dass ich genauso gut auch gleich ins Dorf gehen und Poirot besuchen konnte, aber ich begegnete ihm auf halbem Weg, da er gerade nach Styles wollte, und übermittelte ihm gleich Dorcas’ Botschaft.
«Ach, die brave Dorcas! Wir werden uns diese Truhe mal ansehen, obwohl – na, egal – wir werden sie uns trotzdem anschauen.»
Wir betraten das Haus durch eine der Terrassentüren. Da niemand in der Halle war, gingen wir gleich auf den Dachboden hinauf.
Und richtig, da stand die Truhe, ein schönes, altes, mit Messingnägeln beschlagenes Möbelstück, bis zum Rand mit allen nur vorstellbaren Kleidungsstücken gefüllt.
Poirot griff ohne Umstände hinein und holte eins nach dem anderen heraus. Es gab ein paar Gewänder in verschiedenen Grüntönen, aber Poirot schüttelte jedes Mal den Kopf. Anscheinend maß er der Suche keine besondere Bedeutung bei, als ob er sich davon nichts Besonderes versprechen würde, doch plötzlich stieß er einen Ausruf des Erstaunens aus.
«Was ist denn?»
«Da!»
Die Truhe war fast leer und dort, auf ihrem Boden, lag ein prächtiger schwarzer Bart.
«Oho!», sagte Poirot. «Oho!» Er nahm ihn in die Hände und betrachtete ihn aus nächster Nähe.
«Neu», bemerkte er. «Ja, der ist ganz neu.»
Er zögerte kurz, doch dann legte er ihn in die Truhe zurück und häufte alle andern Sachen wieder darüber. Danach ging er rasch nach unten, direkt zum Anrichteraum, wo Dorcas das Silber polierte.
Poirot wünschte ihr mit gallischer Höflichkeit guten Morgen und sagte dann: «Wir haben den Inhalt der Truhe untersucht. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie uns davon erzählt haben. Da haben Sie ja wirklich ein schönes Sammelsurium an Kostümen. Darf ich fragen, ob die oft benutzt werden?»
«Nein, Sir, jetzt nicht mehr sehr oft. Ab und zu veranstalten die jungen Herren etwas, was sie ein Kostümfest nennen. Und da geht es manchmal wirklich sehr lustig zu, Sir. Mr. Lawrence ist wundervoll! Sehr witzig. Ich werde nie den Abend vergessen, wo er als Schah von Persien ankam – jedenfalls hat er sich so genannt, irgend so ein orientalischer König. Er hatte einen großen Brieföffner in der Hand und sagte: ‹Gib nur Acht, Dorcas, du musst jetzt sehr respektvoll sein. Das hier ist mein scharf geschliffener Simitar, und wenn ich mit dir unzufrieden bin, wirst du einen Kopf kürzer gemacht!› Miss Cynthia hatte sich als Gangster verkleidet, die sah vielleicht aus! Sie hätten nie gedacht, dass eine hübsche junge Dame sich in einen solchen Strolch verwandeln könnte. Sie war überhaupt nicht wieder zu erkennen.»
«Diese Abende müssen großen Spaß gemacht haben», sagte Poirot freundlich. «Wahrscheinlich trug Mr. Lawrence als Schah von Persien diesen schönen schwarzen Bart aus der Truhe oben, ja?»
«Er trug einen Bart, Sir.» Dorcas lächelte. «Und den kenne ich nur zu gut, denn er borgte sich zwei Knäuel schwarze Wolle von mir, um ihn sich zu basteln. Aus der Entfernung sah er auch sehr natürlich aus. Ich wusste gar nicht, dass da oben auf dem Boden ein Bart ist. Der muss aber dann erst kürzlich dazugekommen sein, denke ich. Es gab mal eine rote Perücke, aber sonst war da nichts an Haarkram. Meistens malten sie sich ihre Schnurrbärte mit rußigen Korken an – aber das ließ sich hinterher immer so schwer abwaschen. Einmal war Miss Cynthia eine Negerin – da war das Abschminken vielleicht schwierig!»
Als wir dann wieder in die Halle gingen, sagte Poirot nachdenklich: «Dorcas weiß also gar nichts von einem schwarzen Bart.»
«Glauben Sie, es war der?», fragte ich eifrig.
Poirot nickte. «Ja. Haben Sie bemerkt, dass er gestutzt worden war?»
«Nein.»
«Doch. Er war genau so gestutzt wie der von Mr. Inglethorp und ich fand auch ein paar abgeschnittene Haare. Hastings, diese Geschichte ist höchst verzwickt.»
«Ich frage mich nur, wer ihn in die Truhe gelegt hat.»
«Jemand mit einer gehörigen Portion Intelligenz», bemerkte Poirot trocken. «Ihnen ist doch klar, dass er sich im ganzen Haus genau das Versteck ausgesucht hat, wo der Bart nicht auffallen würde? Ja, sehr intelligent. Aber wir müssen eben noch intelligenter sein. Wir müssen so intelligent sein, dass uns der Mörder für dumm hält.»
Ich pflichtete ihm bei.
«Und da, mon ami, können Sie mir eine große Hilfe sein.»
Ich freute mich über das Kompliment, denn es hatte Situationen gegeben, in denen ich das Gefühl hatte, dass Poirot mich unterschätzte.
«Ja», fuhr er fort und sah mich gedankenvoll an. «Sie werden von unschätzbarem Wert sein.»
Doch Poirots nächste Worte waren weniger erfreulich.
«Ich muss einen Verbündeten im Haus haben», stellte er grübelnd fest.
«Sie haben doch mich», protestierte ich.
«Stimmt, aber Sie genügen nicht.»
Ich war gekränkt und zeigte das auch. Poirot beeilte sich mit einer Erklärung.
«Sie haben mich missverstanden. Es ist doch allgemein bekannt, dass Sie mit mir zusammenarbeiten. Ich brauche jemanden, der nicht mit uns in Verbindung gebracht wird.»
«Ah, ich verstehe. Wie wäre es mit John?»
«Nein, eher nicht.»
«Der alte Knabe ist auch vielleicht nicht besonders helle», sagte ich nachdenklich.
«Hier kommt Miss Howard», sagte Poirot plötzlich. «Sie ist genau die Richtige. Aber da ich Mr. Inglethorps Unschuld bewies, bin ich bei ihr nicht besonders gut angeschrieben. Na, wir können es ja trotzdem mal versuchen.»
Miss Howard erklärte sich mit einem schroffen Kopfnicken bereit, Poirot einige Minuten ihrer Zeit zu opfern.
Wir gingen in das kleine Morgenzimmer und Poirot schloss die Tür.
«Also, Monsieur Poirot, worum handelt es sich?», fragte Miss Howard ungeduldig. «Raus damit, ich habe zu tun.»
«Erinnern Sie sich noch daran, Mademoiselle, dass ich Sie einmal um Ihre Hilfe bat?»
«Ja.» Miss Howard nickte. «Und ich antwortete, ich würde Ihnen mit Freuden helfen – Alfred Inglethorp an den Galgen zu bringen.»
«Hm.» Poirot sah sie aufmerksam an. «Miss Howard, ich möchte Ihnen eine Frage stellen. Bitte beantworten Sie sie wahrheitsgemäß.»
«Ich lüge nie», erwiderte Miss Howard.
«Es geht um Folgendes. Glauben Sie immer noch, dass Mrs. Inglethorp von ihrem Mann vergiftet wurde?»
«Was meinen Sie damit?», fragte sie ungehalten. «Sie brauchen nicht zu denken, dass Ihre hübschen Erklärungen mich auch nur im Mindesten beeindruckt haben. Ich gebe zu, dass er das Strychnin nicht in der Apotheke gekauft hat. Na und? Ich behaupte, er hat Fliegenpapier eingeweicht, wie ich schon anfangs sagte.»
«Das ist Arsen – kein Strychnin», sagte Poirot sanft.
«Was macht das schon für einen Unterschied? Arsen würde die arme Emily genau so umbringen wie Strychnin. Da ich davon überzeugt bin, dass er es getan hat, ist es schnurzegal, wie er es gemacht hat.»
«Genau. Falls Sie davon überzeugt sind, dass er es war», sagte Poirot leise. «Ich werde meine Frage anders formulieren. Haben Sie jemals im tiefsten Herzensgrund geglaubt, dass Mrs. Inglethorp von ihrem Mann vergiftet wurde?»
«Du lieber Himmel!», rief Miss Howard. «Habe ich Ihnen nicht schon immer gesagt, der Mann ist ein Verbrecher? Habe ich Ihnen nicht schon immer gesagt, er würde sie in ihrem eigenen Bett umbringen? Habe ich ihn nicht schon immer gehasst wie die Pest?»
«Genau», sagte Poirot. «Das bestätigt voll und ganz meine kleine Idee.»
«Welche kleine Idee?»
«Miss Howard, erinnern Sie sich an ein Gespräch am Ankunftstag meines Freundes hier? Er hat mir davon erzählt, und damals äußerten Sie einen Satz, der mich sehr beeindruckt hat. Erinnern Sie sich, wie Sie ganz sicher waren, dass Sie bei einem Verbrechen – falls jemand, den Sie liebten, ermordet worden wäre – instinktiv wüssten, wer der Verbrecher ist, auch wenn Sie es nicht beweisen könnten?»
«Ja, ich erinnere mich, dass ich das gesagt habe. Ich glaube auch immer noch daran. Wahrscheinlich halten Sie das für Blödsinn?»
«Überhaupt nicht.»
«Und trotzdem sagt Ihnen mein Instinkt, dass Alfred Inglethorp der Täter ist, gar nichts?»
«Nein», antwortete Poirot knapp. «Weil Ihr Instinkt sich gar nicht gegen Alfred Inglethorp richtet.»
«Was?»
«Nein. Sie wünschen, dass er das Verbrechen begangen haben soll. Sie halten ihn dessen für fähig. Aber Ihr Instinkt sagt Ihnen, dass er es nicht begangen hat. Er sagt Ihnen vielmehr – soll ich weiter sprechen?»
Sie starrte ihn fasziniert an und bewegte kurz zustimmend den Kopf.
«Soll ich Ihnen verraten, warum Sie Mr. Inglethorp so vehement anklagen? Weil Sie unbedingt glauben wollen, dass er es war. Weil Sie Ihren Instinkt unterdrücken möchten, der Ihnen einen ganz anderen Namen nennt…»
«Nein, nein, nein!» Miss Howard fuchtelte wild mit den Händen. «Sagen Sie ihn nicht! Bitte! Das stimmt nicht! Es kann nicht wahr sein. Ich weiß nicht, was mir solch einen verrückten – solch einen schrecklichen Gedanken in den Kopf gesetzt hat!»
«Ich habe Recht, nicht wahr?», fragte Poirot.
«Ja, ja. Sie müssen ja ein Zauberer sein, dass Sie das erraten konnten. Aber es kann unmöglich sein. Es muss Alfred Inglethorp gewesen sein.»
Poirot schüttelte ernst den Kopf.
«Fragen Sie mich nicht danach», fuhr Miss Howard fort, «weil ich es Ihnen nicht sagen werde. Ich gebe es ja nicht mal mir selbst gegenüber zu. Ich muss verrückt sein, dass ich so etwas denken konnte.»
Poirot nickte zufrieden.
«Ich werde Sie nicht fragen. Es genügt mir, dass es so ist, wie ich mir dachte. Auch ich besitze Instinkt. Wir arbeiten auf das gleiche Ziel hin.»
«Bitten Sie mich nicht um Hilfe, weil ich es abschlagen werde. Ich würde keinen Finger rühren, um – um –» Ihre Stimme erstarb.
«Sie werden mir trotzdem helfen. Ich stelle Ihnen keine Frage – aber Sie werden meine Verbündete sein. Sie können mir das nicht abschlagen. Sie werden das tun, was ich als Einziges von Ihnen verlange.»
«Und das wäre?»
«Sie sollen aufpassen!»
Evelyn Howard neigte den Kopf.
«Ja, das kann ich nicht abschlagen. Ich passe immer auf – ich hoffe ständig, dass ich nicht Recht habe.»
«Wenn wir uns irren, dann ist es auch gut», sagte Poirot. «Keiner würde sich darüber mehr freuen als ich. Aber wenn wir uns nicht irren? Wenn wir Recht behalten, auf wessen Seite stehen Sie dann, Miss Howard?»
«Ich weiß nicht, ich weiß nicht…»
«Sagen Sie schon!»
«Man könnte doch Gras drüber wachsen lassen.»
«Das darf nicht geschehen.»
«Aber Emily selbst –» Sie brach ab.
«Miss Howard», sagte Poirot streng. «Das ist Ihrer unwürdig.»
Plötzlich nahm sie die Hände von ihrem Gesicht.
«Ja», sagte sie leise, «das war nicht Evelyn Howard, die da sprach!» Sie warf stolz den Kopf hoch. «Das ist Evelyn Howard. Und die steht auf der Seite der Gerechtigkeit! Koste es, was es wolle.» Und mit diesen Worten verließ sie entschlossen das Zimmer.
«Da geht eine sehr wertvolle Verbündete», sagte Poirot und schaute ihr nach. «Diese Frau, Hastings, hat sowohl Hirn als auch Herz.»
Ich schwieg.
«Instinkt ist eine wundervolle Sache», sinnierte Poirot. «Man kann ihn weder erklären noch ignorieren.»
«Sie und Miss Howard scheinen ja zu wissen, wovon Sie reden», bemerkte ich kühl. «Vielleicht haben Sie übersehen, dass ich immer noch nichts weiß.»
«Wirklich? Stimmt das, mon ami?»
«Ja. Erklären Sie mir, was los ist, ja?»
Poirot musterte mich aufmerksam. Dann schüttelte er zu meiner Überraschung entschieden den Kopf.
«Nein, mein Freund.»
«Na, hören Sie mal, warum denn nicht?»
«Zwei sind genug für ein Geheimnis.»
«Ich finde es ausgesprochen unfair, mir Tatsachen vorzuenthalten.»
«Ich enthalte Ihnen nichts vor. Alle mir bekannten Tatsachen sind auch Ihnen bekannt. Sie können daraus Ihre Schlüsse ziehen. Diesmal ist es eher eine Frage von Inspiration.»
«Ich würde es trotzdem gern erfahren.»
Poirot sah mich ernst an und schüttelte wieder den Kopf.
«Sehen Sie», sagte er traurig, «Sie haben leider keinen Instinkt.»
«Vorhin hatten Sie noch Intelligenz gefordert», erinnerte ich ihn.
«Die zwei arbeiten oft Hand in Hand», sagte Poirot vieldeutig.
Diese Bemerkung erschien mir so völlig irrelevant, dass ich mir nicht mal die Mühe einer Antwort machte. Aber ich beschloss bei mir, falls ich irgendwelche interessanten und wichtigen Entdeckungen machte, sie für mich zu behalten und Poirot dann mit dem endgültigen Ergebnis zu überraschen.
Es gibt Zeiten, da muss man seinen eigenen Weg gehen.