Tom kam zurück, gerade als sie sich dem Ausgang näherten. Mogens hätte nicht sagen können, ob es an der verwirrenden Optik der nichtmenschlichen Stadt draußen lag oder er sich ganz bewusst an sie herangepirscht hatte, doch er tauchte so warnungslos aus dem Nichts auf, dass selbst Graves deutlich erschrocken zusammenfuhr.
Mogens’ Sorge galt im ersten Moment allerdings mehr dem Mädchen, das Graves und ihm zusammen mit Miss Preussler in einigen Schritten Abstand folgte. Auf Toms unerwartetes Auftauchen reagierte sie so gut wie gar nicht, aber Mogens fragte sich, was sie wohl tun würde, wenn sie dieses Gebäude verließen. Oder gar diese Stadt.
»Wie sieht es aus?«, fragte Graves, bevor Tom auch nur dazu kam, ein einziges Wort zu sagen.
»Nicht gut«, antwortete Tom unumwunden.
Graves schrak diesmal deutlich heftiger zusammen. »Haben sie uns gefunden?«, fragte er.
»Wer?«, fragte Mogens. »Von wem redest du?«
Sowohl Graves als auch Tom ignorierten ihn einfach. »Nicht direkt«, antwortete Tom. »Aber ich fürchte, wir kommen nicht auf demselben Weg wieder raus, auf dem wir reingekommen sind. Ich hab etliche von ihnen auf dem Weg zum Eingang gesehen.«
»Von wem redest du?«, fragte Mogens. »Graves! Du hast gesagt, dass diese Bestien alle schlafen!«
»Das stimmt auch«, antwortete Graves ungerührt. »Ich fürchte, es handelt sich um eine Art … Wächter.«
»Die Sie alarmiert haben, als Sie in die Pyramide eingedrungen sind«, sagte Miss Preussler.
»Schuldzuweisungen«, antwortete Graves kühl, »ändern leider nichts an unserer Situation.« Er wandte sich an Tom. »Wie viele sind es? Glaubst du, dass wir uns mit unseren Gewehren nötigenfalls den Weg freikämpfen können?«
Tom warf einen flüchtigen Blick zu Mogens und den beiden Frauen, dann schüttelte er stumm den Kopf.
»Dann brauchen wir einen anderen Weg nach draußen«, sagte Graves besorgt.
»Was ist mit dem Kanal?«, fragte Mogens.
»Was für ein Kanal?« Miss Preussler wurde hellhörig.
»Es war Salzwasser«, fuhr Tom fort, als Graves nicht sofort antwortete, sondern ihn nur unentschlossen ansah. »Ich bin ziemlich sicher, dass er ’ne Verbindung zum Meer hat.«
»Von welchem Kanal reden Sie?«, fragte Miss Preussler. »Doktor Graves! Professor!«
»Und das Boot ist groß genug für uns alle«, fuhr Tom unbeeindruckt fort.
»Was für ein Boot?«, fragte Miss Preussler scharf. »Professor!«
»Tom hat ein Boot entdeckt«, antwortete er fast widerwillig. »Und einen Kanal, der möglicherweise nach draußen führt.«
Miss Preussler starrte ihn an. Warum auch immer – Mogens konnte ihr ansehen, wie sehr sie die Tatsache erzürnte, dass man ihr diese Entdeckung vorenthalten hatte. »Und das ging mich bisher nichts an, vermute ich«, sagte sie.
»Wir wollten Sie nicht unnötig beunruhigen, meine Liebe«, sagte Graves, nun wieder in seinem gewohnten, arrogant-überheblichen Ton. »Außerdem erschien uns dieser Kanal bisher nicht von großem Nutzen.« Er wandte sich wieder an Tom. »Ist der Weg bis dahin ungefährlich?«
Tom hob nur die Schultern.
»Worauf warten wir dann noch?«, fragte Miss Preussler. Sie klang noch immer verärgert. »Wenn uns wirklich nur noch so wenig Zeit bleibt, dann sollten wir sie nicht mit unnötigem Reden vertrödeln.«
Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hätte Graves zu diesem Thema auch das eine oder andere beizutragen gehabt, aber er beließ es bei einem angedeuteten Achselzucken und wandte sich dann mit einem umso übertriebeneren Nicken wieder an Tom. »Also gut. Wir beide gehen voraus. Mogens – du und die Frauen folgen uns, wenn ihr unser Zeichen seht.«
Welches Zeichen, wollte Mogens fragen, doch Graves und der Junge wandten sich bereits um und waren in der nächsten Sekunde aus der Tür. Tom schien auch jetzt wieder von einem Atemzug zum nächsten zu einer vollkommen anderen Person zu werden und bewegte sich erneut mit jener katzenhaften Geschmeidigkeit, die Mogens vorhin schon so an ihm bewundert hatte, während Graves ihm rasch, aber auf eine irgendwie unbeholfen wirkende Art folgte. Wie er es schon mehrmals beobachtet hatte, schienen sie sich beide deutlich schneller zu entfernen, als eigentlich möglich war. Selbst wenn Mogens es gewagt hätte, Graves noch eine entsprechende Frage nachzurufen, hätte er sie vermutlich schon nach dem ersten Atemzug nicht mehr gehört. Die beiden entfernten sich in dieselbe Richtung, aus der sie vorhin alle gekommen waren, und Tom verschwand hinter einer der monströsen Tierstatuen, die die gewaltige Allee säumten; vielleicht sog ihn die verzehrende Optik dieser unheimlichen Stadt auch einfach auf.
»Das mit dem Boot tut mir Leid«, sagte Mogens unbehaglich. »Wir hätten es Ihnen sagen sollen – aber es erschien mir wirklich nicht wichtig.« Aber war das wirklich die Wahrheit, fragte er sich. Die ehrliche Antwort gerade hätte Nein gelautet. Dieses Boot war wichtig. Aber etwas daran – irgendetwas in dieser unterirdischen Höhle – hatte ihn zutiefst erschreckt.
»Es ist schon gut«, antwortete Miss Preussler in einem unerwartet sanften, fast schon mütterlichen Ton, der ihn begreifen ließ, dass der Zorn und die Empörung in ihrer Stimme einzig Graves gegolten hatten, nicht ihm. »Ich … ich muss mich noch bei Ihnen bedanken, Professor.«
Mogens wandte sich mit fragendem Gesichtsausdruck zu ihr um. »Wofür?«
Miss Preussler druckste einen Moment herum. Schließlich antwortete sie, ohne ihm direkt in die Augen zu blicken: »Was Sie vorhin getan haben, war sehr mutig.«
»Ich verstehe nicht …«, antwortete Mogens. Das war die Wahrheit. Er verstand tatsächlich nicht gleich, wovon sie überhaupt sprach.
»Dieses Ungeheuer, das mich angegriffen hat«, erklärte sie. »Es hätte mich getötet, wenn Sie nicht eingegriffen hätten. Sie haben Ihr Leben riskiert, um mich zu retten.«
Mogens hob verlegen die linke Schulter, und er konnte selbst spüren, wie sich ein fast albernes Grinsen auf seinen Lippen ausbreitete. Miss Preusslers Worte machten ihn tatsächlich verlegen, und sie entsprachen ebenso sehr der Wahrheit, wie sie nicht stimmten. Zweifellos hatte er sein Leben riskiert, indem er den Ghoul angriff, aber sein scheinbar selbstloses Verhalten hatte nichts mit Mut zu tun gehabt. Tatsache war, dass er gar nicht darüber nachgedacht hatte.
»Ich wollte eigentlich …«
»… keinen Dank, ich weiß«, unterbrach ihn Miss Preussler. »Gerade das macht es ja so schwer.« Sie schüttelte den Kopf, und ein sonderbar weicher Ausdruck erschien in ihren Augen, den Mogens nicht zu deuten vermochte. »Sie sind ein so guter Mensch, Professor, und Sie machen es einem so schwer. Aber ich glaube, ich habe Ihnen lange Zeit über Unrecht getan.«
»Womit?«, fragte Mogens.
Bevor sie antwortete, drehte Miss Preussler den Kopf und maß das Mädchen mit einem sehr langen, sehr traurigen Blick. »Das Mädchen, von dem Sie mir erzählt haben. Ihre Freundin.«
»Janice.«
»Janice«, bestätigte Miss Preussler. »Diese Ungeheuer haben sie geholt?«
»Ja«, bestätigte Mogens bitter. »Ich war dabei. Und es war meine Schuld.«
»Unsinn«, sagte Miss Preussler sanft. »Das glaube ich Ihnen nicht.«
»Aber es ist die Wahrheit«, murmelte Mogens. »Sie haben sie vor meinen Augen entführt, und ich habe nichts getan, um sie daran zu hindern.«
Miss Preusslers Hände machten eine unwillige Geste, wie um seine Worte wegzuwischen. »Und was hätten Sie tun sollen?«, fragte sie. »Diese Kreaturen mit bloßen Händen angreifen? Sie wären getötet worden.«
»Ich weiß«, antwortete Mogens. Aber das war nicht der Punkt. Vielleicht wäre es seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit gewesen, bei dem Versuch getötet zu werden, Janice zu retten. Aber er hatte einfach dagestanden und zugesehen, starr vor Schrecken und gelähmt vor Entsetzen und – ja, und vor Angst –, und er hatte nichts getan. Warum hatte er vor neun Jahren nicht ebenso reagiert wie vor neun Minuten? Das Schlimme an dem, was er erlebt hatte, war nicht sein Versagen. In diesem Punkt hatte Miss Preussler vollkommen Recht: Es hätte nichts geändert. Er wäre getötet oder bestenfalls schwer verwundet worden, und der Ghoul hätte Janice trotzdem verschleppt. Aber er hatte es ja nicht einmal versucht.
»Machen Sie sich keine Vorwürfe, Professor«, sagte Miss Preussler. Anscheinend war es in diesem Moment nicht schwer, seine Gedanken zu lesen. »Niemandem ist damit geholfen.« Sie zwang sich zu einem Lächeln, das aber ebenso verunglückte wie der aufmunternde Ton, in dem sie weiterzureden versuchte. »Wenn Sie noch etwas für dieses arme Mädchen tun wollen, dann helfen Sie mir, ein Auge auf Doktor Graves zu halten.«
»Sie trauen ihm nicht«, vermutete Mogens. Was für eine Frage!
»Natürlich nicht«, antwortete sie. »Im Moment glaubt er vermutlich sogar selbst, was er sagt. Aber das wird nicht so bleiben. Ich kenne Menschen wie Graves zur Genüge. Wenn wir hier herauskommen, dann wird er es sich überlegen. Ein Mann wie er wird niemals zulassen, dass das alles hier zerstört wird. Aber das wiederum werde ich nicht zulassen.«
Ihre Worte klangen nicht nur bitterernst, Mogens spürte auch, dass sie genau so gemeint waren. Und sie hatte Recht. Irgendetwas hatte Graves zutiefst erschreckt und bis auf den Grund seiner Seele verstört, und jetzt, in diesem Augenblick, meinte er zweifellos ganz genau das, was er gesagt hatte. Aber das würde nicht so bleiben. Jonathan Graves würde niemals zulassen, dass diese Stadt zerstört wurde.
Selbst Mogens – sogar noch in diesem Moment – verspürte ein tiefes Bedauern bei dem Gedanken, all diese fantastischen Artefakte, diesen unerschöpflichen Schatz und uraltes Wissen zerstören zu sollen, und auch er spürte, wie leicht es wäre, der flüsternden, verlockenden Stimme in sich nachzugeben. Unbeschadet all des Schreckens, auf den sie gestoßen waren, all der entsetzlichen Dinge, die sich noch hier unten verbergen mochten, hatten sie doch zugleich einen Schatz von unermesslichem Wert gefunden; ein Artefakt aus einer vollkommen fremden, andersartigen Welt, der nicht nur ihnen, sondern womöglich der gesamten Menschheit einen Schritt in eine Zukunft ermöglichte, von der sie bisher noch nicht einmal zu träumen gewagt hätten. Das Volk, das diese unbegreifliche Stadt errichtet hatte, hatte den Abgrund zwischen den Sternen überwunden, während die Menschen gerade zaghaft damit begannen, sich auf zerbrechlichen Flügeln aus Segeltuch und Holz für wenige Augenblicke von der Oberfläche ihres Planeten zu erheben. All das hier zu zerstören, auch nur einen einzigen Stein zu zerschlagen, ein einziges Bild auszulöschen war weit mehr als ein Dolchstoß ins Herz eines Archäologen, es war ein Verbrechen an der Menschheit, Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende, die ihr gestohlen wurden.
Und dennoch musste es sein. Hinter all dem Unbegreiflichen, hinter all dem überlegenen Wissen, dem Wohl, das seine Anwendung für die Menschen bedeuten mochte, lauerte noch etwas anderes. Mogens hatte es die ganze Zeit über gespürt, nicht erst, seit sie hier heruntergekommen waren, sondern schon sehr viel länger – vielleicht seit jenem schrecklichen Tag, an dem er Janice verloren hatte –, und erst jetzt, in genau diesem Moment war er dazu bereit, es sich auch selbst einzugestehen: Sie waren auf das absolut Böse gestoßen. Mogens zweifelte nicht daran, dass es ihnen gelingen konnte, der Ungeheuer und aller anderen Gefahren, die hier unten lauern mochten, Herr zu werden. Er zweifelte nicht daran, dass sie die Ghoule auslöschen und auch alle anderen Gefahren und Fallen überwinden und am Ende selbst das Tor zu den Sternen verschließen oder gar für ihre eigenen Zwecke nutzen konnten. Selbst ihnen war es gelungen, den Gefahren bisher zu trotzen, drei schwache, verwundbare Menschen, die kaum etwas anderes als ihre bloßen Hände und ihren Willen zum Überleben besaßen. Die simple Tatsache, dass sie noch lebten, bewies, dass ihre Feinde nicht unüberwindlich waren. Sie konnten sie besiegen, und sie konnten den Schatz bergen, den ihnen die Besucher vom Sirius dagelassen hatten. Aber der Preis, den sie – und vielleicht die ganze Welt – dafür würden zahlen müssen, war zu hoch.
»Sie glauben, diesem Mädchen etwas schuldig zu sein«, fuhr Miss Preussler fort. »Und Sie haben Recht, Professor. Sie sind ihr schuldig, diesem Albtraum ein Ende zu bereiten. Wir können nichts mehr für sie tun. Aber wir können dafür sorgen, dass nicht noch mehr Unschuldige ihr Schicksal teilen müssen.«
Mogens wollte antworten, doch in diesem Moment kam Graves zurück, und obwohl es vollkommen unmöglich war, dass er auch nur ein einziges Wort von dem verstanden hatte, was Miss Preussler oder er gesagt hatten, musste ihm doch irgendetwas aufgefallen sein, denn er setzte zwar dazu an, etwas zu sagen, zog aber dann nur die Augenbrauen zusammen und sah sie mit sich rasch verfinsterndem Gesichtsausdruck an, um schließlich mit den Schultern zu zucken; als hätte er sich in Gedanken selbst eine Frage gestellt und die mögliche Antwort dann als belanglos abgetan.
»Der Weg scheint frei zu sein«, sagte er. »Falls ihr euer Gespräch also für einen kurzen Moment unterbrechen könnt, wäre das jetzt möglicherweise der Augenblick, um aufzubrechen.«
Mogens trat wortlos an ihm vorbei und aus dem Haus. Er hatte das Gefühl, dass es kälter geworden war; und als er ausatmete, sah er eine graue Dampfwolke vor dem Gesicht. Auch Miss Preussler blickte überrascht hoch, und er konnte sehen, wie sich auf ihren nackten Unterarmen eine Gänsehaut bildete.
»Das muss mit dem Tor zusammenhängen«, sagte Graves. »Je mehr man sich der Pyramide nähert, desto kälter wird es.« Er machte eine Kopfbewegung in die Richtung, in die Tom verschwunden war. »Beeilen wir uns.«
Sie gingen – sehr schnell – los, und Mogens atmete insgeheim auf, als sich ihnen das Mädchen ohne Zögern anschloss. Auch Miss Preussler wirkte deutlich erleichtert; offensichtlich hatte auch sie mit mehr Schwierigkeiten gerechnet. Vielleicht erwies es sich ja nun als Vorteil, dass die junge Frau praktisch willenlos war. Mogens glaubte jedoch nicht, dass das so bleiben würde.
Er sollte Recht behalten.
Sie ließen die Allee und auch den Rest der Stadt unbehelligt hinter sich, doch als sie die Brücke erreichten, blieb die junge Frau urplötzlich stehen. Miss Preussler ergriff sie wieder am Arm und versuchte sie mit sanfter Gewalt auf die Brücke hinaufzuziehen, aber sie riss sich los und wich ganz im Gegenteil einen Schritt zurück.
»Miss Preussler, bitte!«, sagte Graves. »Unsere Zeit ist knapp.«
»Seien Sie still«, antwortete Miss Preussler unwillig und wandte sich mit einem beruhigenden Lächeln an das Mädchen. »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte sie. »Wir bringen dich in Sicherheit. Du willst doch auch raus hier, oder? Weg von diesen schrecklichen Ungeheuern.«
Sie hob beruhigend die Hand, aber ihre Geste zeitigte eher den gegenteiligen Effekt: Das Mädchen machte einen weiteren halben Schritt zurück, presste das Bündel mit dem toten Kind noch fester an die Brust und schüttelte heftig den Kopf. Ein erschrockener, fast schon entsetzter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.
»Ja, du hast Angst«, seufzte Miss Preussler. »Wenn ich doch nur wüsste, ob du mich wenigstens verstehst.« Sie legte den Kopf auf die Seite und sah das Mädchen fragend an, bekam aber keine irgendwie geartete Reaktion zur Antwort.
»Miss Preussler«, sagte Graves. »Bitte!«
Diesmal ignorierte sie ihn vollends. »Du musst uns einfach vertrauen«, fuhr sie an das Mädchen gewandt und mit leiser, zugleich sanfter wie auch sehr eindringlicher Stimme fort. »Diese Ungeheuer werden bald aufwachen. Wenn wir dann noch hier sind, werden sie uns töten – und dich wieder verschleppen. Das willst du doch nicht, oder?«
Sie bekam auch jetzt keine Antwort, aber Graves riss endgültig der Geduldsfaden. Mit einem gemurmelten Fluch trat er an Miss Preussler vorbei und streckte die Hände nach dem Mädchen aus. Miss Preussler machte eine Bewegung, wie um ihn zurückzuhalten, aber Graves schob sie einfach zur Seite. »Wir haben keine Zeit für diesen Unsinn!«, knurrte er.
Das Mädchen reagierte ganz genau so, wie Mogens erwartet hatte: Das tote Kind noch immer fest an die Brust gedrückt, versuchte es einen weiteren Schritt vor Graves zurückzuweichen und schlug gleichzeitig mit der freien Hand nach ihm. Mogens hatte ja bereits Bekanntschaft mit ihren Fingernägeln gemacht und gönnte es Graves insgeheim, diese schmerzhafte Erfahrung zu wiederholen, doch Graves dachte nicht daran, sich das Gesicht zerkratzen zu lassen, oder vielleicht Schlimmeres. Blitzschnell packte er das Handgelenk des Mädchens, verdrehte ihren Arm und schlug ihm gleichzeitig mit der anderen Hand so fest ins Gesicht, dass sie wankte. Miss Preussler schrie empört auf, und auch Mogens sog erschrocken die Luft zwischen den Zähnen ein, doch Graves ließ sich weder von dem einen noch von dem anderen beeindrucken, sondern trat ganz im Gegenteil mit einem raschen Schritt noch dichter an das Mädchen heran und entriss ihm das Kind.
Die junge Frau schrie gellend auf und wollte sich mit hochgerissenen Armen auf ihn werfen, aber Graves stieß sie so derb zurück, dass sie taumelte und schließlich ungeschickt auf die Knie fiel. Sofort sprang sie wieder in die Höhe und attackierte ihn erneut. Graves stieß sie ein zweites Mal zu Boden, schüttelte ärgerlich den Kopf und versetzte ihr bei ihrem nächsten Angriff einen Schlag mit dem Handrücken quer über das Gesicht, der sie zum dritten Mal auf die Knie herabsinken ließ. Diesmal krümmte sie sich, schlug beide Hände vor den Mund und begann leise zu wimmern.
»Graves, was fällt Ihnen ein?«, keuchte Miss Preussler.
Graves würdigte sie nicht einmal einer Antwort. Mitleidlos sah er auf die schluchzende junge Frau hinab und wartete, bis sie den Kopf hob und zu ihm hochsah, und hielt das tote Kind an einem ausgestreckten Arm vor sich. »Willst du das hier?«, fragte er. »Kein Problem. Du bekommst es wieder, sobald wir auf der anderen Seite sind.«
»Graves, Sie …«, begann Miss Preussler, wurde aber sofort und in scharfem Ton von Graves unterbrochen.
»Halten Sie den Mund, Gnädigste«, sagte er abfällig. »Ich habe keine Lust, mich umbringen zu lassen, nur weil Sie auf die Befindlichkeiten einer halb schwachsinnigen Fremden Rücksicht nehmen wollen! Sie wird schon mit uns kommen, wenn sie ihr Kind wiederhaben will. Aber Sie können gerne hier bleiben und sie trösten, wenn Sie es wünschen. Ich für meinen Teil gehe jedenfalls. Mogens, kommst du?«
Er wartete auch Mogens’ Antwort nicht ab, sondern fuhr auf dem Absatz herum und begann mit schnellen Schritten über die Brücke davonzugehen. Miss Preussler starrte ihm wütend und entsetzt zugleich hinterher, während Mogens für einen Moment einfach hin und her gerissen war. Graves’ Rücksichtslosigkeit empörte ihn genauso sehr wie Miss Preussler, aber er musste auch widerwillig zugeben, dass er Recht hatte. Jede Minute, die sie verloren, mochte sich durchaus als genau die erweisen, die am Ende über Leben und Tod entschied.
Das Mädchen nahm ihnen die Entscheidung ab. Zwei, drei endlose, schwere Atemzüge lang starrte sie Graves noch aus weit aufgerissenen Augen an, dann sprang sie mit einem wimmernden Laut auf die Füße und rannte hinter ihm her. Graves, der ihre Schritte gehört haben musste, warf ihr einen spöttischen Blick über die Schulter hinweg zu und ging ebenfalls schneller. Er rannte zwar nicht, schritt aber so vehement aus, dass die junge Frau ihn wohl erst einholen würde, wenn sie auf der anderen Seite der Brücke angekommen waren.
»Dieser Mann ist ein Monster«, murmelte Miss Preussler.
»Ja«, gestand Mogens, fügte aber mit einem entschuldigenden Kopfnicken in Graves’ Richtung hinzu: »Aber anscheinend funktioniert es.«
Miss Preussler starrte ihn so wütend an, dass er beinahe sicher war, dass sich ihr heiliger Zorn nun auf ihn entladen würde. Dann aber schüttelte sie nur verächtlich den Kopf und beeilte sich, Graves und dem Mädchen auf die Brücke hinauf zu folgen. Auch Mogens trat auf das bizarre Bauwerk, das, kaum dass sein Fuß es berührt hatte, schon wieder seine Sinne auf dieselbe schwindeln machende Art zu narren begann wie vorhin, warf aber noch einmal einen Blick über die Schulter zurück. Die Stadt lag noch immer ruhig und wie ausgestorben da, und dennoch spürte er zugleich auch die Anwesenheit von etwas Fremdem, das ihn aus unsichtbaren Augen zu belauern und jeden seiner Schritte aufmerksam zu registrieren schien. Fast ohne sein Zutun folgte sein Blick der von monströsen Statuen gesäumten Allee bis zu der riesigen, fast schwarzen Pyramide im Zentrum. Nun, da er wusste, was sie beherbergte, kam sie ihm bedrohlich vor: der Umriss eines kauernden Ungeheuers, das sich jederzeit zum Sprung spannen und mit all seiner schrecklichen Macht über sie herfallen konnte. Die vergoldete Spitze fing das grüne Licht, das den gewaltigen Felsendom erfüllte, auf sonderbare Weise auf und schien es zu verstärken und zugleich in etwas anderes, Bos-haftes zu verwandeln.
Irgendetwas lauerte dort. Er konnte es spüren. Und er war sicher, dass dieses … Etwas ihre Anwesenheit ebenso deutlich fühlte.
Mogens schüttelte den Gedanken ab und beschleunigte seine Schritte, um zu Miss Preussler aufzuschließen, auch wenn ihm nicht wohl dabei war. Graves, der am Schluss noch ein kurzes Stück in einen leichten Trab verfallen war, hatte mittlerweile das jenseitige Ende der Brücke erreicht, und auch das Mädchen hatte ihn fast eingeholt. Graves’ Grausamkeit schien nicht so weit zu reichen, dass er es auf die Spitze getrieben hätte – kurz bevor die junge Frau bei ihm war, ließ er sich in die Hocke sinken und legte das leblose Kind fast behutsam zu Boden. Dann sprang er auf, machte drei rasche Schritte zurück und bewegte sich dabei gleichzeitig so, dass er dem Mädchen den Fluchtweg über die Brücke abschnitt, sollte sie auf den Gedanken kommen, in die Stadt zurückzukehren. Sie riss jedoch nur das Kind an sich, presste es nun mit beiden Armen schützend gegen die Brust und verkroch sich dann in einem Winkel der mehr als mannshohen schwarzen Felsen, vor der die Brücke endete.
Miss Preussler überschüttete Graves mit einer wahren Flut von Beschimpfungen und Vorwürfen, die dieser jedoch mit stoischem Gesichtsausdruck und ohne ein Wort der Verteidigung über sich ergehen ließ, und als auch Mogens als Letzter bei ihnen anlangte, wandte sie sich mit einem Ruck um und trat auf das Mädchen zu. Diesmal reagierte die junge Frau tatsächlich so, wie Mogens erwartet hatte und Miss Preussler anscheinend auch: Sie presste sich mit aller Kraft gegen den rauen Fels, und für einen winzigen Moment nahm ihr Gesicht einen gehetzten, fast panischen Ausdruck an. Ihr Blick irrte hierhin und dorthin, blieb für eine Sekunde an Graves’ hoch aufgeschossener Gestalt hängen, die den einzigen Fluchtweg versperrte, und sie machte tatsächlich eine schwache Bewegung, wie um es trotzdem zu versuchen, zog sich aber praktisch im gleichen Augenblick auch schon wieder in die Nische zurück.
»Bitte, mein Kind, du musst mir vertrauen!«, sagte Miss Preussler in flehendem Ton. Sie streckte vorsichtig die Hand nach dem Mädchen aus, erreichte damit aber nicht mehr, als dass es das Kind noch fester gegen sich presste und allen Ernstes zu versuchen schien, in den Felsen hineinzukriechen. Es hatte aufgehört zu wimmern, aber sein Gesicht war eine einzige Grimasse der Furcht.
Wütend fuhr Miss Preussler zu Graves herum. »Da sehen Sie, was Sie angerichtet haben!«, sagte sie aufgebracht. »Ist Gewalt denn alles, wozu Sie fähig sind?«
Graves zog verächtlich die linke Augenbraue hoch. Ohne auf Miss Preusslers Worte zu reagieren, löste er sich von seinem Platz, trat auf sie zu und schob sie dann – ihre neuerlichen, geharnischten Proteste beharrlich ignorierend – einfach aus dem Weg. Gleichzeitig streckte er den linken Arm in Richtung des Mädchens aus.
Die junge Frau wimmerte vor Angst, und Mogens hielt instinktiv den Atem an, als er in Miss Preusslers Gesicht sah. Der Ausdruck darauf machte ihm klar, dass sie etwas wie das, was er vorhin auf der anderen Seite der Brücke getan hatte, nicht noch einmal dulden würde.
Graves versuchte aber auch nicht, dem Mädchen das Kind noch einmal zu entreißen. Er machte zwar eine entsprechende Bewegung, ließ den Arm dann aber sofort wieder sinken, trat demonstrativ einen Schritt zurück und wies mit der anderen Hand in die Richtung, in der ihr Ziel lag. Er sagte nichts, aber das Mädchen hatte verstanden, was er von ihm wollte. Ohne Graves’ Gesicht auch nur einen Sekundenbruchteil aus den Augen zu lassen, geduckt und wimmernd vor Furcht, aber gehorsam trat sie aus der Felsnische heraus und bewegte sich langsam in die Richtung, in die Graves deutete.
»Sehen Sie?«, fragte Graves mit einem dünnen, überheblichen Lächeln. »Es funktioniert.«
»Habe ich schon gesagt, dass ich Sie für einen Unmenschen halte, Doktor Graves?«, fragte Miss Preussler spröde.
»Mehrmals«, bestätigte Graves. »Aber Sie können sich später noch in aller Ausführlichkeit bei mir bedanken, meine Liebe. Jetzt gehen Sie bitte. Die Zeit läuft uns davon.«
Natürlich gehorchte Miss Preussler erst, nachdem sie ihm einen letzten, vernichtenden Blick zugeworfen hatte, dann aber wandte sie sich mit einem Ruck um und beeilte sich, zu dem Mädchen aufzuschließen. Mogens beobachtete, wie sie ihr den Arm um die Schulter legen wollte und das Mädchen die Bewegung erschrocken abschüttelte. Er hoffte, dass Graves nicht trotz allen scheinbar sichtlichen Erfolgs letztendlich einen Fehler gemacht hatte. Wenn die junge Frau sich im falschen Moment entschloss, etwas Unbedachtes zu tun, konnte das gut zu ihrer aller Verhängnis werden.
»Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, fragte er, während sie den beiden Frauen in vorsichtigem Abstand folgten.
Graves hob die Schultern. Er sah ihn nicht an, als er antwortete. »Nicht mehr viel, fürchte ich«, sagte er. »Ich hoffe nur, Tom hat Recht und dieser Kanal führt tatsächlich nach draußen.«
»Und wenn nicht?«, fragte Mogens.
»Er muss einfach«, erwiderte Graves. Er sah sich unbehaglich um. »Ich habe verdammt viele von diesen Biestern gesehen, auf dem Weg zur Pyramide.« Er zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln. »Aber mach dir keine Sorgen, Mogens.«
»Weil du schon aus schlimmeren Situationen entkommen bist?«, fragte Mogens.
Graves warf ihm einen sonderbaren Blick zu. »Schlimmer wohl kaum«, sagte er. »Aber es waren tatsächlich einige dabei, die nicht sehr viel weniger gefährlich waren.«
Vorsichtshalber verzichtete Mogens darauf, eine entsprechende Frage zu stellen. Er bedauerte schon, Graves überhaupt angesprochen zu haben. Auch wenn der größte Teil ihres Wegs jetzt hinter ihnen lag, so hatte er doch das ungute Gefühl, dass die größte Gefahr vielleicht erst kam. Wo blieb nur Tom?
Als wäre dieser Gedanke ein Stichwort gewesen, tauchte der Junge plötzlich dreißig oder vierzig Meter vor Miss Preussler zwischen den Felsen auf. Trotz des unsicheren und gefährlichen Untergrundes bewegte er sich im Laufschritt. Miss Preussler blieb stehen, und auch Graves stockte für einen Moment, lief aber dann umso schneller weiter. »Tom!«, rief er. »Was ist …«
»Still!«, keuchte Tom erschrocken. »Versteckt euch! Schnell!«
Das war leichter gesagt als getan. Der Pfad, über den sie sich bewegten, wurde von mehr als mannshohen Felsen auf der einen und einem gut zehn Meter tiefen Abgrund auf der anderen Seite flankiert. Zahllose Risse und Spalten gähnten im schwarzen Gestein, doch nicht einer von ihnen wäre auch nur annähernd breit genug gewesen, um sich darin zu verstecken. Für einen Moment drohte ihn Panik zu übermannen, und auch Graves sah sich mit immer hektischeren Kopfbewegungen um. Dann deutete er nach oben, auf einen Punkt, der nur wenige Schritte hinter Miss Preussler und dem Mädchen lag. »Dort!«, rief er. »Wir müssen klettern!«
Mogens verspürte ein eiskaltes Frösteln, als sein Blick Graves’ ausgestreckter Hand folgte. Vielleicht drei oder vier Meter über ihnen befand sich tatsächlich ein horizontaler Spalt im Felsen, der mehr als breit genug war, sie allesamt aufzunehmen. Dort hinaufzuklettern erschien ihm jedoch als ein Ding der Unmöglichkeit. Ausgerechnet an dieser Stelle war die Wand nahezu spiegelglatt, gerade dass es einige winzige Risse und Unebenheiten gab, an denen vielleicht ein ausgebildeter Bergsteiger mit der entsprechenden Ausrüstung und vor allem genügend Zeit hätte hinaufklettern können, sie aber vermutlich nicht – und Miss Preussler und das Mädchen, das noch immer das tote Kind an sich presste, ganz bestimmt nicht.
»Sie kommen!« Tom langte keuchend neben ihnen an und ließ sich mit der Schulter gegen das schwarze Gestein sinken. Trotz der Kälte war er schweißgebadet. »Sie sind auf dem Weg hierher.«
»Hast du sie gesehen?«, fragte Graves.
Tom schüttelte mühsam den Kopf. Er war so außer Atem, dass er zweimal ansetzen musste, bevor er antwortete. »Nein. Ich … glaub nicht. Aber sie sind dicht hinter mir.«
Graves stellte keine weitere Frage mehr, sondern hob entschlossen die Arme und begann mit einem Geschick, das Mogens ihm nie und nimmer zugetraut hätte, an der fast senkrechten Felswand hinaufzuklettern. Schon nach wenigen Augenblicken hatte er den Sims erreicht, zog sich mit einem hörbaren Ächzen hinauf und war für einen Moment verschwunden. Dann tauchten sein Kopf und seine Schultern wieder auf, und er begann heftig zu gestikulieren. »Hier ist eine Höhle. Schnell!«
Mogens hob wenig optimistisch die Arme, ließ sie aber sofort wieder sinken und sah hilflos von Miss Preussler zu Graves und wieder zurück. Ihr Blick wirkte nicht hilflos, sondern regelrecht entsetzt, zugleich aber auf eine sonderbar entschlossene Art resigniert.
»Gehen Sie ruhig«, sagte sie. »Das schaffe ich nicht. Aber es gibt keinen Grund, aus dem sie uns alle kriegen sollten.«
»Reden Sie nicht so ein dummes Zeug«, sagte Graves ärgerlich. »Wir sind zusammen hergekommen, und wir werden auch zusammen wieder gehen.«
»Ich bin keine Bergziege, Doktor Graves«, antwortete Miss Preussler spröde, »falls es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen sein sollte.«
»Mit einer solchen hätte ich Sie niemals verglichen, Gnädigste«, antwortete Graves. »Tom, hilf ihr!«
Tom? Mogens sah den Jungen verwirrt an. Tom war eine halbe Handspanne kleiner als er, und auch, wenn Mogens im Grunde nicht daran zweifelte, dass sich Tom vermutlich als stärker und ganz gewiss als ausdauernder als er selbst erweisen würde, wenn es darauf ankam, so änderte all das nichts an der Tatsache, dass der Junge allenfalls halb so wie wog wie sie. Auch ihre Gedanken mussten sich wohl auf ganz ähnlichen Pfaden bewegt haben, denn sie sah einfach nur fassungslos aus, Tom aber schien sich mit solcherlei Überlegungen gar nicht aufzuhalten. Ganz im Gegenteil reichte er Mogens entschlossen sein Gewehr, lehnte sich mit leicht gegrätschten Beinen mit dem Rücken gegen die Wand und verschränkte die Hände auf der Höhe seines Bauchnabels.
»Was hast du vor, Thomas?«, fragte Miss Preussler unsicher.
Tom machte eine aufmunternde Kopfbewegung. »Steigen Sie auf meine Hände«, sagte er. »Ich heb Sie hoch.«
»Bist du verrückt?«, entfuhr es Miss Preussler.
»Verdammt noch mal, tun Sie endlich, was er Ihnen sagt!«, polterte Graves.
Vielleicht war es sein befehlender Ton, der sie so perplex machte, dass sie ganz automatisch gehorchte, vielleicht gewann im letzten Augenblick doch noch die schiere Todesangst die Überhand – Miss Preussler hob jedenfalls den Saum ihres Kleides, setzte mit sichtlicher Anstrengung den rechten Fuß in Toms zusammengefaltete Hände und wuchtete sich schnaubend in die Höhe. Tom ächzte, ging deutlich in die Knie und begann nach vorne zu kippen, und auch Miss Preussler selbst drohte für einen Moment das Gleichgewicht zu verlieren. Sie begann wild mit den Armen in der Luft zu rudern, womit sie natürlich alles nur noch schlimmer machte, und Mogens sprang, ohne nachzudenken, vor und stieß ihr die flachen Hände gegen den Rücken. Im allerersten Moment war er nicht nur überzeugt davon, dass auch dieser Versuch zum Scheitern verurteilt war, sondern auch, dass Miss Preussler in der nächsten Sekunde mit der Wucht eines umstürzenden Baumes auf ihn fallen und ihn einfach erschlagen würde. Aber das Wunder geschah: Miss Preussler fiel nicht, sondern prallte mit ausgebreiteten Armen gegen die Wand, und ihre tastenden Finger mussten wohl irgendwo Halt gefunden haben. Tom ächzte und brach um einige weitere Zentimeter in die Knie, als sie nunmehr auch das andere Bein hob und den Fuß auf seine Schulter setzte, und Mogens fühlte sich so überrumpelt und hilflos, dass er sie um ein Haar losgelassen hätte, als sie sich schnaubend weiter in die Höhe wuchtete und seine Handflächen nun nicht mehr gegen ihren Rücken, sondern gegen ihr beeindruckendes Gesäß drückten. Hätte er nachgegeben, so wäre sie mit Sicherheit gestürzt, sodass er nicht losließ, sondern nur – vergebens – nach irgendeiner Haltung tastete, die für sie beide etwas weniger peinlich war, und über ihnen warf sich Graves etwas weiter vor und streckte die schwarzen behandschuhten Hände nach ihr aus.
»Ihre Arme!«, keuchte er. »Strecken Sie die Hände aus!«
Miss Preusslers Hände glitten mit scharrenden Geräuschen über den rauen Fels, als sie die Arme hob, aber dann zögerte sie, und Mogens spürte ganz sicher, dass sie die Überwindung beinahe nicht aufgebracht hätte, Graves’ schreckliche Hände zu berühren.
Letztendlich tat sie es doch, und Graves packte mit festem Griff ihre Handgelenke und begann zu ziehen. »Helfen Sie mit!«, keuchte er. »Tom! Mogens! Schiebt!«
Mogens mobilisierte noch einmal all seine Kräfte, und Tom brachte irgendwie das Kunststück fertig, sich herumzudrehen und seine Hände unter Miss Preusslers Fersen zu schieben, um sie stöhnend und mit hochrotem Gesicht, wie ein Gewichtheber, der sich entschieden zu viel zugemutet hatte, weiter nach oben zu stemmen. Hinterher kam es Mogens selbst wie ein – alles andere als kleines – Wunder vor, aber sie schafften es. Graves zog, Tom und er drückten und schoben, während Miss Preussler alles in ihrer Macht Stehende zu tun schien, um sie nach Kräften zu behindern, doch plötzlich war ihr Gewicht verschwunden. Mogens taumelte mit einem erleichterten Keuchen zurück und sah gerade noch Miss Preusslers spitzenbesetzte knöchellange Unterhosen in der Felsspalte verschwinden, dann gaben seine Beine unter ihm nach, und er sank haltlos auf die Knie. Auch Tom rutschte erschöpft an der Wand entlang in die Hocke, blieb aber nur einen Herzschlag lang sitzen, bevor er sich wieder hochstemmte und Mogens einen auffordernden Blick zuwarf.
»Jetzt Sie, Professor«, sagte er.
Mogens schüttelte mühsam den Kopf. Sein Herz hämmerte, als wollte es zerspringen, und sein Rücken und seine Schultermuskeln taten so weh, als hätte er versucht, mit zwei Sarkophagdeckeln zu jonglieren. »Du … zuerst«, keuchte er.
»Ich kann allein da raufklettern«, antwortete Tom. »Schaffen Sie das auch?«
Das war ein Argument, dem Mogens schwerlich etwas entgegenzusetzen hatte; auch wenn er ganz und gar nicht überzeugt war, dass Tom es wirklich aus eigener Kraft schaffen würde. Trotzdem widersprach er nicht noch einmal, sondern kämpfte sich mühsam auf die Beine, setzte den Fuß auf die gleiche Art wie Miss Preussler zuvor in Toms gefaltete Hände und kletterte von dort aus auf seine Schultern. Seine Bewunderung für Miss Preusslers Leistung wuchs, als er spürte, wie schwer es ihm fiel, unsicher auf Toms Schultern balancierend sich nur mit der reinen Anspannung seiner Muskeln gegen die Wand zu pressen und das Gleichgewicht zu halten. Er verschenkte noch einmal kostbare zwei Sekunden, indem er einfach wie erstarrt dastand und nicht einmal zu atmen wagte, dann fand er noch einmal irgendwo in sich ein letztes Quäntchen von Mut, löste behutsam die Hände von ihrem ohnehin kaum vorhandenen Halt und streckte die Arme aus. Graves ergriff ihn mit solcher Kraft, dass er vor Schmerz aufstöhnte, und unter ihm drehte sich Tom abermals herum und schob ihn einfach weiter in die Höhe. Mogens korrigierte seine Meinung, was Toms Kraft anging. Der Junge war nicht ebenso stark wie er; er war viel stärker. Mogens fühlte sich regelrecht in die Höhe katapultiert und konnte gerade noch den Kopf einziehen, als die Felsspalte regelrecht auf ihn zuzuspringen schien. Seine Hüfte schrammte ein letztes Mal schmerzhaft über harten Stein, dann schlitterte er hilflos eine gut anderthalb Meter lange Schräge hinab und kam mit einem Ruck zur Ruhe, der ihm auch noch das letzte bisschen Luft aus den Lungen presste. Alles begann sich um ihn zu drehen. Er spürte, dass er schon wieder das Bewusstsein zu verlieren drohte, kämpfte die Ohnmacht mit einer verzweifelten Willensanstrengung zurück und stemmte sich vorsichtig auf die Ellbogen hoch. Miss Preussler lag irgendwo in der Dunkelheit neben ihm auf der Seite. Er konnte ihr Gesicht nur als hellen Fleck erkennen, weil es so dunkel in der Spalte war, aber sie drehte es hastig weg, als er in ihre Richtung blickte.
»Mogens, verdammt – hilf mir!«, erklang Graves’ Stimme hinter ihm.
Mogens drehte sich hastig herum, kroch auf Händen und Knien zu Graves hin und streckte sich auf die gleiche Art wie er neben ihm aus. Als er Kopf und Schultern über die Kante schob, bot sich ihm ein überaus erstaunlicher Anblick: Erst im Nachhinein wurde ihm klar, dass keiner von ihnen – auch Miss Preussler nicht – auch nur einen einzigen Gedanken an das Mädchen verschwendet hatte, und nach allem, was sie bisher getan hatte, hätte er damit gerechnet, dass sie die Gelegenheit ergreifen und fliehen würde. Ganz im Gegenteil jedoch schien sie Miss Preussler und ihm sehr aufmerksam zugesehen zu haben, denn sie kletterte schnell, ja, fast schon geschmeidig, auf die gleiche Art auf Toms Hände und von dort aus hinauf auf seine Schultern, wobei sie das Kind immer noch mit einem Arm gegen sich presste und somit nur eine einzige Hand zum Klettern nutzen konnte. Dennoch stellte sie sich ungleich geschickter als er oder gar Miss Preussler an. Und sie zögerte nicht einmal eine Sekunde, mit der freien Hand nach oben zu greifen. Als Graves jedoch nach ihrem Handgelenk greifen wollte, bewegte sie den Arm mit einem Ruck zur Seite. Mogens verschenkte eine weitere, unersetzliche Sekunde, bevor ihm klar wurde, was die Bewegung bedeutete. Hastig schob er sich ein kleines Stück weiter vor, griff mit beiden Händen nach ihrem Arm und zog sie mühsam zu sich darauf. Obwohl es ihm all seine Kraft abverlangte und er nicht einmal sicher war, es wirklich zu schaffen, sah Graves ihm nur spöttisch dabei zu und rührte keinen Finger, um ihm zu helfen.
Kaum war das Mädchen in Sicherheit, riss es sich los und kroch auf Knien und einer Hand tiefer in den Hohlraum hinein. Mogens sackte keuchend zu Boden und brauchte einen Augenblick, bevor er auch nur wieder einige wenige Worte hervorstoßen konnte.
»Vielen Dank … für deine … Hilfe, Jonathan«, japste er.
»Du bist auch ganz gut allein zurechtgekommen«, antwortete Graves. »Außerdem hatte ich keine große Lust, mir die Augen auskratzen zu lassen.« Er sah wieder nach unten. »Tom! Beeil dich!«
Zur Antwort kam Toms Gewehr aus der Tiefe geflogen. Graves fing es mit einer geschickten Bewegung auf und beugte sich wieder vor, doch Tom bewies, dass Mogens’ Zweifel auch in dieser Hinsicht nicht angebracht gewesen waren. Schnell und geschickt wie eine Stubenfliege kroch er an der vermeintlich spiegelglatten Wand empor und war nach kaum fünf Sekunden neben ihnen.
Sehr viel länger hätte es auch nicht dauern dürfen.
Es war nicht so, dass Mogens die Kreaturen als Erster sah. Vielmehr spürte er ihr Nahen, auf eine Art, die ihm vollkommen fremd war, als hätte er mit einem Mal einen neuen, zusätzlichen Sinn entwickelt. Er spürte plötzlich, dass sich ihm etwas Fremdes näherte, etwas durch und durch Falsches.
Dennoch hätte er um ein Haar aufgeschrien, als er die Kreaturen sah.
Es waren annähend ein Dutzend, und nach allem, was Tom erzählt hatte, hatte er wie ganz selbstverständlich angenommen, dass es sich um Ghoule handelte, doch das traf nur auf die ersten drei oder vier zu. Der Rest war … anders.
Mogens fand keine Worte, um die erschreckende Fremdartigkeit der Kreaturen zu beschreiben. Keiner von ihnen ähnelte dem anderen, und keiner von ihnen war ein Mensch, auch wenn sie allesamt auf den ersten Blick grob menschenähnlich zu wirken schienen – was hieß, dass sie aufrecht auf zwei Beinen liefen, einen Körper, Arme und einen Kopf hatten. Doch was auf den ersten Blick noch beinahe vertraut erschien, das wurde auf den zweiten zu einer umso grausameren Verhöhnung jeglichen Lebens.
Mogens hatte geglaubt, mit der schrecklichen Vermischung zwischen Mensch und Schakal dem Entsetzlichsten begegnet zu sein, was nur vorstellbar war, und möglicherweise stimmte da sogar – nur, dass das schlimmste überhaupt Vorstellbare nicht das schlimmste Mögliche sein musste.
Ganz und gar nicht.
Die Prozession absurder Spottgeburten, die sich nun langsam den abschüssigen Pfad herunterbewegte, schien ausnahmslos aus grässlichen Zwitterwesen aus Mensch und Tier zu bestehen. Vielleicht war es gerade das, was den Anblick so unerträglich machte: Möglicherweise wäre Mogens nicht annähernd so abgrundtief entsetzt und tief im Grunde seiner Menschlichkeit … empört gewesen, wären es tatsächlich vollkommen fremdartige, unverständliche Kreaturen gewesen. Aber das waren sie nicht, und es war gerade das vermeintlich Vertraute an ihnen, was es Mogens schier unmöglich machte, ihrem Anblick standzuhalten. Da waren Wesen mit Flügeln und grässlichen Raubvogelschnäbeln, geschuppte, stachelige, felltragende Kreaturen, grauenhafte Hybriden aus Mensch und Schlange, Krokodil und Frau, Kind und Skorpion und Falke und Mann. Und es waren …
Die Erkenntnis traf Mogens mit der Wucht eines Faustschlages.
Was dort unter ihnen vorbeizog, das waren keine willkürlich von einem blinden Schicksal erschaffenen Monster.
Es waren die alten ägyptischen Götter.
Mogens erkannte nicht alle Kreaturen wieder. Manche hatten vielleicht nie Eingang in das Pantheon der ägyptischen Götterwelt gefunden. Manche waren den Menschen vielleicht nie begegnet, andere vielleicht erst gekommen, nachdem das Volk der Pharaonen schon längst wieder verschwunden war, wieder andere vielleicht zu entsetzlich, um selbst in Gestalt eines Dämons in den Legenden der Menschen weiter zu existieren, doch nur zu viele erkannte er wieder. Da waren Horus und Thoth, Seth und Ra, Bastet und Sobek und andere, niedere Götter, deren Namen niemals festgehalten worden waren, deren Bildnisse er aber kannte. Es war ein Anblick, der ihn für einen Moment an den Rand des Wahnsinns brachte – und sogar einen Schritt darüber hinaus.
Wie er den Rückweg fand, wusste er nicht. Vielleicht fand er ihn auch nicht wirklich. Etwas in ihm zerbrach und blieb unwiderruflich und unrettbar zurück in jener grauen Welt des Zwielichts, die auf dem schmalen Grat zwischen Hell und Dunkel existiert und in der nicht nur der Wahnsinn, sondern auch alle Hoffnungen und Ängste beheimatet sind.
Und dennoch war das noch nicht das Allerschlimmste. So grauenhaft der Anblick dieser grässlichen Kreaturen auch sein mochte, schlimmer als das, was er sah, war das, was er fühlte. Etwas – nein, er verbesserte sich in Gedanken: nicht etwas, alles – an diesen Geschöpfen war falsch. Sie bewegten sich nicht richtig, sondern auf eine Art, die er nicht in Worte kleiden konnte; sie waren nicht richtig, auf eine Art, die er noch viel weniger in Worte kleiden konnte, weil es keine Worte in irgendeiner Sprache dieser Welt gab, um es zu beschreiben, weil alles an ihnen falsch, falsch, falsch war.
»Was meinst du damit?«, fragte Graves.
Mogens sah ihn verständnislos an.
»Du hast gesagt: nicht hierher«, erklärte Graves. »Was meinst du damit?«
Mogens konnte sich nicht erinnern, etwas Derartiges gesagt zu haben, aber wenn er nicht davon ausging, dass Graves plötzlich seine Gedanken lesen konnte, dann musste er es wohl. Fast beiläufig und erst mit einer Verspätung von zwei oder drei Sekunden erschrak er über die Tatsache, dass Graves überhaupt etwas gesagt hatte, bevor ihm klar wurde, dass das Panoptikum der Ungeheuer ihr Versteck längst passiert hatte.
»Sie gehören nicht hierher«, antwortete er schließlich leise und mit fast tonloser, belegter Stimme.
»Ja, zu dem Schluss könnte man fast gelangen, wenn man sie so sieht, nicht wahr?«, fragte Graves. Er klang auf eine vollkommen unangemessene Weise amüsiert, fand Mogens. »Und ich fürchte, sie sind in der Tat so unangenehm, wie sie aussehen. Selbstverständlich ist so etwas immer eine Frage des Standpunktes.«
»Findest du das in irgendeiner Art komisch?«, fragte Mogens kalt.
Graves schüttelte heftig den Kopf. »Nein«, sagte er. »Das sollte es auch nicht sein. Bitte verzeih, wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe. Ich wollte dich nicht verspotten. Ich kann mir vorstellen, was du bei ihrem Anblick empfindest. Mir erging es nicht anders, als ich sie das erste Mal sah. Sie sind schrecklich, und ich bin sicher, dass sie tatsächlich sehr gefährlich sind. Aber gerade du als Wissenschaftler solltest nicht vergessen, was sie sind.«
»Und was sind sie Ihrer Meinung nach, Doktor Graves?«
Es war nicht Mogens, der diese Frage gestellt hatte, sondern Miss Preussler. Sie hatte sich nicht von ihrem Platz entfernt, aber dennoch ganz offensichtlich jedes Wort gehört, und auch wenn sie die Ungeheuer nicht gesehen hatte und annehmen musste, dass sie noch immer über die Ghoule sprachen, machte sie das Gehörte doch eindeutig wütend.
»Geschöpfe einer vollkommen anderen Welt, Miss Preussler«, antwortete Graves ruhig.
»Mir kommen sie eher vor wie Geschöpfe des Satans«, sagte sie.
»Sie verstehen nicht«, antwortete Graves. »Es handelt sich nicht einfach nur um eine unbekannte Spezies, irgendein unbekanntes Tier, das ein Forscher aus Afrika oder Asien mitgebracht hat oder von irgendeinem anderen weißen Fleck auf der Landkarte.« Er schüttelte heftig den Kopf, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, lächelte aber trotzdem unerschütterlich weiter. Seine Stimme hatte die gewohnte Überheblichkeit verloren und klang eher wie die eines Lehrers, der seinen Schülern geduldig zum unzähligsten Male eine komplizierte Materie erklärt, auch wenn er insgeheim sehr wohl weiß, wie wenig sie sie verstehen. »Diese Wesen sind das Ergebnis einer vollkommen anderen Evolution, Miss Preussler. Sie sind mit nichts zu vergleichen, was es auf dieser Welt gibt.«
»Und worauf wollen Sie hinaus?«, erkundigte sich Miss Preussler misstrauisch.
»Dass es unnötig ist, Angst vor ihnen zu haben«, antwortete Graves. »Es ist nichts Verwerfliches. Es ist verständlich, aber falsch. Diese Wesen sind vollkommen fremd. Wir Menschen können ja nicht einmal miteinander in Frieden leben, wie können Sie da erwarten, Geschöpfen einer so fremden Welt ohne Vorbehalte begegnen zu können.«
»Ich habe keine Vorbehalte«, sagte Miss Preussler. »Mir reicht, was ich gesehen habe.« Sie warf einen bezeichnenden Blick in Richtung des Mädchens, das mit angezogenen Knien im hintersten Winkel der Höhle hockte. Seine Augen waren leer, und es ließ ein leises, unmelodisches Summen hören, während es das reglose Schakalkind schaukelte, aber nach dem, was Mogens gerade erlebt hatte, war er gar nicht mehr so sicher, dass sie tatsächlich so wenig von dem mitbekam, was rings um sie herum geschah, wie er bis jetzt angenommen hatte.
Auch Graves war Miss Preusslers Blick gefolgt und schüttelte jetzt traurig den Kopf. »Ja, Sie haben Recht, Miss Preussler«, sagte er. »Es ist schrecklich, was man diesen armen Menschen angetan hat. Aber man darf diese Wesen nicht mit unseren Maßstäben messen.«
»Aber das tue ich doch gar nicht«, antwortete Miss Preussler. »Ich verurteile sie nicht, Doktor Graves. Ich will sie einfach nur umbringen.«
Graves’ Lächeln gefror. Er erwiderte nichts mehr, aber Mogens konnte ihm nicht nur ansehen, wie schwer es ihm nun fiel, noch weiter die Fassung zu wahren – er begriff auch endgültig, dass Miss Preussler Recht gehabt hatte. Graves würde niemals zulassen, dass all dies hier zerstört würde.
»Ich glaube, wir können jetzt weiter«, mischte sich Tom ein. »Sie sind weg.«
Graves sah ihn stirnrunzelnd an. Er wirkte verärgert, aber Mogens hatte den Eindruck, dass sein Ärger weit mehr der Tatsache galt, dass Tom es überhaupt gewagt hatte, von sich aus das Wort zu ergreifen, und nicht dem, was er sagte. Als er schließlich nickte, sah es aus, als nähme er es Tom übel, Recht zu haben.
»Meinetwegen«, sagte er widerwillig. »Aber vielleicht gehst du doch besser voraus und überzeugst dich davon, dass auch wirklich niemand auf uns wartet.«