EMP und die MiG-25 Foxbat
Die Existenz des
durch eine Atomexplosion ausgelösten EMP war amerikanischen
Wissenschaftlern schlichtweg unbekannt, bis er am 9. Juli 1962 als
Folge eines geheimen Experiments namens Starfish Prime im Zuge
einer Reihe von Kernwaffentests mit dem Codenamen Operation Dominic
beobachtet wurde. Dabei wurde ein W49-Gefechtskopf mit hoher
Sprengkraft – 1,4 Megatonnen – mit einer Thor-Rakete vom
Johnston-Atoll aus gestartet und in einer Höhe von 250 Meilen über
dem Pazifik gezündet. Die dadurch ausgelösten Effekte waren
erheblich und bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt.
Einige Tausend
Meilen entfernt in Hawaii schmolzen Stromleitungen;
Fernsehapparate, Radios und andere elektrische Geräte brannten
durch, und Hunderte von Straßenlampen erloschen. Auf anderen Inseln
im Pazifik wurden Mikrowellenverbindungen zerstört und
Telefonleitungen unterbrochen. Erst nachdem diese Schäden
analysiert worden waren, erkannten amerikanische Wissenschaftler
die potenziellen schädlichen Auswirkungen einer in großer Höhe
ausgelösten nuklearen Explosion auf eine hochentwickelte und
technologieabhängige Gesellschaft.
Die Russen hingegen
hatten diesen Effekt schon mindestens sieben Jahre früher
kennengelernt, infolge der am 22. November 1955 ausgelösten
Explosion einer 1,6 Megatonnen starken thermonuklearen Bombe mit
dem Codenamen RDS-37. Sie hatten ihn möglicherweise sogar schon
1953 beobachtet, als sie eine vergleichsweise schwache Joe 4-Waffe
mit lediglich 400 Kilotonnen Sprengkraft zur Zündung
brachten.
So gut wie sicher
ist jedoch, dass das Wissen um die zerstörerische Wirkung des EMP
die Konstruktion der Avionik des MiG-25 Foxbat Abfangjägers
entscheidend mitbestimmte. Dass das Konstruktionsbüro
Mikojan-Gurewitsch sich bei diesem Hochleistungsflugzeug für den
Einbau von Elektronenröhrentechnologie anstelle von ausreichend
verfügbarer moderner Elektronik entschied, erscheint in diesem
Zusammenhang nur sinnvoll.
Es ist außerdem eine
Tatsache, dass es aufseiten der Westmächte keine bereits
existierenden oder in Planung befindlichen Flugzeuge gab, deren
Höchstgeschwindigkeit auch nur annähernd an die der Foxbat
heranreichte; eine dieser Maschinen wurde in den frühen 1970ern von
den Israelis per Radar mit Mach 3,2 gemessen. Trotzdem begann auf
dem Geschwindigkeitsmesser der MiG-25 bei Mach 2,5 der rote
Bereich, denn laut Viktor Belenko bestand die Gefahr, dass die
Maschinen des Flugzeugs bei einer Geschwindigkeit über Mach 2,8
unkontrolliert zu beschleunigen begannen. Das lag zum Teil daran,
dass die Tumansky R-15B-300 Nachbrenner-Strahlturbinen ursprünglich
für die Verwendung in einer einmotorigen und nur einmal benutzbaren
Mach 2plus-Aufklärungdrohne, der Tupolew Tu-123 Yastreb oder Hawk,
konstruiert worden waren.
Die Russen haben
niemals öffentlich zu verstehen gegeben, dass die MiG-25 eigentlich
die Aufgabe hatte, ICBM abzufangen, doch mehrere nicht amtliche
Quellen haben bestätigt, das dies tatsächlich der Fall
war.