Heimkehr
SpaceNet Meldung
An: Raumwaffenhauptquartier
Protektor Manfred I.
Verkehrsleitzentrale Lagoon
Sendezeit: 28.10.2256, 17:47
Absender: Black Rose, Registernummer Lagoon 29
Priorität: Normal
Header: 252 feindliche Schiffe vernichtet, 4 beschädigt
Text: Feindliche Flotte kampfunfähig. Bitten um Enterkommandos und Schlepper für drei vermutete Frachtschiffe und ein Kampfschiff. Halte Stellung zur Analyse der Wrackteile.
Die Black Rose näherte sich langsam ihren von den Lotsen festgelegten Liegeplatz in der Nähe von Laguna Central. Nach ihrem Gefecht mit der Krakenflotte war sie nicht, wie Gabby erwartet hatte, zur Werft von Techno beordert worden, sondern auf direkten Befehl des Protektors nach Laguna. Von dort sollte sie sich mit ihrer Besatzung direkt im Raumwaffenhauptquartier in Laguna City melden. Auch Theodor Carabali hatte gleichlautende Befehle erhalten, während Rafael Cardoni, unterstützt von einigen Mitarbeitern, die Black Rose nach Techno in die Werft bringen sollte. Als die Black Rose ihren Liegeplatz erreicht hatte, kam auch schon die Stationsfähre, die sich mit einem lauten, metallischen Krachen an die Luftschleuse der Black Rose ankoppelte. „Okay, das war’s, Leute.“ sagte Gabby über das Intercom. „Jeder nimmt seine Privatsachen mit. In einer halben Stunde treffen wir uns an der Schleuse!“
Sie ließ ihren Sessel zu den Beobachtersitzen herumwirbeln, wo Cardoni saß. „Passen sie gut auf sie auf, Mister Cardoni!“ sagte sie leise. „Ich möchte sie heil zurück haben.“ Cardoni nickte ernsthaft. „Keine Sorge, Leutnant. Wir werden gut auf sie acht geben.“ Gabby nickte ergeben und ließ sich aus ihrem Kommandosessel schweben. Sie salutierte zackig und sprach, streng nach Dienstvorschrift der Raumwaffe: „Hiermit übergebe ich ihnen das Kommando über das Raumkampfboot Black Rose II.“ Auch Cardoni ließ sich aus seinem Sessel schweben und salutierte. „Hiermit übernehme ich das Kommando über das Raumkampfboot Black Rose II im Auftrag der Techno Werft.“
Gabby schüttelte ihm die Hand und schwebte durch die Schleuse, um aus ihrer Kabine ihre bereits gepackte Reisetasche zu holen. Nach einem letzten Abschiedsblick zog sie sich an den in den Gängen befestigten Handläufen zur Luftschleuse und weiter in die Stationsfähre, in der sie sich in einen freien Platz neben Stefan Maier anschnallte. Kurz danach war auch der letzte Nachzügler an Bord und die Fähre koppelte von der Black Rose ab. Nach kurzem Flug dockte sie an Laguna Central an. Als Gabby durch den Andocktunnel schwebte, sah sie an seinem Ende Peter Koslowski stehen. Als Leiter der Verkehrsleitzentrale hatte er es sich nicht nehmen lassen, die Besatzung der Black Rose zu begrüßen. Als Gabby und ihre Besatzung aus der Schwerelosigkeit der Andocktunnel in den rotierenden Teil der Station kamen, salutierte Peter. Auch Gabby ließ ihre Mannschaft Haltung annehmen und erwiderte den Salut. „Herzlich willkommen auf Laguna Central, auch im Namen der gesamten Stationsbesatzung! Sehr gute Arbeit! Aber ich werde sie nicht lange aufhalten, ihr Shuttle wartet schon. Und, danke...“ Gabby dachte daran, was wohl die Krakenschiffe an einem so zerbrechlichen Gebilde wie der Raumstation angerichtet hätten. Sie nickte und sagte leise: „Wir taten nur unsere Pflicht.“ Sie erreichten den planmäßigen Shuttle nach Laguna City, dass Peter Koslowski solange für sie zurückgehalten hatte.
Nach der Landung auf dem Raumhafen von Laguna City und der Fahrt in das Hauptquartier der Raumwaffe hatten sie gerade soviel Zeit, ihre persönliches Gepäck in die Gästeunterkünfte zu bringen, als sie auch schon zu Admiral van Bibber gerufen worden. Sie wurden in einen großen Konferenzraum gebracht, auf dessen polierter Holzplatte Gläser und schön geschwungene Karaffen mit Eiswasser standen. Auch Thermokannen mit Kaffee und Tee standen bereit. Stefan Maier murmelte zynisch: „Und wo sind die Kekse?“ Gabby grinste, entgegnete aber nichts.
Sie wollten sich gerade setzen, als die Tür aufging und Admiral Maxine van Bibber in Begleitung ihres Adjutanten Theodor Carabali hereinkam. Gabby brüllte: „Achtung!“, alle standen stramm und salutierten. Maxine erwiderte den Salut und sagte leise: „Setzen sie sich bitte, meine Damen und Herren.“ Als alle Platz genommen hatten, setzte sie sich an die gegenüberliegende Seite des Konferenztisches. Sie sah die Besatzung der Black Rose einen Moment ernst an und sprach dann in ernsten Tonfall. „Was soll ich jetzt mit ihnen machen? Sie haben ein nagelneues Schiff der Raumwaffe, das einzige Schiff der Raumwaffe, auf seinem Testflug beschädigt und schlimmer noch, sie haben den Protektor in Schwierigkeit gebracht!“
Alles erstarrte und Gabby warf einen Blick auf Theodors Gesicht. Das zeigte zwar eine ernste Miene, doch in seinen Augen zeigte sich ein vergnügtes Funkeln. Sie ließ ihren Blick zu Maxine schweifen und war erleichtert, das auch in deren Augen der Schalk zu sehen war. Nach kurzer Pause redete Maxine weiter. „Der Protektor hatte den Rat mit viel Mühe und Not davon überzeugt, das die Raumwaffe schneller ausgebaut werden muss und das deshalb zwei Fertigungslinien von Techno nur für die Fertigung unserer Raumkampfboote gebaut werden. Und was machen sie? Sie gehen hin und vernichten mit einem einzigen, beschädigten Boot vier Verbände der Kraken!“ Sie stand auf und salutierte. „Ich bin sehr, sehr stolz auf sie! Und das sage ich nicht nur in meinem Namen, sondern auch im Namen des Protektors! Das ist der Kampfgeist der Raumwaffe, den wir herauf beschwören wollten!“