„Das sind die kleinen Nummer, die auf Ihren Ausweisen stehen“, erklärte der Alte geduldig.

„Maria, wo unsere Ausweise?“, wandte er sich an mich und hob die buschigen Augenbrauen fragend hoch.

„Zu Hause“, erwiderte ich bestürzt. „Du nix gesagt, ich sollen diese mitnehmen! Jetzt nix Ausflug am Meer?“ Ich legte die Hände auf meine Silikonmaske und fing an, bitterlich zu schluchzen: „Pedro, wir fahren wieder heim? Nix feiern Hochzeitstag?“

Der alte Mann schien aufrichtig betroffen zu sein, und ich merkte, wie er sehnsüchtig zu der halbvollen Flasche Whiskey schielte, die auf dem Tisch stand, halbherzig versteckt hinter einem dicken Ordner.

„Ach, wissen Sie was, Mister Gonzales?“, sagte er schließlich. „Heute pfeifen wir auf die Formalitäten, ich drücke einfach ein Auge zu, was soll’ s! Genießen Sie Ihren Hochzeitstag mit Ihrer bezaubernden Gattin!“

Ryan ergriff seine Hand und drückte sie dankbar: „Ich danke Ihnen, danke, senior! Sie ein guter Mann! Maria und ich dreißig Jahre verheiratet und immer begegnen guten Menschen, Gott sei Dank!“

Der Alte schniefte gerührt: „Ich war mit meiner Misses fünfundvierzig Jahre lang verheiratet. Leider hat sie mich vor einem Jahr verlassen, ein Herzversagen…“ Er wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Sie hatte ein viel zu gutes Herz, nicht wahr, Billy?“

„Ja, Grandma war die Beste!“, bestätigte er, immer noch in sein Handy tippend.

„Ein Engel auf Erden!“, sagte sein Großvater. „Aber irgendwie bin ich froh, dass sie dieses Elend nicht miterleben muss, dass würde ihr armes Herz noch mehr brechen. Sie hat ihr ganzes Leben diesem Geschäft gewidmet, und es tut mir weh, zu sehen, wie es immer mehr den Bach runtergeht. Seit diese schlimme Sache passiert ist, kommen kaum noch Kunden.“

„Schlimme Sache? Was Sie meinen, senior?“, fragte Ryan in gespielter Überraschung, und Bill bedachte seinen Großvater mit scharfem Blick.

„Mein Großvater ist leicht senil“, sagte er entschuldigend und sah uns zum ersten Mal direkt an, „er weiß nicht, was er sagt.“ Daraufhin wurde der Alte so wütend, dass ich mich besorgt fragte, ob er seiner Misses gleich ins Jenseits folgen würde. Sein Gesicht lief tief rot an, seine Hände zitterten vor Zorn.

„Du dummer Bengel, was ist nur los mit dir?“, schalt er seinen Enkel aufgebracht und wandte sich wieder an uns: „Ich bin alles andere als senil, sondern einfach nur ehrlich. Auch, wenn es geschäftsschädigend ist. Ich war mein ganzes Leben lang ein ehrlicher Mann und werde es bleiben, bis ich endlich bei meiner Misses bin. Sie würde es nicht gutheißen, wenn ich meine Kunden anlüge, hast du gehört, Billy? Deine Grandma wäre sehr enttäuscht von dir, wenn sie noch hier wäre!“ Billy sah aufrichtig zerknirscht aus, doch dann piepste sein Handy, und er drehte uns wieder den Rücken zu. „Vor ein paar Wochen geschah hier ein Mord“, fuhr der Alte fort. „Eine richtige Sauerei war das, alles voller Blut, richtig, richtig schlimm. Irgendwie bin ich froh, dass die Polizei diese Yacht in Beschlag genommen hat, wenigstens muss ich mich nicht um diese verdammte Sauerei selbst kümmern. Dabei sah es nach einer Geburtstagsfeier unter guten Freunden aus, ich wurde sogar neidisch. Es waren drei Leute, zwei Männer und eine Frau, eine richtige Schönheit. Meinem Billy sind fast die Augen rausgefallen, als er sie gesehen hat. Dabei war sie absolut still, hat keinen Mucks von sich gegeben, ihr Mann hat alles geregelt. Er war um einiges älter als sie, hätte fast ihr Vater sein können. Doch der zweite Mann, der dieses komische Ehepaar begleitete, war ein recht strammer Bursche, jung, groß, gut gebaut… Und da dachte ich mir, wieso nehmen sie ihn mit? Soll es etwa so ein perverses Spielchen werden? Auch mein Billy hat sich darüber Gedanken gemacht, nicht wahr, Billy? Wo bist du überhaupt? Ach ja, er telefoniert mit seiner Freundin. Ist ja auch egal. Jedenfalls kam plötzlich die Polizei und weckte mich auf. Seitdem meine Misses mich verlassen hat, trinke ich gern einen über den Durst. Also, mussten sie lange klingeln, bis ich endlich wach wurde. Dann stellten sie mir alle möglichen Fragen, auf die ich keine Antwort wusste, ich habe doch nur eine meiner Yachten an drei gute Freunde vermietet. Als sie mich dazu zwangen, mitzukommen und mir die Sauerei anzusehen, die dort veranstaltet wurde, habe ich mir gewünscht, bereits bei meiner Misses zu sein. Noch nie zuvor hatte ich so etwas Schlimmes gesehen! Der feine, ältere Herr, der die Yacht offiziell gemietet hatte, war mausetot. Seine Leiche war so schlimm zugerichtet, dass ich immer noch Alpträume davon habe. Zum Glück hat der Junior nichts davon mitbekommen“, sagte er mit einem flüchtigen Blick auf Billy, der genau in diesem Moment wie gebannt auf sein Handy starrte und ein idiotisches Lächeln im Gesicht hatte. „Er schläft noch tiefer als ich. Ich lese schon seit Jahren keine Zeitungen mehr, da steht doch sowieso nur Mist, lauter Dinge, die einem die Laune verderben. Aber Billy meinte, dass die Geschichte richtig bekannt wurde. Seitdem geht hier alles den Bach runter, es traut sich kaum noch jemand hierher. Sie sind meine ersten Kunden seit fünf Tagen.“ Nun fixierte er die Whiskeyflasche so sehnsüchtig mit seinem Blick, dass ich ihn nicht mehr leiden lassen wollte.

„Pedro, wir lieber gehen jetzt, wo das Wetter noch schön!“, sagte ich, und „Pedro“ tätschelte meine Wange.

„Wie lange möchten Sie auf der Yacht bleiben?“, fragte der Alte.

„Nur paar Stunden, morgen wieder Arbeit, senior“, antwortete Ryan, und der Greis seufzte enttäuscht. Daraufhin zog „Pedro“ seinen Geldbeutel aus der Tasche seiner billigen Jacke heraus und warf großkotzig und voller Stolz mehrere Geldscheine auf den Tisch. „Sie ein guter, anständiger Mann, senior, deswegen ich zahle für ganze Tag!“

„Ein Mann, ein Wort!“, strahlte der Alte über das ganze Gesicht. „Ein Mann von Ehre! Hast du gehört, Billy? Mister Gonzales zahlt für den ganzen Tag, obwohl er die Yacht nur für ein paar Stunden mieten will, ist es nicht fein von ihm?“ Derweil stand Billy am Fenster und machte ein Foto von sich mit seinem Handy. Anscheinend waren seine neue Flamme und er des Schreibens überdrüssig geworden und gingen zum Visuellen über. Seinem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass seine Angebetete ihm ein besonders ansprechendes Bild von sich geschickt hatte. Als wir gingen, hielt der Alte die Whiskeyflasche bereits in der Hand.

„Seien Sie vorsichtig, Mrs. und Mister Gonzales!“, rief er uns hinterher, „ich wünsche Ihnen einen schönen Hochzeitstag!“

„Ich auch“, sagte Billy abwesend und salutierte in unsere Richtung.

Endlich befanden wir uns auf der Yacht. Zwar nicht auf der Yacht, aber sie sah genauso aus wie die. Und verfügte über die gleiche Innenausstattung. Ich wischte meine Hände erneut an meiner schlabberigen Hose ab, während ich am ganzen Körper zitterte, als hätte ich Fieber. Ich hatte tatsächlich welches, stellte Ryan fest, als er seine Hand prüfend auf meine glühende Stirn legte. Er schien auf alles vorbereitet zu sein, denn er forderte eine Aspirin Tablette aus seinem Rucksack heraus und hielt sie mir zusammen mit einer vollen Flasche Wasser entgegen, die er vorher fürsorglich für mich öffnete. Ich schluckte die Tablette und trank fast die halbe Flasche aus. Als er den leichten Anflug von Panik in meinem Blick sah, beeilte er sich, mich zu beruhigen: „Wir haben genug Wasser, Holly, Liebling. Mein armer Schatz.“ Danach tat er sein Bestes, um die angespannte Stimmung aufzulockern: „Maria, amor, zeig deine Mann, dass du ihn nach dreißig Jahre Ehe noch liebst!“ Doch ich ging nicht darauf ein, und er schmollte enttäuscht: „Mensch, Holly, was bist du nur für ein Spielverderber! Wir wollten doch gemeinsam herausfinden, wie dicke Leute es miteinander treiben.“ Als ich immer noch schwieg, musterte er mich intensiv. „Du hast dich an etwas erinnert, nicht wahr?“

Ich nickte nur und trank den Rest der Flasche aus, bevor ich meine eigene Stimme hörte, die sich von mir distanziert zu haben schien. Wie die Stimme einer Toten, die ich vermutlich auch war. Eine tote Seele in einem noch lebenden Körper, wie lange noch? „Ich erinnere mich an diese Yacht“, sagte die Stimme teilnahmslos und monoton. „Ich erinnere mich auch an den alten Mann und seinen Enkel, Bill oder Billy, wie sein Großvater ihn nennt.“

„Ist es dein Ernst, Holly?“, fragte Ryan aufgeregt. „An was erinnerst du dich noch?“

„An gar nichts“, erwiderte ich traurig. Ich plumpste schwerfällig auf den Boden und gab mich dem Rhythmus der Wellen hin. „Ich mag es, wie der Boden unter uns wackelt“, sagte ich voller eigenartiger Wehmut, die ich nicht in Worte fassen konnte.

„Was empfindest du dabei?“, erkundigte sich Doktor Boyle, der Psychologe, der polizeiliche Gutachter, der sich kürzlich auf die Seite des Feindes geschlagen hatte. Auf die Seite einer eiskalten Mörderin, die einen Mann gefoltert und ihn anschließend getötet hatte. Ihn auf eine unaussprechliche Weise verunstaltet, sein Gesicht mit mehreren Messerstichen zerschnitten, ihm die Augen ausgestochen und ihn langsam verbluten ließ. Bevor sie ihm die Genitalien abschnitt und sie in seinen Mund steckte. Die Gerichtsmediziner hatten festgestellt, dass er zu dem Zeitpunkt noch lebte und das Ganze mitbekommen hatte. Er wusste, was ihm angetan wurde, während er einen unglaublich qualvollen Tod erlitt. Wieso verteidigte er dieses Monster? Weil es sich dabei um eine zarte, wunderschöne Frau handelte, die ihm so perfekt einen blies wie noch keine Frau zuvor? Oder weil er von ihrer Unschuld so felsenfest überzeugt war, wie er es behauptete?

„Ich empfinde eine tiefe Trauer“, sagte ich schließlich und weinte bitterlich. „Eine Trauer um den armen Mann, der brutal ermordet wurde, um den anderen Mann, der ertrank und um die Frau, die diese Tragödie überlebte, ohne zu ahnen, was sich tatsächlich abgespielt hatte… Um mich. Aber auch um den alten Mann, dessen Geschäft dank dieses Vorkommnisses den Bach heruntergeht. Und um seine verstorbene Ehefrau, die ihn mit dem ganzen Elend allein ließ. Um seinen Enkelsohn Billy, der nun kein florierendes Unternehmen erben wird. Ich bin traurig, weil ich nicht weiß, wer ich bin und weil die Welt, in der ich gefangen bin, einfach nur schlecht ist, Ryan! Die Welt ist schlecht, und der Gott, zu dem ich bete, will mich einfach nicht erhören! Womöglich hat er mich schon längst von seiner Liste gestrichen, weil ich böse bin. Ein Monster, ein Ungeheuer, das sich hinter dem Aussehen einer jungen, hübschen Frau versteckt, darauf lauernd, im richtigen Moment zuzugreifen und Leben zu zerstören, so viele Leben, wie es nur erwischen kann. Wieso hast du keine Angst vor mir, Ryan? Ich habe doch selbst Angst vor mir!“

Ryan sah mich nachdenklich an und verkündete: „Ich werde dir ein leichtes Antidepressivum verabreichen, Holly. Das hätte ich schon längst tun sollen, mein Fehler. Es wird dir bald besser gehen, Schatz, versuch, dich zu beruhigen und unseren Ausflug zu genießen. Sieh dir nur das Meer an, wie schön es in dem Sonnenlicht schimmert. Ich tat wie mir geheißen und spürte, dass ich plötzlich lächelte.

„So ist es brav, mein Mädchen“, lobte mich Ryan, doch noch bevor er den Satz zu Ende sprach, hielt ich mir die Ohren zu und schrie so laut, dass mein Hals mir dabei wehtat.

„Nenn mich nie wieder so, du Scheißkerl! Ich bin nicht dein Mädchen! Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich! Verrecken sollt du!“ Danach sank ich auf die Knie und hielt meinen Kopf schützend zwischen meinen zitternden Händen, bevor ich voller Reue flüsterte: „Es tut mir leid, Gebieter! Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, bitte, bitte, verzeih mir, bitte, bestraf mich nicht! Ich tue alles, was du von mir verlangst. Alles, was du willst. Alles. Ich bin dein liebes Mädchen, bitte hab mich lieb!“

Ryan starrte mich schweigend an, seine Augen vor Schock geweitet. Danach ging er so vorsichtig auf mich zu, als wäre ich eine Porzellanvase, die bei jeder plötzlichen Bewegung in tausend Scherben zerbrechen könnte. „Holly. Sieh mich an! Ich bin es, Ryan! Ich habe mich für dich als Pedro verkleidet, erinnerst du dich?“, lächelte er mich an. „Nun komm, steh wieder auf.“ Doch ich bewegte mich nicht von der Stelle, ich wollte am liebsten für immer auf dem Boden liegen bleiben, bis sich mein Körper in Staub auflöst. Schließlich legte sich Ryan neben mich, umarmte mich fest und sagte kein Wort. So lagen wir eine ganze Weile da, bis ich aus meiner Starre erwachte.

„Ich will mich nicht erinnern“, flüsterte ich, drehte mich um und sah Ryan eindringlich in die Augen. „Können wir es nicht einfach dabei belassen, Ryan? Wir machen einfach weiter wie bisher, du gehst deinem gewohnten Leben nach und besuchst mich hin und wieder. Ich bleibe für immer in deinem Waldhäuschen, halte es für dich sauber und koche für dich, wenn du kommst. Ich bin einfach nur deine Holly, ein armes Ding ohne Namen, ohne Vergangenheit. Wer braucht schon eine Vergangenheit? Ich nicht!“

„Aber du hast eine“, widersprach er mir leise. „Du hast bestimmt auch Schönes erlebt, etwas, woran es sich zu erinnern lohnt. Aber für heute ist es genug. Lass uns nach Hause fahren, Schatz!“

Nach Hause fahren, Schatz, lass uns nach Hause fahren, nach Hause, nach Hause fahren, Schatz, lass uns nach Hause fahren, Schatz“, hallte es in meinem Kopf, immer und immer wieder, beruhigend und beschwörend wie ein Mantra. Während der ganzen Rückfahrt wiederholte ich diese Worte stumm, um keine anderen Gedanken zuzulassen und schlief dabei ein. Ryan musste mich ins Haus getragen haben, denn, als ich aufwachte, lag ich in seinem Bett, er hatte mir die Maske und die Perücke abgenommen und mir die Schuhe ausgezogen. Meine Klamotten ließ er an, anscheinend wollte er mich nicht wecken. Ich fühlte mich eigenartig ruhig und auf eine angenehme Weise gleichgültig, wie in Watte gepackt. Ryan kam hinein und legte mir eine kühle Kompresse auf die Stirn. Er sah wieder aus wie Ryan, aus seinen Augen sprachen Liebe und Besorgnis. „Du hast immer noch Fieber, Liebes“, sagte er und nahm mir eine Haarsträhne vorsichtig aus dem Gesicht, bevor er mich zart auf die Lippen küsste. „Ich habe dir ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht.“

Plötzlich verspürte ich ein heftiges Unbehagen bei dem Gedanken, ihm voll und ganz ausgeliefert zu sein. Dieser Gedanke kam mir zum ersten Mal, und ich verzog unwillkürlich die Lippen, was Ryan nicht entgangen war. „Es ist nur zu deinem Besten, Liebling!“ Mein Unbehagen wurde stärker, auf einmal war es mir unmöglich, weiterhin passiv liegen zu bleiben. Ich musste Ryan unbedingt zeigen, dass ich stark war und einen eigenen Willen besaß, den er mir nicht nehmen konnte, und es wunderte mich, dass ich plötzlich dermaßen feindliche Gefühle für ihn hegte.

„Ich will nicht, dass du mir irgendetwas verabreichst, während ich schlafe!“, sagte ich mit einer festen Stimme, in die ich meine ganze Feindseligkeit legte. Ryan zuckte zusammen, als hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst und sah mich gekränkt an.

„Aber Holly…“

„Es gibt kein aber!“, schalt ich ihn streng, „nie wieder, hast du mich verstanden? Und jetzt will ich mich frisch machen und umziehen. Allein!“

Er entfernte sich mit langsamen Schritten aus dem Schlafzimmer. Erst als er die Tür hinter sich schloss, zwang ich mich dazu, aufzustehen und mich auszuziehen, bevor ich ins Bad torkelte. Mir war schwindelig, sodass ich mich immer wieder an der Wand abstützen musste. Wie viel von diesem Beruhigungsmittel hat er mir verpasst, dachte ich erbost, ich bin doch kein Pferd! Ich ließ eiskaltes Wasser über meinen Körper laufen, bis ich etwas wacher wurde, dabei trank ich immer wieder gierig aus dem Duschkopf. Die dünnen Wasserstrahlen kitzelten angenehm meine Zunge. Danach machte ich das Wasser wärmer, seifte meinen Körper ein und wusch mich ausgiebig. Als ich vor dem Spiegel meine Haare kämmte, verbesserte sich meine Laune zusehends, wie immer, wenn ich mein Spiegelbild sah. Ich lächelte es an und sagte laut: „Es wird alles wieder gut!“ Ich konzentrierte mich auf meine Augen und wiederholte diesen Satz so lange, bis ich schließlich daran glaubte. Ryan saß auf der Couch im Wohnzimmer und zappte gedankenverloren durch die Kanäle, als er mich sah, schaltete er den Fernseher sofort aus. Ich hatte nur seinen Bademantel an, darunter trug ich nichts. Ich ging barfuß langsam auf ihn zu und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln, das er zögernd erwiderte. Ohne ein Wort zu sagen, kniete ich mich vor ihm und machte mich daran, den Reißverschluss seiner Hose aufzuknöpfen. Ich spürte, wie er sofort hart wurde, zog seine Hose und seine Boxershorts herunter, nahm seine pralle, pulsierende Männlichkeit in den Mund, ohne sie mit den Händen zu berühren und saugte heftig daran. Er stöhnte laut auf und vergrub seine Hände in meinen feuchten Haaren. Ich machte weiter, rhythmisch und schnörkellos, bis die ersten Tropfen herauskamen. Danach zog ich ihn an der Hand hoch, immer noch schweigend. Er folgte mir brav ins Schlafzimmer und ließ sich von mir aufs Bett schubsen. Ich setzte mich auf ihn drauf, nahm ihn gierig in mir auf (vorher hatte ich mich ausgiebig mit der Gleitcreme eingerieben, sodass er sofort mühelos in mich hineinschlüpfte) und ritt ihn so lange, bis er sich in einem heftigen Orgasmus in mich hinein ergoss. Er rief immer wieder meinen Namen, weinte und beteuerte immer wieder, wie sehr er mich liebte, mich brauchte. Mich vergötterte. Als es vorbei war, legte ich mich neben ihn und massierte ganz zart sein erschlafftes Glied. Es entfuhr ihm ein eigenartig helles Geräusch, etwas zwischen Lachen und Schluchzen, bevor er erneut heftig erbebte. „Es tut mir leid, Ryan“, flüsterte ich und küsste ihn auf den Mund.

„Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst, Liebling“, sagte er ernst, bevor er meinen Kuss erwiderte, so zärtlich und intensiv, dass mir der Atem stockte. „Ich kann nicht mehr ohne dich leben“, stellte er fest und klang dabei so hilflos, dass ich mich plötzlich stark und machtvoll fühlte. Von wegen, armes Ding ohne Namen, dachte ich zufrieden, als ich neben ihm einschlief.