19
Morn fühlte sich beim Erwachen, als läge sie im Sterben.
Der Übergang des Aufwachens beförderte sie aus dem Nichts in eine Verfassung eklatanter Krankheit und Hinfälligkeit, nachgerade tödlicher Schwäche und des an Siechtum grenzenden Unwohlseins. In der Dunkelheit existierte nichts außer ihrem Z-Implantat und dem unbewußten Tohuwabohu ihrer Träume. Doch während sie langsam in den Wachzustand zurückkehrte, befielen Gebrechlichkeit und Verzweiflung sie so grausam, als hätte sie es das erste Mal damit zu tun. Sie litt fürchterlichen Durst, war von Hunger ausgezehrt – und gleichzeitig zu groggy, vom Schlaf noch zu umnachtet, als daß sie begriffen hätte, was diese Empfindungen bedeuteten. Das Zusichkommen, eine Unterbrechung der aufgezwungenen neuralen Ordnung von Hirn und Körper, bereitete ihr Beschwerden. Ihre Glieder und Gelenke schmerzten infolge brutaler Belastung. Ihre Haut fühlte sich klamm an, als ob sie in Blut schwämme. Und sie stank; ein eigentümliches Odeur, ekelhaft und süßlich, ging von ihr aus, erinnerte sie an Angus und Leichen.
Sie hätte das Sterben gerne vollendet. Sie wollte es hinter sich bringen.
»Na los, nun raff dich schon auf«, drängte Nick, als machte er sich um sie Sorgen. »Ich habe das Gerät abgeschaltet. Es soll keinerlei permanente Wirkung haben. Du hast auch nie erwähnt, daß du durch das Ding dauerhaft gelähmt werden könntest. So kommst du mir nicht davon.«
Natürlich. Er dachte, sie läge in katatonischer Besinnungslosigkeit, nicht in einer Verfassung vollständiger Zerschlagenheit nach abgrundtiefem Schlummer. Sobald er das schwarze Kästchen abschaltete, hatte er einen Unterschied zu sehen erwartet.
Nicht einmal jetzt, da sie die Gelegenheit zum Verrecken hatte, konnte sie sich das Risiko erlauben, daß er die Wahrheit erriet.
Unendlich mühsam öffnete sie die Augen.
»So ist’s besser«, bemerkte Nick.
Morn konnte ihre Umgebung nur undeutlich erkennen. Ihre Augen waren zu trocken, zu wund. Aber Zwinkern half nicht. Ihre Lider rieben die Augen wie Schmirgelpapier. Die Beschwerden in ihrem Hals – oder der Gestank – verursachten ihr Brechreiz. Sie sperrte weit den Mund auf, war aber sogar zum Würgen zu schwach, zu ausgehöhlt.
»Du stinkst«, sagte Nick; wie Angus. Genau wie Angus.
Er hatte ihr Zonenimplantat-Kontrollgerät.
Ein leises Wimmern, das ein Aufheulen hätte sein müssen, entrang sich Morns rauher Kehle.
»Du bist zu lange ohne Bewußtsein gewesen. Wahrscheinlich hast du Hunger und Durst, aber was du als erstes brauchst, ist ’ne Dusche. Du riechst, als hättest du fünf Kilo Scheiße in der Montur. Komm, ich helf dir beim Aufstehen.«
Morn merkte, wie er die Anti-G-Gurte aufschnallte, sie sich lockerten. Dann zog er sie an den Armen in die Höhe.
Die Aufwärtsbewegung hätte sie vielleicht genügend strapaziert, um ihr das Lebenslicht auszublasen, wäre sie noch hinlänglich bei Kräften gewesen, um die ganze Gewalt des Rucks zu spüren. Doch zum Glück half Nick ihr in mehr als einer Hinsicht. Sein Zupacken stellte sie auf die Beine; und als er ›Dusche‹ sagte, dachte sie unwillkürlich an Wasser. Trotz ihrer Entkräftung trieb die Gier nach Wasser sie vorwärts. Am verschwommenen Fleck seines Gesichts und an den Schemen der Wände vorbei taumelte sie in Richtung Hygienezelle.
Ohne Morn anzurühren zerrte Nick die Verschlüsse ihrer Bordmontur auf; er stieß sie in die Duschkabine und schaltete die Sprühdüsen an.
Wasser.
Sie riß den Mund auf, schluckte soviel sie konnte. Die Wasserstrahlen flößten ihr neues Leben ein. Das Wasser befeuchtete ihre Augen, rann ihr durch die Kehle; ihr Körper schien es aufzusaugen, ehe es den Magen erreichte. Schon nach einem Moment hatte ihre Bordmontur soviel Nässe aufgesaugt, daß das Gewicht ihr das Kleidungsstück von den Schultern zog. Die verschmuddelte, übelriechende Montur rutschte ihr hinab auf die Stiefel. Wasser strömte durch Morn und hinaus; es wusch ihr Fleisch und die Nerven. Binnen kurzer Zeit hatte es sie soweit wiederhergestellt, daß sie begriff, falls sie zuviel trank, bekäme es ihr möglicherweise schlecht.
Nick war zurückgekehrt. Er hatte das Zonenimplantat-Kontrollgerät abgeschaltet und geglaubt, sie dadurch aus einer Katatonie zu wecken.
Die Käptens Liebchen mußte mittlerweile das Bremsmanöver beendigt haben. Sie hätte niemals so lange geschlafen, um dermaßen hungrig und durstig zu werden, sich derartig zu verdrecken, hätte das Raumschiff nicht die Abbremsphase beendet.
Oder etwas anderes hatte sich ereignet.
Sie mußte wach bleiben. Sie benötigte Essen und Stärkung.
»Penn mir da drin nicht ein«, hörte sie Nicks Stimme durch die Duschstrahlen. »Ich habe keine Lust, hier ewig zu warten.«
Seine Stimme klang keineswegs nach Ungeduld.
Morn lehnte sich an die Wand, bückte sich und warf die Stiefel ab, streifte die Bordmontur von den Füßen. Sie bebte, während ihr Körper sich umgewöhnte, von wiederholtem Schaudern, als hätte sie Schüttelfrost: Sie erhöhte die Wassertemperatur, um sie zu vertreiben.
Das Summen einer Automatik warnte sie: Der Abfluß der Duschkabine war verstopft. Um ihn freizumachen, schob sie die durchnäßte Bordmontur beiseite. Morn hätte sich gerne die Haare gewaschen, sich gründlich eingeseift und abgebürstet; aber Nick wartete auf sie, und sie hatte keine Ahnung, warum eigentlich. Obwohl sie kaum erst wieder stehen konnte, drehte sie das Wasser ab und stieg aus der Duschkabine.
Eine saubere Bordmontur lag bereit. Nick mußte sie für sie aus dem Wandschrank geholt haben.
Weshalb tat er das alles?
Schwächlich trocknete sich Morn, kleidete sich neu an und kehrte in den Hauptraum der Kabine zurück, um sich dem zu stellen, was als nächstes drohte.
Sie traf Nick in einer Laune an, die an das sture Gleichmaß eines Geisteskranken erinnerte.
Sein Blick fiel auf sie, huschte fort, glitt durch die Kabine; erfaßte erneut ihre Gestalt, ihre Gesichtszüge. Andeutungen der Leidenschaft durchglommen seine Narben. In Abständen zuckte in seiner Wange ein Muskel, hob die Lippen von den Zähnen. Und doch vermittelte seine Haltung, die Weise, wie er die Arme hielt, ja sogar der Winkel seines Nackens im Verhältnis zum Körper, einen Eindruck, als befände er sich in einer Stimmung tiefer Gemütsruhe, wäre er in einem Maß mit sich selbst im reinen, wie sie es bei ihm noch nie beobachtet hatte.
Als hätte er einen vollständigen Sieg errungen – oder sich mit einer vollkommenen Niederlage abgefunden.
»So ist’s besser«, sagte er, während sie ihn musterte, zu erkennen versuchte, wie es momentan zwischen ihnen stand. »Und nun solltest du was essen.«
Mit einem knappen, gelassenen Nicken wies er auf ein neben ihm abgestelltes Tablett.
»Setz dich«, fügte er hinzu. »Iß. Ich will dir erzählen, was inzwischen geschehen ist.«
Warum tust du das?
Morn konnte sich nicht ausmalen, welche Absichten er verfolgte. Dennoch hatte er recht: Sie mußte Nahrung zu sich nehmen. Der Duft des Kaffees und des Haferschleims à la Käptens Liebchen lockten sie unwiderstehlich an. Wenigstens fürs erste hatte sie die Quälerei des Entzugs durchgestanden; diese Erleichterung jedoch machte sie nur um so hungriger. Wie eine Verurteilte, die ihre Henkersmahlzeit in Gegenwart des Scharfrichters verzehren mußte, hockte Morn sich hin, um zu essen.
Nick stand dabei, während sie den Haferschleim probierte, Kaffee schlürfte.
»Wahrscheinlich hast du dir schon gedacht, daß das Bremsmanöver abgeschlossen ist«, sagte Nick plötzlich. »Wärst du die Art von Weib, die in ihre Bordmontur kackt, hättest du vermutlich früher damit angefangen.« Seine Stimme entsprach seinem Betragen: Sie klang ruhig, geradezu friedlich, jedoch durchsetzt mit andeutungsweiser Leidenschaftlichkeit, die an ferne Blitze erinnerte. »Der Kassierer hat’s gerne, wenn Raumschiffe Thanatos Minor langsam anfliegen, also richten wir uns danach. Bei dieser Geschwindigkeit legen wir voraussichtlich in ungefähr vierundzwanzig Stunden dort an. Ein so starker Gegenschub ist für uns alle ’ne Schinderei gewesen. Als wir die Stiller Horizont abgehängt hatten, war’s auch mit unserer Chance vorbei, langsam abzubremsen. Um mich mit dir zu beschäftigen, blieb mir keine Zeit, bis wir auf Einfluggeschwindigkeit heruntergegangen waren und dem Kassierer unsere ›Beglaubigung‹ durchgegeben hatten. Ich meine Identität, Absichten und Kreditguthaben. Er ist ohne weiteres dazu fähig, die Amnion zu rufen, sollte er sich zu sehr bedroht fühlen, aber er hat, davon abgesehen, reichlich sonstige Möglichkeiten, um sich zu verteidigen.«
Morn konnte die sonderbare Unstetheit seines Blicks nicht verkraften. Sie konzentrierte sich, während er redete, aufs Essen. Der Haferschleim war großzügig gesüßt worden. Zwar brauchte sie dringend Kalorien, aber sie aß gemächlich, um ihrer geschwächten Verdauung nicht zuviel zuzumuten.
»Er hat nämlich den beschissenen Felsklotz zu ’ner wahren Festung ausgebaut. Und es sind immer auch noch andere Raumschiffe da. Außer denen des Kassierers, will ich sagen. Jeder der mit ihm Geschäfte macht, kämpft auch für ihn. Darauf besteht er, aber die Kapitäne täten’s sowieso. Illegale der Sorte sind viel zu stark auf ihn angewiesen, als daß sie sich’s leisten könnten, es nicht zu tun. Du bist noch nie auf Thanatos Minor gewesen. Du wirst überrascht sein. Dort existiert praktisch eine Miniaturzivilisation. Der Kassierer hat dort bestimmt um die fünftausend Leute, die alle für ihn arbeiten.«
»Für die Amnion«, murmelte Morn in ihren Kaffeebecher.
»Nein.« Nick widersprach nicht auf verärgerte, sondern belustigte Weise. »Sie verdienen sich bloß, was die Amnion zu zahlen bereit sind. Kriegsgewinnlerei ist ein altehrwürdiges Gewerbe. Es ist nicht ihre Schuld, daß nur eine Kriegspartei zahlt. Genausowenig ist’s ihre Schuld, daß es bei den Amnion keine Illegalen gibt, die die gleiche Art von Geschäften mit dem Human-Kosmos abwickeln. Morn, ich möchte mit dir bumsen.« Er sprach weiter, als ginge es noch um dasselbe Thema. »Ohne Z-Implantat, ohne alle Lügen. Ich will, daß du mir zeigst, was du kannst, wenn du nicht schummelst.«
Ein derartiger Schreck durchfuhr Morn, daß ihr der Löffel entfiel. Er klapperte so laut, als zerbräche er, auf den Fußboden.
»Wenn du mich glauben machen kannst, daß du mich wirklich begehrst«, erklärte Nick, »laß ich dich in Frieden.«
Das war es also. Für einen Moment stand Morn abermals kurz vor dem Weinen.
Dann schlug ihre Betroffenheit in Wut um.
»In diesem Fall«, antwortete sie, indem sie den Kopf hob, so daß er den Ausdruck der Unnachgiebigkeit in ihren Augen sehen konnte, »solltest du mich wohl besser gleich ›abschalten‹. Oder bring mich um. Schon bei dem Gedanken, dich anzufassen, wird mir speiübel.«
Aus irgendeinem Grund beeinträchtigte ihre Vehemenz seine Gelassenheit nicht. Flüchtig erwiderte er ihren Blick, ehe er wieder wegschaute; erneut sah er sie an, wandte abermals den Blick zur Seite. Seine Wangen zuckten, Ansätze zum Blutstau zeigten sich in seinen fahlen Narben. Trotzdem behielt er die äußere Contenance bei. Sein Lächeln wirkte sanftmütig, fast als hätte er die Bereitschaft zum Verzeihen. Triumph oder Niederlage hatte es ihm gestattet, seine Zweifel zu überwinden.
»Dann mach ich dir einen anderen Vorschlag«, sagte er friedfertig. »Wenn du dich mir mit ganzem Herzen hingibst – bloß einmal, damit ich weiß, wie’s ist –, laß ich dich mit deinem Balg reden. Ach was, ich erlaube dir sogar, dich mit ihm zusammenzusetzen. Du darfst den gesamten restlichen Tag damit zubringen, sein Händchen zu halten.«
Davies! dachte Morn mit einer Aufwallung angestauten Kummers und Grams. Eine Gelegenheit, um mit ihm zu sprechen, bei ihm zu sein; die Aussicht, zu tun, was sie konnte, um abzuwenden, daß er verrückt wurde; eine Chance, das Erbe ihres Vaters zu wahren.
»Ich glaube, ich habe dich unterschätzt«, sagte sie Nick ins Gesicht. »Allmählich steht Angus Thermopyle« – mit einem Mal fiel es ihr leicht, den Namen zu nennen – »im Vergleich mit dir ziemlich positiv da.«
Für eine Sekunde entstellte ein Zucken seiner Wange sein Lächeln in ein Zähnefletschen. Aber er blieb ruhig.
»Vermutlich hast du mich unterschätzt«, entgegnete er, als wäre das die freundlichste Bemerkung, die er je zu Morn gemacht hatte. Mit bedächtiger, lässiger Gebärde entnahm er seiner Tasche das schwarze Schaltkästchen. »Oh, keine Bange«, sagte er, als er ihre Bestürzung sah. »Ich habe nicht vor, es zu benutzen. Mir liegt nichts daran, dich in ’n Nullwellenhirnchen zu verwandeln. Und ich zwinge dich nicht, dich von mir ficken zu lassen. Ich bin noch nie so wild auf eine Frau gewesen, um so was nötig zu haben. Es dient mir nur« – er winkte mit dem Kontrollgerät – »zur Vorsicht. Da ich jetzt darüber Bescheid weiß, wie du über mich denkst – wie sehr du mich haßt –, will ich die Sicherheit haben, daß ich mich vor dir schützen kann.« Sein unbefangenes Schmunzeln drückte keinerlei Drohung aus.
Ohne die Füße zu bewegen, streckte er den Arm aus und aktivierte den Interkom-Apparat. »Mikka?«
»Hier«, drang Mikkas Stimme aus dem Lautsprecher.
»Schalte Morn ’ne private Verbindung zu unserem zweiten Gast«, ordnete er mit Untertönen der Bosheit in der Stimme an. »Die beiden müssen sich mal aussprechen. Morn ist seinetwegen in Sorge. Und der bedauernswerte Hurensohn sorgt sich wahrscheinlich auch selbst um sich.«
»Wird erledigt«, antwortete Mikka.
Als Nick die Hand vom Interkom-Apparat nahm, zeigte ein Lämpchen an, daß er eingeschaltet blieb.
Geruhsam schlenderte er zur Koje. Er setzte sich, schob sich das Kissen in den Rücken und legte die Beine hoch. Er rückte sich so bequem zurecht, als wollte er ein Nickerchen halten. Er belächelte Morns Staunen, deutete mit der Hand auf den Interkom-Apparat.
Schon mit dem Räuspern hatte Morn Mühe. Kaffee, Nahrung und Wasser waren zuwenig; sie war ungenügend vorbereitet. »Wo ist der Haken?« fragte sie und schluckte krampfhaft.
»Hättest du nicht eine so ausgeprägte Neigung, mich zu unterschätzen«, gab er selbstzufrieden zur Antwort, »würde ich sagen, du bist’s. Aber unter den gegenwärtigen Umständen kannst du’s dir gar nicht leisten, dich mit solchen Fragen zu befassen.«
Er wies noch einmal auf den Interkom-Apparat, drängte sie regelrecht zur Benutzung.
»Morn?« fragte Davies ängstlich. »Bist du da? Was ist los? Läßt er dich mit mir reden?«
Vor Furcht beinahe bewegungsunfähig, nahm Morn neben dem Apparat Platz. Sie konnte nicht sprechen; sie vermochte nicht einmal noch zu denken. Am liebsten hätte sie sich auf ihn gestürzt, ihn zu töten versucht; nicht weil sie die Überzeugung hegte, sie könnte damit Erfolg haben, sondern weil, wenn er sich wehrte, all ihre Verzweiflung und all ihr Schrecken ein Ende fänden.
»Davies«, sagte Nick mit jetzt lauterer Stimme, »hier ist Nick. Morn ist bei mir, wir sind in ihrer Kabine. Ich hab ihr erlaubt, sich mit dir zu verständigen. Es ist ’ne private Verbindung. Außer mir kann niemand zuhören. Aber ich habe den Eindruck, sie traut mir nicht übern Weg. Vielleicht gelingt’s dir, sie zur Vernunft zu bringen.«
Davies…
»Morn, vertrau ihm nicht«, sagte Davies unverzüglich. »Er hat bestimmt was vor.« Sein Vater war es, der jetzt aus ihm sprach. »Vielleicht muß er irgend etwas rauskriegen, irgendwas, wovon er hoffte, daß du’s mir erzählst. Sag nichts, wenn du nicht sicher bist, es kann kein Unheil anrichten.«
Seine Stimme klang nach Gewißheit, der Art von Sicherheit, die Kinder bei ihren Urteilen auszeichnet. Aber gleichzeitig war er so einsam und verlassen, wie es gleichfalls nur ein Kind sein konnte. »Morn, geht’s dir gut?« erkundigte er sich, als wäre es ihm unmöglich, sich die Frage zu verkneifen. »Du bist alles, was ich habe. Paß auf, daß dir nichts passiert.«
Ach, mein Junge. Es passiert längst. Merkst du es denn nicht? Ich kann dir nur noch nicht sagen, was eigentlich.
Nick grinste ununterbrochen. »Hast du während des Bremsmanövers irgendwie Schwierigkeiten gehabt? Ich weiß nicht, ob Liete daran gedacht hat, dich zu warnen. Du könntest ganz schön durchgestoßen worden sein.«
»Niemand hat mich gewarnt«, antwortete Davies schroff. »Wahrscheinlich hast du ihr befohlen, es nicht zu tun. Flog ich gegen ’n Schott und bräche mir den Schädel, würde das für dich ja ’ne Menge Probleme lösen. Aber als die Bordschwerkraft verschwand, habe ich mir schon gedacht, daß irgendwas bevorstehen muß.«
»Um so besser für dich.« Nichts brachte Nick aus dem Gleichmut. »Wie steht’s inzwischen um deine Erinnerungen?« fragte er freundlich. In seinen Narben leuchteten blutrote Anzeichen einer Bösartigkeit auf, von der man seiner Stimme nichts anhörte. »Hast du deine Gedächtnislücken ’n bißchen auffüllen können? Entsinnst du dich jetzt allmählich an deinen Vater?«
»Nick Succorso« – Davies’ Heftigkeit rief im Lautsprecher Knacken und Knistern hervor –, »du bist nichts als ein Stück Dreck. Du bist ein Illegaler, und alles, was du anfängst, stinkt nach Dreck. Wenn du mir Fragen stellen willst, dann komm persönlich zu mir. Du solltest die Gelegenheit nicht versäumen.« Was aus ihm redete, war das Bewußtsein eines Erwachsenen im Körper eines Jugendlichen. »Trau dich wie ein Mann«, schnauzte er erbittert.
»Nicht«, raunte Morn; viel zu leise, als daß es ihrem Sohn möglich gewesen wäre, sie zu hören. »Provozier ihn nicht. Gib ihm keinen Vorwand. Er sucht nur einen Vorwand.«
Es zuckte in Nicks Wange. »Das ist nicht dein Ernst, Davies. Du bildest dir ein, ’s wäre dein Ernst, aber es ist nicht so. Du bist allein. Du hast einen Geist, den du nicht begreifst, und einen Körper, der nicht zu deinem Geist paßt. Du mußt wissen, wer du bist. Woher du stammst. Woraus du geschaffen bist. Das heißt, du mußt deinen Vater kennen. Wahrscheinlich hast du mehr von deiner Mutter an dir, als du gebrauchen kannst, aber natürlich bist du auch der Sohn deines Vaters. Deshalb mußt du über Angus Thermogeil Klarheit haben. Ich kann dir über ihn vieles erzählen. In den letzten Tagen hab ich selbst ’ne Masse über ihn erfahren.«
»Hör auf!« zischte Morn ihm zu. »Halt den Mund!«
»Hast du gewußt, daß er ein Illegaler ist, und zwar einer der übelsten? Sicher hast du’s. Daran erinnerst du dich wohl. Er ist ein Pirat, ein Schlächter und obendrein ein feiger, kleiner Dieb. Er schmort jetzt wegen Entwendens von Stationsvorräten auf Lebenszeit im Knast der KombiMontan-Station. Er wäre zum Tode verurteilt worden, hätte man ihm genug Verbrechen nachweisen können. Bei einem solchen Vater hast du von deiner Mutter vielleicht gar keine so gute Meinung. Schließlich ist sie Polizistin. Sie hat die Aufgabe, Kerle wie Kaptein Thermogeil einzusperren oder abzuknallen, und nicht, sich von ihnen ficken zu lassen, bis sie schwanger wird. Es ist aber nicht so gewesen. Deine Mutter hat erst mit Illegalen zu bumsen angefangen, als sie mich kennenlernte. Davor war sie ein echt unschuldiges Seelchen. Weißt du, Kaptein Thermogeil hat ihr ein Zonenimplantat eingepflanzt. Ich wette, du entsinnst dich, was das ist. Nachdem sie die Havarie der Stellar Regent ausgelöst hatte, ist sie von ihm aus dem Wrack geborgen worden. Aber weil sie Polizistin ist, konnte er zu ihr kein Vertrauen haben. Also hat er ihr, um sie unter der Knute zu behalten, ein Z-Implantat eingesetzt. Danach hat er sie geschwängert. Das Ganze ist eine jämmerliche Geschichte, Davies. Sie ist von ihm aufgegeilt worden, bis sie mit ’m Vakuum-Saugschlauch zu bumsen bereit gewesen wäre, und dann hat er sie dumm und dämlich gerammelt. Wochenlang hat er sie dazu gebracht, alles zu tun, was er sich je von einer Frau erträumt hatte. So jemand ist dein Vater, Davies. Das ist die Sorte Mensch, die du bist.«
»Morn?« fragte Davies, als flehte er sie um etwas an. »Morn?«
Morn fuhr hoch. »Hör auf, hab ich gesagt!« Beklommenheit beengte ihr den Brustkorb, schnürte ihr die Kehle ein; sie bekam kaum noch Luft. »Jetzt reicht’s!«
»Aber der wirklich interessante Teil der Geschichte kommt erst noch. Jemandem willkürlich ein Z-Implantat einzupflanzen – ohne jede vertretbare Rechtfertigung –, ist ein Kapitalverbrechen. Weshalb ist dein Vater deswegen nicht abgeurteilt worden? Wenn er ihr ein Z-Implantat eingesetzt hatte, muß er dazu ein passendes Kontrollgerät gehabt haben. Wieso ist es bei seiner Festnahme nicht bei ihm gefunden worden? Wie konnte er verhindern, nachdem er über sie keine Macht mehr hatte, daß sie gegen ihn auftrat?«
»Nick!«
Er mißachtete sie. Sein Lächeln spiegelte eitle Selbstgefälligkeit wider.
»Die Antwort lautet, daß sie inzwischen daran Vergnügen hatte. Kaptein Thermogeil hatte sie dermaßen platt gemacht, daß ihr dieser Zustand behagte. Sie wollte ihn beibehalten, Davies. Zum Schluß gefiel’s ihr so sehr, daß er ihr sogar beruhigt das Kontrollgerät des Z-Implantats anvertrauen konnte. Es ist nicht bei ihm entdeckt worden, weil er es längst ihr gegeben hatte. Es machte ihr Spaß, an sich selbst herumzuprobieren. Und was hat sie unternommen, als er verhaftet wurde? Sie hat es keineswegs dem Sicherheitsdienst der KombiMontan-Station ausgehändigt, wie’s eine brave, anständige Polizistin getan hätte. Das Z-Implantat wäre entfernt worden, und deinen Vater hätte man exekutiert. Das konnte sie nicht zulassen. Ach, ich bezweifle, daß es sie gekümmert hat, was mit ihm geschah. Aber sie war längst ’ne Zonenimplantat-Süchtige. Sie mochte sich ihre Sucht nicht nehmen lassen. Also hat sie das Kontrollgerät bei sich versteckt und ist mit mir ausgerissen. Anstatt irgend etwas von dem zu tun, das eine Polizistin hätte machen müssen, ist sie bei dem geblieben, was ihr die größte Freude bereitete.« Nach wie vor sprach er in völlig friedfertigem Tonfall, ohne offene Bosheit. »Sie hat das Kontrollgerät benutzt, um mich zu verführen, damit ich sie schütze – nicht vor Kaptein Thermogeil, sondern vor dem Stationssicherheitsdienst.«
»Morn?« fragte Davies im Ton des Aufbegehrens.
»Und seitdem hat sie nichts anderes getrieben«, sagte Nick, »als ihre Abhängigkeit zu vertiefen.«
»Morn?« Die Interkom übertrug Anklänge des Entsetzens.
»Hat sie dir erzählt, sie hätte dich nicht abgetrieben, weil sie dich behalten wollte? Streng genommen ist das unwahr. Der einzige wirkliche Grund, warum sie darauf bestanden hat, dich auszutragen, war nämlich, daß sie keine Abtreibung durchführen lassen konnte, ohne vom MediComputer des Krankenreviers untersucht zu werden. Dabei wäre ihr Z-Implantat festgestellt worden. Hätte sie dich abgetrieben, wäre mir die Wahrheit über sie klargeworden. So jemand ist deine Mutter, Davies. Das ist die Art von Frau, die dich geboren hat.«
»Davies!« schrie Morn. »Er lügt! Er verdreht alles!«
Sie bot alle Anstrengung auf, um weiterzuschreien. Natürlich wollte ich nicht, daß er von meinem Z-Implantat weiß. Das war das einzige Vorgehen, durch das ich am Leben bleiben konnte. Mit größter Mühe versuchte sie, ihrem Sohn die tatsächlichen Umstände zu verdeutlichen. Aber ich habe mich nicht deshalb gegen die Abtreibung entschieden. Ich habe es getan, weil ich dich WIRKLICH bekommen wollte.
Zu ihrem Unglück drang keine dieser Mitteilungen aus ihrem Mund. Nick hatte, kaum daß sie dazwischenzurufen anfing, an dem schwarzen Kästchen eine Taste gedrückt, und sofort durchzuckte ein derart heißer Schmerz, als ob ein Schweißlaser ihn verursachte, sämtliche Nerven Morns, so daß sie zusammenbrach. Der einzige Laut, den sie auszustoßen vermochte, beschränkte sich auf ein klägliches Heulen, während sie sich auf dem Fußboden wand.
»Morn!« brüllte Davies. »Morn!«
Lächelnd betrachtete Nick das Zonenimplantat-Kontrollgerät. Einen Moment später fand er die Funktion, die es ihm ermöglichte, die Stärke der Emissionen zu regulieren. Langsam verringerte er die Morn aufgezwungene Pein auf ein Glühen, das schmerzhaft genug in ihr brannte, um zu bewirken, daß sie sich wand, krümmte und wimmerte, jedoch nicht so schlimm, daß sie Davies nicht nach ihr rufen gehört hätte.
»Na schön«, sagte Nick. Durch den Schleier der Qual vor ihren Augen sah Morn, daß Düsternis seine Augen trübte. Sein Ton bewog Davies zum Verstummen. »Ich möchte, daß ihr beide die Ohren aufsperrt. Wenn ihr hört, was ich euch mitzuteilen habe, stimmt ihr mir sicherlich darin zu, daß es wichtig ist. Es gibt eine Kleinigkeit hinsichtlich eurer Situation, die ich zu erwähnen vergessen habe. Muß meiner Erinnerung wohl entfallen sein.« Sein Lächeln war zu einem gefährlichen Grinsen geworden. »Wir sind, darauf hab ich anfangs hingewiesen, ungefähr einen Flugtag von Thanatos Minor entfernt. Bei unserer gegenwärtigen Geschwindigkeit ist das eine Distanz, innerhalb der Scanning und Kommunikation keinerlei Probleme aufwerfen. Wovon ich noch nicht gesprochen habe, ist, daß auf fast genau halber Strecke zwischen uns und der Reede ein amnionisches Kriegsschiff lauert, die Friedliche Hegemonie. Und es besteht auf eben das, was die Stiller Horizont verlangt hat. Die Amnion wollen Davies.«
Morn keuchte und ächzte, vermochte aber vor Schmerzen kein Wort zu sprechen.
Aus dem Interkom-Lautsprecher ertönten hohle Laute mühsamen, heiseren Atmens.
»Bei oberflächlicher Betrachtung ist das für alle Beteiligten ein kompliziertes Problem«, erklärte Nick, als ob er sich lediglich an einem Schwätzchen in der Kombüse beteiligte. »Einerseits wollen sie Davies.
Andererseits nicht so dringend, daß sie wirklich um ihn zu kämpfen bereit wären, auf keinen Fall, während ganz Kassafort zuschaut. Ich bin mir sicher, daß sie der Überzeugung sind, im Recht zu sein, aber sie kennen sich mit dem üblichen menschlichen Argwohn so gut aus, daß ihnen klar ist, keine ihrer Begründungen könnte eine schwere Beeinträchtigung ihrer Reputation ausgleichen. Und es steht nicht mal fest, daß sie aus einem Gefecht tatsächlich als Sieger hervorgehen. Bei diesen Geschwindigkeiten könnten wir ihre schwerfällige Blechröhre umschwirren wie ’ne Hornisse, ihr möglicherweise schwere Schäden beibringen. Sie vielleicht sogar vernichten. Und falls wir allein nicht dazu imstande sind, kann es sein, daß wir Unterstützung erhalten. Es ist eines, mit den Amnion Geschäfte zu machen. Etwas völlig anderes ist’s, dazusitzen und zuzusehen, wie sie ein Raumschiff mit Menschen an Bord zusammenschießen. Auf unserer Seite könnten unerwartete Verbündete eingreifen. Deshalb werden sie, wenn’s sich einrichten läßt, einen Kampf vermeiden.«
»Du Drecksau«, knirschte Morn durch die Zähne. »Du elender…«
Nick tippte auf Tasten des Zonenimplantat-Kontrollgeräts.
Diesmal hatte Morn nicht einmal Zeit zum Zusammenzucken. Ehe sie auch nur mit neuen Unannehmlichkeiten rechnen konnte, durchwallte ein Kälteschub sie. Augenblicklich begann sie derartig stark zu zittern, daß sie die Gewalt über ihre Stimme verlor. Steil sank ihre Körpertemperatur ab, Morn geriet in Unterkühlung. Ihre Versuche, Nick zu beschimpfen, blieben nur unverständliches Gebrabbel.
»Aber wie ich uns kenne«, meinte Nick gutgelaunt, »glaube ich durchaus, daß wir sie abblitzen lassen können. Daß ich sie ausmanövrieren kann, weiß ich. Hörst du zu, Davies? Es ist dein Leben, über das ich hier spreche.«
Ein rauhes Schnaufen kam aus dem Lautsprecher, aber eine Antwort gab Davies nicht.
Nick hob die Schultern. »Es besteht nur eine Schwierigkeit«, räumte er ein. »Diese alte Bratenröhre Stiller Horizont folgt uns, so schnell sie kann, und ich weiß auch, daß es mir unmöglich ist, zwei Amnion-Kriegsschiffe zu schlagen. Die einzige Hoffnung wäre, im Eiltempo aus dieser Gegend des Weltraums abzuhauen. Aber täten wir das – geläng’s uns, mit heiler Haut zu verschwinden –, was hätten wir dann erreicht? Wir wären schauderhaft weit von allem entfernt, und das ohne Ponton-Antrieb, ohne Aussicht auf Reparatur. Wir müßten langsam, statt schnell sterben, das wäre das ganze Ergebnis.«
Morn befand sich beinahe im Schockzustand; trotzdem ließ er nicht von ihr ab. Durch weiteres Experimentieren am schwarzen Kästchen erhöhte er ihre Körpertemperatur. Nach ein paar erfolglosen Versuchen gelang es ihm endlich, ihre Glieder zu steuern. Er bewegte Morns Arm zum Mund und zwängte ihr die eigenen Finger hinein, zwang sie dazu, ihn sich selbst zu stopfen.
»Denkst du etwa, Hashi Lebwohl schickt Hilfe?« erkundigte Nick sich liebenswürdig bei Morn. »Du glaubst es vielleicht. Ich bin der Ansicht, daß er mich abgeschrieben hat. Schon bevor wir in den Bannkosmos eingeflogen sind, hat er mich wissen lassen, daß ich auf mich gestellt bin. Inzwischen wird er sich wohl zusammengereimt haben, daß wir Station Potential ›unerlaubt‹ einen Besuch abgestattet haben. Ich glaube, er ist jetzt zu der Auffassung gelangt, daß ich mehr Ärger verursache, als ich nützlich sein kann. Seitdem hat er auf keinen meiner Funksprüche mehr geantwortet, obwohl ich sie als so dringend gekennzeichnet habe, wie ich’s nur konnte. Wie gesagt, es ist nun mal ein kompliziertes Problem. Allerdings nur bei oberflächlicher Betrachtung.«
Er grinste, während er zuschaute, wie Morn an ihren Fingern würgte.
»Überlegt man’s sich aber mal genauer, ist es eigentlich ganz einfach. Ich nämlich, mußt du bedenken, möchte Davies überhaupt nicht behalten. Im Gegenteil, seit seiner Geburt versuche ich ihn loszuwerden. Und genau dafür werde ich bald endgültig sorgen. Sämtliche Einzelheiten habe ich schon mit der Friedliche Hegemonie durchgehechelt. In zwölf Stunden gehen wir längsseits, und ich schieße Davies in ’ner Kosmokapsel hinüber. Dann lassen sie uns ungehindert anlegen. Um ihre Gutwilligkeit zu beweisen, haben die Amnion sogar erklärt, daß beide Raumschiffe anschließend unverzüglich nach Station Potential umkehren. Wir können also unsere Reparaturen erledigen lassen, ohne daß uns die Amnion im Nacken sitzen. Alles in allem besehen, ist das die beste Lösung.«
Bei aller Gelassenheit traf er diese Feststellung, als wäre er darauf stolz.
Unfreiwillig erbrach Morn Haferschleim und Kaffee durch ihre Finger.
»Was für ’ne Schande«, bemerkte Nick fröhlich. »Eben bist du noch blitzsauber gewesen. Fast hast du gut genug ausgesehen, um bei ’nem Mann Gelüste zu wecken… Falls er’s wirklich arg nötig hätte. Aber jetzt…« Er lachte. »Jetzt siehst du leider bloß noch wie ’ne Magersüchtige aus.«
»Was hast du vor?« Die Ausdrucksarmut, die der Lautsprecher Davies’ Stimme verlieh, konnte seine Verstörung nicht verhehlen. »Was willst du mit ihr machen?«
Unvermittelt schwang Nick die Beine von der Koje. Er stand auf, stieg über Morn hinweg und ging zum Interkom-Apparat. Seine Narben glänzten schwärzlich, als hätte jemand ihm auf die Augen gedroschen. »Du kleines Arschloch«, schnob er, »was ich im Sinn habe, nennt man Rache.«
Davies heulte auf.
Es brach ab, als Nick eine Taste betätigte.
»Mikka?« fragte Nick.
»Hier«, meldete sich die Erste Offizierin mit ihrer ständigen, unpersönlichen Grimmigkeit.
»Bedauerlicherweise gleitet uns die Sache aus der Hand. Ich mußte Morn über Davies informieren. Sie hat die Nachricht schlecht aufgenommen. Es ist wohl besser, du trennst die Verbindung zu seiner Kabine. Nein, es ist mir lieber, du setzt seinen Apparat ganz außer Betrieb. Wenn sie miteinander reden, schaukeln sie sich bloß um so mehr gegenseitig hoch.«
Davies’ Heulen hallte in Morns Bewußtsein nach, als ob sie es noch hören könnte.
»Sonst noch was?« fragte Mikka nach.
Nick grinste. »Auf jeden Fall hast du sicherzugehen, verdammt noch mal, daß sie nicht aus der Kabine entwischt. Ich befasse mich mit ihr, wenn ich dazu die Zeit habe.«
Er knipste den Interkom-Apparat aus.
Während sie beinahe am eigenen Erbrochenen erstickte, sah Morn, wie er die Tür öffnete und von außen schloß, ohne die Emissionen des Z-Implantats abzuschalten.
Sie konnte die Finger erst aus dem Mund ziehen, nachdem er sich mit dem Zonenimplantat-Kontrollgerät aus der Übertragungsreichweite entfernt hatte.