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Die großen Steinplatten auf dem Gehsteig draußen vor dem Garrick’s Head waren ungefähr so alt wie das Theater und der Pub, und das war auch deutlich zu merken. Sie waren sehr uneben, hatten unzählige kleine Erhöhungen und Grate und wurden gerade noch von bröckelndem Mörtel zusammengehalten. An den Stellen, die nicht von vielen Füßen betreten wurden, hatten sich Placken von grünem Moos gebildet. Insgesamt war dieser Fußweg eine ziemlich üble Falle.

Honey trug ihre Lieblingsschuhe: schwarz, mit höherem Absatz als sonst. Und hier lag der Hund begraben, wie man so sagt. Sie blieb mit dem Stöckelabsatz in einer der Fugen hängen. Der Fuß bewegte sich weiter, der Schuh nicht. Mit einem kleinen erschreckten Jungmädchenquietschen fiel Honey auf die Nase und nahm unverhofft innigen Kontakt mit einer Treppenstufe auf.

Steve half ihr wieder auf die Beine. »Hoppla.«

Sie hielt die Hand vors Gesicht. »Au, ich glaube, ich habe mir die Nase gebrochen!«

»Lass mal sehen«, meinte Steve. »Nimm kurz die Hand weg.«

Das tat sie und legte den Kopf in den Nacken, um den leichten Blutfluss zu stillen.

»Sieht aus allen Richtungen gut aus. Sogar in der vollen Vorderansicht.«

Sie schaute ihn vorwurfsvoll an. »Konzentrier dich gefälligst. Volle Vorderansicht, das ist wohl ziemlich viel mehr als nur die Nase.«

Sein Grinsen wurde breiter. »Was kann ich dafür, dass meine Aufmerksamkeit nachlässt, sobald du in der Nähe bist?«

Ausgerechnet jetzt kamen ein paar Touristen von einer Besichtigungstour der Sorte »England in zweihundert Stunden« |173|aus dem Pub. Alle mussten unbedingt einen Kommentar zu Honeys »Fall« abgeben. »O Gott. Was ist passiert? Hat man Sie angegriffen?« – »Sie ist die Treppe raufgefallen.« – »Meine Güte, Schätzchen, an Ihrer Stelle würde ich den Pub verklagen.« – »Wenn Sie sich wirklich die Nase gebrochen haben, kriegen Sie genug Schmerzensgeld für jede Menge anderer kosmetischer Operationen. Sie könnten sich gleichzeitig noch den Busen machen lassen.«

»Hör bloß nicht auf die«, riet ihr Steve, den der letzte Kommentar ein wenig verwirrt hatte. »Dein Busen ist gut, so wie er ist. Und was deine Nase angeht, nun, das musst du selbst entscheiden.«

»Honey? War mir doch so, als hätte ich Ihr liebliches Stimmchen gehört.«

Honey schaute hoch und erblickte Casper St. John Gervais, der auf die Bar zusteuerte. »Casper, ich war gerade auf dem Weg zu Ihnen.«

»Sie hatten es wohl etwas zu eilig, scheint mir«, scherzte er. »Sie müssen doch vor mir nicht in den Staub sinken, meine Liebe.« Er war in Begleitung. Irgendwie kam ihr der andere Mann bekannt vor. War das nicht dieser Hollywood-Schauspieler, der mit irgendeiner Ärzteserie berühmt geworden war und nicht zugeben wollte, dass er schwul ist? Hatte Casper seine Noel-Coward-Nummer abgezogen, um den zu beeindrucken? Casper war für seine Verhältnisse lässig gekleidet: mitternachtsblaues Samtjackett, kirschrotes Halstuch, schwarzes T-Shirt und schwarze Hose.

Er wirkte so hochmütig wie eh und je. »Klopfen Sie sich den Staub von den Kleidern, meine Liebe«, sagte er, während er in gezierten Schritten um sie herumtänzelte.

Sein attraktiver Begleiter warf ihr ein gewinnendes Lächeln zu – und machte einen großen Bogen um sie.

Caspers Verhalten ließ sie wütend werden. Sie schaute ihm nach, wie er auf seine unnachahmlich lässige Weise davonspazierte. Dieser verdammte Kerl!

»Der gute, alte Casper ist ja wirklich sehr charmant.«

|174|Jetzt platzte Honey endgültig der Kragen. Es war ihr völlig gleichgültig, ob sie die Belegung ihrer Hotelzimmer aufs Spiel setzte.

»Der Mann ist der selbstsüchtigste, unhöflichste, arroganteste … Sein freundliches Gespräch kann er vergessen. Das wird ein Verhör! Casper, keinen Schritt weiter. Ich muss dringend mit Ihnen reden.«

Er hatte sie gehört. Er wandte sich um und zog fragend die eleganten Augenbrauen in die Höhe. »Was ist denn das für ein aggressiver Ton!«

Sie bemerkte die Warnung, die in seiner Stimme mitschwang. Hoppla. Immer schön mit der Ruhe, Mädchen. Erinnere dich, dass du auf deinem Butterbrot auch noch sehr gern Marmelade magst.

Dass ihr gerade noch die Zimmerreservierungen wieder eingefallen waren, die man ihr für ihre Arbeit als Verbindungsperson zur Polizei zuschob, linderte ihre Wut ein wenig. Ihre Stimme klang nun zuckersüß.

»Es handelt sich hier um eine polizeiliche Untersuchung. Auch die Medien sind sehr an der Sache interessiert, und Sie haben relevante Informationen. Wer weiß, ob Sie nicht vielleicht sogar auf einer Titelseite landen. Moment mal, ich mache rasch noch ein Foto.«

Mit diesen Worten nahm sie die getreue Handtasche von der Schulter und wühlte darin nach ihrem Handy.

Die bloße Erwähnung von Fotos und Titelseiten hatte den attraktiven Schauspieler nervös werden lassen. »Hm«, meinte er und machte mit der Eleganz eines Turniertänzers ein paar Schritte zurück. »Vielleicht ein anderes Mal, Casper. Ich hatte ja auch versprochen, bei einer alten Freundin vorbeizuschauen …« Er winkte Casper zum Abschied noch mit einer kleinen Handbewegung zu, ehe sein langsamer Walzer rückwärts sich zu einem Quickstepp beschleunigte.

Casper sah aus, als hätte man ihm einen Räucherhering um die Ohren geschlagen. Sein selbstgefälliges Lächeln und seine wütend geblähten Nüstern waren von einer Sekunde auf die andere |175|verschwunden. Aber er war kein Mann, der sich so leicht unterkriegen ließ. Eine Gruppe von Frauen hatte den hübschen Joe Tierney erkannt. Sie raunten einander aufgeregt zu.

Casper bemerkte sie. »Aber, meine Damen! Er interessiert sich wesentlich mehr für mich als für Sie!«

Einen Augenblick lang herrschte Verwirrung in der Gruppe. Die jungen Frauen feierten wohl einen Junggesellinnenabschied, nach ihrem schallenden Gelächter und ihren zweideutigen Bemerkungen zu urteilen. Schon hatten sie die Verfolgung aufgenommen.

»He! Joe! Komm sofort hierher zurück!«

»Joe! Sag uns, dass das nicht wahr ist!«

»Joe, zeig uns, dass es nicht stimmt!«

Sie jagten mit klappernden Absätzen und grölend hinter ihm her.

Casper seufzte. »Jetzt könnte ich einen Drink gebrauchen.«

Nun, da die Touristen gegangen waren, herrschte in der Bar eine etwas ruhigere Atmosphäre. Sie steuerten auf die Ecke beim Fenster zu.

Bei einem großen Sherry erzählte ihnen Casper, was er gesehen hatte – allerdings nicht sonderlich viel. Er spitzte die Lippen und hielt das Foto auf Armlänge vor sich hin. Dann bestätigte er, dass er sich daran erinnerte, die Frau bemerkt zu haben. »Sie war im Salon, und ich auch.«

Honey war immer noch ein wenig wütend auf Casper und konzentrierte sich auf ihren dritten Wodka mit Tonic. Ihre Hand zitterte. Casper vermutete, dass es mit ihrem Sturz zu tun hatte.

»Immer mit der Ruhe«, sagte er und legte seine Hand auf die ihre. »Tief durchatmen. Bis zehn zählen.«

»Du liebe Güte, Casper, was sind das für väterliche Töne!«

Er verzog das Gesicht. »Gott behüte!«

Sie versuchte, sich und ihren zerrissenen Rock zusammenzuraffen.

Casper schaute hin und zog missbilligend die Augenbrauen in die Höhe. »Schwarzes Futter in einem hellen Rock?« Der bloße Gedanke schien ihn zu beleidigen.

|176|Sie klärte ihn auf. »Nein, das ist meine Unterwäsche.«

»Gott sei Dank.« Dann beschrieb er den jungen Mann, den er mit Lady Templeton-Jones gesehen hatte.

»Er war ein dicklicher Jüngling, dessen einziger Pluspunkt wohl war, dass er sich mühelos in jeder Menschenmenge unsichtbar machen könnte. Ein Allerweltstyp, so würde man ihn am besten bezeichnen. Seine Kleidung ist nur erwähnenswert, weil sie außerordentlich unauffällig war: grüner Anorak, dunkle Polyesterhose

Casper spuckte das Wort Polyester aus, als hätte es ihn persönlich in den Mund gestochen.

»Ich weiß, wo wir ihn finden können!«, rief Honey und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Das ist Simon von ASS.«

Casper schaute sie verächtlich an. »Was haben Sie da gesagt?«

»Associated Security Shredding. Das ist eine Firma.«

»Eine unglückselige Namenswahl.«

»Genau meine Meinung.«

 

Doherty hatte den Wagen am Queen Square geparkt und bestand darauf, sie nach Hause zu fahren.

»Ich kann laufen.«

»Deine Knie sehen aber gar nicht gut aus. Die tun bestimmt weh. Und deine Nase auch.«

Sie fasste sich vorsichtig an die Nase. »Ja, das stimmt, die schmerzt noch ziemlich.«

Hinter ihnen verschwanden die Lichter des Queen Square, als sie in die George Street einbogen und dann in einem Linksschwenk auf den Circus zusteuerten. Das Green River Hotel lag in der entgegengesetzten Richtung.

»Warum nehmen wir die Touristenroute?«, erkundigte sich Honey.

»Vielleicht folgt uns jemand.«

»Rrgh.« Sie unterdrückte ein Schaudern. Nachdenklich schaute sie aus dem Fenster. Sie nahm an, dass es der Typ auf dem Motorrad war.

»Ist es Warren Price?«

|177|»Ich würde mir an deiner Stelle seinetwegen nicht allzu viele Sorgen machen.«

»Aber du hast doch gesagt …«

Er schnaubte. »Vertraue mir. Es wird alles gut.«

Entspann dich, munterte sie sich im Geiste auf. Genieße die Aussicht.

Genau das machte sie auch. Und das war wirklich nicht schwierig. Bei Nacht sahen die georgianischen Bauten genauso gut aus wie am Tag – nur anders. Da nun weniger Verkehr auf der Straße war, blieb mehr Freiraum für die Phantasie.

Sie betrachtete Schatten, die sie vorher nie wahrgenommen hatte. War da hinten eine versteckte Gestalt auszumachen? Möglich wäre es schon. Ein paar Nachtschwärmer drückten sich sicher noch irgendwo in finsteren Ecken herum.

Jetzt übermannte sie vollends die Neugier. »Dieser Warren Price, was ist das für ein Mensch?«

»Das möchtest du wahrscheinlich lieber nicht wissen.«

»Dann würde ich ja nicht fragen. Er interessiert mich wirklich.«

Sie begriff nicht recht, warum er so ausweichend antwortete. Während ihrer ganzen Zusammenarbeit war er bisher stets offen und ehrlich gewesen.

»Versuchst du mir Angst einzujagen?«

»He!«, rief er und lachte nervös. Er wandte die Augen von der Straße und schaute sie an. »Wieso sollte ich das denn tun? Mach dir keine Sorgen.«

Irgendetwas stimmte nicht. Sie merkte es an seinem Tonfall. Auch sein Lachen hatte gezwungen geklungen.

Irgendwas war mit Steve Doherty. Er wollte mit etwas nicht herausrücken. Wieder kam ihr der Motorradfahrer in den Kopf, der ihr in letzter Zeit aufgelauert hatte.

Sie konnte die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen.

»Also los. Erzähl mir mehr.«

»Na gut.« Er sprach langsam, als wollte er noch gründlich nachdenken. »Dann wollen wir mal sehen … okay … Warren Price. Den habe ich eingelocht. Er hatte seine Strafe schon beinahe ganz abgesessen. Die hatten sie wegen guter Führung verkürzt. |178|Doch da ist er aus dem offenen Strafvollzug abgehauen. Ehe er getürmt ist, hat er hoch und heilig geschworen, dass er sich an mir rächen wollte. Er ist nicht der Typ, der alles vergibt und verzeiht.«

»Wen hat er denn umgebracht?«

»Seine Ex-Freundin. Er hat ihr in einem Wutanfall die Kehle durchgeschnitten.«

Jetzt war Honey nachdenklich geworden. Steve fuhr um den Circus herum und nahm dann die lange Straße, die abwärts in Richtung Lansdown führt.

»Du meinst, er will sich rächen? Er will auch dir die Kehle durchschneiden?«

»Nicht ganz. Deswegen hat er ja meine Kollegin überfallen. Er wollte mich treffen, indem er jemanden umzubringen versuchte, der mir nahesteht. Das war der Grund, warum ich mit Karen so spät abends noch joggen war. Wir haben versucht, ihn aus der Deckung zu locken. Wie gesagt, es hat sich ja auch gelohnt. Er hat wirklich geglaubt, dass sie meine Freundin ist. Das nehmen wir jedenfalls an. Mich kann er nicht kriegen, also überfällt er sie. Es war eine Warnung.«

Nun war die Eifersucht vollends verflogen, die Honey verspürt hatte, als sie Steve gesehen hatte, wie er mit der langbeinigen Blondine durch die Nacht joggte. Jetzt erfüllte sie ein anderer Besorgnis erregender Gedanke.

»Bin ich in Gefahr?«

Er murmelte etwas Unverbindliches. »Ich glaube nicht.«

»Aber sicher bist du dir nicht.«

»Er will ja mich treffen.«

Nun begriff sie, warum Steve sie neulich daran gehindert hatte, sich bei ihm einzuhängen. Falls jemand sie beobachtete. Falls Warren Price daraus die offensichtliche Schlussfolgerung ziehen würde. »Deswegen hast du mich wohl in letzter Zeit nicht sonderlich oft besucht.«

Er grunzte leise. »Ungefähr. Es ist mir nicht leicht gefallen, Babe, aber ich wollte dich nicht in Gefahr bringen. Karen hat ihn schneller als erwartet aus der Deckung gelockt.«

|179|Wieder reckte das grüne Monster Eifersucht sein Haupt. »Du hattest also doch was mit ihr?«

Sie bemerkte, dass sich ein Grinsen über sein Gesicht stahl. »Ja, Lauftraining. Gegen das Joggen hatte ich nichts einzuwenden. Außerdem war mir aufgefallen, dass du etwas abgenommen hattest und dass es dir echt gut stand. Also habe ich mir überlegt, dass ich besser auch was für meinen Körper tun sollte. Karen ist ausgebildete persönliche Trainerin.« Er schaute sie von der Seite an. »Aber so persönlich nun auch wieder nicht.«

Sie schlug ihm leicht auf den Arm. »Steve Doherty, das ist doch der springende Punkt, nicht? Ich habe dich beim Joggen gesehen, und das ist dir peinlich. Deswegen hast du dich so seltsam benommen.«

Sie merkte, dass er leicht zusammenzuckte. Inzwischen fuhren sie auf der Hauptstraße am Star Pub und am Park vorbei. Er bog an der Ampel rechts in die Warminster Road ein.

»Und was das Joggen betrifft …«

»Vergiss es, Steve«, sagte sie mit Nachdruck. »Wenn das, was du über Warren Price gesagt hast, stimmt, dann kann ich die Sache ganz anders angehen.«

Er fuhr vor dem Hotel an die Bordsteinkante und schaute sie an. »Was meinst du denn damit?«

»Cameron Wallace hat mich zu einer Verabredung eingeladen.«

Er schaute überrascht. »Und mit dem würdest du ausgehen? Nach allem, was ich dir von ihm und seiner persönlichen Assistentin erzählt habe?«

»Pflichterfüllung, sonst nichts. Ich will ihn unbedingt dazu bringen, dass er meiner Mutter einen anderen Laden vermietet. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie sich mit ihrem Geschäft gleich bei mir um die Ecke einnistet. Das würde mich verrückt machen.«

»Ja, das kann ich nachvollziehen. Aber lass dich bloß nicht drauf ein, wenn er dir seine Briefmarkensammlung zeigen will.«

»Komisch, dass du das sagst. Er ist auch Sammler. Wie ich.«

»Unterwäsche? Der Typ sammelt Unterwäsche?«

|180|Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, was er sammelt. Nur, dass er sammelt.«

»Na gut. Du kannst ihn dir ja sicher vom Leib halten.«

»Vielleicht will ich das ja gar nicht. Hast du dir das schon mal überlegt?«

»Brauche ich nicht. Ich hab den Herrn ja schon kennengelernt. Aalglatt, und du kannst nicht behaupten, dass er besser aussieht und charmanter ist als ich.«

»Du hast ja eine hohe Meinung von dir, Steve Doherty.«

Er zwinkerte ihr zu. »Bisher habe ich nur gute Rückmeldungen bekommen.«

»Nicht von mir.«

»Trotzdem«, fügte er hinzu, »gebe ich dir jetzt keinen Gutenachtkuss, falls wir beobachtet werden.«

»Das werden wir«, antwortete Honey. Sie deutete auf eines der Fenster im Green River Hotel. Man konnte gerade noch einen Kopf abtauchen sehen. »Meine Mutter schläft heute bei uns.«

»Ich habe noch eine kleine Information für dich«, meinte Steve und fasste mit der rechten Hand in die Jackentasche. »Wir sind bei Nobel Present, der Website, von der Lady Templeton-Jones ihren Titel gekauft hat, ein ganzes Stück weiter gekommen. Ich habe unsere Computerleute gebeten, sich die einmal genauer anzusehen. Es ist ein weltweites Unternehmen. Und der Kopf hinter der Sache ist dieser Mann hier. Mach dich auf eine Überraschung gefasst!«

Sie schaute auf den Zettel, den er ihr reichte.

»Hamilton George!« Sie konnte ihr Erstaunen nicht verhehlen. Der hatte doch am Geisterspaziergang teilgenommen.

Steve zog fragend die Augenbrauen in die Höhe. »Interessanter Zufall, oder?«

Sie nickte. »Darauf kannst du wetten. Hat seine Frau nicht ausgesagt, dass er ganz phantastisch mit Computern umgehen kann?«

»Ich weiß nicht, ob es eine Verbindung zwischen seinem Unternehmen und dem Tod von Lady Templeton-Jones gibt, aber an einen Zufall glaube ich nicht.«

|181|Er berichtete noch, dass man Mr. Hamilton Georges Spur bis zu einem Häuschen in Bradford-on-Avon verfolgt hatte. »Das hat man uns zumindest in dem Hotel gesagt, aus dem sie ausgecheckt haben.«

Honey faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in ihren BH.

Das war Steve natürlich nicht entgangen. »He, den brauche ich vielleicht noch.« Er grinste. »Ach, schon gut. Lass ihn da stecken. Ich verspreche, dass ich mir die Hände anwärme, ehe ich ihn mir wieder hole.«

Sie schwiegen. Es war wunderbar, dass zwischen ihnen wieder die alte Vertrautheit herrschte, wenn auch im Hintergrund immer noch der rachsüchtige Mörder lauerte. Da mussten sie einfach durch. Allerdings fiel es schwer, dabei nicht nervös zu werden.

»Dieser Warren Price, trägt der Gummistiefel, wenn er Motorrad fährt?«

Doherty runzelte die Stirn. »Keine Ahnung.«

»Der Typ, der mich belauert, hat ganz bestimmt Gummistiefel an.«

»Hat er sich wieder an dich rangemacht?«

»Der hat mich neulich entführt, verdammt, reicht das nicht?«

»Hm. Aber er hat dich wieder gehen lassen. Das sieht Warren Price gar nicht ähnlich. Wenn der es gewesen wäre, müssten wir dich jetzt irgendwo ausbuddeln.«

»Vielleicht hatte er einen schlechten Tag?«

»Vielleicht war es einfach nicht Warren Price. Oder doch, und er hat nur seine Taktik geändert.«