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Casper St. John Gervais wurde kreidebleich. Er hielt den Hörer ein wenig vom Ohr entfernt, während er einen Blick mit Neville, seinem Hotelmanager, wechselte.

»Neville. Das fragliche Zimmer. Lady Templeton-Jones. War das der Name?« Er sprach sehr langsam und sehr präzise. Seine Stimme klang, als würde ihm jedes Wort im Hals brennen.

Neville nickte. »Ja, so hieß sie. Das Bett ist unbenutzt.«

Casper schloss die Augen und holte tief Luft. Er hatte die Hand über die Sprechmuschel gelegt. »Die Dame hat sich entschlossen, von uns ins Green River zu wechseln. Wie konnte sie nur?«

Er riss sich nur mit Mühe zusammen und nahm sein Gespräch mit Honey wieder auf. »Ich kann einfach nicht glauben, dass Lady Templeton-Jones nicht mit ihrem Hotel zufrieden war. Nun ja, über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Oder über Mangel an Geschmack.«

Jetzt war Honey an der Reihe, blass zu werden. Der beleidigte Tonfall hatte Casper verraten. Jetzt wusste sie, in welchem Hotel die tote Frau abgestiegen war. Im La Reine Rouge!

Casper legte den Hörer auf, ehe Honey Zeit für eine Entschuldigung fand.

Honey stöhnte und verzog schmerzlich das Gesicht, als sie sich wieder Steve zuwandte. »Uups.«

»Was meinst du mit uups?«

»Sie hat in Caspers Hotel gewohnt.«

»Uups!«

Honey schaute ihn grimmig an. »Das ist überhaupt nicht komisch. Casper kann mit Kritik gar nicht gut umgehen. Mir graust jetzt schon vor unserer nächsten Begegnung. Der wird vielleicht eingeschnappt sein!«

|86|Steve grinste und zuckte die Achseln. »Das ist doch nichts Neues.« Seine Miene wurde härter, als er auf der Wache anrief und ein Team ins La Reine Rouge bestellte.

Honeys Gedanken wanderten unruhig hin und her – von den Indizien in diesem Mordfall zu der Vorstellung, was Casper wohl bei ihrer nächsten Begegnung sagen würde.

Beides war gleichermaßen schwierig. Plötzlich waren all die Vorsätze und die gute Arbeit der vergangenen Wochen völlig in den Hintergrund gedrängt. Wie automatisch bewegten sich Honeys Finger zum letzten übriggebliebenen Croissant.

Casper – oder vielmehr sein Hotel – war Teil einer Morduntersuchung, also machte sie sich zunächst einmal seinetwegen Sorgen. »Ich gehe ihm wohl am besten ein paar Tage aus dem Weg …« Sie kaute. »Und gebe ihm Gelegenheit, sich ein bisschen zu beruhigen …« Sie mampfte weiter. »Und danach erkläre ich … Ich nehme an, es ist dort dann wieder so sauber und ordentlich wie immer … Er wird …«

Steve Doherty war aufgesprungen. »Ruf bitte noch mal bei ihm an.«

Krümel stoben Honey aus dem Mund, als sie entsetzt protestierte: »Nein! Das kann ich nicht!«

Steve drückte auf die Wahlwiederholung. Casper antwortete.

»Fassen Sie bitte in dem Zimmer nichts an! Vermieten Sie es nicht, und lassen Sie es nicht reinigen, ehe wir es uns gründlich angesehen haben«, bat Steve Casper.

Honey fegte sich die Krümel vom Busen. »Wir?«

»Nach den Befragungen sehen wir uns einmal das Zimmer an. Die Frau hatte zwei verschiedene Identitäten. Vielleicht hatte sie auch zwei verschiedene Leben.«