Alternative Methoden bei Tinnitus

Mit dem Begriff »alternative Heilverfahren« werden diejenigen Therapieformen beschrieben, die nicht nach den wissenschaftlich untersuchten Methoden der westlichen Schulmedizin arbeiten. Manche Therapien, wie z. B. die Akupunktur, haben aufgrund ihrer breiten, langjährigen Anwendung und den damit verbundenen Erfahrungen schon ihren festen Platz in unserer Medizin bekommen. Sie wirken »alternativ«, da ihre Wirkung mit anerkannten Theorien teilweise nicht erklärt werden kann. Allgemein wird die Selbstheilung des Körpers angeregt, statt die Heilung durch Medikamente oder Operationen zu »erzwingen«.

Die angebotenen Ergebnisse der verschiedenen Methoden sind kritisch zu sehen und einzuordnen. Die »Besserung« eines Tinnitus darf nicht nur auf das Symptom Tinnitus bezogen werden, sondern muss auch berücksichtigen, ob das Leben mit dem Ohrgeräusch positiv beeinflusst wurde. Bei der Therapie des akuten Tinnitus muss jeder »Erfolg« dahingehend hinterfragt werden, ob es sich nicht um eine Spontanheilung handelte oder ob im Sinne des Retrainings bei der zentralen Verarbeitung bereits ausgleichende Prozesse eingesetzt haben.

Ein Teil der alternativen Therapien wird von der Schulmedizin abgelehnt, meist deswegen, weil diese Therapien von falschen Voraussetzungen ausgehen, gesicherte Erkenntnisse über die Funktion gesunder und kranker Organe nicht berücksichtigen oder mit exakter Methodik gewonnene Ergebnisse falsch bzw. einseitig interpretieren. Ein Vorwurf betrifft häufig das fehlende Bemühen um eine Beweisführung. Die Vertreter alternativer Behandlungsmethoden berufen sich auf langjährige Erfahrungen oder Schilderungen von Einzelbeobachtungen. Ergebnisse exakter vergleichender Therapiestudien, die diese Erfahrungen untermauern, werden selten vorgelegt.

Worauf Sie achten sollten

Ein chronisches Ohrgeräusch kann auch mit alternativen Methoden nicht beseitigt werden, deshalb müssen Sie gerade diese Methoden in der Behandlung chronischer Ohrgeräusche kritisch überprüfen. Leider lässt sich beobachten, dass die Therapieangebote für chronischen Tinnitus, wie bei anderen chronischen Krankheiten auch, ausufern und offensichtlich hauptsächlich auf den wirtschaftlichen Gewinn des Therapeuten ausgerichtet sind. Der Patient greift nach jedem Strohhalm und ist oft nicht kritisch genug.

Die Bewertung der verschiedenen Methoden können Sie am ehesten durch Befragen von Patienten, bei denen eine derartige Methode angewandt wurde, vornehmen. In Selbsthilfeorganisationen und -gruppen ist dies ein wichtiges Thema. Dabei gilt es folgende Wirkprinzipien zu beachten:

  • Jede Therapie, auch die der Schulmedizin, enthält einen so genannten Placeboeffekt, der, unabhängig von der Wirksamkeit des Verfahrens selbst, durch das Charisma des Arztes, die Art seiner Zuwendung und seiner positiven Ausstrahlung einen unschätzbaren Wert für die Bewältigung chronischer Krankheiten wie des chronischen Ohrgeräusches haben kann. So kann den alternativen Heilmethoden unter diesem Gesichtspunkt durchaus eine positive Wirkung zugesprochen werden.
  • Das zweite Element der therapeutischen Wirksamkeit mancher Methoden beruht auf einer ausgesprochen suggestiven Wirkung, die gerade in Bezug auf die Bewältigung und Kompensation eines Ohrgeräusches sehr positiv sein kann (hierunter fällt z.B. die Hypnose).
  • Eine dritte Wirkungsweise stellt die positive Beeinflussung der Körperenergien und der Selbstheilungskräfte dar.

Therapieformen, die auf diesen Prinzipien beruhen, müssen dann konsequenterweise nicht als alternativ, sondern als komplementär (ergänzend) zu schulmedizinischen und psychologischen Behandlungsmaßnahmen gesehen und angewandt werden.

Akupunktur

Die Akupunktur gehört zu den anerkannten Naturheilmethoden. Sie entwickelte sich aus fernöstlichen Philosophien bezüglich Krankheit und Gesundheit, die für den westlichen Menschen nicht ohne Weiteres verständlich sind.

Die Erfolge einer Akupunkturbehandlung verschiedenster Krankheitsbilder werden immer häufiger wissenschaftlich untersucht.

VORSICHT

Sehen Sie eine angebotene Therapieform unbedingt als kritisch an, wenn sie

  • als »monomane« (in etwa: einzig wahre) Heilmethode angewandt wird,
  • eine starke und dauerhafte Abhängigkeit des Patienten vom Therapeuten schafft,
  • eine völlige Beseitigung des Tinnitus verspricht und/oder
  • ganz offensichtlich dem größtmöglichen Gewinn eines Therapeuten dient.

Die Deutsche Tinnitus-Liga hat eine Fülle an Erfahrungen Ihrer Mitglieder mit den verschiedensten Therapien gesammelt. Fragen Sie dort nach, bevor Sie sich auf eine kostspielige Therapie einlassen!

Mein Tipp

Sehr exakt durchgeführte Studien zeigen, dass ein chronisches Ohrgeräusch durch die Akupunktur zwar nicht beseitigt werden kann, dass die Begleitsymptome wie Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen und andere jedoch positiv beeinflusst werden und dass das Geräusch auch gelindert werden kann. Die Anwendung hat also beim chronischen Ohrgeräusch ihren Sinn.

Empfohlen wird anfangs 2–3-mal wöchentlich eine Behandlung, spätereine Behandlung wöchentlich. Abgeraten wird von der Elektro-Akupunktur (nicht zu verwechseln mit Laser-Akupunktur!) am Ohr, da sie unter kontrollierten Bedingungen die Ohrgeräusche teilweise verschlechtert hat. Therapeuten, die eine entsprechende Ausbildung haben, sollten auch Erfahrungen in der Tinnitus-Behandlung vorweisen können.

Akupressur. Bei dieser Variante der Akupunktur werden die Akupunkturpunkte nicht mit der Nadel gestochen oder mit dem Laser stimuliert, sondern mit der Fingerkuppe massiert. Die Wirksamkeit dieser Therapie wird vielfach angezweifelt, klinische kontrollierte Studien liegen nicht vor. Vorteilhaft ist bei der Akupressur, dass der Patient diese Therapie an sich selbst durchführen kann

Aurikulotherapie (Ohrakupunktur). Auch die Aurikulotherapie ist eine Akupunkturvariante, bei der ausschließlich am Ohr lokalisierte Punkte behandelt werden. Es werden nicht nur Nadeln verwendet, sondern auch Massage, Magnetstäbchen, elektrischer Strom und Laserlicht. Die Therapie beruft sich auf die Behandlung von Reflexzonen und Energiezonen am Ohr. Auch Diagnostik ist über die Ohr-Akupunkturpunkte möglich. Bei Tinnitus ist die Wirksamkeit zweifelhaft.

Ayurveda

Die »Gesundheitslehre« des Ayurveda stammt aus Indien und ist unserem Kulturkreis sehr fremd. Bezüglich der Therapie erwartet der Ayurveda-Arzt von seinem Patienten ein großes aktives Engagement und strikten Gehorsam bezüglich der Therapieanwendungen. Diese umfassen neben Fasten unter anderem auch verschiedene Ernährungsvorschriften, Yoga, Farb-, Atem-, Klang- und Musikelemente. Einige Elemente der ayurvedischen Medizin werden an Tinnitus-Kliniken und von Heilpraktikern eingesetzt.

Mein Tipp

Ayurveda-Therapien werden hierzulande oft als »Wellness« angeboten. Dies ist diese Medizin absolut nicht! Sie hat genauso ihre Nebenwirkungen. Deshalb erkundigen Sie sich genau nach der Erfahrung des betreuenden Arztes und lassen Sie sich nach einer ayurvedischen Diagnostik erst mal ausführlich beraten

Bach-Blütentherapie

Die Bach-Blütentherapie ist in gewisser Hinsicht eine Form der Kräuterheilkunde, die allerdings in der Nähe zur Homöopathie angesiedelt ist. Die Wirkung und das Prinzip sind suggestiv und kaum mit einer spezifischen pflanzlichen Wirkung vergleichbar. Edward Bach (1880–1936) entdeckte die Heilkraft gewisser Blumen. Er bereitete den Tau der Blumen als Heilmittel (Remedium) auf.

Die Wirkung der Heilmittel beruht darauf, eine gestörte Harmonie zwischen der Persönlichkeit und dem Gemütszustand wiederherzustellen. Deshalb richtet sich die Bach-Blütentherapie vor allem auf die Heilung emotionaler und psychischer Störungen.

Mein Tipp

Diese Therapie ist völlig unschädlich. Ein positiver Effekt in der Behandlung chronischer Ohrgeräusche beruht vermutlich auf der Placebowirkung und der charismatischen Beeinflussung durch den Therapeuten. Unter diesem Gesichtspunkt kann sich die Bach-Blütentherapie bei Patienten, die in dieser Richtung empfänglich sind, positiv auf die Kompensation von Ohrgeräuschen auswirken.

Elektrotherapie des Ohres

Da die Abläufe im Innenohr mehr oder weniger auf elektrischer Weiterleitung von Impulsen beruhen, liegt die Möglichkeit nahe, diese Vorgänge durch elektrischen Strom therapeutisch zu beeinflussen. Aus dieser Überlegung heraus sind derzeit einige Studien im Gange, die sich mit der Elektrostimulation des Ohres befassen. In Deutschland wurde eine Zeit lang die so genannte Iontophorese propagiert, bei der durch Anwendung von Gleichstrom in Verbindung mit Lidocain im Gehörgang das Ohrgeräusch positiv beeinflusst werden sollte. Leider haben die Behandlungsergebnisse nicht das gezeigt, was erhofft wurde. Da zudem der apparative Aufwand hoch ist, wird diese Art der elektrischen Stimulation heute nicht mehr empfohlen.

Experimentelle Studien beschäftigen sich mit implantierten (eingepflanzten) Elektroden, die möglichst nahe am Innenohr platziert werden. Diese Studien laufen derzeit in Japan und England.

Mein Tipp

Über einen therapeutischen Nutzen und damit über eine breitere Anwendung kann derzeit noch nicht entschieden werden, daher sollte man diesem Verfahren gegenüber sehr skeptisch sein.

Fußreflexzonenmassage

Diese Therapie geht davon aus, dass alle Organe Verbindungen zu bestimmten Zonen der Fußsohlen haben. Das sehr alte therapeutische System hat in China und Indien seinen Ursprung und ist vermutlich genauso alt wie die Akupunktur. Auch die moderne Wissenschaft, insbesondere die Neuroanatomie und Neurophysiologie, verlässt heute die Ansicht, dass zwischen den Organen und dem Gehirn starre Nervenverbindungen existieren. Vielmehr müssen wir annehmen, dass unser Nerven- und Organsystem wie ein Telefonsystem funktioniert. Das heißt, dass Querverbindungen aller möglichen Nervenstrukturen und Organe unter einander denkbar sind. Aufgrund dieser weitreichenden nervalen Quervernetzungen ergeben sich die Therapieerfolge, die allerdings häufiger in der Behandlung von Funktionsstörungen der inneren Organe zu finden sind als in Bezug auf Ohrgeräusche.

Eine Fußreflexzonenmassage wird als sehr wohltuend empfunden. Über Reflexkreise stabilisiert sie die Körperfunktionen.

Bei dieser Therapie werden die Fußsohlen mit dem Daumen massiert, besonders die Stellen, in denen das erkrankte Organ repräsentiert ist. Die Massage kann sich auch bis über das Bein ausdehnen. Die Reflexzonenmassage wird vor allem als begleitende und unterstützende Therapie angewandt.

Mein Tipp

Die Behandlung ist schmerzlos, ungefährlich und angenehm und kann als begleitende Maßnahme hilfreich sein.

Homöopathie

In der Homöopathie soll im weitesten Sinne eine Heilung nicht durch ein Medikament »aufgezwungen« werden, sondern das gegebene Arzneimittel soll die Heilkraft des Körpers erhöhen. Das homöopathische Medikament dient als Informationsträger; die enthaltene Substanz ist aufgrund einer hohen Verdünnung chemisch teilweise nicht mehr nachweisbar.

Auch die homöopathische Behandlung wird immer häufiger einer wissenschaftlichen Beurteilung unterzogen. Ihre Anwendung setzt jedoch sehr viel Erfahrung voraus. Im Mittelpunkt des diagnostischen Interesses steht nicht die Krankheit, sondern der Mensch. Im diagnostischen Gespräch versucht der Homöopath, nicht nur die Krankengeschichte zu klären, sondern so genau wie möglich Informationen über die Lebensweise, die sozialen Umstände, die Konstitution und ganz besonders auch über die psychische Verfassung zu sammeln. Leider gibt es nur wenige Ärzte, die über eine fundierte Erfahrung in der Schulmedizin und gleichzeitig in der Homöopathie verfügen. Ein solcher Arzt wäre der beste Ansprechpartner. Wer bestimmte Ausbildungsrichtlinien erfüllt, kann die Bezeichnung »Homöopathie« im Arztschild führen.

Ein Konflikt kann für den Patienten daraus entstehen, dass die Homöopathie die gleichzeitige Anwendung bestimmter schulmedizinischer Maßnahmen und Medikamente verbietet. Dies führt zu einem Entwederoder-Gefühl, das unglücklicherweise von einigen Ärzten verstärkt wird. Eine solche Entwicklung ist ungünstig.

Mein Tipp

Homöopathie leistet gerade in der Behandlung der Begleitstörungen eines chronischen Tinnitus eine wertvolle Hilfe. Die homöopathische Behandlung als alleinige Therapie zur Kompensation eines Ohrgeräusches ist allerdings abzulehnen. Je nach Komplexität und Begleitsymptomatik dürfen andere Therapiemaßnahmen wie psychologische Beratung und Betreuung, Körpertherapien und das Retraining nicht vernachlässigt werden.

Hypnotherapie

Die Hypnose bei psychischen Beschwerden gehört im Grundprinzip nicht zu den alternativen Heilmethoden. Sie darf nicht als Therapie an sich, sondern als Technik, als Hilfsmittel zu einer Therapie gesehen werden. Die Hypnotherapie hat ihren festen Stand in der Psychotherapie. Zur Tinnitus-Behandlung wurde die Hypnotherapie bereits in einigen Kliniken eingeführt, ihr positiver Effekt ist gut untersucht. Im ambulanten Bereich ist die Zahl der Therapeuten, die die Hypnose auf das Krankheitsbild Tinnitus anwenden, allerdings noch gering. Dies liegt zum Teil auch hier am Missverständnis, diese Behandlung solle das Ohrgeräusch völlig wegbringen.

Die Fähigkeit zur Hypnose hängt nicht ab von Begabung oder von übersinnlichen Kräften, sondern sie ist eine Technik, die man erlernen kann. Die weit verbreiteten Ängste einer unkontrollierten Manipulierbarkeit sind unbegründet. Der Patient darf grundsätzlich davon ausgehen, dass während der Sitzungen nichts geschieht, mit dem er nicht einverstanden wäre!

Mein Tipp

Die Hypnose kann bewirken, dass die Patienten ihr Ohrgeräusch als nicht mehr so störend empfinden. Beispielsweise kann das Ohrgeräusch durch Hypnose mit angenehmen Vorstellungen verknüpft werden. Die eher unspezifische, mit der Hypnose immer verbundene Entspannung löst Ängste. Durch eine verantwortungsvoll durchgeführte Anwendung bekommt der Patient eine Kontrolle über die negativen Attribute des Tinnitus und damit Freiräume für positive Gedanken und Maßnahmen Als Hilfmittel im Rahmen einer umfassenden Therapie kann diese Methode empfohlen werden.

INFO

Wie funktioniert die Hypnose?

Der Therapeut versetzt den Patienten in eine Art Schwebezustand zwischen Wachen und Schlafen. Wissenschaftlich wurde bewiesen, dass ein besonderer Zustand der Gehirnaktivität eintritt: Teilweise schläft das Bewusstsein, aber das Unterbewusstsein ist erwacht. In diesem Zustand stellt der Hypnotiseur dem Patienten Fragen. Aus den Antworten können unter Umständen die Ursachen für vorliegende Beschwerden erkannt werden. Danach spricht der Therapeut zum Patienten und bringt Anregungen und Vorschläge ein. Durch den Zustand des Patienten kann dabei das Bewusstsein übergangen werden, und die Vorschläge dringen im Idealfall tief ins Unterbewusstsein ein. Damit kann der Therapeut dem Patienten eigene Möglichkeiten, Talente, positive Ressourcen und Begabungen bewusst machen. Sehr sinnvoll ist es, ein individuelles Behandlungsprotokoll anzufertigen, zum Beispiel mithilfe von Kassetten, damit der Patient die Hypnose zu Hause als Autosuggestion fortsetzen kann.

Trotz der Ungefährlichkeit der Behandlung kommt dem Therapeuten eine große Verantwortung zu. Zu häufige Sitzungen bergen die Gefahr, dass die Schwelle gegenüber Fremdsuggestion generell herabgesetzt wird und man z. B. Versprechen aus der Werbung unkritischer als sonst beurteilt. Aus diesem Grunde sollte die Hypnosebehandlung ausschließlich Ärzten und Psychotherapeuten überlassen werden, die im Rahmen einer speziellen Ausbildung diese Technik gelernt haben.

Kinesiologie

Die Kinesiologie wird zu den manuellen Heilmethoden gerechnet. Sie ist inzwischen unter Krankengymnasten, auch Masseuren und Heilpraktikern verbreitet. Auch einige Ärzte arbeiten kinesiologisch. Grundlage der Kinesiologie ist die Idee, dass sich Funktionsstörungen in einer Schwäche bestimmter Muskeln oder Muskelgruppen äußern. Diese Muskeln erhalten dadurch zu wenig Energie (»Energieblockade«). Verschiedene Punkte im so genannten lymphatischen, neurovaskulären oder Meridiansystem können nun angeregt werden, um das Fließen der Energie wieder zu ermöglichen. Damit wird der Muskel oder das Organ wieder versorgt. Auch emotionale Blockaden können durch den Therapeuten erfragt werden, um sie anschließend positiv zu verarbeiten.

Mein Tipp

Kinesiologie ist nicht als alleinige Therapie zu sehen. Sie wird – auch diagnostisch -von erfahrenen Therapeuten als »Instrument« im Rahmen einer ganzheitlichen Behandlung angewandt.

Klangtherapien

Etliche Klangtherapien haben sich einen hohen Stellenwert in der Behandlung des chronischen Ohrensausens erobert. Sie werden unter verschiedenen Gesichtspunkten durchgeführt, die in einzelnen Variationen zum Ausdruck kommen.

Entspannung und Meditation durch Musik und Klang. Musik und wohltuende Klänge. können unsere Seele öffnen und sie zum Schwingen bringen. Meditative und beruhigende Musik kann ein ausgeprägtes Entspannungsgefühl, ein Loslassen von Stress und innerer Spannung bewirken. Es gibt hierzu eine Vielfalt von Musikkassetten und CDs, die diesen Effekt unterstützen. Das speziell für Tinnitus-Betroffene entwickelte Programm der Musiktherapeutin Annette Cramer bietet neben ausgewählter Entspannungsmusik eine Anleitung zur Tiefenentspannung und ein ausgeklügeltes Hörtraining. Dabei kann jeder Betroffene das Übungsprogramm auf sein individuelles Hörproblem abstimmen (ISBN 3–8304–3007–8).

Eine Entspannung ist damit jedoch nur zu erreichen, wenn Sie sich ihr hingeben können. Viele Tinnitus-Patienten sind innerlich so unruhig, dass sie das Anhören von Kassetten eher noch nervöser macht. In diesen Fällen genügen solche »Entspannungsprodukte« nicht. Hier kann z. B. Musik als Therapie eingesetzt werden.

Mein Tipp

In der Hand von erfahrenen Musiktherapeuten ist die Musiktherapie sehr zu empfehlen – übrigends nicht nur bei Tinnitus. Die Tinnitus-Liga hilft Ihnen bei der Suche eines Therapeuten in Ihrer Nähe.

Klangtherapie nach Tomatis. Diese Therapie wird von den Anhängern der Methode in jüngster Zeit auch für die Tinnitus-Behandlung propagiert. Es handelt sich im Wesentlichen um ein Training, das das Hören im oberen Frequenzbereich schult und mit dem vor allen Dingen hochfrequente Ohrgeräusche reduziert werden sollen. Hierzu werden dem Patienten bei täglicher, mehrstündiger Anwendung Klangtherapiekassetten über Kopfhörer leise eingespielt, bei denen die hohen Frequenzen verstärkt werden. Diese Therapiemethode ist ebenfalls noch nicht überprüft. Adressen von Anwendern dieser Methode können bei der Tinnitus-Liga erfragt werden. Von wissenschaftlicher und audiologischer Seite wird die Methode kritisch bewertet.

INFO

Worauf Sie achten sollten!

Bei der Musiktherapie werden zwei Formen unterschieden:

  • Bei der aktiven Musiktherapie experimentiert der Patient selbst mit Musik, Rhythmen etc.
  • Bei der rezeptiven Musiktherapie nimmt der Patient die Musik passiv auf.

Beide Verfahren können Emotionen und Konflikte erlebbar machen, und es kann gelingen, sie mithilfe der Musik zu bearbeiten. Musiktherapie, eine Form der Psychotherapie, muss jedoch von qualifiziertem Personal ausgeführt werden. Die ausgebildeten Therapeuten besitzen in Deutschland einen wissenschaftlichen Abschluss zum diplomierten Musiktherapeuten.

Kraniosakrale Technik

Die Kraniosakral-Therapie ist eine besondere Technik der Osteopathie, die wegen ihrer großen Bedeutung für die HNO-Heilkunde gesondert besprochen werden soll. Die kraniosakrale Technik beschäftigt sich mit dem manuellen Diagnostizieren und Behandeln von Störungen der Beweglichkeit der Achse, die beim Schädelknochen beginnt, über die Wirbelsäule verläuft und am Kreuzbein endet. Sie beruht darauf, dass diese Knochen durch den Strom der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) stetigen, geringen Bewegungen ausgesetzt sind , den so genannten Pulsationen.

Diese Pulsationen sind tastbar, und die Vorstellungen der Kraniosakraltherapeuten über die zirkulatorischen Zusammenhänge der Liquorsysteme stimmen überraschend gut mit den entsprechenden Erkenntnissen der Schulmedizin überein. Finden diese Pulsationen nicht oder in pathologischem Umfang statt, so ist der Therapeut in der Lage, die Beweglichkeit der Schädelknochen durch sanfte Manipulationen wiederherzustellen. Solche Störungen finden sich nach allen Schädel-Hirn-Traumen, aber auch bei Ménirè-Kranken und bei chronischen Entzündungen der Siebbeinregion, einer besonderen Region der Nasennebenhöhlen.

Leider wurden weltweit erst sehr wenige Erfahrungen von HNO-Spezialisten gesammelt, die in der Lage sind, diese Therapie auf ihrem Gebiet mitzubeurteilen. Es ist möglich, dass diese Therapietechnik in ein paar Jahren große Bedeutung erlangen wird. Therapeuten mit abgeschlossener Ausbildung und auch einer fundierten Erfahrung in der Osteopathie und der kraniosakralen Technik sind noch rar. Sie sind am ehesten unter Orthopäden, Krankengymnasten und gelegentlich Masseuren zu finden.

Mein Tipp

Die Kraniosakrale Therapie ist ein absolutes »Muss« im Rahmen einer osteopathischen Behandlung, wenn entsprechende Störungen festgestellt wurden.

Magnetfeldtherapie

Die Magnetfeldtherapie ist ein bei orthopädischen Krankheitsbildern seit langem bekanntes und erfolgreich eingesetztes Verfahren zur Knorpelregeneration. Die Magnetfeldtherapie wird zum Beispiel bei Abnutzungserscheinungen im knorpeligen Bereich der Wirbelsäule eingesetzt. Die Anwendung an der Halswirbelsäule hat bei einer großen Zahl von Patienten, die gleichzeitig einen Tinnitus hatten, gezeigt, dass er positiv beeinflussbar war.

Mein Tipp

Wissenschaftliche Studien über die Funktionsweise und Wirksamkeit der Therapie liegen jedoch noch nicht vor. Informieren Sie sich bei der Deutschen Tinnitus-Liga, bevor Sie einer teuren Behandlung zustimmen.

Neuraltherapie

Der deutsche Arzt Ferdinand Huneke entwickelte um 1920 die Neuraltherapie in ihrer heutigen Form. Grundlage der Methode ist die Annahme, dass verschiedene Störfelder oder Irritationszonen chronische Krankheiten unterhalten können. Ausgenutzt wird die Tatsache, dass innere Organe mit der Haut in funktionellem Zusammenhang stehen.

Mithilfe der Neuraltherapie werden diese Störfelder über die entsprechenden Hautsegmente behandelt und von dort ausgehende, krankmachende elektrische Impulse beseitigt. Hierzu werden lokal wirkende Betäubungsmittel (Anästhetika) injiziert.

Steht ein Symptom tatsächlich mit einem Störfeld in Verbindung, dann verschwindet es charakteristischerweise sofort. Auch lokale, nicht durch ein Störfeld unterhaltene Störungen, z. B. Muskelverspannungen, können neuraitherapeutisch gut behandelt werden. In Bezug auf Ohrgeräusche eignet sich die Neuraltherapie daher besonders bei Störungen an der Halswirbelsäule und am Kiefergelenk.

Mein Tipp

Es ist zweckmäßig, die Neuraltherapie bereits in der Akutphase des Tinnitus anzuwenden.

Das Lösen von Gelenkblockaden kann einen Tinnitus schlagartig verbessern…

Osteopathie und Chirotherapie

Osteopathie und Chirotherapie wurden um 1900 in den USA begründet. Beide Schulen lehren die so genannte manuelle Therapie am Körper. Durch Chirotherapie werden vornehmlich Gelenkblockierungen gelöst, in der Osteopathie werden noch mehr auch Bänder, Muskeln und Bindegewebe sowie innere Organe (Viszeraltherapie) und Körperflüssigkeiten in die Behandlung einbezogen. Diagnostik und Therapie werden bei beiden Verfahren rein manuell, also durch sorgfältiges Ertasten und Behandlung im engsten Wortsinne durchgeführt.

Mein Tipp

Osteopathie und Chirotherapie können beim akuten Ohrgeräusch in Einzelfällen überraschende Behandlungserfolge erzielen. Auch ein chronisches Ohrgeräusch kann durch Osteopathie, teils auch durch Chirotherapie, in vielen Fällen gelindert werden. Hierzu trägt auch der intensive Kontakt zwischen Therapeut und Patient bei. Chirotherapie durch ausgebildete Therapeuten ist erstattungsfähig.

Die Osteopathie wird von den Krankenkassen nicht anerkannt und ist nur nach Einzelentscheidungen erstattungsfähig. Leider führt dieser Umstand dazu, dass viele Krankengymnasten als Heilpraktiker arbeiten, um diese Therapie rechtlich abgesichert ausüben zu können

Einen osteopathisch arbeitenden Therapeuten mit absolvierter Ausbildung finden Sie unter

→ www.osteopathie.de

Shiatsu

Shiatsu ist eine Massageform, die über fernöstliche Einflüsse zu uns gekommen ist und wahrscheinlich so alt ist wie die Akupunktur. Die Therapie gilt als eine Art Selbsttherapie; sie ist jedoch nur nach einer gründlichen Ausbildung anwendbar. Zur Behandlung führt man eine leichte Massage bestimmter Punkte (Meridian-, Akupunkturpunkte) aus. Damit wird versucht, durch Stimulation die gestörten Energieströme wiederherzustellen. Es wird behauptet, dass eine sachkundig ausgeführte Shiatsu eine tiefe Wirkung habe. Wer sich gründlich ausbildet, kann sich auf verschiedene Art selbst massieren, sowohl zur Behandlung als auch zur Vorbeugung von Beschwerden. Darin liegt ein großer Vorteil dieser Methode.

Mein Tipp

Sie als Tinnitus-Patient können eine Stressimmunisierung herbeiführen, Schlafstörungen und verschiedene andere Begleitsymptome selbst behandeln und sich damit das Leben erleichtern.