Kapitel 6 – Ich will anders werden – und ab jetzt komm ich auch dazu!
Was immer du tun kannst oder träumst
es zu können – fang damit an.
Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.
Johann Wolfgang von Goethe
Es geht los. Sie haben sich entschieden? Haben Sie? Für mich heißt das: alles überlegt, abgewogen, Pausen genutzt und jetzt geht es los. Oder wie die Teilnehmerin eines Seminars das beschrieb: »Frau Weiner, ich hab über alles nachgedacht, mich entschlossen und jetzt brenne ich darauf, meine PS auf die Straße zu bringen.« Es geht in diesem Kapitel also um die Realisation. Das Navi in Ihrem Fahrzeug, das Sie in das neue Land bringen soll, braucht dafür optimale Einstellungen und ein Ziel. Veränderung funktioniert nur, wenn man weiß wohin. Das Gegenteil davon ist eine Fahrt ins Blaue, die auch sehr schön sein kann und wahrlich überraschend, aber eben nicht zielorientiert. Wenn Sie ab jetzt möchten, dass tatsächlich und nachhaltig Bewegung in Ihr Vorhaben kommt, dann sind Orientierung und ein gewisses Management sehr nützlich.
Zielorientierung und Veränderungsmanagement, diese Begriffe kennen Sie aus der Presse und aus Fachbüchern. In ihnen schwingt mit, dass es etwas zu tun gibt. Also, krempeln Sie die Ärmel hoch und bringen Sie Schwung in Ihr Leben. Oder, um im Bild von vorhin zu bleiben, werfen Sie die die Veränderungsmaschine an und nehmen Sie den Finger von der Pausetaste.
Frage: Würden Sie die Veränderung auch dann angehen wollen, wenn Sie alleine auf einer Insel leben würden?
Der tiefe Wunsch, nachhaltig etwas wirklich verändern zu wollen, der Nutzen, den man darin sieht, das Aktivieren der inneren Kräfte, die Organisation der Umsetzung und der Spaß am Wandel selbst, zählen zu den wirksamsten Erfüllungsgehilfen, die es gibt. Das ist das Brennen, das Sie jetzt vielleicht spüren oder das Jauchzen, kurz nachdem man allen Mut zusammengenommen hat und endlich vom 5-Meter-Brett in ein wunderbar blaues Wasser springt. Alle Energie kommt von Ihnen! Darüber hinaus gibt es kein Wundermittel und keine Zauber, die Ihnen Selbstengagement abnehmen. Oder besser: Ihre Aktivität in eigener Sache ist die Sicherheit dafür, dass Ihre Veränderung genau in die Richtung geht, die Sie sich wünschen. Sie sind nun an einem Punkt in Ihrem Leben angelangt, wo Sie den tiefen Wunsch verspüren, den »Hintern endlich hochzukriegen« und damit »die Komfortzone zu verlassen«.
In meinem Leben brauchte es immer mal wieder den ein oder anderen, manchmal auch unsanfte Stupser, damit ich endlich FÜHLTE, dass meine Zeit gekommen war. Der Bauch weiß meist vor dem Gehirn, wenn eine Veränderung ansteht. In alten Schriften nennt man diesen Zustand auch »einen Ruf hören«. Das kann eine kleine Veränderung sein oder, wie es bei mir schon war, der größere Dreh. Bei mir war das der Moment, in dem ich begriff, dass die Idee »Autorin« zu werden, sich nicht von alleine verwirklichen würde. Es ging nicht allein ums Schreiben, sondern vielmehr darum, nach außen zu treten und öffentlich zu werden. Dafür braucht es ein Manuskript und einen Plan und beides ist – wie langweilig ist das denn – mit Arbeit verbunden. Es war 1992, als ein damaliger Freund, Thomas, zu mir sagte: »Du kommst mir vor wie ein Sprinter in der Startposition. Der Startschuss ist längst gefallen und du läufst noch immer nicht los. Wie lange willst du noch in der Hocke bleiben und worauf wartest du eigentlich?« Es stimmte. Bis dahin hatte ich darauf gewartet, dass jemand kommt, mich an die Hand nimmt und sagt: »Komm, ich begleite dich. Du bist eine wunderbare Autorin und ich sorge für deinen Erfolg.« Niemand sorgt dafür. Vielleicht hat man Glück und trifft auf wohlgesonnene Menschen, wie meine Lektorin, die mit unendlicher Geduld mit mir an diesem Buch arbeitete, aber ich muss es schreiben. Jeden einzelnen Buchstaben, den Sie hier lesen, habe ich in kleine Laptops und große Computer »gekloppt«. Und bei diesem Buch waren es noch ein paar Tausend mehr, als Sie jetzt zwischen den Buchdeckeln haben.
) Der Weg zum Traumhaus besteht aus Backsteinen.
) Der Weg zum Traumbuch aus Buchstaben.
) Der Weg zum Traumjob aus Bewerbungen.
) Der Weg zur Traumliebe aus Worten und Gesten.
) Der Weg zum Traum-Ich aus vielen kleinen Schritten mit Versuchen, Niederlagen und Erfolgen.
Nur die wenigstens Menschen bekommen ihr Glück und ihren Erfolg »vom Himmel geschenkt«, aber auch wenn wir beide, Sie und ich, vielleicht nicht dazugehören, können wir doch viel schaffen. Der Himmel ist mit denen, die etwas wagen – heißt nicht so ein Spruch?
Im Vergleich zu anderen Menschen haben Sie nun schon eine richtig gut gefüllte Toolbox für Ihre Reise und wissen, wie man sich auf dem Weg zum Ziel behaupten kann. Egal, ob unsinnige Vergleiche, blockierende Kommentare anderer Menschen, Glaubenssätze oder innere Konzepte, welche die Veränderung erschweren: Sie wissen diese nun zu entlarven und können damit umgehen. Und, wie wunderbar, Sie wissen, dass Sie verschiedene Anteile in sich tragen. Sollte also der eine Anteil von Ihnen weiter faul auf der Couch liegen oder sich furchtsam hinter dem Sessel ducken – Sie wissen, es gibt auch einen Robin-Hood-Anteil, eine Jeanne d’Arc, einen Fürst, eine Fürstin in Ihnen und mit denen ist das Ziel zu gewinnen. Sie schaffen das, weil Sie alles bis jetzt gut durchdacht und reflektiert haben und es deshalb nun endlich losgehen kann. Und klar, auch hier gibt es noch Winkel, die beleuchtet werden wollen: wie Veränderung einen Menschen verändert und damit auch die Situation, in der er sich befindet. Es gibt ein Risiko, vielleicht sogar ein Opfer, das Sie bedenken müssen, wenn es um das neue Leben geht. »Wer ein Omelett essen will, muss ein Ei aufschlagen«, fasst das meine Freundin Regina Schneider, auch Autorin, gern zusammen. Ich werde das Thema ansprechen, keine Sorge, aber erst einmal möchte ich, dass Ihre Energie frei wird. Ein Luftballon will fliegen und nicht permanent überlegen, ob die Gefahr der Platzens oder Fehlflugs zu hoch ist. Also, fliegen Sie! Fliegen wir! Aber mit einer kleinen Route!
Der Tourenplan
Um herauszufinden, was man möchte, ist es wichtig, zwei Dinge zu wissen: Wer man ist, und wohin man will. Auch Columbus ist nicht einfach aus Jux und Dollerei losgesegelt, nein, er wollte etwas, nämlich fremde Länder erkunden und Reichtümer mitbringen. Dafür musste er eine Vision entwickeln, die gleichzeitig realisierbar war. Um etwas zu realisieren, braucht es einen Plan und der braucht das übergeordnete Ziel. Die Vision! Und die sollte Spaß machen und Ihnen den Glanz in die Augen treiben, wenn Sie nur daran denken. Sie müssen sich »die Worschd schnappe wolle«, wie Mario, der kleine Rocker, es sich sagen würde. Das ist das laute »JA!«, etwas von der Energie, wie sie damals der vierjährige Marcel zeigte, als er mit mir im Weihnachtsmärchen saß. Eigentlich noch eine Spur zu klein dafür, hatte ich ihn dennoch mitgenommen. Wir saßen auf der Treppe der Empore, das ganze Haus war voll. Unten das Publikum, ein Kessel wild gewordener Kinder. Und auf der Bühne stand der Dschungelbär und fragte ins Publikum: »Wer von euch hat Mut und kommt auf die Bühne?« Ich konnte gar nicht so schnell schauen, wie Marcel aufsprang, der kleine Körper voll freudiger Spannung, seine Hand schoss nach oben und er rief so laut, dass alle sich umdrehten: »Jaaaa!!! Ich!!!! Hier oben!!!!!«
Jaaa!!! Ich!!! Hier oben!!! Diese Energie muss in Ihnen spürbar sein, wenn Sie an Ihre Vision, Ihren Traum denken.
In der Beratung versucht man dieses große Bild mit der sogenannten Wunderfrage zu entwerfen. Die Wunderfrage ist eine Methode der Kurzzeittherapie und wurde von Steve de Shazer (amerikanischer Psychotherapeut, 1940-2005) entwickelt. Der Zweck dieser Frage ist, die Problemzone zu verlassen und sich in das Ziel schon mal hineinzudenken, es regelrecht zu erleben. Wenn wir in Problemen denken, dann fallen uns auch nur Probleme ein. Beim zielgerichteten Denken sind wir dagegen auf Lösungen fokussiert. Und Lösungen benötigen Sie, wenn Sie sich entwickeln möchten.
Ihre Wunderfrage
Stellen Sie sich vor, Sie legen sich heute Abend ins Bett, um zu schlafen. Und während Sie ganz ruhig schlummern, kommt unbemerkt eine Fee und schenkt Ihnen das Wunder, dass ein Wunsch von Ihnen Wirklichkeit wird. Mit dem Aufwachen haben Sie eine Verwandlung vorgenommen und sind der Mensch, der Sie so gerne wären. Ohne Ihr Zutun, ohne Wenn und Aber. Der absolute Traum, die pure Erfüllung, das ganze Glück. Ich frage Sie: »Wenn Sie mit diesem Glück aufwachen, was ist anders als zuvor?«
Sie können hier wirklich in die Vollen greifen, ja Sie sollen sogar ganz frei und ohne Einschränkungen durch die Realität das Wunder formulieren, das Ihnen widerfahren könnte. Es geht um eine positive Zukunftsfantasie, die dazu anregt, das genauer zu betrachten, was Sie sich »weg« oder »besser« wünschen. Damit die Vision ein bisschen mehr Futter bekommt, nun noch ein paar Fragen, welche die Wunderfrage ergänzen:
) Wer wären Sie, Mann oder Frau?
) Was für ein Typ wären Sie, mit welchen Eigenschaften?
) Was würden Sie in sich deutlich anders spüren?
) Woran würden Ihre Kollegen erkennen, dass Sie sich verändert haben?
) Wie würde Ihre Familie, würden Ihre besten Freunde Sie jetzt, nach der Wunscherfüllung, beschreiben?
Wenn Sie sich die Wunderfrage – die ich persönlich sehr liebe! – stellen, dann geben Sie dem Wunder einen Raum. Wenn Sie sich nicht einschränken, sondern das ganze Wunder aussprechen, dann haben Sie damit Ihre Vision und wissen, wohin die Reise gehen soll. Das ist es, was Sie wollen.
Lassen Sie sich bei der Beantwortung Ihrer Wunderfrage nicht davon beeinflussen, was andere von Ihnen wollen und halten Sie sich die Ohren zu, wenn Freunde oder Bekannte Ihren Traum vom besseren Leben abwerten, belächeln oder kritisch kommentieren. Es ist Ihr Traum, Ihre Sehnsucht, Ihr Wunsch. Hier geht es ganz allein um Sie.
Nicht jeder Traum wird Wirklichkeit, aber eine Annäherung ist immer drin. Und übrigens: Manche Träume verwirklichen sich auch genauso, wie sie vorher ausgesprochen wurden und bei vielen, vielen anderen Menschen ergibt sich aus dem Traum der Weg.
Hier sind ein paar Wünsche, die meine Klienten als Antwort auf die Wunderfrage beschrieben:
) »Wenn eine Fee käme, dann wäre ich wieder 20 Jahre alt und würde etwas anderes studieren. Architektur zum Beispiel.«
) »Wenn die Fee käme, dann hätte ich nicht mehr diese dunklen Momente. Ich wäre so heiter, dass die Menschen gerne Zeit mit mir verbringen würden.«
) »Wenn die Fee käme, dann würde ich nicht mehr lispeln und würde ernst genommen werden.«
) »Wenn die Fee käme, dann wäre ich beliebt. Ich würde in den Betriebsrat gewählt werden.«
) »Wenn die Fee käme, dann würde ich meine Vorhaben durchhalten und nicht abbrechen. Das würde sich auch bei Wanderungen zeigen.«
Vielleicht denken Sie jetzt: »Du meine Güte, wie soll man denn wie durch ein Wunder in den Betriebsrat gewählt werden? Man wird doch nicht über Nacht sympathisch und beliebt, und so ein Sprachfehler träumt sich doch auch nicht einfach weg!« Aber wenn es nicht fürs Architekturstudium reicht, dann könnte ich doch vielleicht wenigstens ein Baumhaus entwerfen und bauen? Und wenn ich nicht mehr dunkel gestimmt sein möchte, sondern heiter, kann ich beginnen, eine Liste der Dinge zu erstellen, die mich fröhlich machen. Diese Liste kann ich dann Punkt für Punkt durchgehen und mal sehen, ob das Wunder geschieht und ich glücklicher werde. Was den Sprachfehler angeht, so kann eine gute Logopädin der erste Schritt zum Wunder sein. Sich über das Wunder Gedanken zu machen, es zuzulassen, davon zu erzählen und sich Bilder auszumalen, löst nicht nur schöne Gefühle, sondern auch umsetzbare Ideen aus.
Wie Walt Disney schon gesagt hat: »Wenn du es dir vorstellen kannst, kannst du es auch erreichen.« Oder in meinen Worten: Was Sie sich NICHT vorstellen können, werden Sie nicht erreichen (wollen). Sie haben dafür nur schwache oder unattraktive innere Vorstellungen. Es gibt keine »Wurst«, hinter der Sie herspringen. Ich kann es mir beispielsweise nicht vorstellen, Seiltänzerin zu sein. Das Bild klappt nicht. Ich finde Zirkustänzerinnen zauberhaft, aber »es ist nicht meins« – also werde ich keine Energie in diesen Gedanken stecken und damit dieses Ziel nicht erreichen.
Diese Fragen machen Ihren Traum lebendig und reizvoll:
) Können Sie sich Ihren Wunsch richtig gut vorstellen?
) Was sehen Sie (bunt oder schwarz-weiß)?
) Hören Sie etwas?
) Fühlen Sie etwas?
) Gibt es einen Geruch?
) Einen Geschmack?
Ein Wunschtraum ist eine Energie, die sich freisetzen möchte.
Und nun gilt es zu schauen, ob nicht womöglich schon hilfreiche Ansätze in Ihnen vorhanden sind, oder wie Sie sich diesen Traum erfüllen können.
»Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, einmal daraus zu erwachen«, soll schon Josephine Baker für sich erkannt haben. Menschen, die Erfolg haben, geben ihren Träumen eine Chance, wahr zu werden. Das verlangt aber nicht nur eine Nummer für den Lauf zu ziehen, sondern auch tatsächlich loszulaufen.
Sie werden bald feststellen, dass es keine Fee braucht, sondern dass Sie sich selbst das Wunder ermöglichen können, wenn Sie sich fragen: »An welcher Stelle kann ich heute beginnen, mein Wunder zu realisieren? Was wäre der erste Schritt?« Die Frage leitet eine Entwicklung ein, ein Wunder wird somit umsetzbar.
Von der Vision zum Ziel
Wenn Menschen anders werden wollen, dann haben sie meist eine Verhaltensänderung im Kopf oder wollen anders wirken. Eines ist so gut wie das andere und durchaus machbar. Aber, wie schon der bekannte Professor für Psychologie Arnold Lazarus und sein Kollege Dr. Allen Fay 1975 schrieben, es gibt nur zwei Wege, Fehler oder sein Verhalten zu ändern:
Indem man das Denken ändert
oder
das Verhalten.
Und am wirksamsten ist es nach meiner Erfahrung, wenn man beides miteinander kombiniert.
Wenn wir uns verändern wollen, müssen wir etwas unternehmen. Eigentlich alles ganz einfach – wenn man dranbleibt. Auch das betonen die beiden Experten mehrfach in ihrem Buch. Viele Veränderungen scheitern daran, dass sie nicht konsequent angegangen werden und deshalb der Weg nicht konsequent beschritten wird. Reflexion, neue Aspekte, Motivation helfen dabei, dass sich das verwirklicht, was Sie bereits als Gedanken, Wunsch oder Bild in sich tragen.
Ich will anders sein.
Ich will anders leben.
Ich will anders lieben.
Ich will anders arbeiten.
Ich will anders aussehen.
Ich will anders fühlen.
Ich will anders denken.
Ich will anders wahrgenommen werden.
Haben Sie eine Abmachung mit sich selbst? Weiß Ihre Seele, dass es Ihnen diesmal ernst und wichtig ist? Oder anders herum: Wissen Sie, ob Sie alle inneren Ressourcen mit im Boot haben? Das sollten Sie, denn Sie wissen es bereits aus dem Kapitel über die Glaubenssätze, wenn Ihr innerer Kompass eine andere Route plant als Ihr Kopf, wird der Kompass gewinnen. Jetzt ist noch die Zeit, den Bauch, sprich den inneren Schweinehund, für Ihr Projekt zu begeistern. Der Bauch hat ein großes Mitspracherecht, wenn es um Entwicklung geht, das heißt aber nicht, dass wir uns ihm ganz unterordnen müssen. Positive innere Filme, Lösungsgedanken und Kreativität vermögen ihn zu locken. Wenn Ihr Bauch erkennt, dass Ihre Veränderung Spaß macht und Ihnen einen Gewinn bringt, dann kann er seine Einstellung verändern. Die erfolgreiche »Verlockung« des Bauches bewirkt, dass wir für uns oder eine Sache einstehen – mit Herz und Hirn ins Anderssein.
Wie sehr wollen Sie diese Veränderung?
Der Veränderung tut es gut, immer wieder – auch sichtbar – bearbeitet zu werden. Vorher/Nachher-Überlegungen sind dabei hilfreich, aber auch eine kleine Skalierungsübung. Ein Kreuzchen zeigt Ihnen, ob Ihr Wunsch noch etwas Erfüllungsenergie benötigt, oder Sie damit bereits so gut angereichert sind, dass Sie diese Energie auch über Hürden, Warteschleifen und Stolpersteine hinwegtragen wird. Denken Sie nun an Ihren Wunsch und überlegen, wie gerne Sie ihn erfüllt haben möchten. Tragen Sie dann ein Kreuzchen auf der Skala ein. Damit haben Sie eine Momentaufnahme geschaffen, die Sie – wenn Sie möchten – weiter nutzen können.
Auch ohne, dass wir zusammensitzen, meine ich, Ihr Kreuzchen bei etwa 70 bis 90 % zu sehen, bei manch einem sogar eines bei 100 %! Das ist gut! Wenn Sie die Veränderung wirklich wollen, dann ist Ihnen der Erfolg sicher. Und sollte es weniger sein, kein Problem, dann überlegen Sie erneut das Für und Wider. Es könnte gut sein, dass Ihr Wunsch noch ein paar Fragen und Bedenken hat, bis er sich mit voller Energie entfalten kann. Lassen Sie ihn noch mal ruhen, in »Abers« untergehen oder von »Abers« antreiben, sammeln Sie Rückmeldungen von anderen, bauen Sie sich selbst neue Glaubenssätze; was immer es auch ist: Übernehmen Sie die Führung und damit auch die Verantwortung für das, was anders werden soll. Alles ist möglich. Je nachdem, in welche Richtung Sie Energie investieren und welchen Wolf Sie füttern.
Ich fragte einmal den Schauspieler Walter Sittler, wie er Liebesszenen im Film gut spielen kann, ohne verliebt zu sein. Diese Situation ist übertragbar auf Zielverwirklichungen, für die uns immer wieder der Elan abhanden kommt, oder von denen wir noch nicht wirklich überzeugt sind. Man gibt dann eine Emotion vor, aber das ist nicht authentisch und damit nicht wirksam. »Ich muss, obwohl ich nicht verliebt bin, etwas am Gegenüber liebenswert finden. Ich muss etwas finden, das ich mag«, erklärte er mir. »Und sei es das Ohrläppchen.« Das berühmte Ohrläppchen ist für mich zu einer Metapher dafür geworden, dass ich mich bemühen muss, den Sinn, die Freude und Anziehung zu finden in dem, was ich machen möchte oder machen muss. Niemand kann mir diese Gefühle geben, ich muss sie selbst finden. Habe ich »das Ohrläppchen« für mich aber erkannt, ziehe ich mit Engagement und doppelter Freude los.
Das Ohrläppchen zu finden, ist einer der ersten Schritte in die Veränderung hinein.
Hier ist ein Ohrläppchen für Sie. Wofür können Sie sich beim Gedanken an Ihren Veränderungsplan begeistern?
Ziele setzen, Ziele planen, Ziele erreichen
In diesem Kapitel werden Sie dazu angeregt, Ihre Vision in umsetzbare Teilziele herunterzubrechen. An diesem Punkt geht es nicht mehr um Wenn und Aber, sondern um einen Plan. Etwas, an das Sie sich halten können. Umsetzungsstrategien. Fangen wir an, damit es uns nicht so ergeht, wie Seneca es so treffend vor 2000 Jahren mit seinen Worten beschrieb: »Wer seinen Hafen nicht kennt, für den ist jeder Wind der falsche.« Egal, ob Sie lossegeln wollen oder loswandern, Bewegungen jeder Art sind immer Aktivitäten, also das Gegenteil von »sich treiben lassen« oder »ich lass das mal auf mich zukommen«.
Ein Ziel wirklich erreichen zu wollen und dafür einen Ablaufplan zu haben, bedeutet, einen ganz bewussten Weg zu gehen, den Sie natürlich jederzeit überdenken und verändern können, der aber immer zielorientiert bleibt.
Nehmen wir die Vision von Birgit, einer Teilnehmerin aus einem meiner Seminare:
»Ich möchte gerne mit meinem Wissen etwas bewegen.« Wenn sie den Wunsch dann genauer betrachtet, sieht sie sich auf einer Bühne über ihre Vision sprechen. Ihr spezielles Thema dabei ist: »Vereinbarkeit von Familie und Beruf«, denn Birgit hat es geschafft. Sie hat drei Kinder, ist voll berufstätig und das, obwohl ihr Lebens- und Arbeitsort 300 km auseinander liegen. Birgit und ihr Mann haben eine gute Arbeitsteilung, beruflich und privat. Nun möchte Birgit anderen Frauen und Männern Mut machen.
Das Ziel: »Ich möchte als Rednerin zu meinem Thema eingeladen werden.«
Leider kommt niemand vorbei, der klingelt und einen abholt. Zumindest nicht am Anfang. Ein Teilziel muss her, damit der Wunsch erfüllt werden kann.
Das Teilziel: »Ich möchte mit meinem Thema bekannt werden.«
Und wie könnte dies gelingen? »Indem ich auf meiner Webseite darüber schreibe und Veröffentlichungen mache. Ich könnte auch mal bei einem Verband mein Thema anbieten.«
Prima! Damit ist was anzufangen. Das Teilziel ist das Ziel, das Birgit für den ersten großen Schrittentwurf als Überschrift nehmen kann.
Ziele sollten positiv, deutlich, überprüfbar und planbar formuliert werden, wenn sie zum Erfolg führen sollen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Ein Ziel muss attraktiv sein, denn warum sonst sollten wir es erreichen wollen? Damit wir einzelne Schritte planen können, müssen wir es darüber hinaus verstehen. »Ich will nicht mehr so zurückhaltend sein!« ist die Verneinung eines Zustandes, sagt aber nicht, wohin die Reise gehen soll. Was soll denn besser werden? Von was möchten Sie mehr?
Jetzt müssen Beispiele her, denn Sie wissen es bereits, wir Menschen übersetzen Sprache in Bilder. Deswegen gefallen uns Romanverfilmungen ganz selten, denn wir »haben uns das beim Lesen anders vorgestellt«. Die inneren Bilder sind uns oft nicht bewusst, aber unser Gehirn versteht mit ihrer Hilfe, um was es geht und was wir meinen. Was man sich vorstellen kann, das kann man erreichen, erinnern Sie sich an Walt Disney. Wenn Sie keine Vorstellung von etwas haben, dann haben Sie auch kein Bild und damit hat Ihr Unterbewusstes keine Landkarte. Beispiele helfen Ihnen zu überprüfen, ob Sie die Veränderung wirklich wollen oder ob Ihr Plan noch einmal durchdacht werden sollte. Zudem unterstützen positive Beispiele oder Vorstellungen, denn man kann sich etwas von anderen abschauen, oder im Geiste erproben. Ist es so besser oder so oder so?
Birgits Bild sieht zum Beispiel so aus: »Ich kann mich auch bei größeren Events sehen, die ich als Teilnehmerin schon kenne.« Sie denkt dabei an Messen, wie zum Beispiel in Hannover die WoMenPower.
Auch Teilziele müssen konkret sein!
Je »schwammiger« ein Ziel formuliert ist, desto schwieriger ist es zu erreichen, beziehungsweise die Zielerreichung zu überprüfen, zum Beispiel:
) Ich möchte mein Führungsverhalten verändern.
) Ich will freundlicher werden.
) Ich möchte selbstsicherer sein.
) Meine Familie soll stolz auf mich sein.
Alle vier Zielformulierungen sind Aussagen, die sehr viel offenlassen. Wie soll denn das Führungsverhalten sein? Was verstehen Sie unter freundlich und welche Verhaltensweisen meinen Sie genau in welchen Situationen?
Tja, und das Selbstbewusstsein: Wann, wo, bei wem und wie wird eine Verbesserung erkannt? Und was hat es mit dem Stolz und der Familie auf sich? Warum soll Ihre Familie stolz auf Sie sein? Wenn Ihre Familie stolz auf Sie ist … ist es dann auch etwas, auf das Sie stolz sein werden?
Finden Sie immer Ziele, die SIE wollen und die IHNEN wichtig sind.
Viele Menschen vor Ihnen haben sich mit dem Thema Zielerreichung bereits auseinandergesetzt, denn sich zu verändern, ist ein tief liegender menschlicher Wunsch. Egal, ob beruflich oder privat, der Weg der Zielerreichung ähnelt sich meistens. Im Job haben Sie vielleicht ein Gegenüber, das auf die Zielerreichung besteht und Ihre Vorgehensweise von außen beobachtet und kontrolliert. Wenn Sie selbst das Ziel vorgeben, dann müssen Sie sich selbst ein Mr oder eine Ms Kontrolletti werden und zwar im wohlwollenden Sinne. Erinnern Sie sich: Wenn Ihr Bauch sich warnend meldet, dann läuft gerade etwas schief. Ich empfehle Ihnen also, jeden Schritt, jede Etappe, mitfühlend zu überprüfen. Um die Wahrscheinlichkeit der Verwirklichung eines Ziels zu erhöhen, gibt es verschiedene Kriterien dafür, zu überprüfen, ob die Ziele sinnvoll formuliert sind. Wenn diese Kriterien angewendet werden, werden aus Wünschen oder Träumen konkrete, realistische Ziele.
Es handelt sich dabei um folgende Empfehlungen:
) Das Ziel soll mit eigener Kraft erreichbar sein. Es muss im eigenen Einflussbereich liegen. Nur dann kann man die Umsetzung selbst steuern und vorantreiben.
) Das Ziel soll sinnlich konkret beschrieben werden mit allem, was es mittels Sehen, Hören und Fühlen wahrzunehmen gibt.
) Das Ziel soll positiv formuliert sein – ohne Negation oder Vergleich. Die positive Formulierung ermöglicht ein bewusstes Hin zu etwas Neuem anstelle eines Weg von etwas Altem.
) Das Ziel soll in einen Kontext eingebunden sein. Zum Kontext gehören Kategorien wie Beruf, Freizeit, aber auch Ort, Personen und Zeitraum der Verwirklichung.
) Das Ziel soll bedacht sein. Bei jedem Ziel muss sichergestellt werden, dass seine Erfüllung keine negativen Folgen oder untragbaren Nebenwirkungen haben wird. Gegebenenfalls muss das Ziel verändert werden.
) Sie sollten regelmäßig überprüfen, wie nah Sie Ihrem Ziel schon sind. Mit der Frage: »Wie wirst du merken, dass dein Ziel erreicht ist (dass du auf dem Weg zum Ziel bist)?«, werden Überprüfungskriterien herausgearbeitet.
Die folgenden Antwortoptionen zeigen Ihnen beispielhaft, wie Sie merken können, dass Sie Ihr Ziel erreicht haben:
»Wenn meine Frau mich mindestens dreimal am Tag anlächelt, dann weiß ich, dass meine Komplimente so formuliert sind, dass sie ankommen.«
»Wenn ich mich bei jeder Konferenz einmal melde und jede zweite Konferenz einen Vorschlag mache, dann hat sich mein Selbstbewusstsein deutlich in die Richtung verändert, die ich mir wünsche.«
Und Birgit weiß:
»Wenn ich um ein größeres Statement zu dem Thema gebeten werde, dann weiß ich, dass ich das richtige Publikum gefunden habe.«
Nun zur konkreten Planung
Sie haben eine Vision, ein Ziel, ein Teilziel und nun braucht es Schritte, die von »hier« nach »da« führen. Unter dem Begriff Strategie, früher eher militärisch verwendet, versteht man in der Wirtschaft die aufeinander abgestimmten und geplanten Maßnahmen zur Erreichung eines Ziels. Auch im persönlichen und beruflichen Leben sind Strategien äußerst hilfreich. Man betrachtet eine Situation und überlegt, wie sie sinnvoll zu verändern ist. Ziele werden gesetzt und man plant, wie diese zu erreichen sind.
Persönliche und berufliche Ziele können genauso gemanagt werden wie Projekte. Im Projektmanagement unterteilt man eine Strategie »vom Ende her« – also vom Ziel ausgehend – in viele kleine Etappenziele. Zuvor steht aber die Bestandsaufnahme, damit man das »Soll« (Ziel) mit dem »Ist« (Gegenwart) vergleichen und eruieren kann, was zwischen den beiden noch fehlt.
1. Bestandsaufnahme: Wo stehen Sie augenblicklich?
) Wie würden Sie Ihre momentane Situation beschreiben?
) Was haben Sie bisher erreicht?
) Welche Fähigkeiten sind für Sie dabei wichtig?
) Was können Sie bereits?
) Worin sind Sie sogar richtig gut?
2. Welches Ziel haben Sie?
) Notieren Sie Ihre Zielformulierung. Zur Erinnerung: Formulieren Sie Ihr Ziel positiv, deutlich, überprüfbar und planbar.
3. Projektplanung: Welche Ressourcen benötigen Sie für die Erreichung Ihres Ziels?
) Was brauchen Sie, um Ihr Ziel zu erreichen?
) Erkennen Sie Hürden oder Widersprüche?
) Können Sie Auskunft einholen, jemanden fragen?
) Ist jemand an der Umsetzung beteiligt?
) Wer unterstützt Sie bei der Erreichung Ihres Ziels?
) Wie werden Sie sich belohnen?
) Erkennen Sie Weiterbildungsbedarf?
) Wo oder von wem können Sie diese Kompetenzen erwerben?
) Was ist noch hilfreich?
4. Was motiviert Sie auf dem Weg?
Wie wichtig die richtige Motivation ist, zeigt das Folgende: In einer Quelle, die der Focus Ende 2010 veröffentlichte, gaben 59 Prozent der Befragten als Jahresmotto an, Stress abbauen zu wollen. 56 Prozent wünschten sich mehr Zeit mit der Familie, 52 Prozent wollten sich mehr bewegen, 49 Prozent mehr Zeit für sich selbst haben. Danach folgten die Vorhaben Gesundheit, Figur, Sparsamkeit, weniger Fernsehkonsum, weniger Alkohol und bei 12 Prozent fand sich am Schluss der Skala das Vorhaben, mit dem Rauchen aufhören zu wollen. 10 Prozent gaben ihre guten Vorsätze bereits innerhalb der ersten Woche auf. 20 Prozent innerhalb von ein bis drei Monaten. Doch immerhin gaben in dieser Studie 50 Prozent der Befragten an, dass sie ihre guten Vorsätze das ganze Jahr über halten.
Was macht den Unterschied? Zentral ist sicher der Wille, also sein Ziel reflektiert zu haben und wirklich erreichen zu wollen. Aber zusätzlich braucht man noch etwas anderes und das ist: Motivation. Je genauer Sie wissen, was Sie motiviert, desto besser können Sie Unterstützung in Form von Motivation von anderen erbitten beziehungsweise sich selbst motivieren. Was ich im Übrigen für den schlaueren Weg halte, denn dann sind Sie selbstständig und damit autark. Sie müssen nicht darauf warten, dass Sie jemand motiviert, sondern Sie wissen selbst, wie Anschub möglich ist.
In der Psychologie kennt man zwei Arten der Motivation: Die extrinsische Motivation kommt von außen (zum Beispiel durch eine Gehaltserhöhung, ein Lob oder eine Freundin, die uns zum Joggen abholt). Die intrinsische Motivation steckt in uns selbst. Wir joggen dann auch alleine, weil wir Freude daran haben. Es ist die innere Freude, die Lust, sich mit etwas zu beschäftigen, etwas anzustreben, anzugehen, sich weiterzubilden, sich auf den Weg zu machen. Das kann Ehrgeiz sein, Spieltrieb, Lust an der persönlichen Weiterentwicklung, Hilfsbereitschaft und vieles mehr. Profitieren Sie dabei auch von vergangenen Erfolgen. Was können Sie aus solchen Erfahrungen für Ihr neues Projekt lernen? Es ist nicht nötig, dass Sie das Rad immer wieder neu erfinden.
Ich finde für mich gerne äußere »Anker«, die mich an ein Ziel oder an meine Selbstmotivation erinnern. Das kann ein Stern sein, den ich mir hinhänge, ein Parfum, das mich begleitet, ein Ring, mit dem ich mir etwas verspreche oder ein Bild, kurzum, der Knoten im Taschentuch. Sie können sich freilich auch pinkfarbene Ente ins Badezimmer stellen.
Sprechen Sie gut von Ihrem Ziel, denn Veränderung will einen Plan und kein Problem.
Kaum ein Mensch motiviert sich für eine Veränderung, wenn diese als Problem diagnostiziert wurde. »Ich muss mich verändern, weil sonst …« – solche Gedankenketten führen eher in Sackgassen, als zum Ziel und im Wort »Problem« steckt eine bestimmte negative Energie, die wie ein Fuß auf der Bremse wirkt.
) »Ich muss abnehmen, weil mich sonst mein Mann betrügt.«
) »Ich hab ein Problem mit meinem neuen Chef.«
) »Ich muss länger am Arbeitsplatz sitzen, damit meine Gehaltserhöhung gerechtfertigt ist.«
) »Mein Problem ist, dass ich mich nicht verkaufen kann.«
Deswegen habe ich mir angewöhnt, nicht mehr von »Problemen« zu reden, sondern es wie eine Kollegin zu handhaben, die eher in »Projekten« denkt.
Bei einem Projekt können Sie vieles probieren, manche Gedanken vertiefen und andere auch wieder fallen lassen. Vieles ist denkbar und möglich. Ich sage also nicht mehr: »Ich habe ein Problem mit meinem Gewicht«, sondern ich sage: »Mein Projekt ist mein Gewicht.« Ich sage nicht mehr: »Ich habe ein Problem damit, wie ich mich verkaufe«, sondern »Mein Projekt ist meine Selbstvermarktung.« Projekte können wir in eine Rangordnung stellen oder in Teilprojekte untergliedern. Man kann damit etwas tun, ist ihnen nicht ausgeliefert, wie man es vom Problem kennt. Falls Sie aufstöhnen, weil Ihr Berufsleben voll mit Projekten ist und Sie diese Umschreibung eher in schlechte Stimmung bringt, dann nennen Sie es eben Bastelei, Werkstück, Herzstück oder sagen Sie zu Ihrem Problem: »Das ist derzeit die Schmuseecke meines Lebens!« Und? Fühlt sich doch gleich viel kuscheliger an, oder?
5. Ziel und Zeitmanagement
Ganz ohne den Blick auf Uhr und Kalender geht es nicht, aber wer sagt denn, dass Veränderungsmanagement auch immer gleich in Stress und Termindruck ausarten muss? Vereinbaren Sie mit sich vielleicht eher ein Date, ein Rendezvous, als einen neuen Termin. Auch hier: Wörter und Begriffe verändern. Wenn ich an einer neuen Buchidee arbeite, dann nenne ich das »häkeln« oder »basteln«. Mit diesen Worten verscheuche ich Erfolgsdruck und Ernsthaftigkeit. Wenn das Projekt etwas wird, dann bleibe ich dabei. Sobald Sie wissen, wann Sie Ihre Teilziele erreicht haben wollen, tun Sie schon den ersten Schritt. Machen Sie es sich leicht. Verwandeln Sie Ihre Veränderung in ein Vergnügen ohne Druck! Und das erreichen Sie schon zu einem großen Teil dadurch, dass Sie Ihre Bestzeit kennen. Wann ist die? Morgens, nachmittags, nachts? Unter der Woche oder am Wochenende? Es ist viel schwerer, dann etwas zu üben oder umzusetzen, wenn die innere Uhr dagegen tickt. Ich selbst gehe aus diesem Grund lieber sehr spät am Abend schwimmen. Das passt für mich am besten. Dann halte ich es durch, regelmäßig zu gehen.
Auch Sie haben nur 24 Stunden. Wenn Sie ab jetzt mehr Zeit für etwas haben möchten, dann müssen Sie an anderer Stelle Zeit einsparen beziehungsweise zurückgewinnen. Das kann gelingen, indem Sie:
Gespräche einschränken, die sich entweder inhaltlich ständig wiederholen oder in Details verlieren,
im Auto nicht aus Langeweile telefonieren und dämliche Sendungen anhören, sondern gezielt Musik oder Hörbücher mitnehmen,
Pausen und Lerneinheiten definieren, wie zum Beispiel: »Jetzt will ich 20 Minuten in einem englischen Buch lesen« oder »Ich denke jetzt 5 Minuten über meine Pläne und Ziele nach«,
delegieren, wenn Sie wissen, dass Ihre Bügelfrau zehnmal besser, schneller und lieber als Sie bügelt,
sich bereits beim Vorbereiten innerlich sammeln und auf das Projekt oder die Übungsstunde einstimmen.
6. Machen Sie aus Ihrem Projekt ein Jahresmotto
Vorsätze und Ziele, die das Verhalten komplett und dauerhaft verändern sollen, sind schwer durchzuhalten. Wenn Sie sich vornehmen: »Ich werde mich von nun an geselliger zeigen!«, aber lieber schweigend in einer Ecke sitzen, macht Sie allein der Vorsatz nicht zu einer Stimmungskanone. Veränderung ist keine Verpflichtung, sondern ein Genuss. Es ist ein Spiel! Es ging nicht darum, etwas »loszuwerden«, »abzuschaffen« oder »umzuändern«, sondern zu erweitern, zu verbessern und anzureichern. Wenn wir unser Verhalten mit neuen Aspekten schmücken, gewinnen wir etwas dazu.
Das gelegentliche Einüben eines neuen Verhaltens oder das langsame Heranpirschen an ein Ziel, ist viel nachhaltiger im Erfolg, als der schnelle Gewinn, denn wir gehen dann mit der natürlichen Veränderung mit und provozieren nicht den schnellen Coup.
Vor einiger Zeit habe ich deshalb damit begonnen, mir zu Jahresbeginn eine Losung für die kommenden 12 Monate zu suchen. Schon im November fing ich an zu überlegen, was mir im nächsten Jahr besonders wichtig sein sollte. Es handelt sich dabei immer um ein mir ungewohntes Verhalten. Mein erstes Jahr stand unter dem Motto: »Ich möchte mich ein Jahr nur mit Menschen privat verabreden, die ich auch wirklich treffen will.« Im zweiten Jahr übte ich »Luxus!«, für mich eine Herausforderung, da ich sehr stark vom Sparsamkeitsdiktat meiner Familie geprägt bin, die infolge ihrer Flüchtlingsgeschichte immer sehr aufs Geld schauen musste und einen soliden, praktischen Lebensstil pflegte. In darauffolgenden Jahren lauteten meine Jahresmottos: »Jetzt sind mal andere dran – nicht jeden Auftrag annehmen«, »Das Glück finden« oder im letzten Jahr: »Keiner hält mich auf, schon gar nicht ich mich selbst« (Die zweite Hälfte hat, wohlgemerkt, ein weit größeres Gewicht als die erste! Denn wie oft blockieren wir uns in der Umsetzung von Plänen selbst viel mehr, als andere das tun!).
Ich wähle mir für ein Jahr ganz bewusst Situationen und/oder Zeiten aus, in denen ich das neue Verhalten einüben möchte. Zum Beispiel das Luxus-Jahr: Ich beschloss, mir jeden ersten Mittwoch im Monat etwas zu schenken, das wesentlich teurer war, als ich sonst bereit war, für ein Produkt auszugeben. Das Produkt durfte keine B-Ware sein und nicht preisreduziert. Das konnte die Schokolade für fünf Euro sein (»Fünf Euro? Sind die noch normal? Und waaaas? Nur 80 Gramm?), ein Paar teure Strümpfe, eine Handtasche oder ein Erste-Klasse-Ticket bei der Bahn. Wichtig war, mir etwas zu gönnen, das »über meine gewohnten Verhältnisse« ging. Ich merkte das, indem mein Körper mit einem schrillen inneren Aufschrei darauf reagierte: »Was? Was soll das kosten? Sind die denn völlig übergeschnappt?« Wenn dieser innere Aufruhr kam, dann wusste ich, dass ich mich für mein besonderes Training gerade in der absolut richtigen Situation befinde.
Sie können aber auch Gelassenheit üben (»Jeden Montagvormittag werde ich nachsichtig sein!«) oder sich ein paar Macken zulegen (»Jeden Sonntag bin ich zwei Stunden lang anspruchsvoll!). Wichtig ist nur, dass Sie die Zeiten festlegen, damit Sie die Veränderung bemerken können, denn nur bewusste Veränderungen bleiben aktiv erhalten und nur so können Sie Veränderungen registrieren. Auch hierfür können Sie gut eine Skala nutzen.
Im letzten Jahr, als ich mir das Jahresmotto »Keiner hält mich auf, schon gar nicht ich mich selbst« gesetzt hatte, habe ich mir Karrierestufen vorgenommen, die mich bisher eher geschreckt haben. Ich habe in mich hineingespürt und so herausgefunden, wann und wie ich mich selber einenge, aufhalte und blockiere. Dann gab ich mir jedes Mal einen bewussten Energieschub und sagte mir mein Motto wieder laut vor: »Keiner hält mich auf, nicht mal ich selbst!« Es hat sich für mich ausgezahlt, dass ich mir selbst Mut zugesprochen und mir bestätigt habe, dass ich es wagen kann, Neuland zu betreten.
Das bewusste Einlegen von Übungsstunden unterstützt Sie darin, Routine im Neuen zu entwickeln. Und am Ende eines Jahres – um bei meiner Jahreslosungsmethode zu bleiben – stellen Sie unter Umständen stolz und glücklich fest, wie anders gut Sie in den letzten 12 Monaten geworden sind.
7. Von früheren Erfolgen profitieren
Erfolg ist wie ein Strickmuster, eine innere Haltung, eine Strategie, die man verfolgt. Jeder Mensch neigt dazu, seine Erfolge immer nach demselben Muster aufzubauen. Es handelt sich um eine Art individuelles Rezept. Fast könnte man allerdings von Erfolgsgeheimnissen sprechen, denn den meisten Menschen sind sie nicht einmal selbst bekannt. Oder können Sie sofort abrufen, wie Ihr persönlicher Erfolgsweg ist? Um dieses Muster zu erkennen, ist es äußerst hilfreich, sich an das allererste Erfolgserlebnis zu erinnern. Wann war Ihr erster Erfolg im Leben?
Mein erstes Erfolgserlebnis hatte ich Mitte der sechziger Jahre. Ich muss etwa drei oder vier Jahre alt gewesen sein. Meine Eltern hatten damals ein kleines Hotel in Königstein. Gutbürgerliche Küche, gutbürgerliche Zimmer, gutbürgerliches Essen. Gegen 13.00 Uhr gab’s Mittagstisch. Ich ging allein vom Kindergarten nach Hause. Ich habe das damals sehr genossen und kann diese Stimmung noch heute in mir fühlen: allein zu gehen, keiner zieht und zerrt an dir, jeder Schritt im eigenen Tempo, und Umwege sind erlaubt. Ich liebte schon damals diese Selbstständigkeit und die Freiheit, Orte zu erkunden.
Neben unserem Hotel war eine Kohlenhandlung. Auch dort war Mittagszeit und weit und breit niemand zu sehen. Hinter der großen Scheunentür, das hatte ich bereits erkundet, waren Kohleberge. Eierkohle, Stück für Stück, zu großen Bergen aufgehäuft. Mein Ziel war es, den größten Kohleberg zu besteigen und ich wartete auf den Tag und den Moment. An diesem Sommertag war es endlich so weit. Ich fühlte mich stark und mutig, um mit meiner Besteigung zu beginnen. Niemand bemerkte mich und vermissen würde man mich erst später. Ich öffnete die Scheunentür und schlüpfte in die Scheunenhalle. Da waren sie! Meine Kohleberge! Groß, dunkel und geheimnisvoll. Dann ging es los. Und es war schwer! Ich tat ein paar Schritte nach oben und rutschte wieder ab. Die Eierkohlestückchen kullerten, ich verlor das Gleichgewicht, fand es wieder, tat einen neuen Schritt, rutsche wieder ab, wurde schmutzig, atemlos, der Staub flirrte im Sonnenlicht, ich schnaufte, kämpfte, kam dem Ziel immer näher und erreichte es ohne Sauerstoffmaske und Basislager. Ein Rauf und Runter, ein Rutschen und Mühen. Aber: Ich hatte den Gipfel erklommen! Und da stand ich nun. Stolz, schmutzig, glücklich. Mit roten Wangen und leuchtenden Augen genoss ich meinen Sieg. Ganz allein und nur mit mir. Durch die Ritzen des Scheunentors konnte ich nach draußen, auf die Straße sehen. In der mittäglichen Sonne gingen die Menschen spazieren und ahnten nicht, dass nur wenige Meter von ihnen entfernt eine Heldin geboren worden war!
Was für eine Geschichte – ich könnte ganz rührselig werden. Allerdings, unter dem Erfolgsneonlicht betrachtet, sieht mein Muster nicht mehr ganz so lustig aus.
Die einzelnen Zutaten meines Erfolgs:
) Ich gehe allein.
) Ich suche mir ständig neue Kohleberge.
) Ich falle.
) Ich stehe auf.
) Ich motiviere mich allein.
) Ich brauche kein Lob.
) Ich kann mich selbst begeistern und alleine freuen.
) Die Berge sind mühsam.
) Und dieser Kohlenstaub …
Als ich das erkannte, fragte ich mich verblüfft: Kann ich Ziele nicht auch einfacher erreichen? »Wie du das gemacht hast, ist ja vielleicht interessant!«, meinte meine Freundin Margit Schönberger, die auch Autorin und Literaturagentin ist. Sie nippte genüsslich an ihrem Wein. »Für mich wäre das zu anstrengend gewesen. Mein erstes Erfolgserlebnis hatte ich auch als kleines Kind. Meine Großeltern hatten einen Hof. Eines Tages setzte mich mein Großvater auf den Rücken des Ackergauls und führte mich über den Hof. Ich fühlte mich wie eine Königin! Als könnte ich alles schaffen. Dabei hatte ich gar nichts selbst geschafft. Nicht mal auf das Pferd war ich allein hochgekommen! Mein erstes Erfolgserlebnis kam einfach auf mich zu. Es wurde mir geschenkt. Und so ist es geblieben. Der Erfolg kommt, und ich setzte mich auf seinen breiten Rücken.«
Wie bitte? So leicht konnte man sich also auch eine Strategie entwerfen. So wie ich an die mühsamen Kohleberge glaubte, vertraute Margit auf den breiten Rücken des Erfolgs. Und es funktionierte! Bei ihr wie bei mir. Nur, dass ich die Atemlosere von uns beiden war. Gleich an diesem Abend fütterte ich mich mit neuen Bildern. Denke ich nun an Erfolg, dann beschwöre ich nicht mehr meine Kohleberge herauf, sondern sehe, wie Margit und ich stolz auf dem breiten Rücken eines Ackergauls sitzen.
Wann haben Sie zum ersten Mal jenes Gefühl gespürt, das ich auf dem Kohleberg erlebt habe? Was würden Sie noch heute mit einem lauten »Yes!« oder »Jawoll!« kommentieren? Spazieren Sie in Ihrem Leben zurück. Ein Jahr weiter und noch ein paar Monate und noch ein paar Tage zurück. Gehen Sie wirklich sehr weit in Ihre Kindheit zurück. Wenn Sie sich an Erlebnisse aus der Pubertät erinnern, erkunden Sie, ob es vor diesem Zeitpunkt noch ein weiteres Erfolgserlebnis gab. Wann war das erste Mal? Und vor allem: Wie war es?
Schauen Sie sich die Bilder an, und zerlegen Sie diese in ihre Einzelteile. Welche Art der Motivation brauchten Sie dabei? Musste eventuell jemand dabei sein? Sind Sie eher ein Einzelkämpfer oder siegen Sie am liebsten mit einem Team? Darf Ihnen etwas geschenkt werden oder müssen Sie sich plagen?
Spüren Sie in sich hinein und betrachten Sie die Bilder. Haben Sie etwas entdeckt? Dann malen oder schreiben Sie diese Geschichte auf. Sie haben nun ein oder das Grundmuster Ihres Erfolgs.
Gefällt Ihnen Ihr Erfolgsmuster? Oder ist ab jetzt etwas Neues dran? Erfolgsmuster lassen sich verändern! Doch erst, wenn Sie das Rezept Ihres Erfolgs durchschauen, können Sie es ändern, variieren oder – wie bei Margit – so lassen, wie es ist. Denn immerhin: Es führte schließlich zum Erfolg. So gesehen ist eine Menge Gutes an Ihrem bisherigen Rezept. Vielleicht können einzelne Teile erhalten und die übrigen zu einem neuen Rezept zusammengefügt werden? Dies entscheiden Sie, denn Sie sind die Herrin oder der Herr über Ihr Leben und damit auch über Ihren Erfolg.
8. Fehlt noch etwas?
Fällt Ihnen noch etwas ein, das Sie unbedingt brauchen, um Ihr Ziel zu erreichen? Dann coachen Sie sich genau an dieser Stelle selbst! Sie sind der Experte oder die Expertin in Ihrem Leben! Keiner weiß so gut wie Sie, was Sie benötigen, um ein Vorhaben auch wirklich umzusetzen, also befragen Sie sich und fühlen Sie nach, was zu Ihrem Glück in dieser Sache noch fehlt. Es ist sicherlich wichtig, sonst hätte Ihr Bauch keine Irritation signalisiert.
9. Haben Sie mit sich und Ihrem Ziel Geduld!
Damit Ziele erreicht werden können und Verhalten sich ändert, braucht es Zeit. Neues Verhalten muss wachsen können, Gewohnheit werden. Wichtig ist, dass Sie sich bis dahin immer wieder an Ihren Plan erinnern – nicht mit zu viel Druck und nicht mit zu wenig. Versuchen Sie Ihr individuelles Maß an Selbstkontrolle zu finden, so, dass Sie das Ziel nicht vergessen, aber sich auch nicht den Spaß verderben.
Auch Birgit brauchte Geduld. Man wird nicht von jetzt auf gleich eine gebuchte Speakerin. Für ihren ersten Bühnenauftritt musste sie sich selbst bewerben, es handelte sich um eine Veranstaltung eines großen Frauennetzwerkes. Im Publikum saßen aber viele Frauen, die in verschieden großen Unternehmen arbeiteten und die Birgit den Unternehmen hinterher empfahlen. Bald wurde Birgit auch als authentischer Interviewgast bekannt, denn sie sprach nicht »über eine Sache«, sondern nahm die Zuhörer in ihr Leben mit. Da ihr so viel an diesen Auftritten lag, sie darin einen Wert sah und sich an den vielen Rückmeldungen erfreute, trainierte sie ihre Bühnenpräsenz, damit sie über die Inhalte hinaus erinnert wurde.
10. Ganz wichtig: Verpassen Sie Ihren Zieleinlauf nicht!
Nicht, dass Sie vor lauter Freude an Ihrem Plan einem Ziel hinterherlaufen, das Sie bereits erreicht haben. Dann lieber: Auf ein Neues! Auch hier hilft Ihnen die Skala sehr gut, wenn Sie sie als Zielerreichungsweg benutzen.