18
Im Haus Humbert Street 23
Sophie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ihre Uhr war stehen geblieben, und wenn sie einen Blick auf sie warf, zeigte sie immer dieselbe Zeit an – jene Stunde und Minute, seitdem sie immer wieder auszurechnen versucht hatte, wie lange sie nun schon die Gefangene der beiden Männer war. Die Stille im Zimmer war so lähmend, dass sie das Gefühl hatte, schon seit Tagen hier zu sein. Das Knattern des Hubschrauberrotors kam und ging. Das Geschrei von der Straße schwoll an und verebbte. Angestrengt versuchte sie, irgendetwas aufzuschnappen, was einen Hinweis darauf geben würde, was draußen vor sich ging.
»Das war nicht die Polizei«, sagte sie schließlich. »Die hätten das Haus längst gestürmt.«
»Sie müssen erst die Straße freimachen«, entgegnete Nicholas.
Da hatte er Recht, sagte sie sich entschlossen. Solche Dinge brauchten Zeit. Wie viele Polizisten waren nötig, um einen öffentlichen Tumult niederzuschlagen?
Nicholas starrte wieder die Wand an. Nur ein kurzer Blick zur Tür ab und zu verriet eine Spur von Besorgnis. Franek schien zu schlafen.
Sie verstand Nicholas' ruhige Gefasstheit nicht. War Unterwerfung ihm so sehr zur eingefleischten Gewohnheit geworden, dass er alles, was geschah, fraglos hinnahm? Hatte er keine Phantasie? Oder war die ihre allzu lebhaft? Sie versuchte, die endlosen quälenden Überlegungen in Schach zu halten, die sie bestürmten, aber es war, als wollte man einen durchgegangenen Gaul einfangen. In der bedrückenden Stille dieses Zimmers gab es für sie keine Möglichkeit, ihren Ängsten zu entkommen.
Warum ließ die Polizei so lange auf sich warten, obwohl sie Jenny deutlich gesagt hatte, dass sie fürchtete, vergewaltigt zu werden? Spielte sich irgendwo, an einem anderen Ort, etwas noch Schlimmeres ab? Und wenn nun die Polizei nicht durchkam? Was würde dann geschehen? Wie lange würden sie in diesem gegenwärtigen Zustand verharren müssen? Was, wenn Männer aus der Menge an die Tür schlugen und behaupteten, Polizisten zu sein? Wie sollten Nicholas und Franek erkennen, ob das wahr war oder nicht? Wie sollte sie selbst es erkennen? Sollte sie sich durch Rufe bemerkbar machen? Oder sollte sie sich lieber still verhalten? Und wenn das Haus gestürmt wurde? Was wollten die Leute da draußen? Angst machen? Töten?
Sie musste reden, wenn sie nicht den Verstand verlieren wollte. »Arbeiten Sie?«, fragte sie Nicholas.
Nur widerstrebend schenkte er ihr seine Aufmerksamkeit. »Nicht mehr, nein.«
»Und als Sie noch gearbeitet haben, was haben Sie da gemacht?«
»Unterrichtet«, antwortete er kurz.
»Was für Fächer?«
»Musik.«
»Und warum haben Sie aufgehört?«
»Ich bin entlassen worden.«
Die Bemerkung signalisierte das Ende des Gesprächs, es sei denn, Sophie wäre bereit gewesen, ihn zu fragen, warum er entlassen worden war. Das war sie nicht. Sie wollte dieses Gebiet lieber unerforscht lassen. Sie hatte keine Ahnung, ob Fay etwas Konkretes von einem Pädophilen in der Humbert Street gewusst hatte, oder ob es sich nur um Klatsch gehandelt hatte, der ausgeufert war, aber sie musste annehmen, dass zwischen dem, was Melanie ihr erzählt hatte, und dem, was sich da draußen vor dem Haus abspielte, eine Verbindung bestand.
Sie erinnerte sich an Nicholas' Unbehagen, als sie ihn gefragt hatte, ob er in Portisfield Amy Biddulph gekannt hatte, und an Franeks Bemerkung, dass die Polizei ihm und seinem Sohn damit Ärger gemacht hatte, dass sie zu ihnen gekommen war, um sie über das verschwundene kleine Mädchen auszufragen. Der beängstigende Verdacht, dass die Leiche des Mädchens irgendwo im Haus versteckt war, wollte sich immer wieder aufdrängen, aber sie wehrte ihn ab, um nicht vollends in Panik zu geraten. Zweifellos hatte die Polizei nach der Kleinen gesucht und hätte die beiden Männer nicht unbeobachtet gelassen, wenn der Verdacht bestand, dass einer von ihnen oder beide etwas mit dem Verschwinden des Kindes zu tun hatten.
Aber welcher von ihnen war befragt worden? Diese Frage ließ sich nicht so leicht ignorieren. Sie hätte sich gewünscht, dass es Franek gewesen war, ihre Logik sagte ihr, dass es Nicholas gewesen sein musste, und es lag ihr nichts daran, sich das von ihm bestätigen zu lassen. Das würde die Situation nur verschlimmern – waren Geheimnisse erst einmal heraus, so ging die Scham über sie verloren –, und sie wollte Nicholas lieber als – wenn auch noch so unvollkommenen – Verbündeten behalten, anstatt ihn zu dem Geständnis zu zwingen, dass er so schlimm war wie sein Vater.
Wieder trat tiefe Stille ein. Wieder konzentrierte sie sich auf die Geräusche von draußen. Die Richtung hatte sich geändert. Ein Teil des Lärms schien aus den Gärten heraufzuschallen. »Jetzt sind hinten auch Leute und machen Krawall«, rief sie voll Furcht.
Auch Nicholas hatte es gehört. Er blickte nervös zum Fenster.
»Sie haben gesagt, sie könnten nicht hinters Haus gelangen, den Zaun niederzureißen«, hielt sie ihm anklagend vor.
»Ich nehme an, genau das haben sie getan.«
Wütend darüber, dass er nicht verstehen wollte, was das bedeutete, fuhr sie ihn an: »Wo ist dann die Polizei? Sie sagen dauernd, sie ist da draußen – aber wo denn bitte? Die würden nie zulassen, dass die Leute die Gärten überrennen. In solchen Situationen geht es doch darum, die Menge in den Griff zu bekommen und durch Straßensperren und sichere Abzugswege ihre Auflösung zu steuern. Ich habe Kurse darüber mitgemacht – als Teil meiner Ausbildung in richtigem Verhalten bei plötzlich auftretenden kritischen Situationen im Krankenhaus.«
»Was spielt das schon für eine Rolle?«, sagte er ruhig. »Wir können sowieso nichts tun als warten.«
Sie starrte ihn ungläubig an. »Und damit ist die Angelegenheit für Sie erledigt? Wir stecken den Kopf in den Sand und hoffen, dass sich das Problem von selbst löst?«
Er lächelte dünn. »Nichts ist so schlimm wie man fürchtet, dass es sein wird«, murmelte er.
»Nein«, zischte sie. »Meistens ist es viel schlimmer. Wissen Sie, was man bei Krebs für Schmerzen hat? Wissen Sie, wie tapfer ein Mensch sein muss, um diese Qualen auszuhalten, wenn die Organe seines Körpers langsam von Tumoren aufgefressen werden?« Sie stach mit aggressivem Finger nach ihm. »Wissen Sie, wie viele von diesen Kranken ihrem Leben am liebsten ein Ende setzen würden? Alle! Wissen Sie, wie viele von ihnen um ihrer Familien Willen durchhalten?« Wieder stach sie wütend zu. »Alle! Erzählen Sie mir also nie, nie wieder, dass nichts so schlimm ist, wie man befürchtet.«
»Es tut mir Leid.«
»Hören Sie auf, sich dauernd zu entschuldigen«, schrie sie ihn an. »Tun Sie was!«
Er hatte es nicht als Entschuldigung gemeint. Er hatte mit aufrichtiger Anteilnahme gesprochen. Ihre Furcht war etwas Körperliches, das ständigen Ausdruck verlangte, und nichts, was er sagte, würde sie beruhigen können. Sie hatte nie zuvor echte Todesangst erfahren, wusste nicht, dass die seelische Marter der Antizipation tausendmal schlimmer war als der flüchtige Schmerz der Realität. Aber er konnte sie das nicht lehren. Sie musste es selbst lernen.
»Wir könnten Bretter vor die Fenster nageln, für den Fall, dass sie wieder mit Steinen werfen«, schlug er vor.
Sie sah sich im Zimmer um. »Und wo sind die Bretter? Und die Nägel? Wir würden einen Hammer brauchen. Das ist eine blöde Idee.« Sie hielt inne, um zu überlegen. »Wir müssen wissen, was da draußen vorgeht«, sagte sie dann mit verzweifelter Dringlichkeit. »Darum wäre es besser, wenn wir in eines der vorderen Zimmer gingen. Da könnten wir wenigstens sehen, ob die Polizei draußen ist. Die Gefahr, dass wir von Steinen und Glasscherben getroffen werden, besteht überall.«
Er war offenbar ihrer Meinung, denn er richtete seinen Vater vorsichtig in sitzende Position auf und stand halb auf, um sich halbherzig zum Kleiderschrank zu wenden.
»Das ist ein Trick«, nuschelte Franek und packte ihn beim Arm, um ihn zurückzuhalten. »Hör nicht auf sie. Sie will dich nur mit Lügen durcheinander bringen, damit sie flüchten kann.« Sein Gesicht war blutverschmiert. Quer über seine Stirn verlief ein blutiger Schnitt, den die Vase hinterlassen hatte, aber seinen Augen, die jetzt wieder auf Sophie gerichtet waren, fehlte nichts.
Nicholas gab eine scharfe Erwiderung auf Polnisch.
Franek schoss zurück, umfasste dann den Arm seines Sohnes so fest, dass die Handknöchel spitz hervorstanden. »Wir tun das, was ich sage. Wir warten hier, wo wir sicher sind.«
Weiteren Widerspruch gab es nicht. Zu groß war die Macht des alten Mannes über seinen Sohn. Nicholas ließ sich wieder neben ihm niedersinken und rieb sich kräftig den Arm, als Franek diesen losließ.
»Uns wird schon nichts passieren«, beschwichtigte er Sophie. »Wir sind hier in England. Die Polizei wird bald hier sein.«
Glebe Road, Bassindale
Als Tante Zuzi den vierzehnjährigen Jimmy nach seiner ersten polizeilichen Verwarnung wegen Ladendiebstahls gefragt hatte, wer der wichtigste Mensch in seinem Leben sei, hatte er geantwortet: »Ich.« Worauf sie beißend erwidert hatte: »Das ist typisch für dich – dir einen Vollidioten zum Vorbild zu nehmen.«
Er hatte sie in jeder Hinsicht enttäuscht – durchschnittlich in der Schule; ging lieber mit weißen als mit schwarzen Mädchen aus; machte der Familie mit seinen Zusammenstößen mit der Polizei nichts als Schande; lehnte es ab zur Kirche zu gehen. Aber es kam ihr nie in den Sinn, dass sie an seinem Verhalten mit Schuld sein könnte. Sie hatte den Platz seiner Mutter in der Familie eingenommen und ihren drei Neffen vom ersten Tag an nichts als Geringschätzung entgegengebracht. Die Jungen konnten tun, was sie wollten, sie konnten es ihr nicht recht machen.
Jimmys jüngere Brüder waren still und fügsam geworden in dem Bemühen, Tante Zuzis Ansichten darüber zu entsprechen, wie Männer zu sein hatten – arbeitsame, gottesfürchtige Jasager, die alle Autorität an die Frauen abgaben, die ihnen den Haushalt führten. Es war eine typisch schwarze Haltung. Und Jimmys Vater hatte sie übernommen. Froh, die Verantwortung für seine Kinder los zu sein, hatte er seiner Schwester jeden Freitag brav seinen Lohnumschlag übergeben und war dann mit dem Geld, das er vorher hatte entwenden können, ohne dass sie es bemerkte, für das Wochenende verschwunden. Sie pflegte ihn mit bissigen Worten zu beschimpfen, wenn er endlich, nach Frauen und Alkohol riechend, nach Hause kam, und bestärkte ihn damit nur in seiner Überzeugung, dass es das Beste für ihn sei, so wenig Zeit wie möglich in ihrer und der Kinder Nähe zu verbringen.
Es war ein Teufelskreis, aus dem keiner von ihnen ausbrechen konnte. Tante Zuzi war verbittert darüber, dass sie unverheiratet geblieben war, woran sie den Männern die Schuld gab – entweder direkt, weil keiner je Interesse bekundet hatte, sie zu heiraten, oder indirekt, weil ihr Bruder und ihre Neffen sie daran hinderten, ihr eigenes Leben zu leben. Jimmys Vater ertrug ihre Anwesenheit im Haus nur mit Widerwillen, aber er wusste, dass er auf sie angewiesen war, wenn er seine Kinder versorgt wissen wollte. Es hatte keinem in der Familie gut getan, vor allem Jimmy nicht, der alt genug war, um sich seiner Mutter zu erinnern, und den sein trotziger Widerstand gegen die gnadenlose Geringschätzung der Frau, die ihren Platz an sich gerissen hatte, unweigerlich ins Gefängnis brachte. Genau wie Tante Zuzi prophezeit hatte, natürlich.
Wie anders ging es da in Melanies Familie zu, wo Kinder bedingungslos geliebt und alle Dummheiten und Vergehen mit einem »er/sie hat's doch nicht bös gemeint« entschuldigt wurden. Jimmy hatte Melanie und Gaynor oft vorgehalten, dass diese Art alles verzeihender Liebe genau so von Übel sei wie ein Mangel an Liebe. »Schaut euch doch Colin an«, pflegte er zu sagen. »Er ist genauso schlimm, wie ich in seinem Alter war. Aber ich hab dafür eine Tracht Prügel gekriegt, und Tante Zuzi wär's nicht im Traum eingefallen, bei den Bullen ein gutes Wort für mich einzulegen; ihr dagegen rennt sofort los und beschimpft die Bullen dafür, dass sie ihn kassiert haben. Was vermittelt ihr ihm denn damit – dass es ganz in Ordnung ist, Dummheiten zu machen?«
»Aber die Prügel haben dich doch vom Stehlen nicht abgehalten, Schatz, oder?«, entgegnete Melanie dann. »Sie haben alles nur schlimmer gemacht. Wieso findest du, dass Mum unsern Colin verhauen sollte? Du musst doch einsehen, dass es besser ist abzuwarten, bis er das von selbst ablegt – und ihn dabei wissen zu lassen, dass seine Mum immer für ihn da ist.«
»Col ist ein Rebell«, erklärte Gaynor. »Gegen so was ist kein Kraut gewachsen. Die einen sind's – die anderen nicht. Ich bin auch einer – Mel ebenso... Wir lassen uns nicht gern sagen, wie wir unser Leben zu führen haben. Und wenn man so geboren ist, dann macht's überhaupt keinen Unterschied, ob man geliebt oder gehasst wird – man ist und bleibt ein Rebell. Aber wenn man geliebt wird, weiß man, dass es einen Ort gibt, wo man willkommen ist.«
Jimmy blieb überzeugt, es müsse einen Mittelweg geben – etwas zwischen unnachsichtiger Strenge und bedingungsloser Liebe –, aber die Lebensauffassung der Familie Patterson war verführerisch. Er hatte seit fünf Jahren nicht mehr mit seinem Vater und Tante Zuzi gesprochen. Nur mit seinen Brüdern hielt er losen Kontakt. Eine Zukunft ohne Melanie und ihre Großfamilie konnte er sich nicht vorstellen.
Darum suchte er jetzt voller Sorge nach ihr und ihren Kindern. Er schlug einen Bogen um das Einkaufsviertel, wo Plünderer die Geschäfte ausräumten, und lief die Glebe Raod hinunter bis zur Ecke Bassindale Row North. Beißender Brandgeruch hing in der Luft, und er vernahm fernes Geschrei, das aus der Humbert Street zu kommen schien. Trotzdem beschloss er, die Bassindale Row bis zur Hauptstraße hinaufzulaufen, um zu sehen, ob die Polizei schon daran war, die Barrikade zur durchbrechen.
Wenn man Eileen Hinkley glauben durfte, deren Freundin –»ein bisschen verdreht, wissen Sie... sie hat vor einem Jahr ihren Mann verloren und meint, jeder, der bei ihr klingelt, will sie ausrauben... ein bisschen wie der senile alte Knacker über mir, der jedes Mal seine Möbel durch die Wohnung feuert, wenn er sich einbildet, bei ihm wäre eingebrochen worden«– in ihrer Wohnung im neunten Stockwerk des Glebe Tower Gebäudes am Fenster stand und mit einem Feldstecher die Ereignisse beobachtete, wurde auf den Straßen von Bassindale soeben die letzte Schlacht ausgetragen –»das reinste Armageddon«, wie die Freundin gesagt hatte.
»Wissen Sie, sie glaubt fest dran, dass alle Sünder dieser Erde am Tag des Jüngsten Gerichts zur Rechenschaft gezogen werden«, erzählte Eileen. »Aber das kann erst nach der letzten entscheidenden Schlacht zwischen Gut und Böse stattfinden.« Mit einem amüsierten Lächeln tippte sie sich an die Stirn. »Sie ist natürlich komplett meschugge, und wenn man sie fragt, wie das funktionieren soll, kann sie einem keine Antwort geben. Sie erklärt mir immer wieder, dass sie erlöst werden wird, weil sie sich einen Platz unter den Gerechten erworben hat, und ich sag ihr immer wieder, dass sie im Wolkenkuckucksheim lebt. Es liegt doch in der Natur der Religion, dass wir alle verdammt sind – wir müssten sämtliche Götter verehren, um sicher sein zu können, dass wir einen Platz im Himmel bekommen –, aber das glaubt sie mir nicht.«
Jimmy lachte. »Also kann man genauso gut Atheist sein und sich ein schönes Leben machen?«
»So seh ich es jedenfalls«, bestätigte sie vergnügt. »Ganz gleich, was man tut, es ist immer verkehrt. Folglich kann man nur versuchen, das Beste daraus zu machen.«
Er hob zwei Finger zum Gruß. »Ich komm später vorbei.«
Plötzlich besorgt, legte sie ihre verkrüppelte Hand auf seinen Arm. »Seien Sie vorsichtig, Jimmy. Meine Freundin hat gesagt, sie wünschte, es wäre Nacht.«
»Wieso?«
»Weil die Polizei dabei ist, die Schlacht zu verlieren... und sie nichts davon wissen würde, wenn sie es nicht sehen könnte. Anscheinend kampieren die draußen auf der Hauptstraße und schaffen es nicht, in die Siedlung reinzukommen. Die Randalierer stecken alles in Brand, was ihnen in die Quere kommt. Sie hat Todesangst, dass wir alle umgebracht werden – und das trotz ihrer Überzeugung, dass sie zu den Seligen gehört, die in den Himmel kommen.«
»Haben Sie auch Angst?«, fragte er.
»Noch nicht«, antwortete sie trocken. »Denn im Moment weiß ich ja nur von ihr, was da draußen los ist – und sie übertreibt immer.«
Diesmal nicht, dachte Jimmy mit Schrecken beim Anblick der Verwüstungen, der sich ihm bot. Auf diesem Schlachtfeld fehlten wahrhaftig nur noch die vier Reiter der Apokalypse auf Feuer speienden Rossen, um die Phantasie endgültig zur grausamen Realität zu machen.
Umgestürzte Autos an der Mündung der Bassindale Row standen in lodernden Flammen, von denen der ölige schwarze Qualm schmelzender Gummireifen und Latexpolster im Inneren der Fahrzeuge in die Luft stieg und alles verdunkelte. Ausgelöst hatte den Brand ein Molotow-Cocktail, der sein Ziel, eines der Polizeifahrzeuge, verfehlt und stattdessen den Unterboden eines umgestürzten alten Ford Cortina mit leckem Benzintank getroffen hatte, der sofort explodiert war. Der Wind, der von den Feldern und Wiesen hinter der Siedlung durch den Betonkanal der Bassindale Row fegte, hatte die dichten Rauchwolken über die Jugendlichen auf der Barriere hinweg den Polizisten in die Augen geblasen, und schon war die Idee geboren, die Bullen mit schwarzem Qualm einzunebeln, um ihnen die Sicht zu rauben.
Jimmy war nicht der Einzige, der erkannte, wie kurzsichtig diese Strategie war. Die Jugendlichen auf den Barrikaden hatten sich Tücher über Mund und Nase gebunden, um für den Moment gewappnet zu sein, wenn der Wind umschlug. Helfen würde es ihnen nichts – der Qualm war zu dick, sein Gestank zu widerlich, um sich von simplem Stoff abhalten zu lassen –, und die Polizei würde hinterher behaupten, die Tücher hätten der Maskierung gedient und nicht dem Schutz.
Als Jimmy jetzt dort stand, war ihm allerdings nur klar, dass unweigerlich jeder festgenommen werden würde, der hier draußen erwischt wurde, wenn es der Polizei gelang, die Barrikade zu durchbrechen. Ein wirbelnder Windstoß riss ein Loch in die schwarzen Rauchschwaden, so dass er flüchtig das Waffenarsenal der Polizei und die dicht geschlossenen Reihen schwarz uniformierter Beamter der Sondereinheiten dahinter erkennen konnte. O mein Gott! dachte er und verkroch sich in den Schatten einer Türnische. Das sah ja aus wie eine Szene aus Krieg der Sterne.
Noch während er zurückwich, rannte ein kleiner Junge durch die Straße auf die Barrikade zu und schleuderte, von brüllenden Anfeuerungsrufen begleitet, eine brennende Benzinbombe durch den Riss in den Rauchwolken. Flackernd wie ein Irrlicht flog die Flamme in hohem Bogen durch die Luft, bevor sie dicht vor den Polizeitruppen eine Feuerwand quer über den Asphalt zog. Es war nicht halb so schön wie ein Feuerwerk, aber doppelt so erregend.
Das war Krieg.
Vor dem Haus Humbert Street 23
Auch Wesley Barbers Molotow-Cocktail hatte sein Ziel erreicht. Prasselnde Flammen schossen an der Eingangstür zum Haus Nummer 23 in die Höhe, fanden Nahrung im Öl des hoch glänzenden Lacks und fraßen ihn in glühenden Streifen von der Tür. Melanie, die Brände bisher nur im Kino gesehen hatte, erschrak zu Tode. Niemals würde ein solches Feuer sich in Schach halten lassen. Wenn es erst Haus Nummer 23 erfasst hatte, würde es im Nu auf das Nachbarhaus überspringen, wo die alte Mrs Howard und Rosie und Ben, ihre Kinder, wohnten.
»Oh, mein Gott! Mein Gott!«, schrie sie laut und rannte schon zu dem brennenden Haus. »Tu was, Col! Tu doch was!«
Er versuchte, sie zurückzuhalten, aber sie war stärker als er, und er konnte nur entsetzt zusehen, wie sie vergeblich versuchte, den äußeren Rand des Flammenteppichs auf dem Gartenweg auszutreten, um näher an die Haustür heranzukommen und das Feuer durch Schläge zu löschen. Wenn sie ihre Jacke noch gehabt hätte, wäre ihr die ein gewisser Schutz gewesen, oder sie hätte sie benutzen können, die Flammen zu ersticken. Aber sie hatte nur ein T-Shirt und Shorts an und konnte der Hitze nicht standhalten.
Mit einem heulenden Aufschrei der Verzweiflung wandte sie sich ab, um ihr Gesicht zu schützen, und fiel hysterisch schluchzend mit flehend erhobenen Händen vor der Menge auf die Knie.
Es wurde ganz still. Wesley Barber wurde die zweite Benzinflasche, die er gerade anzünden wollte, von einem seiner Freunde aus der Hand gerissen. »Das ist Col Pattersons Schwester«, brüllte der Junge ihn an. »Willst du die auch abfackeln?«
Wesley, im Drogen- und Adrenalinrausch, kreischte wütend: »Wen interessiert 'n das? Sie ist doch nur ne beschissene Weiße.«
Alle hörten ihn. Melanie natürlich auch. Torkelnd stand sie auf und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken aus dem Gesicht. Ihr wurde mehr Autorität zugestanden, als sie wusste, nicht nur weil sie und ihre Familie in der Siedlung wohl bekannt waren, sondern auch weil sie so offenkundig schwanger war. Wie meist enthüllte ihr Kleid mehr als es verbarg, und niemand konnte die Geste missverstehen, mit der sie schützend die Hand auf ihren nackten, runden Bauch drückte.
»Das Kind, das ich bekomme, ist schwarz!«, schrie sie Wesley zu. »Willst du auch Schwarze ermorden?« Sie musterte die Menge mit vernichtendem Blick. »Seid ihr deshalb hergekommen? Weil ihr zuschauen wollt, wenn so zurückgebliebene Schweine wie Wesley Barber andere umbringen? Wie soll denn hier noch einer rauskommen, wenn die Häuser zu brennen anfangen? In der Straße wohnen Kinder und alte Leute. Was meint ihr, wie ihr euch fühlt, wenn sie hier die toten Kinder raustragen? Glaubt ihr, dass ihr dann stolz sein könnt?«
Ihre Worte wirkten. Auf die Frauen. Und auf Colin. Mit einem Mut, den er sich selbst nie zugetraut hätte, rannte er die zehn Meter bis zu seiner Schwester, stellte sich an ihre Seite und umfasste ihre Hand, um so vor aller Öffentlichkeit für sie und gegen seine Freunde Partei zu ergreifen. Die Geste war ein beeindruckendes Symbol für das, was ursprünglich die Ereignisse ins Rollen gebracht hatte, die so furchtbar ausgeartet waren – Liebe zur Familie und der Wunsch, die Kinder zu schützen –, und beim Anblick dieser beiden jungen Menschen, die mit ihren tränennassen Gesichtern rührend kindlich wirkten, stellte sich ein gewisses Maß an Vernunft wieder ein.
Eine Schwarze mittleren Alters brach aus der Menge heraus, um sich zu ihnen zu gesellen. »Weiter so, Kleine«, sagte sie zu Melanie. »Sie tun das Richtige.« Sie hob die Stimme. »Los, Schwestern, kommt!«, rief sie laut mit tiefer, rauchiger Stimme, die viel weiter trug als Melanies höhere Lage. »Wie wär's mit ein bisschen Solidarität? Das hat doch hier nichts mit Rasse oder Hautfarbe zu tun.« Sie sah Wesley mit herausforderndem Blick an. »Und du machst mal lieber, dass du nach Hause kommst, Bürschchen, sonst muss ich deiner Mutter erzählen, wie du die junge Frau hier genannt hast. Deine Mutter ist eine vernünftige Frau, die wird dir dafür das Fell über die Ohren ziehen.«
Eine ehemalige Schulkameradin Melanies löste sich von ihrem Freund. »Ich bin dabei«, rief sie, schüttelte seine Hand ab, als er sie festhalten wollte, und rannte zu Colin und Melanie. »Die verknacken euch alle wegen Mord, wenn ihr nicht aufhört«, schrie sie zornig in die Menge. »Das ist doch der reine Wahnsinn, was hier passiert. Meine Großmutter wohnt nur drei Häuser weiter, und sie hat keinem von euch was getan. Sie kann überhaupt nichts dafür, dass hier in der Straße so ein paar perverse Typen wohnen, aber wenn ihr die Kerle abfackelt, bringt ihr sie auch um.«
Andere schlossen sich an, und vor der brennenden Haustür bildete sich eine tapfere kleine Phalanx, die verhinderte, dass weitere Benzinbomben geworfen wurden. Aber Wesley Barber war nicht der Einzige, der sich vor Erregung die Lippen leckte, als das Fichtenholz unter dem Lack Feuer fing und ein Funkenregen auf die Verteidiger niederging.
Jimmy ging wieder die Bassindale Row zurück, aber er machte keinen Versuch, den Engpass am Ende der Humbert Street zu durchstoßen. Er umging ihn lieber und bog nach rechts in die Bassett Road ab, die nächste Parallelstraße. Auch hier drängte sich eine unruhige Menschenmenge, Frauen vor allem, die vor ihren Häusern auf der Straße standen und aufgebracht nach der Polizei riefen. Wo blieben die Einsatzkräfte? Warum griffen sie nicht ein? Zählte die Acid Row nicht? Gerüchte von Benzinbomben machten die Runde; ebenso war von brennenden Häusern die Rede, die den Flammen überlassen wurden, weil es die Fahrzeuge der Feuerwehr nicht schafften, an den Straßensperren vorbeizukommen.
Jimmy bahnte sich in der Mitte der Straße einen Weg durch die wogende Menge. Sprach jemand ihn an, so spielte er den Unwissenden. Wenn die hier wirklich so besorgt waren, brauchten sie nur zu tun, was er auch getan hatte, und versuchen, sich mit eigenen Augen ein Bild zu machen. Je mehr, desto besser. Wenn nur die Hälfte dieser Frauen sich dazu entschlösse, aus eigener Kraft etwas zu unternehmen, anstatt händeringend über die Untätigkeit der Polizei zu jammern, könnte man die Kids auf den Barrikaden von beiden Seiten ordentlich in die Zange nehmen, und sie würden am Ende wahrscheinlich mit eingekniffenen Schwänzen abziehen.
In der Forest Road South herrschte wildes Getümmel, als er dort ankam. Geängstigte Menschen, größtenteils Teenager, boxten sich auf der Straßenmitte durch, um von der Humbert Street wegzukommen, während andere sich in entgegengesetzter Richtung auf den Bürgersteigen voranstießen, um eben dorthin zu gelangen. Die Flüchtenden in der Mitte schrien den anderen Warnrufe zu.
»Um Gottes Willen, kehrt um...!«
»Die Humbert ist ein Hexenkessel...!«
»Da werden Kinder totgetrampelt...«
Er hielt ein junges Mädchen am Arm fest. »Was ist da los?«, fragte er sie.
In Panik schlug sie nach ihm. »Lass mich sofort los!«
»Ich will dir nichts tun«, beteuerte er. »Aber meine Freundin ist irgendwo da vorn. Melanie Patterson. Sie hat die Demo organisiert. Kennst du sie? Hast du sie gesehen?«
Das Mädchen schnappte nach Luft. »Ihre Mutter hilft den Leuten raus«, stieß sie stotternd hervor und wies zu einer etwa fünfzig Meter entfernten Lücke im Zaun. »Sie ist da drinnen.«
»Und Melanie?«
Sie versuchte, sich von ihm loszureißen. »Ich weiß es doch nicht«, schrie sie und begann, wieder auf ihn einzuschlagen. »Ich hab mit dem ganzen Scheiß nichts zu tun. Ich will nur heim.«
Er gab sie frei und drängte sich zu dem eingerissenen Zaun durch. Es wurde immer offenkundiger, dass es nirgends in diesem Tollhaus Ruhe oder Sicherheit gab. Was sich hier abspielte, war Anarchie. Aber was, fragte er sich, wollten die Leute erreichen? Wollten sie hier alles kurz und klein schlagen? Für einige wenige Stunden öffentlichen Aufsehens das Bisschen, was sie hatten, dem Erdboden gleichmachen? Und es den Mrs Hinkleys dieser Welt überlassen, den Scherbenhaufen zusammenzufegen, wenn sie sich ausgetobt hatten? Wussten sie überhaupt, was sie wollten?
Es war der reine Irrsinn. So viele Jugendliche wie sich verzweifelt durch die Lücke im Zaun zur Straße hinaus durchkämpften, drängten von draußen in die Gärten hinein. Die ängstlichen Warnungen der Fliehenden wirkten offensichtlich nicht abschreckend, sondern regten im Gegenteil die Neugier und Sensationslust an. Unter Einsatz seines mächtigen Körpers erzwang er sich den Durchlass und ließ den Blick über die wogende See von Köpfen schweifen, um zu erkennen, was vor sich ging.
Er sah ein Inferno miteinander ringender Leiber, von denen die einen in die eine Richtung strebten, die anderen in die andere. Er sah eine Freundin von Melanies Bruder, Lisa, die keine zehn Meter entfernt, in einer Zaunlücke zum Nachbargarten, zornig mit einer Gruppe Jugendlicher stritt. Weinend stellte sie sich ihnen in den Weg.
Noch während Jimmy hinsah, sprang einer der jungen Burschen auf sie zu und packte sie an der Bluse, um sie wegzureißen. Jimmy startete durch, fegte Jugendliche auf die Seite wie Konfetti, immer das Mädchen im Auge, das wie eine wütende Löwin die Bresche im Zaun verteidigte. Bravo, Kleine, lobte er im Stillen, als sie sich an den Zaunpfählen zu ihren beiden Seiten einstemmte und den anstürmenden Jungen mit Fußtritten gegen die Schienbeine abzuwehren suchte.
Er nahm den Angreifer in den Schwitzkasten und brachte ihn mit einem wuchtigen Handkantenschlag auf den Unterarm dazu, Lisa loszulassen. »Was soll das hier?«, fragte er scharf und stemmte sich mit seinem ganzen Körpergewicht von hundertfünfzehn Kilogramm gegen den Druck der hinter ihm nachdrängenden Menschen.
»Sie hat doch sowieso schon massenweise Leute durchgelassen«, erklärte einer der Jungen aggressiv. »Wieso regt sie sich jetzt wegen uns auf?«
»Ich hab's nicht geschafft, sie aufzuhalten.« Lisa schluchzte hysterisch und zog die Bluse über ihrer flachen Brust zusammen. »Ihr seid alle so was von bescheuert! Ihr denkt, das ist alles nur 'n Witz.«
Jimmys Blick glitt von ihr ab und flog über das chaotische Getümmel in den Gärten hinter ihr. »Was habt ihr denn für einen Plan?«
Sie wusste, wie wichtig es war, ihm klar verständlich zu machen, worum es ging, deshalb holte sie tief Luft, um das Schluchzen zu unterdrücken. »Wir wollen einen Ausgang zur Forest Road freihalten und die Leute dazu bringen, dass sie nach Hause gehen. Vorn in der Humbert Street haben wir eine Haustür aufgemacht. Da steht Melanies Mutter. Sie hat gesagt, wir müssen schauen, dass der Durchgang hier hinten offen bleibt. Aber es klappt nicht, weil die Leute so drängeln.«
»Okay.« Jimmy schlang seinen Arm fester um den Hals des Jungen, den er im Schwitzkasten hatte, und packte mit der anderen Hand seinen mürrischen Freund beim Kragen. »Wenn du weißt, wer ich bin, brauchst du nur zu nicken«, sagte er.
Der Junge nickte.
»Dann legt euch lieber nicht mit mir an, ich bin nämlich sowieso schon stinksauer. Also, passt genau auf. Meine Freundin und ihre Kinder sind in der Humbert Street, und ich will sie da rausholen. Dabei werdet ihr mir helfen. Ist das klar?«
Wieder ein Nicken.
»Gut.« Er ließ die beiden los. »Wie viele seid ihr? Sechs? Sieben?«
»Sieben.«
Er suchte die vier Kräftigsten unter ihnen aus und postierte sie vor Lisa. »So«, sagte er und gab jedem einen Klaps auf die Schulter. »Den Durchgang bewacht ihr jetzt. Wenn es von dieser Seite aus jemand schafft, sich durchzudrängeln, kriegt ihr's mit mir zu tun, und zwar richtig.« Er grinste wölfisch. »Ist das klar?«
Neuerliches Nicken.
»Lisa schickt hinter euch die Leute raus. Und ihr drei –«, er tippte den übrigen drei Burschen kurz auf die Köpfe, »helft ihnen zur Forest Road raus. Das heißt, dass ihr zuerst die Zone hier freimachen müsst. Ich mach den Anfang mit euch, dann müsst ihr selber sehen, wie ihr weiterkommt. Okay?«
»Die hören doch gar nicht auf uns«, wandte einer der Jungen ein.
»Und wie die hören werden! Gib mir mal die Zaunlatte da.« Er wies mit dem Kopf auf einen scharf zugespitzten Zaunpfahl, der abgesplittert war, als der Weg zum Nachbargarten freigeschlagen worden war. »Hier wird die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse geführt, und ihr steht zum ersten Mal in eurem erbärmlichen kleinen Leben auf der Seite der Engel.« Er sammelte Speichel im Mund, packte die Zaunlatte mit seiner schwarzen Pranke und drehte sich herum: mit rollenden Augen und gefletschten Zähnen, vor denen Schaum stand.
»Huaah!«, brüllte er, den Knüppel über seinem Kopf schwingend wie Cetshawayo in Zulu. »Huu-aaah!«
Die Vorstellung hatte mythische Dimensionen. Da schlug das tollwütige schwarze Riesenungeheuer die Horde in die Flucht. Die Menge wich augenblicklich zurück. Niemand hatte Lust, sich mit einem Wahnsinnigen anzulegen.
Jimmy rollte noch immer die weit aufgerissenen Augen, als er sich wieder den Jungen zuwandte. »Wehe, ihr seid nicht hier, wenn ich mit meiner Freundin zurückkomme!«, warnte er. »Ich dreh euch eigenhändig den Kragen um.«
Es gab keine Widerrede. Nur ein Schwachsinniger hätte sich gegen einen total Irren aufgelehnt.
Er drückte Lisa beruhigend die Schulter, als er sich an ihr vorbeidrängte. »Du brauchst nur zu rufen, wenn sie abhauen wollen. Ich hör dich!« Sie sah mit ängstlichem Blick zu ihm auf, und er zwinkerte ihr aufmunternd zu. »Keine Angst, Schätzchen. Es wird alles gut.«
Sie glaubte ihm und schöpfte Vertrauen aus seinen Worten – aber sie hätte sich wahrscheinlich nicht so leicht trösten lassen, wenn sie gewusst hätte, wie oft Jimmy James sich schon getäuscht hatte.
Er hätte nicht sooft gesessen, wenn er wenigstens hin und wieder mal Recht gehabt hätte...