14. KAPITEL

Alles verlief so, wie Philip es sich vorgestellt hatte. Der Jaguar fuhr den Hügel hinunter und durch die offenen Tore, ohne dass einer der Hochzeitsgäste die Täuschung bemerkte. Mit quietschenden Reifen bog Philip nach rechts auf die Hauptstraße ab.

„Hast du einen Grund, warum du so schnell fährst?“, beschwerte Fiona sich.

„Ja“, antwortete er gereizt, verminderte aber das Tempo.

Fiona atmete erleichtert auf. Ihr war klar, dass Philip sehr aufgeregt und verstört war. Was er soeben erlebt hatte, musste ihm wie ein Albtraum vorkommen. Dabei ging es gar nicht darum, ob er Corinne liebte oder nicht. Er hatte sie gern und hatte sich ihr gegenüber verpflichtet. Und er war fest davon überzeugt gewesen, an diesem Abend mit seiner hübschen jungen Frau in die Flitterwochen zu fahren.

Stattdessen saß jetzt eine Frau neben ihm, die er nicht besonders mochte, auch wenn er sich sexuell zu ihr hingezogen fühlte.

„Wohin fahren wir?“, fragte Fiona angespannt.

„Wen kümmert es?“

„Mich.“

„Warum? Wegen deines verdammten Freundes? Du liebst ihn ja gar nicht“, erklärte er.

„Das habe ich auch nie behauptet.“

„Warum schläfst du dann noch mit ihm?“

„Tue ich doch gar nicht.“

Er drehte sich zu ihr um und sah sie ungläubig an.

„Pass auf den Verkehr auf“, warnte sie ihn.

Sekundenlang schwieg Philip und schien nachzudenken. „Wann hast du mit ihm Schluss gemacht?“, fragte er schließlich.

„Vor einiger Zeit.“

„Wann genau?“

„Weiß ich nicht mehr.“

Er warf ihr einen verächtlichen Blick zu. „Du machst dir aus keinem Mann etwas, stimmt’s? Wir Männer sind für dich einfach nur Körper, die du benutzt und wegwirfst, wie es dir gefällt.“

„Das ist nicht wahr. Dich behandle ich jedenfalls anders.“

„Oh, wunderbar. Jetzt fühle ich mich schon viel besser.“

Fiona seufzte. „Philip, mir ist klar, dass du etwas Schreckliches erlebt hast, und es tut mir wirklich leid. Wenn es irgendetwas gibt, was ich für dich tun kann, dann tue ich es.“

„Glaub mir, Fiona, es gibt etwas. Wir sind schon auf dem Weg. Du kannst mir gleich beweisen, ob du es ernst meinst.“

„Wie bitte?“

„Spiel nicht den Unschuldsengel. Du weißt genau, wohin ich mit dir fahre und was passieren wird.“

„Nein“, behauptete sie, während ihre Gedanken durcheinanderwirbelten. „Ich habe keine Ahnung.“

„Dann will ich dich aufklären. Ich nehme dich mit in die Suite, die ich für heute Abend gebucht habe. Es ist alles da, Blick auf den Hafen, Champagner, ein Luxusbad und Satinbettwäsche. Du willst mir helfen, Fiona, das hast du doch gesagt, oder? Dann spiel heute Abend meine errötende Braut.“

Sie bekam Herzklopfen.

„Nein, ich nehme es zurück“, fuhr Philip ironisch fort. „Ich will keine errötende Braut, sondern eine Frau, die genau weiß, was sie macht und wie man es macht. Kurz gesagt, Fiona, ich will dich.“

„Das meinst du nicht wirklich“, erwiderte sie. Sie war nicht nur über seinen Vorschlag schockiert, sondern auch über ihre Reaktion darauf.

Starke Erregung breitete sich in ihr aus und schien sie in Versuchung zu führen.

„Wenn du nicht mitkommen willst, Süße, suche ich mir eine andere. Ich glaube nicht, dass es schwierig sein wird, in irgendeiner Nachtbar eine Frau zu finden. Nach einigen Gläsern Scotch ist mir sowieso egal, wie sie aussieht.“

„Philip red’ nicht solchen Unsinn. Du kannst dich nicht betrinken und dann irgendwo eine Frau aufreißen. Vielleicht hat sie eine Krankheit, oder was weiß ich.“

„Dann bist du bereit einzuspringen?“

Fiona wusste nicht, was sie machen sollte. Sie wollte mit ihm gehen. Schon, wenn sie daran dachte, mit ihm zusammen zu sein, war sie ganz erregt. Andererseits war ihr klar, dass es für sie beide keine Zukunft gab.

„Offenbar fällt es dir schwer, dich zu entscheiden“, stellte er fest. „Was ist dein Problem? Hast du etwa Angst, dir bei mir irgendeine Krankheit zu holen?“

„Nein …“

„Vor einer Schwangerschaft kannst du aber auch keine Angst haben. So eine weltgewandte, unabhängige Karrierefrau wie du ist bestimmt jederzeit vorbereitet und schließt diese Möglichkeit von Anfang an aus.“

„Ich nehme die Pille, ja“, erwiderte sie steif. „Doch das verrate ich im Allgemeinen meinen Partnern nicht, sondern bestehe darauf, dass sie sich schützen.“

„Oh, du bist wirklich vorsichtig. Es tut mir leid, ich habe keine Kondome mitgenommen. Schwangerschaftsverhütung stand für heute Abend bestimmt nicht auf meiner Agenda. Ich kann jedoch noch rasch etwas besorgen, wenn du willst.“

„Bis jetzt habe ich noch nicht eingewilligt, überhaupt mit dir zu gehen.“

„Dann entscheide dich endlich“, forderte er sie kühl auf. „Je näher wir der City kommen, desto schwieriger ist es, anzuhalten.“

„Es ist einfach so, Philip“, begann sie entschlossen und bemühte sich, sich selbst zu überzeugen, „dass ich nicht mit einem Mann ins Bett gehe, der mich für eine Schlampe hält oder mich, wie eine behandelt. Ich bin keine, nur damit das klar ist! Ich suche mir meine Sexpartner nicht nur gut aus, sondern erwarte auch, dass sie mich respektieren.“

„Ich respektiere dich doch.“

„Nein, das ist nicht wahr. Aus irgendeinem Grund verachtest du mich, obwohl ich nicht weiß, warum. Wenn es deshalb ist, weil ich mit einigen Männern geschlafen habe, ohne sie zu lieben, dann musst du dich selbst auch verachten. Aus den Andeutungen deiner Mutter habe ich herausgehört, dass du dich nach unserer Trennung nicht wieder verliebt hast, bis du Corinne kennengelernt hast. Und dass du all die Jahre enthaltsam gelebt hättest, willst du bestimmt nicht behaupten.“

Er blickte sie überrascht an. „Du liebe Zeit, du wärst eine gute Strafverteidigerin, denn du kannst ausgesprochen geschickt argumentieren. Und du hast sogar recht, obwohl meine Mutter nicht mit dir über meine persönlichen Angelegenheiten hätte reden dürfen. Immerhin hält sie dich für eine Fremde. Ich habe nichts dagegen, dass man mich zurechtweist, und gebe zu, dass ich mich der Doppelmoral schuldig gemacht habe. Dafür, dass ich dich voreilig verurteilt habe, entschuldige ich mich. Bist du jetzt bereit, die Nacht mit mir zu verbringen?“ Er lächelte sie verführerisch an.

Fiona war unschlüssig. „Ich sollte es nicht tun“, murmelte sie. „Wahrscheinlich bereust du es morgen.“

Er lachte. „Wenn du befürchtest, ich würde mich wieder in dich verlieben, dann kann ich dich beruhigen. Ich lasse mich nicht mehr von meinen Hormonen leiten und kann unterscheiden zwischen Sex und Liebe.“

„So habe ich es nicht gemeint. Ich dachte nur, du würdest vielleicht am Morgen alles anders sehen. Im Moment handelst du sehr impulsiv und bist noch sehr zornig.“

„Das sind aber nicht die einzigen Gründe, Fiona. Seit ich dich heute Nachmittag am Swimmingpool gesehen habe, wie du an der Säule lehntest, denke ich darüber nach, mit dir zu schlafen. Es ist wirklich wahr, ich habe Corinne geheiratet und an Sex mit dir gedacht. Ich habe versprochen, sie zu lieben, zu ehren und für sie zu sorgen, während ich mir die ganze Zeit ausgemalt habe, wie es sein würde, dich an das Ding anzubinden, dich nackt auszuziehen und tagelang zu meinem ganz persönlichen Vergnügen bei mir zu haben.“

„Sag so etwas nicht“, forderte sie ihn auf. Sie hatte das Gefühl, ihr Körper würde brennen vor Sehnsucht und Verlangen.

„Aber es ist die Wahrheit. Du hast diese Wirkung auf mich. Das war schon immer so. Du ahnst ja nicht, wie sehr ich dich begehrt habe. Nie konnte ich genug von dir bekommen, auch wenn wir noch so oft zusammen waren und alle möglichen Sachen ausprobiert haben.“

„Bitte nicht, Philip“, stieß sie atemlos hervor.

„Ja, du hast recht. Ich muss mich zurückhalten, sonst schaffe ich es nicht bis zu diesem verdammten Hotel und halte gleich hier an. So habe ich es mir jedoch nicht vorgestellt. Ich brauche viel Platz, und du sollst völlig nackt sein. Dich einmal zu lieben wird mir nicht genügen. Die Erinnerung an dich hat mich die ganzen Jahre gequält, Noni.“ Er stöhnte auf. „Heute Nacht möchte ich mich nicht quälen müssen.“

Sie blickte ihn an, während seine Worte wie ein Echo in ihrem Kopf widerzuhallen schienen. Es waren ungemein geschickte, meisterhaft erotische Bemerkungen, die sehr erregend wirkten.

Er ist nicht er selbst, er ist einfach zu verletzt und aufgewühlt, überlegte Fiona.

Doch dann war es ihr plötzlich egal. Ich begehre ihn und will ihn haben, wie auch immer, sagte sie sich. Immerhin war es Philip, der sie so behandelte, und nicht irgendein schlechter Ersatz. Und wenn die Sonne am Morgen aufging und ins Zimmer schien, würde sie, Fiona, neben Philip aufwachen.

Sie sah ihn an und begegnete seinem Blick. „Wann … sind wir im Hotel?“, stieß sie heiser hervor.

Er lächelte sie verführerisch, beinah selbstgefällig an, und schien damit auszudrücken, dass sie endlich auf derselben Wellenlänge lagen.

„Fünfzehn Minuten, wenn wir Glück haben“, antwortete er.

„Die können sehr lang sein.“

„Du schaffst es, zu warten.“

„Vielleicht, aber nur soeben.“

„Das wird eine vielversprechende Nacht“, sagte er leise.

„Ja“, stimmte sie zu und wandte sich ab. „Das wird es sicher.“

Die nächsten fünfzehn Minuten vergingen wie in einem Nebel. So etwas hatte Fiona noch nie erlebt. Sie hatte das Gefühl, das Blut pulsiere heftig durch ihre Adern und raube ihr den Verstand. Sie war irritiert und wie betäubt, und sie spürte nur noch das heftige Begehren, das ihren Körper durchströmte.

Vielleicht wirkte sie äußerlich ruhig und beherrscht, wie sie so dasaß und schweigend aus dem Fenster sah, aber sie war es nicht. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Wie konnte sie sich das nur antun?

Weil ich es wirklich will, gestand sie sich die schreckliche Wahrheit ein.

Der Jaguar glitt über den außergewöhnlich ruhigen Pacific Highway und dann mit atemberaubender Geschwindigkeit über die Harbour Bridge. Es kam Fiona so vor, als hätten sich alle Kräfte verschworen, sie so rasch wie möglich ans Ziel zu bringen, damit sie es sich nicht noch anders überlegen und Philip bitten konnte, sie nach Hause zu fahren. Oder der Teufel selbst wollte dafür sorgen, dass es aus der erotischen Spannung und dem sexuellen Verlangen kein Entrinnen gab. Fiona war so fest eingewoben in diesen Zauber, dass sie keine andere Wahl zu haben glaubte, als sich wieder einmal Philip und seinen Verführungskünsten hinzugeben.

Sie befürchtete, dass nach dieser Nacht mit ihm die Mauern, die sie um sich her errichtet hatte, einstürzten und sie sich erneut in Philip verliebte. Morgen früh will ich wahrscheinlich nicht nur seinen Körper, sondern auch sein Herz, dachte sie.

Aber Philip war verletzt, viel zu verletzt, um sich in Fiona zu verlieben. Er wollte Sex, aber keine Intimität und keine Nähe, er suchte Rache statt Zuneigung. Von Liebe wollte er nichts wissen, er empfand nur körperliches Verlangen.

Es kam ihr vor wie eine Einbahnstraße ins Verderben. Doch der Weg dahin war ungemein erregend und aufregend.

Und genau das hielt Fiona gefangen, aus diesem Bann konnte sie sich nicht befreien. Deshalb protestierte sie auch nicht, als Philip vor einem der luxuriösesten Hotels Sydneys anhielt und sie mit beinah unanständiger Hast hineinführte.

Die Flitterwochensuite war in der obersten Etage. Es waren ungemein schöne Zimmer in Hellblau- und Goldtönen. Von jedem Fenster hatte man einen atemberaubend herrlichen Ausblick auf den Hafen von Sydney.

Seltsamerweise schien Philips drängendes Verlangen sich aufzulösen, nachdem er die Tür hinter ihnen verschlossen und Fiona ganz für sich allein hatte. Langsam durchquerte er die Räume und prüfte sie aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen. Es war alles da, was ein Paar in den Flitterwochen sich nur wünschen konnte: ein Balkon, ein elegantes Wohnzimmer, gemütliche kleine Nischen zum Essen. Und das Schlafzimmer erinnerte an märchenhafte arabische Nächte. Das Badezimmer mit dem im Marmorfußboden eingelassenen Bad und den goldenen Wasserhähnen war groß genug für Königliche Hoheiten.

„Philip“, sagte sie schließlich, „was machst du da?“

Er sah sie an und verzog die Lippen. „Ich beruhige mich.“

„Oh …“ Das Herz klopfte ihr zum Zerspringen, und ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Nichts und niemand würde sie beruhigen können.

„Nehmen wir den mit ins Schlafzimmer?“ Er deutete auf die Flasche Champagner, die in einem eisgekühlten Sektkübel auf dem Tisch stand. Auch zwei Kristallkelche und eine Schale mit frischem Obst hatte man ihnen hingestellt.

„Wenn du möchtest“, erwiderte Fiona. Sie wollte nur ihn, sonst brauchte sie nichts. Sie konnte es kaum erwarten, ihm den schwarzen Smoking auszuziehen.

„Bring bitte die Gläser mit“, forderte er sie auf und trug den Sektkübel ins Nebenzimmer.

Sie legte die Handtasche auf den Tisch, streifte die Jacke ab und griff nach den Gläsern. Dann eilte sie hinter Philip her.

Nachdem er die Flasche geöffnet und den Sekt eingeschenkt hatte, nahm er ihr die Gläser aus der Hand und stellte sie auf den Nachttisch neben die schöne Lampe.

„Und was hast du jetzt vor?“, fragte Fiona ungeduldig, als er die Nachttischlampen anknipste.

„Mach die Deckenbeleuchtung aus“, forderte er sie auf.

Fiona tat es, und sogleich war der Raum in ein gedämpftes romantisches Licht gehüllt. Nur das Bett war gut erleuchtet.

„Komm zu mir“, bat er sie und blieb am Fuß des Bettes stehen.

Sie bekam Herzklopfen. Offenbar will er doch mit mir schlafen, überlegte sie. Unter seinem eindringlichen Blick fühlte sie sich seltsam gehemmt. Langsam ging sie auf ihn zu und war sich ihres Körpers viel zu sehr bewusst. Sie spürte ihre vollen Brüste unter dem seidigen Material des Kleides, ihr verkrampfte sich der Magen vor lauter Vorfreude, und ihr zitterten die Beine.

„Dreh dich um“, forderte er sie auf, als sie vor ihm stand.

Fiona tat es. Sie hätte alles getan, worum er sie bat.

Als er die Fingerspitzen über ihre Schultern gleiten ließ, versteifte sie sich.

Langsam nahm er ihr die Perlenkette und die Ohrstecker ab. „Ich habe gesagt, dass ich dich nackt haben will“, flüsterte er, und sein warmer Atem streifte ihr Haar und ihren Hals.

„Der Reißverschluss ist hinten“, murmelte sie. „Er ist verdeckt.“

„Ah ja.“ Während er ihn langsam öffnete, hielt Fiona das Kleid über ihren Brüsten fest.

„Lass es los, Fiona.“

Wiederum tat sie, was er verlangte, und hielt den Atem an, als sie schließlich nur in ihrem winzigen Slip aus Seide und Spitze und den hochhackigen Schuhen dastand.

„Steig aus dem Kleid, und geh langsam bis zur Tür“, sagte er leise, aber bestimmt. „Wenn du angekommen bist, dreh dich um, zieh auch den Rest noch aus und die Schuhe wieder an.“

Ihr Stolz wollte es ihr verbieten, so etwas mit sich machen zu lassen. Philip reduzierte sie auf ein Sexobjekt, das sich zu seinem Vergnügen zur Schau stellen und sich hin und her drehen sollte, wie es ihm gefiel.

Doch dann überlegte sie, dass es sicherer sei, ein seelenloses Sexobjekt zu spielen. Vielleicht würde sie sich ihm dann nicht ganz und gar ausliefern, sondern sich auf körperliche Liebe beschränken. Wenn sie das tat, würde sie die Nacht überstehen, ohne ihre Selbstachtung zu verlieren.

Deshalb erfüllte sie ihm den Wunsch. Ihr prickelte die Haut, so sehr war sie sich bewusst, wie aufmerksam er sie beobachtete. Er sah ihr dabei zu, wie sie sich für ihn nackt auszog und die Schuhe mit den hohen Absätzen wieder überstreifte, als wäre sie so etwas wie ein Callgirl.

„Bleib kurz so stehen“, sagte er, als sie zu ihm hingehen wollte. „Ich will dich ansehen, während ich mich ausziehe.“

Jetzt waren die Rollen vertauscht, Fiona konnte ihm beim Striptease zusehen. Sie wusste nicht, was erregender für sie war, ihren eigenen nackten Körper so schamlos zu präsentieren oder Philip dabei zu beobachten, wie er sich vor ihr entkleidete, bis auch er nackt war.

Sein Körper war noch aufregender, als sie ihn in Erinnerung hatte.

„Du kannst kommen“, erklärte Philip, nachdem er seine Sachen achtlos auf den Boden geworfen und sich auf die Bettkante gesetzt hatte.

Beinah hätte sie es nicht geschafft, denn plötzlich fühlte sie sich seltsam schwach. Doch sie zwang sich, sich zu bewegen, und ging unsicher zu ihm hin. Dann forderte er sie auf, die Oberschenkel zu spreizen und stehen zu bleiben.

Fiona hatte einen Punkt erreicht, wo sie ihm keinen Wunsch mehr versagt hätte. Sie fand die Stellung sogar sehr erregend, die Beine weit auseinander, während Philip ihre Oberschenkel umfasste und seine Lippen sich so dicht an ihrem Körper befanden, dass sie seinen warmen Atem am Bauchnabel spüren konnte.

Dann ließ er die Hände quälend langsam über ihren Körper gleiten, von ihren Kniekehlen an aufwärts. Er streichelte ihre Oberschenkel, ihren festen Po, ehe er die Fingerspitzen um ihre Taille gleiten ließ und schließlich flüchtig die Spitzen ihrer Brüste berührte.

Sie hielt den Atem an, als er sich dem Dreieck mit den gekräuselten Härchen zwischen ihren Oberschenkeln näherte. Doch er berührte die Stelle nicht. Fiona sehnte sich verzweifelt danach, dass er auch ihre empfindsamste Stelle liebkoste, aber er tat es nicht. Nachdem er die Quälerei mehrmals wiederholt hatte, war Fionas Bauch ganz verspannt, und ihre Brustspitzen waren hart.

Als er endlich die Hände zwischen ihre Beine schob, bewies ihr heiseres Stöhnen, wie erregt und frustriert sie war. Er ließ den Daumen über ihre empfindsamste Stelle gleiten, die vor erotischer Lust und Vorfreude zu brennen schien.

„Beweg dich nicht“, befahl er ihr scharf, und sie bemühte sich sehr, ihm zu gehorchen. Doch während er ihre empfindliche Stelle weiter erforschte, hätte sie am liebsten aufgeschrien, sich gewunden und gekrümmt und ihn gebeten aufzuhören. Stattdessen biss sie sich auf die Lippe und zwang sich, stillzuhalten und zu schweigen, was jedoch immer schwieriger wurde. Sie konnte den Höhepunkt kaum noch hinauszögern.

Unvermittelt hielt Philip inne, und sie schluchzte gequält auf.

Er stöhnte auch auf. Dann zog er Fiona zu sich aufs Bett, sodass er genau zwischen ihren Beinen saß. Sie konnte keine Sekunde länger warten und ließ sich mit einem langen, tiefen Seufzer der Zufriedenheit auf Philip sinken. Als sie dann auch noch mit einer ihrer aufgerichteten Brustspitzen seine Lippen berührte, tat er ihr allzu gern den Gefallen und saugte daran.

Sie bewegte sich auf ihm, legte ihm die Arme um den Kopf und fühlte sich herrlich weiblich.

Doch kaum hatte sie angefangen, sich an ihm zu reiben, gelangte sie auch schon zum Höhepunkt, der so heftig war, dass sie völlig überwältigt wurde und am ganzen Körper zuckte. Philip stöhnte auf und biss in ihre Brustspitze, ehe er ihre Hüften umfasste und sie drängte, sich weiter zu bewegen während ihres Orgasmus’ und danach.

Fiona war überrascht, dass ihre Begeisterung anhielt und sich nicht auflöste wie sonst nach dem Höhepunkt. Die Ekstase erreichte jetzt eine andere Ebene. Wie besessen klammerten sie sich aneinander. Und als Philip kurz davor war, zu kommen, erlebte sie ihren zweiten, aber genauso intensiven Höhepunkt.

Anschließend ließen sie sich aufs Bett sinken. Philip hielt Fiona eng umschlungen und flüsterte etwas an ihrem Haar, was sie jedoch nicht verstand.

Eine halbe Ewigkeit lang, so kam es ihr vor, lag sie auf ihm. Sie fühlte sich wie betäubt und irgendwie desorientiert. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals so etwas erlebt zu haben, auch damals nicht mit Philip.

Natürlich war er jetzt als Liebhaber noch geschickter. Und vielleicht war sie auch etwas anspruchsvoller geworden. In den vergangenen zehn Jahren hatte kein Mann sie wirklich und völlig befriedigen können. Um das sexuelle Zusammensein restlos genießen zu können, hätte sie mehr Nähe und mehr Gefühle zulassen müssen. Aber nur bei Philip konnte sie sich so hemmungslos gehen lassen, und nur wenn sie mit ihm zusammen war, brauchte sie nichts vorzutäuschen.

Und deshalb war er auch so gefährlich für sie.

Plötzlich öffnete er die Augen und lächelte sie an. „Hast du dich erholt?“, fragte er. Dann drehte er sich mit ihr um und umarmte sie. „Du bist unglaublich sexy“, sagte er leise und strich ihr das Haar aus dem Gesicht, ehe er sie auf die Lippen küsste. „Ich könnte dich auffressen, aber jetzt noch nicht. Erst lasse ich uns ein Bad einlaufen. Dann bestelle ich uns etwas zu essen. Ich hatte vergessen, wie anstrengend es ist, mit so einer hinreißend sinnlichen Frau zu schlafen. Bleib einfach liegen“, forderte er sie auf und stieg aus dem Bett.

Fiona blickte hinter ihm her. Sie dachte gar nicht daran, woanders hinzugehen. Sie dachte an überhaupt nichts anderes mehr, sondern wollte ihm nur noch blind gehorchen.

„Ich komme mir irgendwie dekadent vor“, sagte sie zehn Minuten später leise und lehnte sich in der Badewanne zurück. Dabei trank sie Champagner und aß Erdbeeren aus der Schale, die Philip aus dem Wohnzimmer geholt hatte.

Er saß ihr gegenüber und lächelte sie an. „So siehst du auch aus“, antwortete er und betrachtete ihre Brüste über dem sprudelnden Wasser.

Sie errötete nicht. Darüber war sie hinaus. „Wie läuft es im Mordprozess?“, fragte sie.

Er warf ihr einen erstaunten Blick zu. „Möchtest du jetzt über meine Arbeit reden?“

„Ach, es war reine Neugier. Was ist daraus geworden?“

„Wir haben gewonnen. Man hat meine Mandantin freigesprochen.“

„Ich wusste doch, dass du es schaffst“, sagte sie.

Philip zog die Augenbrauen hoch. „Was für ein Vertrauen! Womit habe ich das verdient?“

„Ich glaube einfach an deine Fähigkeiten. Und an deine Leidenschaft.“

„Meine Leidenschaft?“, wiederholte er. „Was meinst du damit?“

„Ich kenne keinen anderen Mann, der sich so sehr einsetzt wie du. Du lässt dich von nichts und niemandem beeinflussen, das zu tun, was du willst.“

„Ja, ich glaube, das stimmt. Aber ich weiß nicht, ob das etwas Positives oder Negatives ist.“

„Negativ kann es nicht sein.“

„Das kommt darauf an. Doch lass uns von etwas anderem reden. Ich habe heute Nacht keine Lust, über so ein ernstes Thema zu diskutieren. Trink das aus.“ Er füllte ihr Glas wieder. „Wenn wir hier herauskommen, sollst du so richtig schön beschwipst sein.“

„Warum das denn?“

„Ich weiß noch, wie lieb und anschmiegsam du bist, wenn du einen Schwips hast.“

Fiona leerte ihr Glas und sagte sich, dass es wahrscheinlich eine gute Sache sei, etwas angetrunken zu sein. Dann brauchte sie wenigstens nicht zu denken und sich keine Sorgen zu machen.

„Schenk mir noch einen ein“, forderte sie Philip auf und hielt ihm das leere Glas hin. Sie hatte den ganzen Abend nichts gegessen und auch zu wenig getrunken. Der Champagner wirkte deshalb rasch. Er machte sie leichtfertig und unbekümmert.

Eigentlich war das ein seltsamer Gedanke. Wie leichtfertig wollte sie noch werden? Plötzlich kicherte sie, und prompt runzelte Philip die Stirn.

„Du sollst nur beschwipst sein, aber nicht völlig betrunken“, warnte er sie.

„Das bin ich noch lange nicht, Philip. Du kannst mir vertrauen.“

„Normalerweise ist diese Bemerkung Männern vorbehalten.“

„Ach, am besten sagst du mir, was ich tun soll“, erwiderte sie. „Heute Nacht tue ich alles, was du willst.“

„Nur heute Nacht?“

Sie blickte ihn über den Rand ihres Glases hinweg an, wobei es in ihren Augen aufblitzte. „Lass uns kleine Schritte machen und erst einmal diese Nacht hinter uns bringen.“

„Okay. Dann lass uns die Nacht voll und ganz auskosten.“

Aus dem Bad zu steigen und sich abzutrocknen war für Fiona ein Test, ob sie schon beschwipst war. Nein, ich habe noch lange nicht genug getrunken, entschied sie, während Philip eins der flauschig weichen blauen Badetücher nahm und sie langsam und sanft abtrocknete.

Seine unerwartete Zärtlichkeit rief Gefühle in ihr wach, die beunruhigend tief gingen und sich nicht nur auf Sex beschränkten. Das Herz verkrampfte sich ihr, als er ihr sagte, wie schön sie sei, und ihr dabei mit dem Badetuch behutsam den Rücken trocken rieb. Schließlich reichte er ihr das Badetuch und bat sie, das Gleiche auch bei ihm zu tun.

Fionas Gedanken wirbelten durcheinander. Sie durfte sich keine Gefühle erlauben, sondern musste sich auf eine rein sexuelle Affäre beschränken.

Das Problem war nur, dass in dem Moment, als sie sich vor Philip auf die Knie sinken ließ, so viele Gefühle auf sie einstürzten, dass sie alles vergaß, was sie sich vorgenommen hatte. Noch ehe ihr bewusst wurde, was sie da tat, liebte sie ihn mit den Lippen und Händen so leidenschaftlich und hingebungsvoll, wie es nur eine Frau konnte, die Liebe empfand. Sie wünschte sich, Philip würde sie aufhalten. Doch daran dachte er gar nicht, und Fiona konnte von sich aus nicht mehr aufhören.

Als alles vorbei war, schenkte er ihr noch ein Glas Champagner ein und betrachtete sie nachdenklich. „Das konntest du schon immer gut, aber bist du noch besser geworden“, sagte er.

„Du auch“, erwiderte sie und klammerte sich verzweifelt an die Illusion, nichts anderes als sinnliches Verlangen zu empfinden.

„Ist das ein Kompliment? Ach, das ist auch egal.“ Er lachte und nahm sie in die Arme. „Wichtig ist nur, dass du bekommst, was du haben willst“, fügte er hinzu und trug sie zurück zum Bett.

Fiona versuchte, sich etwas von ihm zu distanzieren. Aber das war ziemlich unmöglich, denn er fing wieder an, sie überall zu küssen, ihre Lippen, ihren Hals, ihre Brüste und den flachen Bauch. Als er weiter hinunterglitt, stöhnte sie auf und öffnete die Beine. Sie war bereit, sich ihm ganz hinzugeben und auszuliefern.

Und dann tat er dieselben Dinge mit ihr wie damals auf dem Tisch im Esszimmer seines Vaters. Dabei hielt er sie mit seinen starken Händen so fest, dass sie nicht die geringste Chance hatte, sich den Liebkosungen seiner Zunge zu entziehen. Er quälte sie immer wieder und fuhr federleicht über ihre empfindlichen Stellen, ehe er langsam in sie eindrang, aber nur, um sich sogleich wieder zurückzuziehen und das ganze Spiel von Neuem zu beginnen. Als sie ihn schließlich anflehte, schob er die Hände unter ihren Po und hob sie höher, ehe er sie mit der Zunge liebkoste, bis sie aufschrie.

Sie bog sich ihm entgegen und erreichte ihren Höhepunkt, aber nicht nur einmal, sondern immer wieder. Schließlich endete die herrliche Quälerei, und Philip ließ Fiona los. Mit einem tiefen Seufzer ließ sie sich zurücksinken, die Arme weit ausgebreitet. Ihre Augenlider wurden so schwer, dass sie befürchtete, jeden Moment einzuschlafen.

Philip richtete sich auf zwischen ihren Oberschenkeln und betrachtete ihren Körper triumphierend. „So liebe ich dich“, sagte er leise. „Du hast keine Energie mehr, mich daran zu hindern, das zu tun, was ich will.“ Er beugte sich vor, schob die Hände wieder unter ihren Po und zog sie zu sich heran und auf seinen Schoß. Er lachte, als sie protestierend aufstöhnte.

„Verstehst du, was ich meine?“, fragte er spöttisch und umfasste ihre Brüste. Als er die aufgerichteten Spitzen streichelte, protestierte Fiona noch einmal, wenn auch wenig überzeugend.

„Es ist Zeit, dass ich dir sage, wie die Dinge stehen, meine süße unersättliche Fiona.“ Er fing an, sich langsam in ihr zu bewegen. „Du wirst von jetzt an mit keinem anderen Mann mehr zusammen sein, sondern nur noch mit mir. Ich werde dein einziger Geliebter sein. Ja, der Einzige“, wiederholte er und bewegte sich immer schneller. „Du wirst mit mir ausgehen und die Nacht mit mir verbringen, wann immer ich es will. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“

Fiona hätte ihm am liebsten geantwortet, er solle zur Hölle gehen. Sie tat es jedoch nicht. Wenn es um Philip ging, war sie viel zu schwach.

„Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“, fragte er noch einmal, während er sich rasend schnell und wie ein Besessener bewegte.

„Ja“, rief sie aus und noch einmal: „Ja!“

Er hatte sich klar genug ausgedrückt, sehr klar sogar.