Spielmann war nach knapp siebenundzwanzig Jahren als Therapeut einiges gewohnt. Aber dass Patienten ihn aufsuchten, weil er nicht besonders groß war, das war neu. Auch, dass sie auf Socken ins Sprechzimmer kamen.
»Ich hab Sie nicht direkt wegen Ihrer Größe aufgesucht, Doktor«, sagte der Patient. »Eher so … na, Sie wissen schon. Weil wir uns etwas ähnlich sehen. Ich hab einen Freund sagen hören: Der Doktor Spielmann, der wird dich verstehen, der könnte glatt dein Bruder sein.«
»Interessant«, sagte Spielmann, der erstens größenmäßig beinahe im Bundesdurchschnitt lag (zumindest in seinen Glattlederschuhen, extraweiten Maßanfertigungen, unter deren stahlharten Absätzen man Paranüsse knacken konnte) und sich das zweitens nicht von einem wirklich lächerlich kurzen Patienten aufs Brot schmieren lassen musste. Schon gar nicht in der ersten Therapiestunde.
»Ich freue mich immer, wenn ich andere Männer unter eins siebzig treffe«, sagte der Patient, »dann sehe ich mal, wie die damit so umgehen.«
Spielmann gab ein therapeutisches Grunzen von sich und kritzelte Vollkorntoast, Putenbrust, Philadelphia auf seinen Block, das durfte er nachher keinesfalls vergessen. Patienten liebten es für gewöhnlich, wenn er die Therapiestunden mitschrieb oder wenigstens so tat. Zwar tickerte das Tonband in dem alten Kassettenrekorder auf dem Beistelltischchen vor sich hin, aber Mitschreiben setzte besondere Akzente. Das war alte Schule. Das hatte Stil. Vielleicht liebten die Patienten es nicht direkt, aber sie schienen es zu schätzen. Die wenigen, die noch kamen zumindest.
»Vielleicht wollen Sie mir zunächst sagen, wen Sie da im Wartezimmer mitgebracht haben …«, begann Spielmann.
»Ach, das ist die Mama«, sagte der Patient. »Die liest so gern die vielen Gratiszeitschriften bei Ärzten, sagt sie, darum ist sie mit. Außerdem hab ich den Führerschein noch nicht wieder, da fährt sie mich halt. Die wollen mich zum Idiotentest schicken, Doktor, weil ich nicht mit so nem Turbokissen unter dem Hintern fahren möchte, können Sie sich das vorstellen? Ich hab den Führerschein in einer A-Klasse gemacht, da sitzt man etwas höher, ging tadellos. Unfassbar, wie häufig man angehalten wird, Doktor, Führerschein, Ausweis und so weiter, wenn man unter eins siebzig ist.«
»Unter eins sechzig.«
»Auch das«, sagte der Patient.
Spielmann hatte vorgehabt, sich zurückzuhalten und die Zeit bis zum Feierabend mit ein paar offenen Fragen und Halbsätzen zu überbrücken. Aber dieser Patient provozierte ihn dazwischenzugehen und genauer nachzuhaken. Dieses freche, breit gezogene Gesicht mit dem aufgesetzten Grinsen, die ungewaschenen Locken und die unanständig großen Knick-Spreiz-Senkfüße in den handgestrickten Wollstrümpfen. Sie rochen nach nassen, alten Schafen.
»Es stört Sie doch nicht, wenn ich die Füße auf die Couch lege?«, fragte der Patient. »Sie sind Psychiater, da dachte ich, das muss so.«
»Es ist keine Couch«, sagte Spielmann. »Sondern eine Chaiselongue.«
»Klingt teuer«, sagte der Patient und rieb die Füße am Bezug. Sie waren übrigens ein gutes Stück größer und unförmiger als die von Spielmann. Und die waren schon groß. Und haarig. Dora, seine zweite Frau, hatte sie gern gekrault und »meine zwei wilden Dackel« genannt, was in den letzten zwei Jahren vor der Scheidung das Höchstmaß an Intimität gewesen war.
»Eine Chaiselongue«, erklärte Spielmann, »ist einfach nur ein langes, flaches Sofa.«
»Na dann«, sagte der Patient und stieß die klobigen Fersen beherzt in die empfindliche Polsterung. »Dann mache ich mich mal lang.«
Er bedeckte die Chaiselongue höchstens zur Hälfte.
»Sie wollten über etwas Wichtiges sprechen«, ermunterte ihn Spielmann. »Darum hatten Sie um den Termin gebeten, wenn ich mich recht entsinne. Ich stelle sonst nicht viele Fragen, sondern höre mehr zu, aber bei Ihnen habe ich das Gefühl, man darf ruhig etwas nachbohren.«
»Gern«, sagte der Patient und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Der Schweißfleck in seiner linken Achsel hatte die Kontur von Korsika. »Die Mama sagt, man muss mir jedes Wort aus der Nase ziehen. Aber bei Ihnen ist das anders, ich fühl mich hier wie zu Hause.«
Da war sie wieder, Spielmanns beständig wachsende Abneigung gegen Patienten, die vielleicht die dürftigen Quartalsabrechnungen erklärte: Spielmann wollte nicht, dass sich der Patient hier zu Hause fühlte. Er war Therapeut und pflegte seit Doras Auszug fast ausschließlich berufliche Beziehungen.
Abgesehen davon war heute kein guter Tag. Die angeblichen Zwergzypressen von Spielmanns Nachbar Grabowski hatten die kritische Größe von eins siebzig erreicht und verdunkelten Spielmanns Arbeitszimmer, was die Nachbarschaft schlicht nicht zu interessieren schien. Zudem hatte er heute früh im Schuhgeschäft eine Frau angesprochen, die genau in sein Beuteschema fiel (nicht zu jung, nicht zu schlank, eine laute Stimme), doch sie hatte sich bei ihm lediglich erkundigt, ob es diese High Heels auch in Mattbraun gebe.
»Ich würde mich sehr gerne auf Reisen begeben, Doktor«, sagte der Patient. »Das Land sehen, das dort draußen auf mich wartet: grüne Wiesen, sanft geschwungene Hügel, Mühlen, Bächlein, putzige Häuser. So ähnlich wie in der alten Heimat. Ich würde einfach gerne aufbrechen, raus auf die Straßen und nach alter Tradition davonwandern. Doch ich kriege immer so Panikattacken. So Hecheln und Herzklabaster. Die Mama sagt, ich soll es erst mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln versuchen. Aber als Halbling fährt man nicht mit der Bahn, man läuft. Der offene Himmel macht mir allerdings Angst. Raubvögel, verstehen Sie?«
»Halbling«, brummte Spielmann, »Raubvögel.« Er schrieb Halbfettmargarine, Rauke, Kirschtomaten auf seinen Block. Ein prima Sandwich würde das werden, dazu den Tatort Saarland, den er aufgenommen hatte. Im Kühlschrank stand noch offener Weißwein.
»Es bräuchte wahrscheinlich schon einen Kondor, um einen Mann wie mich davonzutragen«, sagte der Patient, »und die sind selten. In der alten Heimat gab es Adler, aber die taten den Halblingen nichts, sie waren sehr freundlich und hilfsbereit.«
»Die alte Heimat?« Spielmanns Onkel mütterlicherseits, Schlesinger, war nach dem Krieg nach Palästina ausgewandert und hatte dort Karriere in der fleischverarbeitenden Industrie gemacht. Aber es war unwahrscheinlich, dass der Patient hierauf anspielte.
»Da gab es eben solche netten Adler, zumindest der Überlieferung nach. Wirklich reizende Tiere. Die hätten mich höchstens heimgeflogen, wenn die Mama mit dem Abendessen wartet. Aber in Deutschland ist es anders, Doktor, da macht mich der offene Himmel ganz rasend, davon kriege ich Achselnässe, mir bleibt die Luft weg, und alles dreht sich. Das ist doch psychologisch bedingt, da können Sie doch sicher etwas tun, nicht wahr?«
»Die Mama wartet also mit dem Abendessen«, sagte Spielmann. Er versuchte, den ausufernden Wortstrom des Patienten in die richtige Richtung zu lenken: Ein offenbar ausgewachsener Mann, der mit der Mutter im Schlepptau zur Therapie erschien – das sagte ja wohl alles. Die verschiedenen psychologischen Schulen hatten eine Menge Begriffe dafür, soziale Phobie, Trennungsangst, Muttersöhnchen. Es fehlte nur noch, dass Mutti sich zu ihm auf die Couch legte. Beziehungsweise auf die Chaiselongue.
»Die Mama wartet nicht mit dem Abendessen, sondern im Wartezimmer«, sagte der Patient und versuchte, Spielmann in den Block zu linsen, »das hatte ich schon gesagt, mir schien sogar, Sie hätten es sich aufgeschrieben.«
»Der Block ist meine Sache«, sagte Spielmann und drehte sich weg. »Sie reden, ich schreibe, klare Aufgabenverteilung. Sie waren bei der Mama stehen geblieben.«
»Ich war bei meiner Angst vor dem offenen Himmel und der Sehnsucht nach der alten Heimat«, korrigierte ihn der Patient. »Auch wenn man da nicht einfach so hinwandern kann. Das verfügbare Kartenmaterial ist eher mangelhaft, viel handgezeichnetes Zeug. Ich würde gern einfach loslaufen, die Straße gleitet fort und fort«, summte er, »weg von der Tür, wo sie begann …«
»Weglaufen ist keine Lösung«, stellte Spielmann klar. »Außerdem würden Sie da ja die Mama allein lassen, schon mal daran gedacht?«
»Was haben Sie denn eigentlich die ganze Zeit mit meiner Mutter?«, fragte der Patient.
»Ich hab gar nichts mit Ihrer Mutter«, sagte Spielmann, »Wär ja noch schöner. Sie reden mehr oder weniger von nichts anderem.«
»Ich rede von meiner Sehnsucht und meinen Ängsten, Doktor«, sagte der Patient, »von meinen Träumen, von meinen Bedürfnissen. Kennen Sie wahrscheinlich nicht, wenn man sich mit ganzem Herzen irgendwohin sehnt, aber den Ort nicht kennt? Das wilde Pochen des Fernwehs? Das Brennen unter der Fußsohle, wenn man einfach loslaufen will?«
»Brennen unter der Fußsohle kann zahlreiche medizinische Gründe haben. Nervenschäden zum Beispiel. Auch Fußpilz kann so was machen.«
»Ich hab den Wink ja verstanden!« Der Patient schwang die Füße von der Chaiselongue und setzte sich kerzengerade hin. »Sagen Sie doch einfach, wenn es Ihnen nicht passt, dass ich die Füße hochlege, anstatt ewig drum herumzureden. Das Ding hier sah halt aus wie eine Liegecouch. Ist wahrscheinlich ein Test: Wenn man sich flach hinlegt, hat man gleich eine Klatsche, ist es nicht so, Doktor?«
»Keineswegs.« Spielmann fasste das Klemmbrett mit beiden Händen und rang den Impuls nieder, dem Patienten mal zu zeigen, wer hier der Chef war. »Das mit Ihrer Mutter ist ein sehr emotionales Thema für Sie, ich verstehe. Wenn es Ihnen hilft, können wir Ihre Mutter auch kurz zum Gespräch hinzubitten, da mache ich gerne mal eine Ausnahme …«
»Es reicht mir jetzt mit meiner Mutter!«, lärmte der Patient. »Die hat mit meinen Problemen nichts zu tun, sie hat mich hergefahren, den lächerlichen Grund dafür kennen Sie, und sie kocht sonntags für mich, das ist alles, kapiert? Meine Mutter ist die Herzensgüte in Person, sie ist die großzügigste, liebevollste und einfühlsamste Frau, die man sich vorstellen kann!«
»Gut«, sagte Spielmann, »einverstanden. Reden wir nicht über Ihre Mutter. Reden wir lieber über den Kondor, den übermächtigen, der sich auf Sie stürzt, wann immer er es will, und sich mit mächtigen, unnachgiebigen Klauen in Ihr Fleisch versenkt und Sie in sein Nest schleppt und Sie NIEMALS ENTKOMMEN LÄSST!«
Der Patient wurde blass.
»Es reicht jetzt langsam wirklich«, sagte er. »Sie verstehen mich nicht, Doktor, das wird nicht funktionieren mit uns beiden. Ich möchte das Gespräch gern abbrechen. Auch ein Halbling muss sich nicht alles bieten lassen.«
»Schon dieses Wort«, sagte Spielmann, »Halbling, haben Sie sich das selbst ausgedacht? Merken Sie nicht, wie sehr Sie sich mit solchen Bezeichnungen selbst reduzieren?«
»Halbling!« Der Patient versuchte offensichtlich, ein grimmiges Gesicht aufzusetzen, aber er wurde das idiotische, kindische Grinsen einfach nicht los. »Das Wort kennt jedes Kind, lesen Sie keine Bücher, Doktor?«
»Offensichtlich die falschen«, sagte Spielmann und wies mit dem Daumen auf die knapp dreißig Regalmeter Fachliteratur in der Bücherwand hinter ihm.
»Halbling ist eine Gattungsbezeichnung«, zischte der Patient, »mit denen wir uns von den großen Leuten absetzen wollen. Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, Sie wären einer von uns.«
»Halb-ling«, sinnierte Spielmann, »für mich klingt das nach verbaler Beschneidung, nach rhetorischer Kastration. Ist Ihre Mutter auch ein Halb-ling?«
»Es reicht! Das muss ich mir nicht bieten lassen!«, rief der Patient. »Die Praxisgebühr können Sie meinetwegen behalten, aber die Notizen nehme ich mit, können Sie gleich hergeben, das geht niemanden etwas an.«
»So nicht, junger Mann!« Spielmann haute mit der flachen Seite des Klemmbretts kräftig auf die Armlehne der Chaiselongue, knapp neben die kurzgliedrigen Wurstfinger des Patienten. »Das ist meine Praxis, das sind meine Regeln, Sie können gern gehen, aber die Notizen gehören dem, der sie anfertigt.«
»Wir haben Datenschutz in Deutschland!« rief der Patient.
»Mit Deutschland haben Sie es doch sowieso nicht!«, sagte Spielmann und knallte das Klemmbrett noch dichter neben die grapschenden Patientenhände. »Wollten Sie nicht gerade noch nach Halblinghausen umziehen, wie schaut es denn dort mit dem Datenschutz aus?«
»Dann eben die Kassette!« Der Patient stürzte sich in Richtung des Rekorders, den Spielmann seit siebenundzwanzig Jahren täglich benutzte, und den Telefunken noch jahrelang aus Kulanz gewartet hatte, in der alten, besseren Zeit, als es das Unternehmen noch gab. Mit diesem Gerät und einem Ausziehsofa von Porta hatte Spielmanns therapeutische Karriere begonnen, der Rekorder war quasi sein persönlicher Glücksbringer, der wurde nicht nach Halblinghausen verschleppt.
»Wer benutzt heute schon noch Kassetten?«, ätzte der Patient, drückte gefühllos auf den Tasten herum, bis sich die Kassettenlade mit einem hochwertigen Schnurren öffnete, das man bei heutigen Teilen gar nicht mehr fand. »Gucken Sie mal auf den Tacho, Doktor, das kann man alles digital machen.«
Er klaubte die Kassette aus dem Schacht – und schloss die Lade mit einem Fausthieb.
»Das reicht jetzt!«, rief Spielmann, schwang das Klemmbrett locker in der Rechten und versuchte einen bogenförmigen Hieb von schräg oben. »Sie wollen sich nicht nur nicht helfen lassen, sondern andere ins Unglück stürzen!«
»Hilfe!«, schrie der Patient.
Die Tür zum Sprechzimmer wurde aufgestoßen.
Schon bevor Spielmann vor zwei Jahren seine Sprechstundenhilfe wegen der mies laufenden Praxis hatte entlassen müssen, war das ein untrüglich schlechtes Zeichen gewesen. Heute roch es erst recht nach Ärger.
Eine kurzgewachsene, sehr korpulente Frau mit bräunlicher Dauerwelle stand auf der Türschwelle. Ihr erdfarbener Poncho – vorn von einer äußerst geschmacklosen Brosche zusammengehalten – stieß an beiden Seiten gegen den Türrahmen. »Addo! Was bitte geht hier vor sich? Ich wollte mir gerade eine Zeitung holen gehen, hier oben gibt’s ja nur Freizeitrevue von 2005, da hab ich dich schreien hören.«
»Wir sind noch mitten in der Therapie«, sagte Spielmann.
»Der lügt, Mama!«, rief der Patient.
Schnaufend durchquerte die dicke Dame den Behandlungsraum, hielt zunächst scharf auf Spielmann zu, der hinter die Chaiselongue auswich. Dann schritt sie das Bücherregal ab, strich mit der Fingerspitze über die Kante des Schreibtischs, fuhr dann blitzschnell herum und piekste Spielmann mit dem tiefrot lackierten Zeigefingernagel in die Brust.
»Was für ein Unsinn läuft hier, Jungs?«
»Der Doktor wollte mir die Kassette nicht geben«, jammerte der Patient. »Da ist alles drauf, was ich über Halblinge erzählt habe.«
»Tonbandaufzeichnung und Notizen sind Dokumente des behandelnden Arztes«, sagte Spielmann und legte das Klemmbrett weg, »die können bedauerlicherweise nicht mitgenommen werden.«
»Wenn dem Herrn Doktor daran so viel liegt«, sagte die Mutter, »dann lass sie ihm doch einfach da, Addo. Vielleicht will er’s sich ja später noch mal anhören.«
»Will ich nicht«, sagte Spielmann.
»Der wollte ohnehin die ganze Zeit über dich reden und über nichts anderes, Mama, das kam mir von Anfang an komisch vor«, sagte der Patient.
»Wollte ich schon«, sagte Spielmann. »Sie aber nicht.«
»Der lügt, Mama«, sagte der Patient.
Seine Mutter pflückte ihm die Kassette aus der Hand und inspizierte sie durch eine goldgefasste Lesebrille, ließ die Lade des Kassettenrekorders aufschnurren und schob das Tonband mit Fingerspitzengefühl hinein. »Soll ich sie Ihnen zurückspulen?«, stichelte sie, »dann können Sie gleich loshören, wenn wir fort sind.«
Spielmann starrte auf sein Klemmbrett und schwieg. Er würde heute nicht mehr einkaufen gehen, erkannte er, sondern wieder nur kraftlos am Küchentisch hocken, den Weißwein wegzischen und danach noch eine Flasche aufmachen. Dieser Beruf richtete ihn zugrunde, die Patienten fraßen seine letzte Kraft.
»So hätte ich mir das gewünscht«, sagte der Patient, »dass Sie einfach mal zuhören, anstatt mir immer von der Seite reinzureden.«
»Ich hatte dir gleich gesagt, was ich von diesen Psychoheinis halte, wollte ja niemand hören. Die meisten sind dumm oder unerfahren.«
»Ich bin nicht unerfahren«, sagte Spielmann, »ich mache das seit fast dreißig Jahren.«
»Schönen Tag noch«, sagte die Mutter.
»Und viel Spaß beim Hören«, schob der Patient hinterher. Sein jungenhaftes, verzogenes Grinsen verlangte dringend nach dem Klemmbrett.
Spielmann sah dem Patienten und der dicken Mutter durch die hohen Fenster nach. Die eingetrübten Doppelglasscheiben ersparten ihm die deprimierenden Details: die vermutlich selbstzufriedenen Gesichter von Menschen, die sich emotional an ihm bereichert hatten und jetzt ihr unausgewogenes, neurosenzerfressenes, von ungesunden Übertragungen und Gegenübertragungen durchwobenes Leben weiterlebten und nicht begriffen, wie viel Seelenfrieden ihnen entging, weil sie sich nicht behandeln ließen.
Der Patient drehte sich auf dem Bürgersteig um und winkte unverschämterweise hoch. Er sah von hier oben noch lächerlicher aus, dumm und kurzgewachsen. Vielleicht hatte er irgendeine blöde Krankheit, deren Namen Spielmann vor Jahren mal gekannt und zusammen mit den anderen Fachbegriffen vergessen hatte.
Nein, er würde dem Patienten nicht das Telefunken-Gerät hinterherschmeißen. Er hatte es einfach nur so in der Hand. Weil er es so mochte. Das war alles.
Ein kehliges Räuspern in der Sprechzimmertür.
»Das war heute keine gute Sitzung, nicht wahr, Junge? Ich hab die Patienten gesehen. Sie haben über dich gelacht.«
Spielmann fuhr herum.
»Wir sprechen nicht über unsere Patienten, Vater, das war abgemacht. Überhaupt: Was machst du schon wieder hier?«
Sein Vater, dank des bechterewschen Rundrückens inzwischen einen knappen Viertelkopf kleiner als Spielmann, hatte offenbar wieder einen Privatpatienten behandelt – oder schob sicher gleich einen anderen Grund vor, warum er sich in die Praxis geschlichen hatte, hier herumlungerte, danebenpinkelte und sich beklagte, dass Spielmann die Sprechstundenhilfe hatte entlassen müssen. Mit ihr hatte sein Vater angeblich noch vor wenigen Jahren lustige Stunden verbracht, wenn Patienten die Therapie vergessen hatten. Auf der Couch. Beziehungsweise der Chaiselongue. Die Details, von denen der Alte gern berichtete, hatte Spielmann verdrängt.
Zwei Jahre war Spielmann senior jetzt in Rente. Sein Name war zwar aus den Gelben Seiten gelöscht und aus Kostengründen mit überlackiertem Klebeband vom Praxisschild getilgt worden. Trotzdem riefen immer noch einige unverbesserliche Nostalgiker an und legten einen Haufen Geld auf den Tisch, um sich auf Privatrechnung eine Stunde lang von einem inkontinenten Rentner anschweigen zu lassen.
»Na, spuck es schon aus«, sagte sein Vater.
»Es war halt eine kontroverse Sitzung!«, sagte Spielmann. »Ich habe unangenehme Wahrheiten ausgesprochen. Das war alles.«
»Was machst du mit dem Kassettenrekorder? Aus dem Fenster werfen? Hilft nichts, habe ich auch schon versucht.«
Spielmann nickte. Stellte den Rekorder zurück auf das Beistelltischchen, schloss ihn wieder an, spulte die Kassette zurück, beschriftete sie mit dem gespitzten Bleistift und warf sie in die Schublade, aus der er seit Wochen nichts mehr wegsortiert hatte.
»Vater?«, fragte er, als der Alte sich anschickte, in seinem unerträglichen Altmännergang wieder nach Nebenan zu schlurfen. »Weißt du eigentlich, was ein Halbling ist?«
»Tolkien«, sagte der Vater. »Kennt jeder. Hab ich als Kind gelesen. War ganz nett. Viele Landschaftsbeschreibungen.«
»Warum hab ich das nicht gelesen?«, fragte Spielmann. »Wollte ich nicht?«
»Offensichtlich«, sagte sein Vater und schlurfte nach nebenan.
Spielmann setzte sich auf den Stuhl, auf die Fensterbank und schließlich auf die Chaiselongue. Zog die Schuhe aus. Wackelte mit den Zehen. Schrieb Sahnemeerrettich auf den Block.
Die Straße gleitet fort und fort, hatte der Patient gesagt. Weg von der Tür, wo sie begann.
Alles Quatsch, beschloss Spielmann, die Straße glitt nirgendwohin, sondern lag am Moltkeplatz, festbetoniert, platt getrampelt und verdreckt. Und da würde sie liegen bleiben, bis man sie mit Presslufthämmern zerschlug und abtransportierte.
Seine Glattlederschuhe hätten eine Schicht Schuhcreme vertragen können, erkannte Spielmann, als er ohne Schirm in den Nieselregen trat. Oder einen Schuss von diesen neumodischen Schuhsprays, von denen er Ausschlag kriegte. Insgesamt sah Spielmann es nicht ein, nur wegen eines spontanen Regenspazierganges die guten rahmengenähten Treter zu versauen. In den Siebzigern waren ständig Leute barfuß unterwegs gewesen, damals hatte sich niemand darüber beschwert. Und davon abgesehen zog er ohnehin nur selten Blicke auf sich, die Leute schauten meist über ihn hinweg.
Spielmann verstaute die Schuhe in einem der Plastikbeutel, die er häufig in der Manteltasche mit sich führte, und marschierte auf Socken durch den Regen. Er ging nordwärts, bog auf den Niedersachsenring ein und hielt dann nach Westen. Nach fünfunddreißig Minuten querte er die Bezirkssportanlage Hainholz, wo er ein klein wenig die Orientierung verlor. Der Himmel hatte die Farbe von jungem Roséwein, einige Krähen zogen ihre Kreise.
Auf einer Schotterpiste nördlich der Grünfläche (vielleicht war es auch nordwestlich) ging Spielmann die Puste aus. Er überlegte, ob er vielleicht wieder die Schuhe anziehen sollte und damit ein klein wenig Contenance zurückerlangte. Oder ob er gleich die vermatschten Socken auszog und den Weg auf blanken Sohlen fortsetzte.
Als er die Socken zusammenrollte und in die Schuhe mit den wirklich sehr schweren Sohlen stopfte, erschrak er:
Hinter dem Vereinsheim mit den bunten Wimpeln (denn um nichts anderes konnte es sich handeln) war plötzlich lautes Motorengeräusch zu hören. Ein bunt bemalter VW-Bus schlingerte um die Kurve, hielt sich mit Mühe auf dem gekiesten Weg, schoss auf Spielmann zu, bremste schließlich zwei Schritte neben ihm hart ab. Es handelte sich um eines der klassischen, formvollendeten Modelle aus den Siebzigern, das in Würde gealtert war und hoffentlich von VW noch aus Kulanz gewartet wurde.
Spielmann hatte kaum Geld und keine Kreditkarte dabei, erinnerte er sich. Ein Überfall war also ein fruchtloses Unterfangen.
Die fleckige Scheibe wurde heruntergekurbelt, erzgraue Nebelschwaden wanden sich aus der Fahrerkabine. Ein bärtiges Gesicht unter einem verbeulten Hut tauchte zwischen ihnen auf, ebenfalls in Würde gealtert und zumindest von jeder Wartung mit Rasierer und Schere verschont.
»Sie sehen aus, als könnten Sie eine Mitfahrgelegenheit gebrauchen«, sagte der Fahrer, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen. »Wenn Sie wollen, springen Sie rein. Ich fahr in Richtung Vahrenwalder Straße, dann auf die A2. Ich habe Freunde in Amsterdam. Und dann geht’s weiter nach Westen.«
»Amsterdam ist sicher schön«, sagte Spielmann so höflich wie möglich, »aber damit sind Sie etwas spät. Vor dreißig Jahren wäre ich gern mitgekommen. Aber ich habe Verpflichtungen, verstehen Sie?«
Zugegeben: Der Einzige, der sauer wurde, wenn Spielmann heute spätabends oder erst morgen oder in einer Woche heimkehrte, war der offene Weißwein. Aber zu Fremden ins Auto steigen, noch dazu mit nassen Füßen, das war unmöglich.
»Zu spät? Ein Maurer kommt nie zu spät«, sagte der Fahrer und zog kräftig an seiner Pfeife. »Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wann er es beabsichtigt.«
Spielmann zuckte die Achseln, tippte sich an die Stirn, winkte und versuchte noch ein paar andere Gesten, die andeuten sollten, dass dieses Gespräch jetzt von seiner Seite aus zu Ende war und der Busfahrer ihn nicht mehr so durchdringend anstarren und Rauch in seine Richtung blasen sollte, der definitiv kein Tabakrauch war. (Der Mann hatte eben klar und deutlich »Zauberer« und nicht »Maurer« gesagt. Was so seltsam war, dass Spielmann sich entschloss, sich verhört zu haben.)
»Wir sehen uns, schätze ich«, sagte der Busfahrer schließlich, zog an seiner Pfeife und fuhr gemächlich davon.
Spielmann blieb eine Weile stehen, knetete das Gras mit den nackten Zehen und spürte das Gewicht der regenfeuchten Hosenbeine. Die Dämmerung kam, und er wusste wirklich nicht so recht, wo er war. Die dunstigen Lichter der Großstadt konnte er nur erahnen, ein entferntes Glimmen rechter Hand, hinter einem dichten Nadelwäldchen.
Die Straße, erkannte er schließlich, als er auf die kurvigen Spuren des Busses auf der dämmerigen Schotterpiste blickte, die asphaltierte, plattgetretene, eingestaubte Straße war nicht mehr da.
War fortgeglitten.
Und seltsamerweise erfüllte dies Spielmann mit einem plötzlichen, außerordentlichen Vergnügen.
DER HERAUSGEBER
Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Als Journalist bereiste er den Orient und Mittelamerika, bevor er sich ganz dem Schreiben fantastischer Romane widmete. Mit seinen Elfen-Romanen stürmte er alle Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld.
DIE AUTOREN
Friedhelm Schneidewind, geboren 1958, Studium der Biologie und Informatik in Saarbrücken, lebt am Rande des Odenwaldes als freiberuflicher Autor, Journalist, Verleger, Musiker und Dozent. Er publiziert seit 1988, hält Vorträge, Seminare und Workshops und ist als »der deutsche Tolkien-Experte« (Radio Europa) gern gesehener Gast und Gesprächspartner bei Funk und Fernsehen. Schneidewind veröffentlichte zahlreiche Artikel und Essays in Zeitschriften und Fachbüchern zu Tolkiens Fantastik und Mythologie. Schneidewind ist Gründungsmitglied der Gesellschaft für Fantastikforschung (GFF), Ehrenmitglied bei Earth Rocks (Verein zur Förderung fantastischer Literatur in Österreich), Mitglied der Deutschen Tolkien Gesellschaft (DTG) und der Tolkien-Society, außerdem aktiv im VS, dem Verband deutscher Schriftsteller in ver.di. Zuletzt ist von ihm erschienen: Mein Mittelerde. Artikel und Essays zu Tolkien und seinem Werk, Oldib-Verlag, Essen 2011.
Christoph Marzi lebt mit seiner Familie im Saarland und verbringt einen großen Teil seiner Zeit damit, sich viele Dinge auszudenken, von denen manche zu Romanen und andere zu Kurzgeschichten, Gedichten oder Songtexten werden (alles andere führt ein Leben als Blog-Eintrag auf www.christoph-marzi.de). Er mag Füchse und Otter, Bilderbücher und Romane, Honig und Pfirsichmarmelade, aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge (und vieles andere mag er natürlich auch).
Adam Roberts wurde 1965 in London geboren. Er studierte Literaturwissenschaften in Aberdeen und Cambridge und ist heute Professor für Britische Literatur des 19. Jahrhunderts an der University of London. Sein erster Science-Fiction-Roman Sternennebel erschien im Jahr 2000. Seither hat er viele weitere Romane veröffentlicht, darunter auch die erfolgreiche Tolkien-Parodie Der Hobbnix. Der Autor lebt mit seiner Familie in London.
Karl-Heinz Witzko, geboren 1953, studierte in Dortmund Statistik und war anschließend in der epidemiologischen Forschung tätig. In den Neunzigerjahren gehörte er der Redaktion des deutschen Rollenspiels Das Schwarze Auge an, das er nachhaltig mit seinem Schaffen prägte und in dessen Spielwelt er seine ersten Romane ansiedelte. Nach der Mitarbeit bei der ambitionierten Romanserie um die Gezeitenwelt (u. a. mit Bernhard Hennen) widmete er sich dem Erfinden eigener Welten. Seine bekanntesten Romane der letzten Jahre sind Die Kobolde, König der Kobolde und Dämon wider Willen, die auch ins Italienische übersetzt wurden. Er lebt heutzutage in Bremen.
Wieland Freund, Jahrgang 1969, ist Literaturredakteur in Berlin. Wenn nicht, schreibt er Kinder- und Jugendbücher, zum Beispiel: Gespensterlied (2004), Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts (2007) und die Törtel-Bände, angefangen mit Törtel, die Schildkröte aus dem McGrün (2009). Seinen hier abgedruckten Artikel »Blindflug nach Mittelerde« über Das große Hobbit-Buch hat er als Literaturredakteur für Die Welt geschrieben.
Lena Falkenhagen, geboren 1973 in Celle, arbeitete nach ihrem Studium der Germanistik und Anglistik als Übersetzerin, Lektorin und Autorin für Fantasy-Rollenspiele. Als Redakteurin Aventuriens gestaltet sie die größte fantastische Rollenspielwelt Deutschlands mit. Nach Das Mädchen und der Schwarze Tod, Die Lichtermagd und Die Schicksalsleserin ist Die letzte Hanseatin ihr vierter historischer Roman. Die Preisträgerin des DeLiA-Romanpreises 2010 lebt in Hannover.
Anna Thayer ist Autorin, Essayistin und Lehrerin. Sie beschäftigt sich bereits seit über einem Jahrzehnt mit dem Werk von J. R. R. Tolkien und ist die Herausgeberin von Doors in the Air: C. S. Lewis and the imaginative World. Mit The Traitors Heir, dem kürzlich erschienen Auftakt zu einer Fantasy-Trilogie, hat sie ihren ersten eigenen Roman veröffentlicht. Sie lebt mit ihrem Mann in Südengland.
Kathleen Weise, Jahrgang 1978, träumt die meiste Zeit von einer Höhle mit unzähligen Speisekammern, die bis an die Decke mit den leckersten Speisen gefüllt sind. Selbst wenn sie schreibt (denn damit verdient sie ihre Brötchen), kann sie nur ans Essen denken. Zum Glück gibt es in Leipzig, wo sie wohnt, genügend hervorragende Restaurants. Nicht umsonst heißt es von dieser Stadt, sie wäre »ein klein Paris«, wie Goethe sagte – und in Paris spielt auch der Roman Blutrote Lilien, für den sie das Leselenz-Stipendium der Stadt Hausach und die Auszeichnung »Buch des Monats« der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur erhielt.
Dr. Frank Weinreich lebt als freier Lektor, Autor und unabhängiger Wissenschaftler mit seiner Familie in Bochum. Nach einer Ausbildung zum Krankenpfleger studierte er in den Neunzigern Publizistik, Philosophie und Politik, arbeitete danach in der Schulentwicklungsforschung und promovierte im Fach Philosophie über das Thema Ethik zum Dr. phil. Nebenher begann er, Artikel und später ganze Bücher zum Thema Tolkien im Speziellen sowie fantastischer Literatur im Allgemeinen zu schreiben und herauszugeben und fand sich plötzlich als Lektor fantastischer Romane wieder – eine Beschäftigung, die der Universität entschieden vorzuziehen war. Da die inquisitorische Ader aber immer noch nicht gänzlich versiegt ist, publiziert er weiterhin regelmäßig zu fantastischen Themen.
Boris Koch, Jahrgang 1973, wuchs auf dem Land südlich von Augsburg auf, studierte Alte Geschichte und Neuere Deutsche Literatur in München und lebt heute als freier Autor in Berlin. Er ist Mitveranstalter der fantastischen Lesereihe Das StirnhirnhinterZimmer und Redakteur des Magazins Mephisto. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören Der Drachenflüsterer, die Fantasy-Parodie Die Anderen und der mit dem Hansjörg-Martin-Preis ausgezeichnete Jugendkrimi Feuer im Blut sowie der Shadowrun-Roman Der Schattenlehrling.
Christoph Hardebusch, geboren 1974 in Lüdenscheid, studierte Anglistik und Medienwissenschaft in Marburg und arbeitete anschließend als Texter bei einer Werbeagentur, was er allerdings für das Schreiben weniger fiktiver Texte wie der Fantasy aufgab. Seit dem großen Erfolg seiner Trolle-Romane – Die Trolle wurden 2007 mit dem »Deutschen Fantastik Preis« für das beste deutschsprachige Debüt ausgezeichnet – und der Sturmwelten-Saga ist er als freischaffender Autor tätig. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und zwei sehr textkritischen Katern in Speyer und versucht, seine wild wachsende Fantasie in ordentliche Bahnen zu lenken – ein Vorhaben, das nur allzu oft scheitert.
Paul Clark alias Anton Weste, geboren 1979 in Bayern, aufgewachsen in Niedersachsen und sozialisiert in Aventurien, schrieb für die beliebte Fantasywelt des Rollenspiels Das Schwarze Auge etliche Hintergrund- und preisgekrönte Abenteuerbände. Die Passion für Geschichten und Sprache war einem schnellen Abschluss seines Studiums der Geschichte und Sprachwissenschaft nur bedingt förderlich. Als Game Designer und Autor entwirft er fantastische Welten wie das erfolgreiche Computerspiel Drakensang für den Bildschirm. Heute wohnt er bei Hannover und findet es dort fast so schön wie im Auenland. Also zumindest im Frühling. Wenn die Sonne scheint. Und nicht so viel Lärm von der Hauptstraße herüberweht.
Monika Felten, geboren 1965, gehört zu den erfolgreichsten und renommiertesten deutschen Fantasy-Autoren. Ihre hervorragend komponierten Fantasy-Reihen, die Saga von Thale, die Geheimnisvolle Reiterin und Das Erbe der Runen begeisterten auf Anhieb große Leserschaften. Bereits zwei ihrer Bücher wurden mit dem »Deutschen Fantastik Preis« ausgezeichnet. Monika Felten lebt mit ihrer Familie in der Holsteinischen Schweiz.
Maike Hallmann führte als Kind ein Doppelleben. Geboren im wilden Hamburg, umgeben von Auspuffgas spuckenden, tödlichen Drachen auf Rädern, reiste sie häufig zur Sippschaft ins beschauliche Weserbergland. Da das ländliche Idyll trügt, erlebte sie dort die weitaus größeren Abenteuer, und tatsächlich wurde dort und nicht in der Großstadt zum ersten und einzigen Mal auf sie geschossen. Wenn es sie nach Abenteuern dürstet, sie sich aber nicht ins Weserbergland wagt, liest oder schreibt sie stattdessen Bücher.
Kai Meyer, geboren 1969, ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Deutschlands. Er studierte Film und Theater, arbeitete einige Jahre als Journalist und widmet sich seit 1995 ganz dem Schreiben von Büchern. Viele seiner Romane wie Die Alchimistin, Die Unsterbliche und die Trilogien Merle und die Fließende Königin und Die Wellenläufer wurden zu Bestsellern. Seine Bücher erscheinen in mehr als 40 Ländern, u. a. in den USA, in England, Japan, Italien, Frankreich und Russland. Für »Frostfeuer« erhielt Kai Meyer 2005 den CORINE-Literaturpreis.
Oliver Dierssen wurde 1980 in Hannover geboren, hier arbeitet er als Arzt in einer psychiatrischen Klinik. Er interessiert sich für das Kaufen und alphabetische Einsortieren von Büchern, gelegentliches stressfreies Reisen und uneingängige Rockmusik, hat direkte Vorfahren aus Transsilvanien und war auf der gleichen Schule wie Oliver Pocher. Sein Debüt Fledermausland wurde mit dem »Deutschen Fantastik Preis als bestes deutschsprachiges Debüt« ausgezeichnet. 2011 erschien sein erster Jugendroman Fausto als Buch und als Hörbuch. Oliver Dierssen lebt mit seiner Familie in einem denkmalgeschützten Backsteinhaus in Hannover.