Augen auf! Kopf an! – Einstellungssachen

Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen! Das sprichwörtliche Kopf-Klopfen macht mehr dumm als schlau: Untersuchungen der Gehirne von Boxern und Fußballspielern (die viel mit dem Kopf machen) haben gezeigt, dass bei harten Kopf-Kontakten ständig kleine Hirnerschütterungen am IQ rütteln. Im Gehirn entstehen feine Risse, die Konzentration und Erinnerung messbar schlechter werden lassen. Allerdings sind diese Symptome nach kurzer Zeit wieder verschwunden. Wenn Sie Probleme mit dem Lernen haben, brauchen Sie also auf Fußball nicht zu verzichten.

Tugenden der Merk-Meister

Was Hänschen nicht lernen will, dass lernt Hänschen auch nicht! Das Gehirn regelt die Verarbeitung von Informationen vor allem aus der eigenen Laune heraus. Wenn die geistige Klappe fällt, dann hat auch das bunteste Lehrkonzept nicht die geringste Chance. Alle schlafen, einer tanzt Boogie-Woogie … Andererseits staunen Erwachsene, wie problemlos der Nachwuchs die Eltern beim Wissen über Computer bereits im zarten Alter von sechs Jahren mühelos überflügelt. Was Kindern Spaß macht, brauchen sie gar nicht richtig zu lernen. Neben der Lust an einer Sache (für die es keine Technik gibt) sind zwei weitere Grundlagen für erfolgreiches Lernen unbedingt erforderlich, die nicht direkt zu den Merktechniken gehören, hier aber vorgestellt werden: Konzentration und Aufmerksamkeit.

Im Fadenkreuz – Konzentration

„Macht Google uns blöd?“, fragte der amerikanische Autor Nicholas G. Carr in einem Zeitschriftenartikel, der in den USA für Unruhe sorgte. Was wir beim Anschauen von Hochgeschwindigkeits-Krach-Bumm-Peng-Fernsehen bereits ahnen, scheint sich zu bestätigen: Bonbon-buntes Internet, Zapp-Fernsehen und das gleichzeitige Surfen und Glotze glotzen machen unser Gehirn zu einer panisch zitternden Glibbermasse, die unter Starkstrom steht.

An unseren Augen (oder denen anderer) ziehen Websites, Werbespots und Filmschnipsel im Sekundentakt vorbei, Kommunikation mit Freunden und Bekannten ist auf Ultra-Kurzbotschaften reduziert. In Kurznachrichten (SMS) und Chat wird bereits von Abkürzungskultur gesprochen. Dabei wird nicht nur kurz geschrieben, sondern auch massiv an Buchstaben gespart. „Kajenimemispä“ heißt „Kann jetzt nicht, melde mich später“. Der Internet-Knigge rät Bloggern (der neuen Generation von Journalisten), nicht mehr als 100 Wörter pro Artikel zu schreiben – egal, ob Kurznachricht oder Hintergrundreport. Über den Bildschirm geht nicht mehr in den Kopf. (Dieser Absatz enthält rund 100 Wörter, ist also für den durchschnittlichen Internetbenutzer nur schwer zu konsumieren.)

Kurz: Schüler können den Argumentationen der Lehrer nicht mehr folgen. Wir zappen die Reportage nach der ersten Szene weg. Wir hören dem Nachrichtensprecher nach dem ersten Luftholen nicht mehr zu. Wir können selbst einfache Aufgaben kaum beenden.

Ein paar Stunden bei einer Sache zu bleiben, ist unmöglich. Viele Menschen haben mittlerweile Schwierigkeiten, Bücher zu lesen, weil Ihnen die Konzentration dafür fehlt. Auch das Internet verändert massiv geistige Gewohnheiten: „Auf einen Text, der länger ist als drei oder vier Absätze, kann ich mich nicht mehr konzentrieren“, gibt der amerikanische Online-Journalist Bruce Friedman in einem Interview zu. Google wird immer beliebter, weil Internet-User keine Lust haben, Webadressen, Firmennamen und Suchbegriffe korrekt einzutippen. (Bei der Suche nach „autokf“ fragt die Suchmaschine höflich: „Meinten Sie ‚Autokauf‘?“)

Was für den Kopf zu komplex geworden ist, wird passend gemacht: Kurzfassungen der Weltliteratur sind in den USA beliebte Lektüre. Aus Bram Strokers Klassiker Dracula, der rund 500 Seiten lang ist, wird ein zusammengekochtes Konzentrat von 30 Seiten. Literarische Tiefe und Weite werden auf das Fassungsvermögen einer winzigen Energietrunk-Dose zusammengepresst – und sollen wohl auch so konsumiert werden. Genauso sind Fachbücher in Amerika als Schrumpfausgaben für viel beschäftigte (besonders unkonzentrierte) Manager erhältlich. Verlage sollten Werbeseiten zwischen die Kapitel kleben, um den Lesern die gewohnte TV-Zerhack-Ordnung zu bieten. Nicht zufällig werden immer mehr Kinofilme von erfolgreichen Werbeund Musikclip-Regisseuren gedreht.

Tipp: Konzentration durch Lesen steigern

Sie können Ihre Konzentrationsfähigkeit mithilfe eines Buchs messen und steigern. Probieren Sie aus, wie viele Seiten Sie konzentriert und ohne Anstrengung am Stück lesen können. Tauchen Sie in einen spannenden Roman ein und lassen Sie sich durch nichts stören. Wenn Sie Krieg und Frieden von Lew Tolstoi am Stück schaffen, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Ist nach einer Seite Schluss, dann finden Sie heraus, unter welchen Bedingungen Sie etwas mehr lesen könnten. Steigern Sie Ihr Pensum stetig. Und verwechseln Sie Masse nicht mit Klasse: Wenn Sie eine halbe Stunde in einem Thema versinken und nicht merken, dass das Haus um Sie herum zusammenbricht, ist das besser, als stundenlang an der Konzentrationsoberfläche zu dümpeln.

Konzentration entsteht nicht nur im Kopf, sondern hängt vor allem von äußeren Einflüssen ab. Neben einer stillen Umgebung (Versuchen Sie mal, auf dem Standstreifen einer Autobahn etwas zu lesen.) sind ausreichend Schlaf, richtig dosiertes Arbeiten sowie der passende Ausgleich, gesunde Ernährung, viel Flüssigkeit, Tageslicht und frische Luft ein gutes Wellness-Programm für den Kopf. Und: Kümmern Sie sich nur um eine Sache auf einmal. Mit Unterbrechung und Ablenkung brauchen Sie doppelt so lange und haben alles nur halb so richtig gemacht!

Wenn Sie lernen, dann tun Sie das so konzentriert wie möglich. Stellen Sie sich einen Wecker, stopfen Sie sich Watte in die Ohren, lassen Sie sich von nichts ablenken und genießen Sie die Zeit, in der Sie sich mit einem Thema ohne Störung beschäftigen. Quälen Sie sich auf keinen Fall mit dem Absitzen endloser Lern- und Arbeitszeiten. Wenn Ihr Gehirn nicht mehr will, geht auch nichts mehr rein. 144 Tage lang je zehn Minuten intensiv zu lernen, ist sinnvoller, als an einem Tag 24 Stunden zu pauken.

Wie gehts weiter?

Verlängern Sie konsequent Ihre Konzentrationsphasen. Probieren Sie aus, wie und wann Sie sich am besten konzentrieren können. Sorgen Sie für Ruhe, schalten Sie Radio und Fernseher aus, wenn Sie wichtige Dinge erledigen oder lernen. Mit der Melodie im Ohr geht es nicht schneller (erst recht nicht mit dem Werbe-Quatsch-Programm einiger Radiosender). Und wenn im Büro wieder zu viel Trubel ist: Kaufen Sie sich Ohrstöpsel, schalten Sie Ihr E-Mail-Programm ab und gehen Sie nicht ans Telefon. Arbeiten Sie so lange, bis Ihr Kopf nicht mehr bei der Sache ist. Dann entspannen Sie sich für ein paar Minuten oder widmen sich einer anderen Aufgabe. Bald werden Sie nicht nur länger am Stück arbeiten und lernen, Sie werden auch schneller werden und deutlich weniger Fehler machen!

Schlau wie Sherlock – Aufmerksamkeit

Ein Arzt beklagte sich darüber, dass er ein schlechtes Gedächtnis habe. Als studierter Mediziner konnte sein Kopf in so schlechtem Zustand nicht sein. Sein Problem war: Wenn ein Patient in das Sprechzimmer kam, schaute er auf die Krankenakte, las den Namen ab und begrüßte den Patienten mit Namen. Beim Beginn der Untersuchung hatte er den Namen bereits wieder vergessen. Das ist kein Beispiel für ein schlechtes Gedächtnis, sondern für geringe Aufmerksamkeit!

Dabei wird klar, warum das Bild vom zerstreuten Professor kein Widerspruch in sich ist: Ein genialer Denker kann ohne Hosen zur Vorlesung erscheinen. Mangelnde Aufmerksamkeit hat nichts mit Intelligenz zu tun: Es gibt viele Kopfarbeiter, die ihre Schwierigkeiten mit alltäglichen Dingen haben, weil der Haustürschlüssel unwichtiger ist als die großen Herausforderungen von Quantenphysik, Krebsforschung und Theoretischer Mathematik. Das Gehirn setzt Prioritäten: Wichtige Dinge gehen vor. Alles andere wird ausgeblendet, auch am Morgen eine Hose anzuziehen.

Es kann passieren, dass wir auf die Uhr schauen, unser Gehirn den Gegenstand am Armgelenk auch als Uhr erkennt, wir aber ein paar Sekunden später keine Ahnung mehr haben, wie spät es ist. Die Sinne haben die Uhr erfasst, aber im Kopf war etwas anderes wichtiger, als aus dem gesehenen Bild die Stellung der Zeiger zur Uhrzeit zu verarbeiten.

Unser Gehirn quält sich nicht mit Kleinigkeiten, wenn es glaubt, über wichtigere Dinge nachdenken zu müssen. So entstehen die typischen Merk-Pannen des Alltags. Wo sind meine Schlüssel? Habe ich die Tür abgeschlossen? Ist noch Milch im Kühlschrank? Bevor Sie nach zwanzig Metern wieder zurück zur Haustür gehen und zum dritten Mal nachschauen, ob Sie die Tür wirklich abgeschlossen haben, sollten Sie den Moment ganz aufmerksam wahrnehmen, wenn Sie den Schlüssel im Schloss umdrehen. Zwingen Sie Ihren Kopf dazu, dieses für Sie nicht ganz unwichtige Ereignis bewusst zu erfassen, zu verstehen und abzuspeichern. Das ist Ihr Gehirn da im Kopf! Lassen Sie es nicht abschweifen, wenn Sie Dinge erledigen, die Ihnen wichtig sind. Der Arzt macht es genauso: Er überfliegt die Patientenakte nicht mehr flüchtig und geistesabwesend, sondern schaut sich den Namen aufmerksam an, bis sein Kopf das Zeichen gibt: Habe gesehen, erkannt und verstanden! Das dauert ein paar Sekunden länger, aber dafür hält der Name bis zum Ende der Behandlung. Gerade beim Lernen ist Aufmerksamkeit gefragt: Wer lustlos die Latein-Vokabeln herunterliest, sieht nicht wirklich hin. Beim Auswendiglernen eines Gedichts nützt es wenig, den Text tausendundeinmal zu überfliegen. Die Wörter werden ohne die geringste Chance vom Gehirn elegant entsorgt.

Tipp: Blinde Gewohnheit

Kennen Sie Ihre Wohnung? Wirklich? Dann verbinden Sie sich die Augen und versuchen Sie so, ein Brot zu schmieren oder die Kleidung zu wechseln. Wer das Experiment wagt, sich ohne Hilfe der Augen in vertrauter Umgebung zu orientieren und Dinge zu tun, die sehend völlig selbstverständlich sind, der wird sich wundern. Ohne den wichtigsten Sinn des Menschen funktioniert oft gar nichts. Dann bekommen wir zu spüren, was sich der Kopf alles nicht merkt: Wo liegen die Messer in der Schublade? Wo hängt der Anzug, das Kleid, die Krawatte? Welche Schuhe stehen wo im Regal? Wenn Sie ein Gefühl für Details bekommen wollen und wenn Sie Ihre anderen Sinne aktivieren möchten, dann sollten Sie üben, etwas mit geschlossenen Augen zu tun.

Dunkelheit ist auch ein ideales Mittel, um sich besser zu konzentrieren: Wenn Sie kreativ oder konzentriert arbeiten wollen, versuchen Sie, das in einem völlig finsteren Raum zu tun, aber nur, wenn Sie keine Platzangst oder Anflüge von Panik haben. Nehmen Sie sich feste Karteikarten mit, die Sie gut ertasten können, um sich Notizen zu machen – auch das geht, ohne zu sehen.

Aufmerksamkeit ist neben der Motivation eine der wichtigsten Fähigkeiten, die Sie pflegen und perfektionieren sollten. Denn Aufmerksamkeit hat viel mit Intelligenz zu tun. Sherlock Holmes, Auguste Dupin, Hercule Poirot, Jane Marple und alle anderen Meisterdetektive zeichnet vor allem eine Eigenschaft aus: ihre Fähigkeit, aufmerksam zu beobachten! Auch, wenn es sich um Figuren aus Romanen handelt, werden sie durchweg als schlaue Köpfe angesehen – das Vergrößerungsglas ist nicht zufällig zum Markenzeichen der von Arthur Conan Doyle geschaffenen Figur geworden. Typisch für jede Holmes-Geschichte ist der Unbekannte, der in der Wohnung des Detektivs erscheint und nach seinem Verlassen von dem Meisterdenker perfekt analysiert wird, während dessen Mitstreiter Dr. Watson starr vor Staunen zuhört: „Watson, ist ihnen aufgefallen, dass der Mann eine Vorliebe für Abendspaziergänge bei Regen hat?“ Das sind Anzeichen für eine ausgezeichnete Aufmerksamkeit.

Schubladendenken – Symbolisieren

Wenn Sie auf die Schnelle ein Haus skizzieren, wird die Zeichnung mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Bild unten ähneln. Allerdings hat das Ergebnis keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeinem aus Stein gebauten Haus, das irgendwo steht.

Unser Kopf neigt dazu, Dinge in Symbole zu verwandeln. Das bekommen kleine Kinder bereits beim Malen eingetrichtert: Punkt, Punkt, Komma, Strich – ist alles, aber kein Gesicht. Der Hirnforscher Manfred Spitzer nimmt Tomaten als Beispiel dafür, wie unser Kopf vereinfacht: Das Hirn kennt Form, Geruch und Geschmack von Tomaten, aber es erinnert sich nicht an jede einzelne Tomate, die wir in unserem Leben verspeist haben. Nach Spitzer ist Lernen niemals auf Einzelheiten gerichtet, sondern immer auf Allgemeinheiten.

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Diese Verallgemeinerung ist ein Selbstschutz des Kopfes, um sich nicht mit unnötigen Informationen zu überlasten. Daran lässt sich auch sehen, wie praktisch der Kopf denkt: Müssen wir uns an jede Tomate erinnern, die wir in unserem Leben gegessen haben?

Werden die Kategorien, in die unser Gehirn die Dinge der Welt stopft, zu groß, fällt Wissen durch. Wir erkennen etwas und haken das Gesehene geistig ab, indem wir es in eine zu große Kopfkategorie stopfen. Präzision hilft beim Erinnern und beim Merken. Ein Pferd ist zwar ein Pferd, aber Aufmerksamkeit und Interesse zerlegen die Gattung der Reittiere in eine lange Liste der Arten, vom Abaco-Wildpferd bis zum Zweibrücker Warmblut. (Wenn Sie einen Eindruck davon bekommen wollen, wie viele Rassen zur Kategorie „Pferd“ gehören, dann schauen Sie bei Wikipedia nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Pferderassen.)

Tipp: Erweitern Sie Ihre Vorstellungskraft

Geben Sie Ihrer Vorstellungskraft neuen Schwung, indem Sie sich von allgemeingültigen Begriffen befreien. Wenn Sie ein paar Minuten Zeit haben (im Stau, in der U-Bahn oder in der Schlange an der Supermarktkasse), dann nehmen Sie einen Oberbegriff und zerlegen diesen in kleinere Teile. So kann eine Brille nicht nur eine Brille, sondern eine Lesebrille, eine Sonnenbrille, eine Schutzbrille, eine Schwimm- oder eine Fahrradbrille sein, und auch eine Taucherbrille oder ein Zwicker. So finden Sie die besseren Begriffe für die Dinge dieser Welt. Nebeneffekt: Sie erweitern nicht nur Ihren Wortschatz, sondern verbessern auch Ihre Allgemeinbildung! Schon bald sagen Sie nicht mehr: „braver Hund“, sondern „brave Gelbbacke“!

Tipp: Blinde Gewohnheit

Kennen Sie Ihre Wohnung? Wirklich? Dann verbinden Sie sich die Augen und versuchen Sie so, ein Brot zu schmieren oder die Kleidung zu wechseln. Wer das Experiment wagt, sich ohne Hilfe der Augen in vertrauter Umgebung zu orientieren und Dinge zu tun, die sehend völlig selbstverständlich sind, der wird sich wundern. Ohne den wichtigsten Sinn des Menschen funktioniert oft gar nichts. Dann bekommen wir zu spüren, was sich der Kopf alles nicht merkt: Wo liegen die Messer in der Schublade? Wo hängt der Anzug, das Kleid, die Krawatte? Welche Schuhe stehen wo im Regal? Wenn Sie ein Gefühl für Details bekommen wollen und wenn Sie Ihre anderen Sinne aktivieren möchten, dann sollten Sie üben, etwas mit geschlossenen Augen zu tun.

Dunkelheit ist auch ein ideales Mittel, um sich besser zu konzentrieren: Wenn Sie kreativ oder konzentriert arbeiten wollen, versuchen Sie, das in einem völlig finsteren Raum zu tun, aber nur, wenn Sie keine Platzangst oder Anflüge von Panik haben. Nehmen Sie sich feste Karteikarten mit, die Sie gut ertasten können, um sich Notizen zu machen – auch das geht, ohne zu sehen.

Tiefer blicken – Weitere Wahrnehmung

Verbessern Sie Ihre Beobachtungsgabe (aufmerksames Beobachten plus konkretes Benennen der Dinge)! Verändern Sie Ihre Sicht auf die Welt und schärfen Sie den Blick für das Wesentliche! Arbeiten Sie nicht nur mit Ihrer linken Gehirnhälfte, die in einen Raum schaut und denkt: Stuhl, Tisch, Bild an der Wand. Aktivieren Sie Ihr Gehirn und wechseln Sie vom Modus „Erkennen“ in den Modus „Betrachten“ und vom „Bemerken“ zum „Einprägen“. So verwandeln sich erkannte Dinge (Symbole) in einzigartige Gegenstände, die Sie sicher, länger und besser im Kopf behalten.

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Betrachten Sie das Bild auf der vorigen Seite für eine Minute (oder weniger, wenn Sie glauben, alles in der Zeichnung gesehen zu haben). Lesen Sie danach weiter, ohne zurückzublättern.

Denken Sie kurz darüber nach, wie Sie das Bild betrachtet haben: Sind Ihnen Details aufgefallen? Sind Sie mit den Augen über die Szene gehuscht oder haben Sie in aller Ruhe alle Details betrachtet? Ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen?

Vielleicht wollen Sie jetzt gerne noch einmal zurückblättern, aber versuchen Sie vorher, folgende Fragen zu beantworten.

Trägt die Frau eine Sonnenbrille?
Was tut der stehende Mann?
Halten beide Kinder Spielzeug in der Hand?
Wie viele Bälle sind im Bild zu sehen?
In welche Richtung fährt das Schiff? Und in welche fliegt das Flugzeug?

Solche Beobachtungsspiele können hervorragend mit dem Partner und in der Gruppe gespielt werden. Aber Vorsicht: Ein typisches Beziehungsdrama ist die Partnerin, die ihrem Gatten spontan die Augen zuhält und fragt: „Welche Farbe hat mein Kleid, das ich heute trage?“ In der letzten Runde vor dem unglücklichen Ende wird folgende Frage gestellt: „Welche Farbe haben meine Augen?“ Scherz beiseite: Prüfen Sie sich kritisch, ob Sie bei den vielen Kleinigkeiten im Alltag richtig hinsehen. Kennen Sie die Namen der Straßen, die Sie auf der Fahrt zur Arbeit überqueren? Wie heißen Ihre Nachbarn? Was haben Sie gestern zu Mittag gegessen? Schauen Sie genau hin, es wird Ihren Blick auf die Welt verändern und Ihren Geist erweitern!

Spannend wird das Beobachten, wenn es mit messerscharfem Kombinieren verbunden ist. (Dann können Sie sich als Meisterdetektiv selbstständig machen.) Sie sehen den Fleck Bratensoße auf der Krawatte Ihres Kollegen, der behauptet, Vegetarier zu sein. Sie fühlen die Unruhe des Fleischfachverkäufers, der Ihnen versichert, dass die Wurst frisch ist. Der Lateinlehrer verneint, dass morgen ein Vokabeltest geschrieben wird. Wahrsager nutzen Signale, die andere nicht sehen, weil sie nicht hinsehen. Lesen Sie im Internet unter folgendem Link über einen genialen „Gedankenjäger“, der einen Lügner überführt: http://www.blick.ch/people/artikel43315.

Hier ein Rätsel, mit dem Sie Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Kombinationsgabe ausprobieren können. Die Frage zu der Abbildung unten lautet: In welche Richtung fährt der Bus?

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In welche Richtung fährt der Bus?

Kinder lösen dieses Rätsel schneller als Erwachsene, weil Sie eine bessere Vorstellungsgabe haben und den symbolisierten Bus in Gedanken gegen einen echten Bus ersetzen. Wenn Sie keine Antwort auf die Frage haben, noch zwei Tipps: Es geht um das, was in der Abbildung nicht zu sehen ist. Und versuchen Sie (wie die Kinder), sich einen richtigen Bus vorzustellen. Umkreisen Sie in Gedanken diesen Bus und stellen Sie sich vor, wie er auf der Straße fährt, anhält und die Fahrgäste ein- und aussteigen.

In Deutschland (und anderen Ländern mit Rechtsverkehr) fährt der Bus nach links. Ein Bus in England (Linksverkehr) würde nach rechts fahren. Haben Sie die Lösung? Was Sie nicht sehen, sind die Einstiegstüren auf der Ihnen abgewandten Seite. Also fährt der Bus nach links, es sei denn, der Fahrer legt den Rückwärtsgang ein. Denkbar ist alles!

Aufmerksamkeit ist nicht nur eine Sache der Augen. Arbeiten Sie sich mit allen Sinnen durch die Welt. Gerüche, das Ertasten von Oberflächen und Geräusche helfen, Details über die Welt zu erfahren und Ihr Wissensnetz zu erweitern. Das eröffnet neue Perspektiven und aktiviert das Gehirn. Wann haben Sie zum letzten Mal die Oberfläche einer Straße berührt? (Bitte beachten Sie dabei die anderen Teilnehmer am Straßenverkehr!) Wie schmeckt Gras? Wie fühlt sich eine Schlange an? (Bitte nur in Anwesenheit eines staatlich geprüften Schlangenbändigers ausprobieren.)

Tipp: Ein Leben ohne Uhr

Steigern Sie ihre Beobachtungsgabe, indem Sie keine Uhr mehr tragen. Schauen Sie die Uhrzeit bei anderen ab. Es gibt genügend Zeit zu sehen, überall, solange Sie sich nicht in der Wüste oder an anderen verlassenen Orten aufhalten. Sogar manche Kaffeemaschinen sind mittlerweile mit Digitaluhren ausgestattet.

Wie gehts weiter?

Schärfen Sie Ihre Sinne! Gehen Sie besonders aufmerksam mit den Dingen um, die Ihnen bisher nicht aufgefallen sind: Schauen Sie ganz bewusst nach, ob Milch im Kühlschrank ist. (Fühlen Sie das Gewicht, der halb vollen Verpackung oder riechen Sie den sauren Geruch verdorbener Milch.) Schließen Sie aufmerksam die Haustür ab und betrachten Sie die Tankanzeige für ein paar Sekunden, bevor Sie aus dem Wagen steigen. Sie werden sich besser an diese Dinge erinnern. Nehmen Sie Ihre Umwelt mit den Augen auseinander. Tasten, riechen, schmecken Sie, um viele Sinneseindrücke einzusammeln. Seien Sie neugierig! Schauen Sie um Ecken und in jede Ritze.

Erst denken, dann merken – Analyse

„Dumm ist der, der Dummes tut“, ist das Motto von Forrest Gump, das ihm von seinem Erfinder Winston Groom in den Mund gelegt wurde. Meistens tun wir Sachen zu schnell und beginnen mit dem Lernen, bevor wir uns Gedanken darüber machen, was da vor uns auf dem Tisch liegt. Eine gute Vorbereitung ist fast die ganze Miete. Richtiges Lernen ist wie Fallschirmspringen: Die Vorbereitung dauert länger als der Sprung, aber dafür gibt es keine unangenehmen Überraschungen.

Von links nach rechts und von oben nach unten

Wir lesen Bücher brav von vorne nach hinten. Was bei Romanen spannend ist, kann beim Lernen Spannungen erzeugen. Der Kopf ist anders aufgebaut, als Lehrbücher es sind. (Sonst würden wir uns die Inhalte problemlos merken können.) Das Gehirn lernt leichter, wenn es an Bekanntes anknüpfen kann. Am Anfang muss der Plan für das Regal grob skizziert werden. An die wichtigsten Stichworte werden nach und nach Details geklebt. Wenn Sie ein Buch auf diese Weise lesen wollten, müssten Sie zuerst die Überschriften, dann die Einleitungen der Kapitel und zuletzt den Rest vom Text lesen.

Das Inhaltsverzeichnis bei Zeitschriften ist nicht dafür gemacht, die Themen nach dem Durchlesen wiederzufinden, sondern es ist vor dem Lesen eine Orientierungshilfe für das Gehirn, sich mit den Themen anzufreunden. Studieren Sie Übersichten bewusst und ausführlich. Das sind die Bretter des Regals im Kopf. Beim Durchblättern erkennt das Gehirn die Überschriften wieder: Das Gehirn hat das Grobe erfasst und fühlt sich bereits vertraut mit den Themen. Damit sind die Sinnesautobahnen geöffnet. Fakten und Details werden leichter in das innere Regal geschoben.

Tipp: Wegweiser weisen den Weg

Wie im Museum: Suchen Sie immer und überall nach Übersichten, Zusammenfassungen, Plänen und anderen Hinweisen. Forschen Sie sich durch Inhaltsverzeichnisse und Indizes. Nutzen Sie das als Einstieg in ein Thema. Bevor Sie sich mit den komplizierten Profi-Fachbüchern befassen, riskieren Sie einen Blick in populärwissenschaftliche Zeitschriftenartikel. Kurze und klar verständliche Definitionen (Beispiel: Was ist Kommunikation? Was ist Recht?) begeistern sogar Professoren in Prüfungen, weil Studierende meistens endlose Listen mit Details herunterrattern, ohne dass ein Zusammenhang erkennbar wird. Wikipedia und Lexika sind der ideale Startpunkt – auch im Jurastudium ist es keine Schande, mal einen einfachen Rechtsratgeber zu lesen. Selbst eine vage Vorstellung von Superstringtheorie und einzelne Brocken einer Fremdsprache sind bereits ein gutes Fundament zum Lernen.

Wissen, was man weiß

Wenige Themen, mit denen wir uns beschäftigen, sind vollkommen neu. Kein weißes Blatt Papier ist wirklich völlig unbeschrieben (jedenfalls nicht im Kopf). Wenn Sie sich mit einem neuen Thema beschäftigen wollen, dann finden Sie zuerst heraus, was Sie bereits darüber wissen, bevor Sie das erste Buch aufschlagen. Sie werden überrascht sein, wie viele Fakten schon in Ihrem Kopf vorhanden sind. Meist informieren wir uns ausführlich über ein Thema – und merken nicht, dass wir damit bereits mitten im Lernen stecken: Der Kauf einer Digitalkamera oder eines neuen Fernsehers macht viele Menschen zu besseren Experten als die Verkäufer in den Multimedia-Märkten. Sie lernen ganz selbstverständlich, indem sie eine Unmenge von Testberichten lesen und im Internet recherchieren. Warum sollte es schwerer sein, etwas scheinbar Kompliziertes zu lernen? Hinderlich ist meistens nur die fehlende Lust am Lernen!

Wer eine Fremdsprache sprechen will, war vielleicht schon in dem Land, wo diese Sprache gesprochen wird, oder hat Freunde dort. Die ersten Sätze hängen bereits im Hirn herum. Vokabellisten über Speisen und Getränke oder Sätze für das Benutzen von Taxis und Bussen sind mehr als weniger vollständig. Dann wird Informationsmaterial von Sprachschulen studiert, Lehrbücher in der Buchhandlung durchgeblättert, Fernsehsender in dieser Sprache gesehen. Das Gehirn hat längst mit dem Lernen begonnen. Wir sprechen aber meistens erst dann vom Lernen, wenn es mühevoll wird.

Wer mit System herausfinden will, was er bereits über ein Thema weiß, kann eine Gedächtniskarte (Mindmap) anfertigen. Dabei wird das Thema in die Mitte eines Blattes geschrieben und alle wichtigen Unterthemen als Zweige an den zentralen Begriff gehängt. Von denen werden Abzweigungen zu weiteren Unterthemen gezeichnet. Wenn Sie mit Ihrem Halbwissen experimentieren wollen: Fertigen Sie Gedächtniskarten über Verbrennungsmotoren, Flugzeuge, das Transportwesen und Textilien an (erst recht, wenn Sie glauben, nichts über diese Themen zu wissen). Und probieren Sie aus, was Sie über völlig unbekannte Themen alles im Kopf haben.

Diese Darstellung von Information entspricht der Denk-Organisation des Gehirns. Die wichtigsten Begriffe sind dort ebenso groß geschrieben. Von da werden Verbindungen zu Unterthemen gezogen. Das Netz wird mit dem Lernen immer dichter, bis ein Dschungel aus Wissen vorhanden ist. Dabei trennt das Gehirn nicht sauber nach Themen, wie allgemein vermutet: Assoziationen, also die Verbindungen von Stichwort zu Stichwort, laufen auf wirren Wegen durch das Gehirn. So ist es möglich, dass der Kopf ungewöhnliche, völlig unlogische Assoziationsketten aufbaut.

Was eigenartig klingt, ist ein klarer Vorteil für Merktechniken: Das Gehirn kann Botanik mit Segelfliegen und Anatomie mit Kunstgeschichte und dem Mittagessen von gestern verbinden. Der Satz „Nie ohne Seife waschen“ ist ein Merkspruch für die Reihenfolge der Himmelsrichtungen im Uhrzeigersinn und hat nichts mit Geografie zu tun. Je mehr Verknüpfungen zu einem Thema bestehen, desto sicherer ist es im Gehirn verankert und desto besser können wir uns daran erinnern.

Tipp: Wandern Sie auf den Wegen Ihres Kopfes

Denken Sie sich einen Begriff aus und assoziieren Sie einen weiteren Begriff, ohne lange zu überlegen. Bilden Sie eine Kette von Begriffen und beobachten Sie, wohin Ihr Gehirn Sie auf dieser Reise führt. Versuchen Sie herauszufinden, warum scheinbar abwegige Begriffe in Ihrem Kopf miteinander verbunden sind. Auch mit einem Partner oder in einer Gruppe macht dieses Spiel Spaß und ist lehrreich, weil Sie von den Mitspielern erfahren, wie deren Köpfe ticken.

Prinzip Kettensäge – Zerlegen

Nehmen Sie immer das große Messer: Je komplizierter das Thema scheint, desto gründlicher sollten Sie es zerlegen. Suchen Sie nach kreativen Wegen, die Lern-Nuss zu knacken. Vieles ist nicht so schwer zu lernen, wie es auf den ersten und zweiten Blick aussieht. Chinesischsprechen wird häufig für eine unvorstellbar schwierige Aufgabe gehalten. Aber: Haben Sie darüber nachgedacht, dass Chinesisch die am häufigsten gesprochene Sprache der Welt ist? Was für über 1,2 Milliarden Menschen selbstverständlich ist, kann nicht unmöglich sein! Sprachschulen erklären gerne, dass viele Jahre intensiven Studiums nötig sind (Vokabeln pauken, bis alle Sicherungen durchbrennen), um sich mit dem Reich der Mitte unterhalten zu können. Selbst mit den besten Merktechniken ist das vollständige Chinesisch (rund 60000 Schriftzeichen) nicht in ein paar Tagen im Kopf gespeichert (obwohl man sich mit den richtigen Methoden durchaus 100 Zeichen am Tag merken kann). Wer tiefer bohrt, trifft auf ganz andere Tatsachen: Ein Chinese gilt nicht mehr als Analphabet, wenn er 1500 Zeichen lesen kann. Gebildete Chinesen verstehen rund 6000 Zeichen – mehr nicht! Die Statistik ändert die Sicht auf diese Sprache vollends: Mit den 1000 am häufigsten verwendeten Schriftzeichen lassen sich 90 Prozent aller geschriebenen Texte verstehen.

99 Prozent aller Texte können Sie mit circa 2800 Zeichen lesen. Wo liegt das Problem? Wenn Sie nur zehn Schriftzeichen jeden Tag lernen, beherrschen Sie 2800 Zeichen nach einem dreiviertel Jahr. Die längste und höchste Chinesische Mauer haben wir nur im Kopf. Es gibt schwierigere Sprachen! Und noch ein ganz entscheidender Vorteil: Das Chinesische ist fast frei von Grammatik!

Stellen Sie sich immer folgende Fragen, bevor Sie mit dem Lernen von irgendetwas beginnen:

Wie sieht die Struktur hinter dem Thema aus? Zersägen Sie alles so gründlich wie möglich, dann sehen Sie klarer, und das scheinbare Lern-Monster brüllt gar nicht mehr so gefährlich.
Was ist bekannt? Verschaffen Sie sich einen Überblick, was über das Thema bereits in Ihrem Kopf drin ist.
Was ist leicht zu lernen und was wird mehr Zeit benötigen? Mixen Sie einen Lern-Cocktail, der aus leichten, mittleren und schweren Lektionen besteht. Schieben Sie die schweren Themen zusätzlich unter das Mikroskop und zerlegen Sie diese weiter, bis Sie alles durch und durch verstanden haben.
Was muss ich wirklich wissen, um das Gelernte anwenden zu können? Bevor Sie den Zehnjahresvertrag mit der Sprachschule unterschreiben, überlegen Sie, wie viel Sie tatsächlich lernen müssen. Weniger kann vor Frust bewahren: Sie müssen ja auch nicht gleich alle zwölf deutschen Sportbootführerscheine machen, wenn Sie einmal im Jahr in ein Boot steigen.
Wie viel Zeit brauche ich, wenn ich konzentriert lerne? Bekannte Weisheit: Einen Plan machen und regelmäßig daran arbeiten. Zehn Vokabeln am Tag sind nach einem Jahr ein ziemlich hoher Haufen Fremdsprachenwissen.
Was sind optimale Methoden, um das Thema zu lernen? Benutzen Sie viele unterschiedliche Merktechniken und verzichten Sie auf Lernen durch Wiederholung. Und wenn ein Thema gar keinen Spaß macht: Sofort damit anfangen und konsequent regelmäßig in kleinen Stücken lernen.

Lernen auf neuen Wegen

Die Frage „Warum?“ wird viel zu häufig mit der Antwort „Das ist eben so!“ abgespeist. Geben Sie sich damit nicht zufrieden. Auf gar keinen Fall! Niemals und nirgendwo! Eingespielte (gelernte und gewohnte) Methoden müssen noch lange nicht die besten sein. Erinnern Sie sich an die Anordnung der Tasten auf der Schreibmaschine? Lehrer predigen Methoden, die von ihnen seit Jahren benutzt werden. Wer lange genug etwas tut, ist irgendwann überzeugt davon, dass es richtig und gut sein muss. Ein Vorbild, das den eigenen Methoden kritisch gegenübersteht oder daran zweifelt, passt nicht in die Bildungshierarchie. So ist es Ihre Aufgabe, neue Wege zu gehen. Zugegeben, es ist nicht einfach, eingespielte Regeln und Verfahren als Neuling auf den Kopf zu stellen. Sie sollten nicht die ganze Bildungswelt umkrempeln wollen. Aber ein kritischer Blick und die Offenheit für Neues lohnen immer, mindestens für das eigene Lernen. Wenn Sie der Einzige sind, der mit einer anderen Technik besser lernt, dann ist das mehr als genug. Wenn Sie zum Beispiel Gitarre spielen wollen, können Sie entweder zu einem Lehrer der alten Schule gehen – und Sie werden das altbekannte (und unbeliebte) Programm abgespult bekommen: Notenund Harmonielehre und dann klassische Kleinkunstwerke zupfen für die nächsten fünf bis fünfzig Jahre. (Dies ist vielleicht eine übertriebene Darstellung, aber auf dem deutschen Musiklehrermarkt durchaus noch zu finden.)

Stellen Sie sich zuerst die Frage, was Sie mit dem Stück Holz anfangen wollen. Klassische Romanzen sind eine andere Lern-Liga, als Schlager am Lagerfeuer zu schrammeln. Während Sie für die Konzertreife mit auditorischem Ernst an die Sache herangehen sollten, brauchen Sie für die Zeltlager-Variante nur ein paar so genannte Griffbilder, die auch für Anfänger sofort les- und greifbar sind (siehe Abbildung): Jede horizontale Linie stellt eine Saite der Gitarre dar, die vertikalen Linien die Bünde (Metallstreifen am Hals der Gitarre), und die schwarzen Punkte sind die Positionen der Finger, damit es so klingt, wie es klingen soll. Alles, was Sie brauchen, ist eine gestimmte Gitarre, dann können Sie ohne Vorkenntnisse solche Akkorde spielen.

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Die tiefere Analyse der Gitarrenmusik lohnt (auch als Beispiel, wie einfach Lernen sein kann, wenn gründlich analysiert wird): Spektakulär ist die Tatsache, dass Sie mit nur drei Akkorden (und null Gitarrenstunden) fast alle Nummer-eins-Popsongs der letzten 50 Jahre spielen können: Von „I saw her standing there“ der Beatles über traditionelle Lieder wie „Amazing Grace“ bis „La Bamba“ und „Tutti Frutti“. „Ein Akkord genügt, zwei Akkorde machen den Song besser, und mit drei Akkorden ist man im Jazz angekommen“, hat der amerikanische Rockmusiker Lou Reed einmal gesagt.

Es geht sogar mit noch weniger: Für „Working Class Hero“ von John Lennon genügen zwei Akkorde, genauso für „Songbird“ von Oasis, „Lady in Black“ von Uriah Heep und „Paperback Writer“ von den Beatles. Auch „Living next door to Alice“ von Smokie begnügt sich mit drei Akkorden, die jeweils mit nur drei Fingern gespielt werden. Eine Lern-Angelegenheit von weniger als fünf Minuten. Gute Musik ist alles andere als schwierig zu spielen!

Der Lagerfeuer-Stil mag vielen zu einfach sein, und am Horizont tauchen die ersten bedrohlichen Notenlinien auf: Abstrakte Informationen, die keinen Bezug zu den Saiten einer Gitarre haben – insgesamt schwer zu merken und völlig frei von Logik. Schlimmer noch: Auf einer Gitarre kann dieselbe Note auf verschiedenen Saiten gespielt werden. Wenn Sie nicht wissen, welche Saite und welcher Bund gemeint sind, gibt es Knoten in den Fingern und im Gehirn.

Auch dafür gibt es eine bessere Lösung: Tabulatoren. Die sehen Noten sehr ähnlich, aber die sechs Linien stellen die Saiten der Gitarre dar (wie bei den Akkorden). Damit haben Sie den direkten Bezug zum Instrument. Statt Punkte sind darauf Zahlen eingezeichnet, die den Bund anzeigen, wo die Saite gegriffen werden muss (siehe Abbildung unten). Tabulatoren lassen sich ebenfalls ohne eine Gitarrenstunde verstehen und praktisch sofort spielen. Einfacher geht es nicht!

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In den USA ist diese Darstellung in Gitarrenbüchern weitverbreitet, während in Deutschland am Anfang von Musiklehrbüchern immer noch Kapitel über das Notenlesen und den angeblichen Sinn dieser Lernmühe abgedruckt sind: „Früher oder später kommen Sie nicht daran vorbei …“ Darauf wollen wir nicht wetten!

Wer sich gar nicht mit Papier, sondern nur mit der Gitarre oder einem anderen Instrument beschäftigen will, der findet im Internet mittlerweile Tausende von Lernvideos, in denen das Spielen Stück für Stück erklärt wird. Allein die Suche nach den Stichwörtern „guitar“ (Englisch für Gitarre) und „lesson“ (Lernstunde) produziert über 300000 Treffer auf der Video-Plattform YouTube (http://www.youtube.com). Top-Video: „Sweet Child o’ mine“ von Guns ’n’ Roses mit 3,2 Millionen Zuschauern. Die Google-Videosuche (http://video.google.com) spuckt zu denselben Stichworten über 700000 Treffer aus. Und wenn es nicht Gitarre sein soll, dann sind zum Beispiel auch für die Ukulele weit über 1000 Lehrvideos zu finden.

Gewohnheitswidrig: Entgegen der Einbahnstraße

Lernen wird häufig mit Abfragen verwechselt: Das Frage-und-Antwort-Spiel ist nicht nur ein typisches Instrument, um Wissen zu prüfen, sondern es ist auch die meistgenutzte Methode des Gehirns, um sich zu erinnern: Durch einen Reiz (ein Stichwort zu einem Thema) sucht das Hirn nach der passenden Antwort (Reaktion). Die Abfrage ist aber kein geeignetes Instrument, um eine Aussage über Intelligenz zu treffen.

Leider ist es eine eingespielte Methode, mit der Lehrer Ihre Schüler in die messbare Wissenskontrolle zwingen. Jede richtige Antwort bringt positive Punkte. Unser Gehirn trottet brav dem Frage-Antwort-Schema hinterher. Genau das wird uns ja auch täglich im Fernsehen vorgeführt. Nur für Fragen zu lernen, die andere stellen, hat fatale Folgen: Das Gehirn lernt nur die Hälfte, und die Hirnzellen werden sauber in eine Richtung gebügelt.

Dazu ein kleines Experiment: Prägen Sie sich die abgebildeten vier chinesischen Schriftzeichen und deren Bedeutung so schnell wie möglich ein. Wenn Sie glauben, die Zeichen sind in Ihrem Kopf, lesen Sie bitte weiter.

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Aufgabe: Merken Sie sich diese Zeichen!

Das Gehirn verhält sich bei dieser Übung immer gleich: Das chinesische Zeichen wird vereinfacht (symbolisiert) und mit seiner Übersetzung irgendwie verknotet. Sie haben sicher keine Probleme, die Bedeutung der vier Schriftzeichen zu nennen, wenn Sie sich die Zeichen anschauen. Aber können Sie das Schriftzeichen für „Hafen“ zeichnen? Und wie sah das Schriftzeichen für „trinken“ aus?

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Wenn Sie Chinesisch lernen, dann wollen Sie es sicher auch irgendwann einmal schreiben. Wahrscheinlich werden Sie jetzt argumentieren, dass Sie nach einer gewissen Zeit (mit genügend Gewohnheit und Routine) die Zeichen nicht nur wiedererkennen, sondern auch schreiben können. Aber richtig gutes Lernen ist immer Merken in zwei Richtungen!

Das einseitige Vokabellernen ist häufig und üblich: Beim blanken Pauken gewöhnt das Gehirn sich schnell an die Merk-Einbahnstraße. Schüler trommeln sich die deutsche Bedeutung von Vokabeln in den Kopf und reagieren bei umgekehrten Fragen mit „Hey, das ist unfair!“ Aber das Gehirn gewöhnt sich auch an ganz andere Lerngewohnheiten: Es prägt sich sogar die Reihenfolge der Wörter im Vokabelheft ein. Wer exakt von oben nach unten lernt, macht es dem Hirn leicht: Vorgänger und Nachfolger werden als Merkhilfe benutzt. Beim Lernen noch kein Problem, dafür aber später bei der Abfrage.

Das zweiseitige Lernen hat den Vorteil, dass Sie sich intensiver mit dem Lernstoff beschäftigen. Die Übersetzung wird durch das Wissen über das Aussehen des Zeichens ergänzt. Bei chinesischen Zeichen ist das Bild eine interessante Sache für die rechte Hirnhälfte (Verarbeiten von Bildern). Drehen und wenden Sie die Lernreihenfolge immer wieder herum. Am Ende wird das Ergebnis ein besseres sein.

Tipp: Fahren Sie durch die Flaggen-Einbahnstraße

Das Lernen aller Länderflaggen ist eine einfache Sache, aber auch eine typische Lern-Einbahnstraße. Die Flaggen so zu lernen, dass Sie sie korrekt zeichnen können, ist eine ganz andere Herausforderung. Wenn Sie das nächste Mal eine Fahne sehen, prägen Sie sich deren Form und Farben ein. Eine Liste der Nationalflaggen finden Sie bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Nationalflaggen. Und die passende Merktechnik dazu gibts im Kapitel „Mal mal!“

Stellen Sie immer die Sinnfrage: Warum und wofür muss ich wie viel davon in welcher Form im Kopf haben? Ehrlich gesagt: Es genügt meistens, nur in eine Richtung zu fahren. Machen Sie sich und Ihrem Kopf nicht zu viel Arbeit, wenn der Aufwand unnötig ist, zum Beispiel für Prüfungen, bei denen theoretisches Wissen ohne Sinn und Zweck abgefragt wird.

Es lohnt sich auch, die Art der Abfrage unter die Lupe zu nehmen. Sie werden anders lernen, wenn Sie vorher wissen, dass die Prüfung aus einer Mehrfachauswahl (Multiple-Choice-Verfahren) besteht, als wenn jede Frage ausformuliert werden muss. Das Radfahren und der Seemannsknoten werden anders gelernt als Hautausschläge oder chemische Formeln.

Schauen Sie sich die sechs Felder und die darin abgebildeten Symbole an. Prägen Sie sich die Anordnung der Symbole in den Feldern und die jeweilige Nummer des Feldes ein.

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Merken Sie sich die Symbole in den Kästen!

Haben Sie vor dem Lernen nachgesehen, wie die Frage zu dieser Aufgabe aussieht? Wenn nicht, haben Sie sich jetzt zu viel Lern-Arbeit gemacht. Es geht nämlich nur darum, den Feldern die richtige Nummer zuzuweisen. Wenn Sie sich die Abbildung noch einmal genau ansehen, müssen Sie nur herausfinden, wo der Unterschied in der Anordnung der Symbole in den sechs Feldern liegt und diesen den Nummern zuordnen.

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Welche Nummer gehört zu welchem Kasten?

Die Lösung ist leicht merkbar: In allen Feldern steht der Kreis als einziges Symbol immer an einer anderen Stelle. Und er springt in Form einer gespiegelten Ziffer 6 gegen den Uhrzeigersinn, oben links beginnend, durch das Raster. Das zu lernen dauert wenige Sekunden. Ärgern Sie sich nicht, wenn Sie die Positionen aller Symbole gelernt haben. Sie haben Ihrem Gehirn damit wieder mal richtig Beine gemacht!

Wie gehts weiter?

Verschaffen Sie sich den ganz großen Überblick und zerlegen Sie Lernstoff grundsätzlich in kleinste Teile. Wählen Sie den sanften Einstieg: Immer vom Groben zum Feinen lernen. Machen Sie sich einen Plan, was Sie sich wann und wie merken wollen. Werden Sie kritisch und kreativ. Vorgegebene Lösungen und Lernmethoden sind nicht immer die besten. Geben Sie sich nicht damit zufrieden, Frage-und-Antwort-Spiele zu spielen. Sichern Sie das gelernte Wissen ab, indem Sie Lernwege in beide Richtungen gehen.

Lerne lieber ungewöhnlich

Erinnern Sie sich daran, was Sie am 11. September 2001 getan haben? Ganz sicher! Die meisten Menschen können sich gut daran erinnern, wo sie gewesen sind und was sie gemacht haben. Erinnern Sie sich auch daran, was Sie einen Tag vorher und einen Tag danach getan haben? Wenn es nichts Außergewöhnliches war, vermutlich nicht. Unser Gehirn arbeitet nicht immer streng in Reihenfolge: erst ins Arbeitsgedächtnis, dann in den Langzeitspeicher. Außergewöhnliche Ereignisse werden unvergesslich ins Hirn geschrieben. Das gilt natürlich nicht nur für negative Erlebnisse, sondern auch für positive Dinge. Schließlich sollen Sie nicht darauf warten, dass eine Katastrophe geschieht, bevor Sie sich hinsetzen, um Italienisch oder Mathematik zu lernen.

Deswegen sind triste Büros und der immer gleiche Schreibtisch grundsätzlich der falsche Platz zum Lernen. Wir erinnern uns an gar nichts in dieser ewig öden Umgebung. Es wird ja auch nicht jeder Shakespeare vor der gleichen Kulisse gespielt. Beim Sprechen sorgen Betonungen für Abwechslung: Monoton gesprochene Texte sind unverständlich und erst recht nicht zu begreifen.

Das Gehirn braucht Aktion und Abwechslung. Immer gleiche Tomaten, mit denen wir nichts anderes tun, als sie in Scheiben zu schneiden und zu verzehren, werden so lange in unserem Kopf bleiben, wie die Verdauung dauert. Spenden Sie einer Sache eine ordentliche Portion Bedeutung – und Sie werden sie nie mehr vergessen: Wenn Sie sich an einen Radiergummi für immer und ewig erinnern wollen, beißen Sie hinein! Sofern Sie sich nicht von Büromaterial ernähren, wird es vermutlich der einzige Radiergummi bleiben, in den Sie hineingebissen haben. Und wenn Sie später die Bissspuren auf dem Radiergummi sehen, werden Sie sich daran erinnern, dieses Buch gelesen zu haben. So ungewöhnlich kann Merken sein!

Wenn Ihr Kopf sich nicht merken will, wohin Sie Ihren Schlüssel gelegt haben (In den meisten Fällen sind die Schlüssel da, wo sie immer liegen.), dann deponieren Sie ihn das nächste Mal im Tiefkühlfach oder an einem anderen ungewöhnlichen Ort. Sie werden an dem Tag sicher nicht vergessen, wo der Schlüssel friert. Wenn Sie bei einem Bekannten im Kühlfach einen Schlüssel finden, fragen Sie ihn, ob er auch dieses Buch gelesen hat.

Wie gehts weiter?

Bereichern Sie Ihr Lernen mit einfallsreicher Abwechslung. Durchschnittliches Lernen funktioniert nicht! Werden Sie energisch gefühlvoll: Brüllen Sie die Vokabeln laut heraus, die Sie nicht im Kopf behalten können. Lernen Sie überall: Klettern Sie für Latein im Park auf die Bäume, oder springen Sie mit einem deftigen juristischen Präzedenzfall in den Ententeich – zumindest in Gedanken. Oder Sie verschaffen sich eine angenehm ungewöhnliche Atmosphäre zum Lernen: „Weißt Du noch, als wir diese schwierige Vokabel im Baumhaus bei Gewitter gelernt haben?“

Sinn und Unsinn

Nackte Tatsachen verweigert das Gehirn! Verständlich, denn „Maßliche Anforderungen an Treppenbauwerke“ (DIN 18065) ohne Lust lernen zu wollen, macht der Kopf nicht mit und stellt die Grönemeyer-Frage: „Was soll das?“ Wenn Sie Ihr Gehirn begeistern wollen, dann soll es sich Informationen nach seinem Geschmack merken – und nicht gähnend korrekte Darstellungen in Lehrbüchern.

Musterschüler – Muster und Regeln

Je verwirrender eine Information ist, desto aktiver wird Ihr Gehirn und versucht, in dem Durcheinander Muster zu erkennen oder in dem Chaos nach Regeln zu fischen. Schauen Sie sich diese Zahlenfolge an:

1 1 1 2 1 3 1 4 2 1 2 2 2 3 2 4 3 1 3 2 3 3 3 4 4 1 4 2 4 3 4 4

Auf den ersten Blick sind das 32 Ziffern, und weil das Hirn beim Lernversuch nach Nummer sieben die Klappe zumachen würde, ist die Reihe eigentlich schwierig zu lernen. Beim genauen Hinsehen werden Sie entdecken, dass die Reihenfolge nicht zufällig entstanden ist, sondern einer Regel folgt: Der Eins folgen die Ziffern eins bis vier (1 1, 1 2, 1 3, 1 4), dann folgen der Zwei die Ziffern eins bis vier und so weiter. Hat das Gehirn die Regel erkannt und verstanden, zerfällt das Problem in ein schlichtes „logisch!“ oder in einen der bekanntesten griechischen Ausrufe: „Heureka!“ – was so viel bedeutet wie „Ich habs gefunden!“ und angeblich von Archimedes von Syrakus begeistert postuliert wurde, als er nackt durch die Straßen lief, weil er in der Badewanne das nach ihm benannte archimedische Prinzip entdeckt hatte. Aber zurück in die Reihe: Sie merken sich hier eine Regel statt 32 Ziffern!

Die Gier des Kopfes nach Mustern und Regeln kann hervorragend zum Lernen benutzt werden. Lassen Sie Ihr Gehirn nach der Grammatik in einer Fremdsprache suchen, statt Deklinationstabellen in die Birne zu pressen. Es wird die Grammatik irgendwann erkennen und wie von selbst benutzen. Wir haben das mindestens einmal am eigenen Kopf erfahren: beim Erlernen unserer Muttersprache. Oder haben Ihre Eltern Ihnen am Abend aus der Grammatik vorgelesen?

Das Erkennen von Regeln und Mustern ist meistens nicht ganz einfach, weil Faktenwissen selten aus Regeln entsteht (wie die Höhe von Gebäuden oder das Datum eines historischen Ereignisses). Aber immer wieder finden sich Dinge, die Regeln folgen.

Ein unter Mathefreunden beliebtes Geometrieproblem ist das Auffalten eines Würfels in ein flaches, zusammenhängendes Netz aus Flächen (Würfelnetz), aus dem sich mit Schere und Kleber wieder ein Würfel basteln lässt. Ein Würfel lässt sich auf elf Arten in eine flache Hüpfspiel-Vorlage auseinanderblättern, wie Sie in der Abbildung sehen können. Analysieren Sie die Formen. Suchen Sie nach Ähnlichkeiten und Mustern. Lassen sich die Formen in Gruppen einteilen? Lassen Sie Ihren Kopf die Muster entdecken, um sich alle Netze leicht merken zu können!

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Wie viele Würfelnetze müssen Sie tatsächlich lernen und wie viele lassen sich aus einem anderen Netz ableiten? Lösungsvorschlag: Wenn Sie von Netz Nummer 10 als Grundmodell ausgehen, können Sie daraus die Netze 1, 2, 3, 5 und 7 ableiten. (Die Variationen entstehen, indem Sie die beiden Quadrate links und rechts von der Mitte nach unten schieben.) Sechs erledigt! Netz 8, 6, 11 (und auch 1) folgen einer anderen Regel: Sie sind aus jeweils zwei Winkeln mit drei Quadraten zusammengesetzt, die sich an verschiedenen Stellen berühren. Nochmals drei in einer Gruppe zusammengefasst! Bleiben nur Netz 9 und 4, die Sie sich tatsächlich merken müssten. Oder haben Sie dafür auch eine Merkhilfe gefunden?

Wie Sie bei der Zahlenfolge oben bereits gesehen haben, spart das Entdecken einer Regel Zeit und Mühe. Außerdem ist die Information damit viel fester abgespeichert, als wenn Sie auswendig gelernt wird. Schauen Sie sich das Winkeralphabet (S. 80) an. Erkennen Sie die Regel, nach der die Positionen der Buchstaben gebildet werden? Nehmen Sie sich wieder ein wenig Zeit und analysieren Sie die Bilder, bis Sie die Regel gefunden haben.

Aus der Ausgangsposition (beide Flaggen siehe Seite 80) wird eine Flagge in 45-Grad-Schritten im Uhrzeigersinn um den Körper herum bewegt, während die andere Flagge unten bleibt. Inklusive Startstellung haben Sie sofort sieben Positionen im Kopf! Danach wird die zweite Flagge in einer Stellung gehalten, die etwa zwischen sieben und acht Uhr liegt, und die zweite Flagge startet auf neun Uhr (Buchstabe H) und bewegt sich wieder in 45-Grad-Schritten um den Körper herum, bis zum Buchstaben N. Unangenehme Ausnahme ist die Stellung für den Buchstaben J.

Wenn Sie die Buchstaben und die dazugehörigen Positionen der Flaggen weiter analysieren, werden Sie sehen, dass Sie mit der 45-Grad-Regel und dem Weiterziehen der zweiten Flagge nach jedem Umkreisen des Körpers bis zum Buchstaben U kommen – einzige Ausnahme bleibt bis dahin das J. Also eine Regel und eine Ausnahme, und Sie haben (inklusive Startstellung) in kürzester Zeit 22 Positionen im Kopf. Einzig die Buchstaben J, V, W, X, Y und Z müssen Sie sich anders merken. Oder haben Sie die Regel dafür auch schon entdeckt?

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Noch ein Hinweis, der Ihnen als angehendem Profi-Analysten sicher bereits aufgefallen ist: Zum Lernen ist diese Darstellung eigentlich nicht geeignet, weil Sie damit das Winkeralphabet nur lesen lernen. Wenn Sie selbst signalisieren wollen, müssen Sie die Haltung der Flaggen spiegeln. Also gleich beide Varianten merken!

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Kennen Sie das Symbol der Atomwaffengegner? Oft als Mercedes-Stern mit kleinem Fehler interpretiert, hat es einen anderen Sinn und außerdem einen Bezug zum Winkeralphabet! Die Linien im Kreis stehen nämlich für die beiden Buchstaben „N“ (für „nuclear“ = nuklear) und „D“ (für „disarmament“ = Abrüstung). Der Kreis stellt die Erde dar. Eine gute Merkhilfe für zwei Buchstaben. Mehr gewusst ist mehr gemerkt!

Manchmal hängt das Gehirn zu schnell in bekannten Regeln fest und tappt in die Falle der eigenen Denk-Routine. Schauen Sie sich die Buchstabenreihenfolge im Kasten unten an:

I S S Y M C A

Auf den ersten Blick geht das lesegewohnte Gehirn der Folge von Buchstaben auf den Leim, bildet sofort „ISSY“, das irgendwie englisch klingt, und hängt dann vollkommen fest. Silben sind fest in den Kopf eingetackert. Erst auf den zweiten Blick zerfällt die Abfolge in die beiden Abkürzungen ISS (Internationale Raumstation ISS = International Space Station) und YMCA (Young Men’s Christian Association, deutsch: Christlicher Verein junger Menschen/CVJM).

Oder der Kopf sieht mit dem ersten Blick nicht das, was er sehen könnte. Schauen Sie sich die Reihenfolge der Zahlen unten an:

I S S Y M C A

Je länger Sie sich mit der Reihe aus 21 Zahlen beschäftigen, desto mehr Auffälligkeiten wird Ihr Gehirn darin erkennen. Ursprünglich ist die Abfolge aus folgender Geschichte entstanden: Seit dem 11. September 2001 (Anschlag auf das World Trade Center) rufen die sieben Zwerge 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr den Notruf an, um Tausende Katastrophen zu melden. Einfach merkwürdig, oder?

Sinn drin?

Auch, wenn die Beispiele oben nicht viel mit praktisch nutzbarer Bildung zu tun haben, lässt sich dieses Vorgehen auf Wissen übertragen, das sich zu lernen lohnt: Morsecode starr von A bis Z zu büffeln, ist ganz und gar nicht die beste Methode. Analysieren und Umstellen der Strich-Punkt-Folgen ist sinnvoller: So ergeben alle Zeichen, die nur aus Punkten bestehen, das Wort „Eis“. (E besteht aus einem, I aus zwei und S aus drei Punkten.) Drei Zeichen blitzschnell gelernt! Und es geht noch mehr mit dem Merksatz „EIS Hoch 5“, darin steckt zusätzlich das H mit 4 Punkten und die Ziffer fünf, die (natürlich) aus fünf Punkten besteht. Analysieren Sie den gesamten Code, bis Sie möglichst viele Muster entdeckt haben.

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Und hier noch einmal das Morsealphabet, diesmal aber ganz anders geordnet, nämlich nach Anzahl und Abfolge der Striche und Punkte:

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Nicht nur die Anordnung des Morsecodes von A bis Z macht wenig Sinn, auch die Reihenfolge des Alphabets ist scheinbar wenig zweckmäßig. Eine Ordnung in Gruppen (zuerst die Vokale und dann die Konsonanten) oder nach statistischer Häufigkeit (E, N, I, S, R, A usw.) wäre logischer. Was nach einer Laune der Kultur aussieht, hatte bei seiner Entstehung durchaus einen Sinn gehabt, den wir leider nicht mehr kennen: Im phönizischen Alphabet, das dem lateinischen und griechischen Alphabet weitgehend ähnelt, waren die Buchstaben gleichzeitig Zahlworte.

Tipp: Lernen von Z bis A

Eine Konzentrationsübung, die den Kopf wach macht: Trainieren Sie, das Alphabet von hinten nach vorne aufzusagen. Das ist gar nicht leicht! Zwar bekommen wir das Abc von klein auf in der üblichen Reihenfolge zu hören, aber der umgekehrte Weg macht vielen Menschen echte Schwierigkeiten. Probieren Sie es aus und üben Sie, bis Sie die umgedrehte Reihenfolge aus dem Effeff beherrschen! Im Kapitel über Routentechniken werden Sie den Rückwärtsgang praktisch (be)nutzen können.

Das „Effeff“ (siehe Kasten oben) stammt vermutlich aus dem Lateinischen „ex forma, ex functione“: Etwas ist nicht nur der Form, sondern auch der Funktion nach bekannt. Einfach gesagt, wir kennen nicht nur die Fakten, sondern auch den Sinn dahinter. Sollte Ihnen diese Erklärung nicht gefallen (obwohl Sie damit gleich Ihre Lateinkenntnisse verbessern), schlägt Wikipedia vier weitere Herleitungen vor. Und für das weltbekannte „Okay“ gibt es mehr als zehn vermutete Ursprünge, alle nachschlagenswert, unterhaltsam und wissenswert (bei Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/Okay). Schließlich ist „okay“ das bekannteste Wort der Welt.

Machen Sie es sich zum Prinzip, nach dem Sinn von Informationen zu forschen. Noch ein Beispiel, das Sinn enthält: Unten sehen Sie den Union Jack (offiziell „Union Flag“), die Flagge des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland. Kennen Sie die Bedeutung und den Ursprung?

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Bevor Sie mehr darüber erfahren, eine andere Frage: Haben Sie die Flagge aufmerksam betrachtet? Nach genauer Analyse fallen die Details ins Auge: Die Flagge ist nicht spiegelsymmetrisch, was viele Menschen übersehen. Die roten, diagonalen Linien „liegen“ auf der linken Seite der Flagge (beides beginnt mit L) im unteren Teil der weißen, diagonalen Linien. Und auf der rechten Seite „recken“ sie sich zur Decke (beides beginnt mit R). Außerdem lassen sich die Diagonalen nicht mit dem Lineal miteinander verbinden, sondern laufen aneinander vorbei – auch das hat eine Bedeutung. Kennen Sie die Entwicklung des Union Jack, dann kennen Sie gleich drei Flaggen auf einen Streich: Das rote Kreuz (Georgskreuz) ist die Flagge von England, das weiße Andreaskreuz auf blauem Grund die von Schottland und das rote, diagonale Kreuz (St.-Patricks-Kreuz) auf weißem Hintergrund ist die irische Flagge. Die Flaggen wurden im Laufe der Geschichte nach und nach übereinandergelegt. So gibt es zwei Versionen des Union Jack: Ab 1606 wurde die Kombination von England und Schottland benutzt. Mit der Integration der irischen Nachbarinsel wurde die irische Flagge 1801 mit aufgenommen.

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Und warum hängen die Iren schief im Bild? Der Union Jack zeigt die politischen Verhältnisse der Länder untereinander: Die Asymmetrie des irischen Kreuzes ist keine Laune eines kreativen Zeichners, sondern hat durchaus ihren Sinn: Sie soll zeigen, dass Irland nicht gleichberechtigt neben Schottland auf der Fahne steht. Deswegen wurde das St.-Patricks-Kreuz asymmetrisch verschoben.

Es lohnt immer, nach dem „Warum?“ zu fragen. So haben auch die für das westeuropäische Auge verwirrenden chinesischen Schriftzeichen einen Ursprung. In der Abbildung unten sehen Sie die historische Entwicklung des Schriftzeichens für „Trommel“ (Gu). Sehen Sie die Ähnlichkeit? Weitere Begriffe sind aus dem Zeichen (logisch) abgeleitet: So ist das Wort „Applaus“ (Gu Zhang) eine Kombination aus den Zeichen für Trommel und Handfläche.

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Machen Sie sich auf die Suche nach dem Sinn! Reaktivieren Sie Ihr Lexikon oder tummeln Sie sich bei Wikipedia. Es gibt viele interessante Kleinigkeiten zu entdecken, die Ihr Allgemeinwissen und Ihren Horizont erweitern – ein wichtiger Grund, um sich noch mehr zu merken und zu lernen, denn je größer das Fundament ist, desto größer und prächtiger kann Ihr Gehirn darauf (auf)bauen.

Tipp: Die Liste der schwarzen Schafe

Führen Sie eine Liste, auf der Sie sich alles merken, was Sie nicht kennen: Wo liegt Tonga? Was bedeutet „skandieren“? Kommt die Band „Spandau Ballet“ aus Berlin? Woher stammt der Name „Meerrettich“? Wenn Sie abends am Computer sitzen oder ein Lexikon in Reichweite haben, haken Sie alle offenen Punkte auf Ihrer Liste ab. Gewöhnen Sie sich daran, Unbekanntes in neues Wissen zu verwandeln. Für Eilige gibt es Internet auf dem Handy, um Fragen sofort zu beantworten.

Unsinn statt Sinn

Noch einmal Musik: Die Teilnehmerin eines Gedächtnistrainings spielte seit vielen Jahren Klavier und hatte noch immer Probleme, sich die Noten der hohen Töne zu merken. Sie sprach von den „vielen Noten über den Linien“. (Weil Noten abstrakte Informationen sind und es keine logische Verbindung zwischen Klaviatur und Notenlinien gibt.) Obwohl sie Dutzende Stücke auswendig spielen konnte, fing sie bei neuen Liedern immer wieder an, diese Noten mit dem Finger abzuzählen.

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Die schnelle Analyse des Problems zeigte, dass die Klavierspielerin sich nur vier Noten nicht merken konnte, die sie häufig spielte – mehr nicht! In der klassischen Musik ist die höchste gesungene Note das dreigestrichene F (in der Arie der Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte). Bis dahin sind es noch drei Noten mehr, die über den Linien liegen. In der Abbildung sehen Sie eine Merkhilfe, in der die Positionen der Noten mit den jeweiligen Namen verbunden sind.

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Beim G liegt die Note auf dem Querstrich des großgeschriebenen Buchstabens. Beim A steckt die Note auf dem Querstrich, wie ein Hühnchen auf dem Grillspieß. Beim H ist die Note von oben in den Buchstaben hineingefallen, und das C besteht – mit ein wenig Fantasie – aus zwei verbundenen horizontalen Notenlinien, wobei die Note von der oberen Linie des C aufgespießt wird. Damit ist eine eigentlich sinnlose, aber gut vorstellbare Lösung für das Problem gefunden. Suchen Sie zur Übung auch für die unteren Noten im Bass-Schlüssel eine Lösung. Was für eine Merkhilfe würden Sie benutzen? Es muss auch nicht immer ein Bild sein. Wie oben: Füllen Sie abstrakte Informationen mit Sinn!

Der Unterschied besteht hier darin, dass Sie sich einfach einen guten Grund (eine scheinbar logische Verbindung) ausdenken, wenn kein echter Sinn auffindbar ist. Eigentlich ist die Merkhilfe völliger Unsinn, denn natürlich sind die Noten nicht nach diesem Prinzip benannt und auf den Notenlinien platziert worden. Für das Gehirn allerdings ist die Fantasievorstellung ebenso gut geeignet. Mit so etwas hat der Kopf kein moralisches Problem.

Ein anderes Beispiel, etwas Unlogisches logisch zu machen (und damit nicht pauken und es sich für immer merken zu müssen), ist die Anordnung der Farben auf der Olympischen Flagge. Schauen Sie sich die Abbildung an. Kennen Sie die Farben der fünf Ringe?

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Obwohl wir die Fahne schon tausendmal gesehen haben, wissen wir die Anordnung der Farben nicht – einmal wegen geringer Aufmerksamkeit, zum anderen, weil die Farbmischung scheinbar willkürlich gewählt zu sein scheint. Lösen wir das Rätsel auf: Welche Farben enthält die Olympische Flagge? Der Hintergrund ist weiß, die Ringe sind schwarz, rot, grün, gelb und blau. Es ist gar nicht schwer, sich das zu merken, weil die meisten Flaggen diese Farben enthalten. Um die Anordnung der Farben zu behalten, müssen Sie sich nur eine einzige Tatsache einprägen: Der schwarze Kreis ist oben in der Mitte. Der Rest ist einfach logisch! Wenn Sie sich die übrigen Farben als geschriebene Worte vorstellen, dann haben Sie die Hinweise auf die Anordnung. Sortieren wir zunächst auf die Seiten: Die Wörter „grün“ und „rot“ enthalten ein R. Also auf die rechte Seite damit. „Blau“ und „gelb“ enthalten ein L. Wohin? Links natürlich – einfach logisch, oder? Bleibt nur die Frage, welche Farbe jeweils oben ist und welche unten. Auch das ist schnell beantwortet. Bei dem Wort „rot“ steht das R weiter vorne als bei „grün“. Also rot nach oben und grün nach unten. Auf der linken Seite ist es genauso: In „Blau“ ist das L weiter vorne als in „Gelb“, also blau nach oben. Damit haben Sie sich die Anordnung der Farben mühelos gemerkt.

Das Reizvolle an dieser Art sich etwas zu merken: Wenn Sie den Lernstoff auf diese Weise verstanden haben, dann brauchen Sie nichts zu wiederholen und können dieses Wissen auch noch nach Jahren fehlerfrei abrufen. Damit haben Sie abstraktes Faktenwissen in gehirngerechtes Verstehenswissen verwandelt!

Das Gleiche können Sie auch mit der italienischen und der französischen Flagge machen, um die Reihenfolge der Farben zuverlässig zu rekonstruieren. Für Frankreich: Sie kennen die Farben? Blau, weiß, rot. Weiß ist in der Mitte (statt schwarz wie bei der olympischen Flagge), blau mit dem L nach links und rot enthält das R, also nach rechts. Fertig! Italien? Vorsicht! Hier muss anders gedacht werden, denn grün mit R steht links! Aber es müssen ja nicht immer Wörter sein, die Sie als Merkhilfe benutzen. Bei der Flagge der Italiener können Sie die Buchstaben „g“ und „r“ in Pfeile verwandeln. (Stellen Sie sich die Buchstaben als Richtungspfeile an Straßenkreuzungen vor.) Bei einem kleingeschriebenen G zeigt der untere Bogen nach links, während ein „r“ wie ein Pfeil aussieht, der nach rechts zeigt. Sichern Sie diese Vorstellung mit dem Gedanken an italienische Autofahrer ab, die kreuz und quer über Kreuzungen rasen. Auf den ersten Blick erscheint diese Methode aufwändiger als herkömmliches Lernen, aber probieren Sie mal aus, welche Variante länger im Kopf bleibt.

Zum Schluss dieses Kapitels ein letztes Beispiel: Auf der gegenüberliegenden Seite sehen Sie das uralte Legespiel Tangram. (Hintergrundinformation als Lernhilfe: Tangram heißt auch Siebenbrett oder Siebenschlau – ein Hinweis auf die Anzahl der Teile.) Suchen Sie eine (un)sinnvolle Erklärung für die Schnittlinien in dem Quadrat, damit Sie jederzeit ein Tangram selbst bauen können!

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Zwei Linien wegzulassen, führt direkt zur Merk-Lösung. Wenn Sie die beiden farbigen Linien zunächst in Ihrem Kopf streichen, dann ergibt sich ein symmetrisches Muster, das man sich leicht merken kann. Jetzt stellen Sie sich bildlich vor, dass ein Tangram nur aus Dreiecken in drei Größen (Merkhilfe: zwei groß, zwei klein, ein mittleres allein), einem Quadrat und einem Parallelogramm besteht. Die beiden Formen in der Mitte müssen folglich weiter zerstückelt werden – und zwar durch jeweils eine Linie. In diesen beiden Feldern müssen Quadrat und Parallelogramm entstehen. Stellen Sie sich vor, dass ein Quadrat sich verformt, wenn es herunterfällt und dann aussieht wie ein Parallelogramm. Oben zeichnen Sie also die eine Linie so ein, dass ein Quadrat entsteht (Dafür gibt es nur eine Möglichkeit.) und unten ein Parallelogramm. (Auch hier kann die Linie nur auf eine Weise gezogen werden, um das zu erreichen.)

Wie gehts weiter?

Knöpfen Sie sich harte Nüsse vor und suchen Sie nach Mustern und Regeln. Forschen Sie nach dem Sinn von Informationen, um Faktenwissen in Verstehenswissen zu verwandeln. Vieles hat einen Sinn, auch Dinge, von denen wir es gar nicht erwarten. Und wenn Sie tatsächlich vor etwas völlig Sinnfreiem stehen, dann bereichern Sie den Unsinn mit fantasiertem Sinn und selbst gestrickter Logik in Form von Bildern und Hinweisen.

Gut zum Üben dieser Merktechnik sind besonders abstrakte Informationen wie Alphabete anderer Sprachen (zum Beispiel Russisch und Japanisch), aber auch das Morse- und das Signalflaggenalphabet (nicht verwechseln mit dem oben genannten Winkeralphabet). Je mehr Sie beim ersten Hinsehen die Stirn in Falten legen, desto spannender ist es, die Lern-Nuss zu knacken.

Tipp: Doppelt merkt sichs besser!

Lassen Sie Fakten niemals alleine dastehen. (Bauen Sie in die olympische Flagge den Namen ihres Zeichners Pierre de Coubertin ein und forschen Sie nach dem Sinn der Farben von französischer und italienischer Flagge!) Nehmen Sie sich vor, immer mindestens eine weitere Information hinzuzufügen. So entsteht im Kopf um das Wissen ein kleines Netz, das durch Hinzufügen weiterer Fakten stetig größer wird. Im weiteren Verlauf des Buchs werden Sie den Grundsatz „Doppelt merkt sichs besser!“ öfter zu lesen bekommen!