Kapitel 6

Die Nachmittagssonne schien auf uns beide, und wir gingen zusammen neben den Wellen und kicherten über dumme Witze. Ich fühlte mich so wohl mit ihm, wie noch mit niemandem in meinem Leben. Je länger wir spazierten, umso mehr schien er sich zu entspannen. Ich wünschte, ich könnte mehr Tage wie diesen haben, aber unsere Urlaube waren bald zu Ende. Ich schob den Gedanken so weit von mir fort, wie ich konnte.

„Was ist das Verrückteste, was du je getan hast?“, fragte Jack, als ich mich bückte, um eine Muschel aufzuheben. Ich studierte die Schale für einen Moment bevor ich sie in den Ozean warf.

„Du wirst mich bestimmt auslachen“, sagte ich und blinzelte in den Horizont bevor in ihn anschaute. Er grinste schelmisch.

„Ich werde dich noch mehr auslachen, wenn du es mir nicht sagst“, antwortete er, und seine Augen funkelten. Ich starrte ihn an, bevor ich antwortete.

„Ich badete nackt im ‚Old Man Smith‘ Fischteich. Wir waren eine Gruppe“, sagte ich schließlich, meine Wangen erröteten.

„Das klingt nicht sehr verrückt“, spottete er sanft.

„War es auch nicht... bis der Besitzer mit einer Schrotflinte kam und drohte, uns alle zu erschießen, weil wir seine Fische erschrocken haben“, kicherte ich. „Ich rannte fast den ganzen Weg nach Hause, bevor mir klar wurde, dass ich nackt war und meine Kleider am Teich vergessen hatte. Um das Ganze abzurunden, hatten meine Eltern Gäste zum Abendessen in dieser Nacht. Ich musste mich nackt an drei verschiedenen Gruppen von Zahnärzten vorbeischleichen.“

„Hat Dich einer von ihnen gesehen?“, fragte er, seine Seiten zitternd, weil er versuchte, nicht zu lachen.

„Ich versteckte mich in der Garage, da fand ich einen Wintermantel. Einer der Gäste sah mich und warf mir einen komischen Blick zu, als ich mit nackten Beinen und einem dicken Mantel die Treppe hinauflief, aber ich habe es geschafft", sagte ich meinen Kopf schüttelnd und über die Erinnerung lachend. Jack lachte mit mir, und machte sich darüber lustig, dass ich meine Kleidung vergessen hatte, als wir Hand in Hand den Strand hinunterliefen.

Ein Stück vor uns sah ich plötzlich weiße Gaze-Luftschlangen. Jack folgte meinem Blick auf die kleine Laube, die mit hübschem, weißen Stoff und tropischen Blumen geschmückt war. Eine gelangweilt aussehende Person in weißem Hemd und weißer Hose saß daneben und spielte an seinem Telefon.

„Hast Du jemals daran gedacht, zu heiraten?“, interessierte sich Jack und nickte in Richtung der Markise.

„So wie es bei mir läuft? Nein, Du willst gar nicht wissen, wie lange es her ist, dass ich zu einem Date aus war. Ich möchte schon, aber niemand ist an mir interessiert. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich später mal eine verrückte alte Katzenfrau sein werde.“ Es zuzugeben war verletzend, aber es war auch befreiend, es laut zu sagen. Jack drückte meine Hand. „Was ist mit dir? Denkst Du, Du wirst jemals heiraten?“, fragte ich zurück, als wir uns der kleinen Hochzeitslaube näherten. Der Aufseher fächerte sich mit einer Broschüre Wind zu, als er sein Handy in seine Hemdentasche steckte und uns uninteressiert beobachtete.

„Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich würde gerne eine Familie gründen. Ich möchte eine Frau und Kinder mit einem Hund in einem weißen umzäunten Garten, aber ich glaube nicht, dass das jemals passieren wird wegen meiner Arbeit und den Verpflichtungen, die damit verbunden sind. Die Tatsache, dass ich Geld habe kompliziert die Situation außerdem. Wenn ich heiraten würde, müsste es mit jemandem sein, der über meine Arbeit und mein Einkommen hinweg sehen könnte. Eine Frau, die mit mir zusammen sein will“, sagte er scheinbar unbeteiligt, aber am Klang seiner Stimme konnte ich einen tiefen Schmerz heraushören. Ich fragte mich, wer ihn des Geldes wegen so verletzt hatte, um ihn so misstrauisch zu machen.

„Ich würde Dich heiraten. Auch wenn Du kein Geld hättest“, platzte ich heraus. Er blieb stehen und sah mich an, seine Augen dunkel. Ich biss mir auf die Lippe und sah zu ihm auf. „Ich meine, ich weiß nicht, wie viel Geld Du hast, aber ich weiß, dass ich gerne mit Dir zusammen bin. Ich glaube, dass ich Dich mehr mag als alle, die ich je getroffen habe.“

Jack zog mich herum, so dass ich vor ihm stand. Ich merkte, wie sich die Röte auf meinen Wangen vertiefte, als er mein Gesicht erforschte.“

„Du meinst das ernst“, sagte er langsam, ein Lächeln erblühte auf seinem Gesicht. Ich nickte und errötete noch mehr. „Du willst mich heiraten?“, fragte er und neigte seinen Kopf in die Richtung der weißen Laube.

„Klar, warum nicht?“ Antwortete ich mit einem Lächeln. Ich hatte nicht vor, mich aus diesem Gespräch herauszuwinden. Ich habe bereits gesagt, dass ich ihn heiraten würde. Und ich hatte nicht vor, diese Gelegenheit zu verpassen, um ihn später zu ärgern, weil er derjenige war, der den Rückzieher machte.

„Dann lass uns heiraten!“, erwiderte er mit einem schalkhaften Lächeln. Ich spürte, wie sich mein Mund öffnete und ich ihn nicht wieder ganz schließen konnte, er sollte nicht mich ernst nehmen. „Ist das Dein Ernst?”

„Klar, warum nicht?“ Ahmte er mich mit einem Grinsen nach. Er zog mich an der Hand in Richtung der Laube, als wie wenn es ihm sehr ernst war.

„Warte eine Sekunde“, keuchte ich.

„Oh, Du machst einen Rückzieher?“ Jacks Augen funkelten belustigt.

„Nein, ich mach keinen Rückzieher. Ich sagte, ich würde Dich heiraten und ich will“, antwortete ich voller Frechheit. „Ich will... ähm... nur ein paar Dinge klären.“

„Okay, Fräulein Schwarzseherin, rede weiter. Erkläre!“ sagte er mit einem Lachen.

„Es wird bald ‚Frau Schwarzseherin‘ sein. Du weißt, dass wir in einem fremden Land sind, richtig?“ fragte ich. Er nickte und ich fühlte eine Welle der Erleichterung, die, so hoffte ich, ausreichen würde, um dem rationalen Teil meines Gehirns gerecht zu werden. Wir waren hier beide Ausländer und hatten nicht die richtigen Papiere dabei, so würde dies nie als rechtmäßig gelten. Es gäbe keine Konsequenzen. Eine schwindelerregende Aufregung überkam mich. So sollte sich ein Abenteuer eigentlich anfühlen. „Gut. Du weißt, dass Du meinen Vater nicht um Erlaubnis gefragt hast?“

„Willst Du, dass ich ihn jetzt sofort anrufe?“, erkundigte Jack sich unschuldig, als er nach seinem Handy griff. „Oder suchst Du nur nach Ausreden um mich nicht zu heiraten?“

Ich lachte und schob seine Hand von seiner Tasche weg. Er würde dieses Spiel nicht gewinnen. „Oh, ich werde Dich heiraten. Außerdem können wir dann sagen, dass wir auf unserer Hochzeitsreise sind und erhalten kostenlose Getränke.“

„Du wohnst in einem alles-inklusive-Resort“, schnaubte er und ich puffte ihn spielerisch.

„Bevor wir das aber machen, solltest Du zumindest richtig um meine Hand anhalten“, sagte ich und versuchte ein ernstes Gesicht zu bewahren. Jack sah für einen Moment nachdenklich aus, bevor er meine Hand nahm und auf die Knie fiel.

„Meine liebste, schönste Emma“, begann er und blickte mich mit seinen braunen Augen voller Lachen an. Ich konnte nicht das doofe Lächeln aus meinem Gesicht wischen. „Willst Du mir die größte Ehre dieses Urlaubs erweisen, und mich heiraten?“

„Ja“, kicherte ich. Er stand auf und küsste mich. Er küsste mich wieder mit einer Leidenschaft, die ich nicht erwartet hatte. Es war als wie wenn der Wind aus meinen Lungen gesaugt worden war und durch Verlangen ersetzt wurde. Er zog sich nach einem Moment langsam zurück und unsere Augen verschlangen sich gegenseitig. Mein Atem kam in kleinen Stößen.

„Komm!“ Jack erholte sich als erstes und ergriff meine Hand mit einem Lächeln und zog mich in Richtung der hübschen Markise. Ich stolperte fast über meine eigenen Füße, aber ich würde nicht zu spät zu meiner eigenen Hochzeit sein.

***

„Hiermit erkläre ich Euch zu Mann und Frau“, deklarierte der Mann im weißen Hemd mit einem starken Akzent. Ich verstand kaum eines der Worte, die er während der Zeremonie sagte, wiederholte einfach „Ich will“, als er pausierte. „Sie können die Braut jetzt küssen.“

Jack lächelte mich an. Für dieses Lächeln würde ich ihn noch zehnmal heiraten. Ich fühlte mich rührselig und glücklich in einer Weise, die ich nicht beschreiben oder verstehen konnte, aber als er mich küsste, fühlte sich alles perfekt an. Die Berührung seiner Lippen war weich, seine Zunge glitt in der letzten Sekunde zwischen meine Lippen. So sollte sich ein Urlaub anfühlen, dachte ich bei mir. Ich erlebte wirklich ein Abenteuer. Niemand zu Hause würde jemals glauben, dass ich einen Fremden heiratete, noch dazu einen so attraktiven wie Jack. Dies war etwas, an das ich mich immer erinnern würde.

„Bitte lächeln, für die Kamera“, sagte der Minister und hielt eine Digitalkamera. Jacks Hand bedeckte schnell das Objektiv, bevor der Mann ein Bild machen konnte.

„Keine Bilder“, knurrte er den Mann an. Der Minister erbleichte leicht, aber dann lächelte er, als er zwischen uns hin und her schaute.

„Keine Bilder?“, wunderte ich mich und wandte mich an Jack. „Nicht einmal eins, nur für uns?“

Jack runzelte kurz die Stirn, dann senkte sich seine Hand und griff in seine Tasche. „Keine Bilder mit Ausnahme von diesem. Dieses ist für uns“, sagte er, als er sein Handy herauszog und es dem Minister reichte. Jack und ich stellten uns unter die weiße Markise, für die ganze Welt wie frisch verheiratet aussehend, als die Telefonkamera klickte.

Der Minister nickte glücklich, als er das Telefon an Jack zurückreichte. Jack grinste, als er das Bild sah und reichte es mir. Ich schnappte nach Luft. Ich sah wunderschön aus. Jack sah so attraktiv aus und wir sahen beide wirklich glücklich aus. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gedacht, es war ein wirkliches Hochzeitsfoto.

„Ich hoffe, ich bekomme auch eine Kopie“, sagte ich, als ich ihm sein Handy zurückgab. Jack lachte und fing mich in seine Arme auf und zog mich für einen weiteren Kuss an sich. In meinem Kopf drehte sich alles, als er mich küsste und an meiner Unterlippe sanft mit seinen Zähnen nibbelte. Ich verlor mich in seinem Kuss.

„Du wirst die einzige Kopie bekommen“, flüsterte er. „Das ist unsere und unsere allein. Niemand kann uns das jemals wegnehmen. Das ist unser Geheimnis, eins, das nur wir teilen.“ Sein Atem kitzelte mein Ohr und ließ eine Wärme zwischen meinen Schenkeln aufsteigen. Ich fragte mich, wie er es schaffte, dass mein Körper so schnell auf ihn reagierte, ohne es auch nur zu versuchen. Seine Brust war fest unter mir und ich konnte etwas Hartes an meiner Hüfte fühlen. Ich konnte nicht darauf warten, ihn zurück ins Hotelzimmer zu bringen.

„Wir sollten zurückgehen und unsere Flitterwochen beginnen“, flüsterte ich und schob meine Hüften gegen seine. Seine Hand drückte fester auf meinem Rücken und ich wünschte, ich könnte ihn genau hier im Sand haben.

„Mhm“, hustete der Mann, der uns verheiratet hatte und zog die Augenbrauen hoch. Ich spürte wie meine Wangen wieder erröteten, als Jack mich losließ. Ich fragte mich, ob der Minister die Energie zwischen uns spüren konnte, aber er verdrehte die Augen und wartete darauf, dass wir seine Laube verließen.

Jack griff nach meiner Hand, seine Finger meine umschlingend. Ich wollte, dass sich unsere Beine so verschlangen, und gemeinsam eilten wir am Strand entlang um unsere Zeit als Mann und Frau zu beginnen.