Als Laine den scheuen Jungen Sam in einer Höhle am Strand entdeckt, hält sie ihn zunächst für einen Ausreißer. Aber warum kennt er die einfachsten Alltagsdinge nicht und woher stammen die Narben an seinem Hals? Die Wahrheit ist ein Schock für Laine und ihr ist klar, welche große Verantwortung sie mit dem Wissen um Sams Existenz nun trägt. Doch dann kommt Bill, der Freund von Laines Erzfeindin, ebenfalls hinter das Geheimnis. Laine ahnt nicht, dass Bill heimlich in sie verliebt ist. Eifersüchtig beschließt Bill, Sam aus dem Weg zu räumen.
Sam aus dem Meer - Teil 1 der Sam-Reihe
Teil 2: Sam aus dem Meer - Seelennöte
Teil 3: Sam aus dem Meer - Unter Menschen
Teil 4: Sam aus dem Meer - Der Weg nach Hause (erscheint bald!)
Leseprobe Teil 1 - Sam aus dem Meer:
Bill setzte sein Fernglas kurz ab. Was zum Teufel trieben die da? Und warum war Laine nicht beim Camp ausgestiegen? Er hatte Sam abpassen wollen, sobald sie sich verabschiedet hatten. Aber sie waren nicht ausgestiegen und liefen jetzt, offenbar betrunken, den Strand entlang. Bill nahm die beiden wieder ins Visier. Vielleicht lockte dieser Kerl Laine auch zu einem lauschigen Plätzchen, um ihr in Ruhe an die Wäsche zu gehen. Solchen Typen war alles zuzutrauen. Alles.
Bill hängte sich das Fernglas über die Schulter. Dann schlich er los, Richtung Strand.
Als Laine mit Sam am Höhleneingang eintraf, war er völlig erschöpft. Er schleppte sich zu der Wasserrinne, in der er auch geschlafen hatte, und ließ sich mit den Kleidern ins Wasser gleiten.
Laine setzte sich ans Ufer und wartete, dass Sam aus dem schwarzen Wasser wieder auftauchte. Sie fühlte sich ebenfalls sehr müde. Schließlich erschien Sams Kopf über Wasser und er legte ein Bündel nasse Klamotten in den Sand. Offensichtlich hatte er sich schon komplett ausgezogen.
„Das war wohl in letzter Minute noch geschafft, was?“, fragte Laine. Sam nickte.
„Ich hätte früher gehen müssen. Es war meine Schuld.“
Ein Zittern lief durch seinen Körper und er stöhnte leise auf.
„Bitte geh jetzt, Laine. Das wird jetzt sehr anstrengend und unangenehm für mich.“
„Nein“, sagte Laine. „Ich bleibe bei dir. Dieses dämliche ich-steh’s-allein-durch-Ding ist typisch Mann. Lasst euch doch einfach mal helfen.“
Sam lächelte und lehnte seinen Kopf ans Ufer.
„Gegen dich komme ich nicht an.“
Laine nahm seine Hand. „Weißt du noch? Das hilft.“
„Hm“, machte Sam. „Stimmt.“ Er zitterte wieder.
„Hast du Schmerzen?“, fragte Laine.
„Ein bisschen. Ist nicht so schlimm. Ich kenne das. Es strengt mich nur so an. Ich muss gleich danach schlafen.“
„Okay.“ Laine streichelte seine Haare und hielt seine Hand.
Bill stand am Eingang der Höhle und lauschte. Seit über einer Stunde war er hier auf Posten, aber in den letzten fünfzehn Minuten hatte er keine Stimmen mehr gehört. Ob die Beiden schliefen? Was taten sie da drin? Bill wartete noch einige Minuten, dann betrat er leise die Höhle. Er blieb stehen. Kein Geräusch zu hören. Er griff an seinen Gürtel und schaltete seine Minitaschenlampe ein. Vorsichtig schritt Bill über kleine Felsen und um Wasserrinnen herum.
Er leuchtete ins Dunkel. Eine Gestalt lag reglos am Ufer eines der größeren Priele. Laine?
Mit wenigen Schritten war er neben ihr. Laine atmete tief und gleichmäßig. Sie schien zu schlafen. Bill richtete den Lichtstrahl aufs Wasser … und hätte beinahe laut geschrien.