24
Die meisten Leute wollten abfahren, sobald sie die letzte Prüfung hinter sich hatten. Erin würde am Samstag abreisen, aber ich wollte noch bleiben, da mein Lieblingsschüler von der Mittelschule mich zu seinem Konzert am Montagabend eingeladen hatte – er hatte es zum ersten Kontrabassisten gebracht, und er wollte damit angeben. Wir mussten die Wohnheime bis Dienstag für die Winterferien räumen, daher würde ich an dem Tag nach Hause fahren, ob ich wollte oder nicht.
Maggie, Erin und ich trafen uns in der Bibliothek, um für unsere Astronomieprüfung zu lernen. Gegen zwei Uhr morgens ließ Maggie ihre Stirn auf ihr Buch fallen und seufzte theatralisch auf. »Aaaargggh … Wenn wir von diesem Scheiß nicht bald eine Pause machen, wird mein Gehirn ein Schwarzes Loch sein.«
Erin erwiderte nichts, und als ich einen Blick auf sie warf, scrollte sie auf ihrem Handy eine SMS durch und tippte dann eine Antwort. Nachdem sie auf Senden gedrückt hatte, merkte sie, dass ich sie beobachtete.
»Huch?« Ihre braunen Augen waren etwas geweitet. »Äh, Chaz hat mir nur eben geschrieben, dass die Jungs abwechselnd Buck im Auge behalten. Um sicherzustellen, dass er das Haus nicht verlässt.«
»Ich dachte, wir reden nicht mehr mit Chaz«, murmelte Maggie schläfrig, mit geschlossenen Augen, die Wange auf die Seite gelegt.
Erins Augen huschten überallhin, nur nicht zu mir, und ich wusste, dass sie diesen Plan aufgegeben hatte. Ich entschied, sie noch ein bisschen zappeln zu lassen, bevor ich sie erlöste. Ich hatte Chaz immer gemocht und konnte ihm nur begrenzt Vorwürfe machen. Ich würde auch nicht glauben wollen, dass mein bester Freund ein Monster war.
Ich nahm mein Handy und las noch einmal die SMS, die ich Lucas vor einer Weile geschickt hatte, und seine Antworten.
Ich: Abschlussprüfung Wirtschaft: GESCHAFFT!
Lucas: Alles wegen mir, stimmt’s?
Ich: Nein, wegen diesem Landon.
Lucas: :)
Ich: Mir raucht der Kopf. Ich habe noch drei Prüfungen.
Lucas: Ich noch eine, am Freitag. Dann Arbeit. Wir sehen uns am Samstag.
»Mindi hat morgen ihre letzte Prüfung.« Erin kritzelte ein Muster um eine Gleichung in ihrem Notizblock.
»Ich habe gehört, ihr Dad sitzt bei ihren ganzen Prüfungen im Flur«, meinte Maggie.
Ich hatte das Gerücht ebenfalls gehört. »Das kann ich ihm nicht verdenken, falls es stimmt.«
Wir sahen zu Erin, die die Wahrheit zwischen Fakten und Campusgerüchten kannte. Sie nickte. »Es stimmt. Und sie kommt nicht mehr zurück, außer um auszusagen. Sie wechselt auf irgendein kleines College bei sich zu Hause.« In ihrer Miene spiegelte sich tiefes Bedauern. »Ihre Mom meint, sie hätte noch immer jede Nacht Albträume. Ich kann nicht glauben, dass ich sie allein auf der Party zurückgelassen habe.«
Maggie richtete sich auf. »Hey. Wir haben viele Leute dort zurückgelassen. Es war nicht unsere Schuld, Erin.«
»Ich weiß, aber …«
»Sie hat recht.« Ich nahm Erins Hand. »Gib die Schuld dem, der sie hat. Ihm.«
Schließlich erzählte ich meinen Eltern von Buck. Ich hatte seit der Sache mit Thanksgiving nicht mehr mit ihnen gesprochen. Da irgendetwas in ihrer Vorratskammer in Unordnung geraten war, hatte Mom sich gedacht, dass ich zu Hause gewesen war, und mich angerufen. Wahrscheinlich wollte sie sich vergewissern, dass nicht irgendein Fremder eingebrochen war und die alphabetische Anordnung ihrer Gewürze und Körner durcheinandergebracht hatte. Da beschloss ich, mit der Wahrheit herauszurücken.
»Aber … du hast doch gesagt, du würdest mit zu Erin fahren?«
Anstatt ihr zu sagen, dass das ihre eigene Schlussfolgerung war – dass ich Erin nur ein einziges Mal erwähnt hatte und dass sie sich nie die Mühe gemacht hatte nachzufragen, was ich über Thanksgiving denn nun wirklich tun würde –, log ich. Es war leichter so, für uns beide.
»Ich habe mich in letzter Minute entschieden, nach Hause zu fahren. Kein Grund zur Aufregung.«
Sie begann davon, was wir in den Ferien alles erledigen müssten – ich musste zum Zahnarzt, und die Zulassung meines Autos lief im Januar aus. »Brauchst du einen Termin bei Kevin, oder hast du bei dir drüben einen Friseur gefunden?«, fragte sie.
Anstatt ihre Frage zu beantworten, platzte ich mit allem heraus – Bucks Überfall auf dem Parkplatz, wie Lucas mich gerettet hatte, wie Buck ein anderes Mädchen vergewaltigt hatte, die Anzeigen, die wir erstattet hatten, der bevorstehende Strafprozess. Als ich erst einmal damit angefangen hatte, gab es kein Halten mehr.
Zuerst dachte ich, sie hätte mich gar nicht gehört, und ich umklammerte mein Telefon, während ich dachte: Ich werde das alles nicht noch einmal wiederholen, wenn sie zu beschäftigt damit ist, das Haus für ihre Scheißparty zu schmücken, um mir zehn Sekunden zuzuhören.
Und dann stieß sie hervor: »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
Sie wusste, warum, glaube ich. Ich musste es nicht laut aussprechen. Sie beide waren nicht die besten Eltern gewesen, aber auch nicht die schlechtesten.
Ich seufzte. »Ich sage es dir jetzt.«
Sie schwieg noch einen angespannten Moment, aber ich konnte hören, wie sie durchs Haus ging. Sie gaben am Samstag ihre alljährliche Weihnachtsparty, die von einem Cateringservice ausgerichtet wurde, und ich wusste, wie pingelig und pedantisch meine Mom darauf achtete, dass das Haus dafür tipptopp in Ordnung war. Als Jugendliche hatte ich gelernt, mich in der ganzen Woche vor dieser Party rar zu machen.
»Ich rufe jetzt gleich Marty an, um ihm zu sagen, dass ich morgen nicht komme.« Marty war Moms Boss in ihrer Software-Consultingfirma. »Ich kann um elf da sein.« Ich erkannte das Geräusch, wie sie ihren Rollkoffer aus dem Wandschrank unter der Treppe hervorzerrte.
Ich starrte einen Moment mit offenem Mund aufs Handy, bevor ich einen Gedanken fassen konnte. »Nein – nein, Mom, es geht mir gut. Ich komme doch in einer knappen Woche nach Hause.«
Ihre Stimme bebte, als sie antwortete, was mich erst recht schockierte. »Es tut mir so leid, Jacqueline.« Sie sprach meinen Namen aus, als würde sie nach irgendeiner Möglichkeit suchen, mich durchs Telefon zu berühren. »Es tut mir so leid, dass dir das passiert ist.« Mein Gott, dachte ich, weint sie etwa? Meine Mutter weinte sonst nie. »Und es tut mir leid, dass ich nicht für dich da war, als du nach Hause gekommen bist. Du hast mich gebraucht, und ich war nicht da.«
Allein in meinem Zimmer, setzte ich mich benommen auf mein Bett. »Ist schon gut, Mom. Du konntest es ja nicht wissen.« Von meiner Trennung von Kennedy hatte sie gewusst … aber ich war bereit, ihr auch das durchgehen zu lassen. »Du hast mich doch dazu erzogen, stark zu sein, oder? Ich schaffe das schon.« Als ich es laut sagte, wurde mir bewusst, dass es stimmte.
»Kann ich – kann ich bei meiner Therapeutin einen Termin für dich vereinbaren? Oder bei einer ihrer Kolleginnen, wenn dir das lieber wäre?«
Ich hatte Moms gelegentliche Therapiesitzungen ganz vergessen. Als ich noch ganz klein war, wurde bei ihr eine Essstörung diagnostiziert. Ich wusste nicht einmal, was genau – Bulimie, Magersucht? Wir hatten nie wirklich darüber geredet.
»Ja, gerne. Das wäre schön.«
Sie seufzte, und ich glaubte Erleichterung zu hören. Ich hatte ihr eine Aufgabe gegeben.
Nachdem wir mehrere Schachteln mit Takeaway vom Chinesen verputzt und uns darüber unterhalten hatten, wie wir zu unseren jeweiligen Hauptfächern gekommen waren, fischte Lucas seinen iPod aus der Hosentasche und reichte mir die Kopfhörer. »Ich will, dass du dir diese Band anhörst, die ich vorhin gefunden habe. Sie könnte dir gefallen.« Wir saßen auf dem Boden, mit dem Rücken an mein Bett gelehnt. Sobald ich den Kopfhörer eingestöpselt hatte, drückte er auf Play. Er beobachtete mich, während die Musik in meinen Ohren anschwoll.
Ich konnte nichts anderes hören, und ich konnte nichts anderes sehen als seine Augen, die auf mir ruhten. Er beugte sich näher vor, und ich atmete seinen beruhigenden Duft ein. Er nahm mein Gesicht in seine Hände, führte seinen Mund zu meinem und küsste mich langsam, in einem Rhythmus, der irgendwie genau zum Song passte. Er schmeckte nach den grünen Tic-Tacs, die er gelutscht hatte.
Er reichte mir den iPod, hob mich hoch, legte mich aufs Bett und streckte sich dann neben mir aus, zog mich in seine Arme und küsste mich, bis der erste Song in den zweiten und dann den dritten überging. Als er ein Stück zurückwich, um mit dem Finger über die Windungen meines Ohrs zu gleiten, nahm ich einen der Kopfhörer heraus und reichte ihn ihm. Wir lagen nebeneinander auf meinem schmalen Wohnheimbett und hörten versunken der Musik zu. Er öffnete eine neue Playlist, und ich wusste, dass der Song, den er auswählte, für mich bestimmt war – nicht nur eine Band, die er mit mir teilen wollte, oder eine Musik, über die wir uns austauschen könnten.
Mein Herz verzehrte sich nach ihm, während wir der Musik lauschten und uns anblickten, und ich spürte die Fäden der Verbundenheit zwischen uns – zarte Bande, die so leicht zerreißen konnten. Wie in dem Gedicht, das in seine Seite geritzt war, bog sich jeder von uns so weit, um in den anderen zu passen, und dieses Schmelzen und Formen konnte noch tiefer gehen, uns widerstandsfähiger machen. Ich fragte mich, ob er es auch spürte, und während ich dem Text dieses Songs, den er ausgewählt hatte, zuhörte, dachte ich, dass er es vielleicht tat. Now don’t laugh ’cause I just might be … the soft curve in your hardline.
Auf dem Korridor vor meiner Zimmertür war es fast still, endlich, nachdem seit dem frühen Morgen den ganzen Tag über Leute gepackt hatten und ausgezogen waren. Wir redeten über dies und das, und Lucas erzählte mir die Geschichte, wie Francis sein Mitbewohner geworden war. »Er stand eines Abends einfach vor der Tür und wollte hereingelassen werden. Er döste eine Stunde auf dem Sofa, dann wollte er herausgelassen werden. Das entwickelte sich zu einem allabendlichen Ritual, und er blieb immer länger, bis ich irgendwann begriff, dass er bei mir eingezogen war. Im Grunde ist er der dreisteste Hausbesetzer, den es je gegeben hat.«
Ich lachte, und er küsste mich und lachte ebenfalls. Während er mit den Händen über meine Taille und Hüfte glitt und wir uns immer wilder küssten, erklärte ich keuchend, Erin würde den Campus erst morgen verlassen – und könnte jeden Augenblick zur Tür hereinkommen.
»Ich dachte, du hättest gesagt, sie würde heute abreisen.«
Ich nickte. »Das hatte sie vor. Aber ihr Exfreund hat einen unermüdlichen Kreuzzug gestartet, um sie zurückzuerobern, und er wollte sie heute Abend unbedingt sehen.«
Seine Hand wanderte unter meine Bluse. »Was war denn mit den beiden? Weswegen haben sie sich getrennt?«
Meine Lippen öffneten sich, als er meine Brust erreichte und sie umfasste, als wäre sie für seine Hände gemacht. »Wegen mir.«
Seine Augen weiteten sich verwirrt.
»Nein – nicht das. Chaz war … Bucks bester Freund.« Ich hasste es, wie sich mein Körper allein schon bei dem Gedanken an Buck verkrampfte, wie meine Zähne knirschten, wenn ich seinen Namen aussprach. Selbst ohne seine Anwesenheit löste er Reaktionen in mir aus, die ich nicht im Griff hatte, und das machte mich wütend.
»Aber er ist doch gar nicht mehr hier, oder?«, fragte er. »Er hat den Campus doch verlassen?« Er legte mir einen Arm auf den Rücken und kuschelte mich näher an sich.
Ich nickte, schloss die Augen und barg den Kopf an seinem Hals.
»Ich glaube nicht, dass er nächstes Semester zurückkommen darf, selbst vor dem Prozess«, sagte er.
Ich atmete ihn ein, sog seinen Duft tief durch meine Nase auf. Ich fühlte mich beschützt von ihm. In Sicherheit. »Ich sehe ständig über meine Schulter. Er ist wie einer dieser Springteufel … ich habe dir das mit dem Treppenhaus nie erzählt, oder?«
Ich war nicht die Einzige, die nicht im Stande war, körperliche Reaktionen zu unterdrücken. Sein Körper versteifte sich, und sein Griff um mich war auf einmal weniger sanft, geladener. »Nein.«
Murmelnd, an seine Brust gedrückt, erzählte ich ihm die Geschichte, wobei ich versuchte, mich auf die bloßen Fakten zu beschränken, um meine eigene Reaktion zu mäßigen. »Er hat es so hingestellt, als hätten wir es im Treppenhaus miteinander getrieben …«, kam ich schließlich zum Ende, »… und nach den Gesichtern der Leute im Flur zu urteilen … und nach den Geschichten, die danach im Umlauf waren … haben sie ihm geglaubt.« Ich zwang die Tränen zurück. Ich wollte wegen Buck nicht noch mehr weinen. »Aber wenigstens ist er nicht in mein Zimmer gekommen.«
Lucas schwieg so lange, dass ich schon dachte, er würde gar nichts dazu sagen. Schließlich drückte er mich auf den Rücken, presste ein Knie zwischen meine und küsste mich hart. Seine Haare kitzelten in meinem Gesicht, und ich riss meine Hände – die zwischen uns gefangen waren – los und vergrub sie in seinen Haaren, als könnte ich ihn noch näher an mich ziehen.
Sein Kuss fühlte sich an, als wolle er ein Zeichen in mich brennen. Als würde er sich selbst unter meine Haut tätowieren.
Er kannte all meine Geheimnisse, und ich kannte seine.
Aber diese scheinbare Gegenseitigkeit beruhte auf einer Lüge – denn er hatte seine Geheimnisse gar nicht preisgegeben. Ich hatte sie ausgegraben, und was noch schlimmer war, er ahnte nichts davon.
Meine Schuldgefühle vermehrten sich zwischen unseren Körpern – zusammen mit meiner Sehnsucht, er möge mir diesen Teil von sich erzählen. Ihn mir anvertrauen. Ich würde in drei Tagen nach Hause fahren. Ich konnte diese Sache nicht zur Sprache bringen, wenn viele Meilen und Stunden zwischen uns lagen – oder sie noch wochenlang für mich behalten.
Als wir uns wieder beruhigten und, ineinander verschlungen, unserem Begehren und Herzschlag gestatteten, ihr Tempo zu verlangsamen, sah ich eine Gelegenheit.
»Und du lebst sozusagen bei den Hellers, und sie sind Freunde deiner Familie?«
Er sah mich an und nickte.
»Wie haben deine Eltern sie denn kennengelernt?«
Er rollte sich auf den Rücken, biss mit den Zähnen auf den Ring in seiner Lippe und sog ihn in den Mund. Ich erkannte diese Geste als Stresssignal bei ihm, genau wie wenn Kennedy sich den Nacken rieb.
»Sie haben zusammen studiert.«
Die Kopfhörer waren irgendwann in der letzten halben Stunde verrutscht. Er schaltete den iPod aus und wickelte die Kabel fest darum.
»Das heißt, du kennst sie dein ganzes Leben.«
Er steckte den iPod zurück in seine Hosentasche. »Ja.«
Bilder von dem, was ich gelesen hatte und was Dr. Heller mir erzählt hatte, tauchten vor meinem geistigen Auge auf. Lucas brauchte Trost – ich hatte nie jemanden gekannt, der ihn mehr brauchte –, aber ich konnte ihn nicht wegen etwas trösten, was er mir gar nicht erzählt hatte.
»Wie war deine Mutter?«
Er starrte an die Decke und schloss dann die Augen, ohne sich zu rühren. »Jacqueline …«
Das Kratzen eines Schlüssels in der Tür ließ uns beide zusammenfahren. Das Zimmer lag im Dunkeln, bis auf den schwachen Schein der Schreibtischlampe. Als die Tür aufging, flutete ein Rechteck aus Licht über den Zimmerboden, ausgefüllt von Erins Silhouette.
»J, schläfst du schon?«, flüsterte sie. Ihre Augen mussten sich nach dem grellen Licht des Korridors erst an das Dunkel gewöhnen, sonst hätte sie gleich gesehen, dass ich nicht allein auf dem Bett lag.
»Äh, nein ….«
Lucas setzte sich auf und schwang die Beine auf den Boden, und ich tat es ihm gleich. Timing ist alles, dachte ich.
Erin warf ihre Handtasche aufs Bett, kickte ihre Schuhe von sich und wandte sich zu uns um. »Oh! Hey … äh, ich glaube, ich habe noch etwas Wäsche zu waschen …« Sie schlüpfte aus ihrem Mantel und schnappte sich ihren fast leeren Wäschekorb.
»Ich wollte eben gehen.« Lucas bückte sich, um in seine schwarzen Stiefel zu steigen.
Über seinen Kopf hinweg hauchte Erin zerknirscht: Oh mein Gott, es tut mir so leid.
Ich zuckte mit den Schultern und hauchte lautlos zurück: Schon gut.
Als ich Lucas in den Flur folgte, schlang ich die Arme um mich. Ich fröstelte, nachdem ich so lange an seinem warmen Körper gelegen hatte. »Morgen?«
Er zog seine Lederjacke zu, bevor er sich zu mir umwandte, die Lippen fest zusammengepresst. Er wich meinem Blick rasch aus, und ich spürte die Mauer, die sich zwischen uns aufbaute, zu spät. Als sich unsere Blicke wieder trafen, seufzte er. »Jetzt ist offiziell Winterpause. Vielleicht sollten wir sie nutzen, um uns auch eine Pause voneinander zu nehmen.«
Ich versuchte, einen verständlichen Protest zu formulieren, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Schließlich hatte ich ihn selbst so weit getrieben. »Warum denn?«, stieß ich heiser hervor.
»Du verlässt die Stadt. Und ich werde dasselbe tun, für mindestens eine Woche. Du musst noch packen, und ich werde Charles morgen den ganzen Tag helfen, die Abschlussnoten abzuschicken.« Seine Erklärung klang so logisch … es gab keinen verborgenen Faden der Emotion, den ich hatte ans Licht zerren könnte. »Gib mir Bescheid, wenn du wieder in der Stadt bist.« Er beugte sich herunter und gab mir einen flüchtigen Kuss. »Mach’s gut, Jacqueline.«