9

»Was hast du jetzt an dem wieder auszusetzen?«, rief Megumi und beobachte, wie der fragliche Typ sich entfernte. »Er hatte sogar Grübchen.«

Ich verdrehte die Augen und schüttete einen Wodka Cranberry herunter. Im Primal, der vierten Station auf unserer Tour durch die Clubs, pulsierte die Atmosphäre. Die Menschen standen Schlange bis um den Block, um hineinzugelangen, und die schweren Gitarrenrhythmen machten dem Namen des Clubs alle Ehre. Die Musik hämmerte in primitiven, verführerischen Rhythmen durch den dunklen Raum. Die Einrichtung bestand aus einer eklektischen Mischung aus gebürstetem Metall und dunklem Holz. Das vielfarbige Licht schuf animalische Silhouetten.

Normalerweise hätte es übertrieben gewirkt, aber wie immer bei Gideons Projekten wurde die Grenze maßloser Dekadenz nur gestreift und nicht überschritten. Es herrschte eine Atmosphäre hedonistischer Unbekümmertheit, und sie wirkte sich auf verrückte Weise auf meine alkoholgeschwängerte Libido aus. Ich konnte nicht still sitzen, meine Füße tappten ruhelos gegen die Sprossen meines Barhockers.

Megumis Mitbewohnerin Lacey sah zur Decke hinauf und stöhnte. Ihr dunkelblondes Haar war zu einer lässig zerzausten Hochsteckfrisur frisiert, und ich bewunderte sie. »Warum flirtest du dann nicht mit ihm?«

»Könnte ich machen«, sagte Megumi mit glänzenden Augen. Sie wirkte erhitzt und sah sehr sexy aus in ihrem aufreizenden goldfarbenen Neckholder-Kleid. »Vielleicht ist er ja bereit für eine feste Bindung.«

»Was erwartest du nur von einer festen Bindung?«, fragte Shawna, vor sich einen Drink, der so feuerrot war wie ihr Haar. »Monogamie?«

»Monogamie wird überbewertet.« Lacey glitt von ihrem Barhocker herunter und wackelte mit dem Hintern. Die Strasssteine an ihrem Po glitzerten im Halbdunkel des Clubs.

»Nein, wird sie nicht«, widersprach Megumi schmollend. »Ich habe für Monogamie zufällig etwas übrig.«

»Schläft Michael eigentlich mit anderen Frauen?«, fragte ich und beugte mich über unseren Stehtisch, damit ich nicht so laut sprechen musste.

Gleich darauf lehnte ich mich wieder zurück, um Platz für die Kellnerin zu machen, die uns eine neue Runde brachte und die leeren Gläser wegräumte. Die Uniform des Clubs bestand aus hochhackigen schwarzen Stiefeln und heißen pinkfarbenen, schulterfreien Minikleidern, sodass alle Mitarbeiterinnen deutlich aus der Menge hervorstachen und man sie leicht erkennen konnte. Außerdem war die Kluft außerordentlich sexy – genauso wie das Personal, das sie trug. Hatte Gideon bei der Wahl des Outfits seine Finger im Spiel gehabt? Wenn ja, hatte es ihm jemand vorgeführt?

»Keine Ahnung.« Megumi nahm ihren neuen Drink und saugte mit traurigem Gesicht am Strohhalm. »Ich habe Angst, ihn zu fragen.«

Ich nahm mir eines der vier Schnapsgläser, die in der Mitte des Tisches standen, sowie eine Limonenspalte und rief: »Kommt, wir trinken ein paar Tequila und tanzen dann!«

»Na, dann los, verdammt noch mal!«, Shawna kippte einen Patrón-Tequila herunter, ohne auf den Rest von uns zu warten, und schob sich eine Limone in den Mund. Dann ließ sie die ausgesaugte Spalte in ihr leeres Glas fallen und warf uns einen Blick zu. »Beeilt euch mal, ihr lahmen Enten.«

Ich trank als Nächste und schüttelte mich, als der Tequila den dezenten Cranberrygeschmack in meinem Mund wegspülte. Lacey und Megumi wagten es gemeinsam, nachdem sie sich mit einem lauten »Kanpai!« zugeprostet hatten.

Zusammen stürmten wir die Tanzfläche. Shawna führte uns an in ihrem elektrisierend blauen Kleid, das in dem Schwarzlicht fast ebenso auffällig leuchtete wie die Clubuniform. Wir wurden von der Masse sich windender Tänzer verschluckt und schon bald zwischen schwitzenden männlichen Leibern eingeklemmt.

Ich ließ mich gehen, gab mich dem harten Beat der Musik und der schwülen Atmosphäre des Rockclubs hin. Ich hob die Hände in die Luft, wiegte mich hin und her, ließ die beständige Anspannung eines langen, sinnlosen Nachmittags mit meiner Mutter einfach los. Irgendwann hatte ich das Vertrauen in sie verloren. So oft sie auch versprach, dass sich die Dinge ohne Nathan verändern würden, musste ich leider feststellen, dass ich ihr nicht glauben konnte. Sie hatte die Grenze schon zu häufig überschritten.

»Du bist schön«, schrie mir jemand ins Ohr.

Über die Schulter blickte ich einen dunkelhaarigen Typen an, der sich gegen meinen Rücken drückte. »Danke!«

Es war natürlich eine Lüge. Mein Haar klebte zerzaust und strähnig an meinen schweißnassen Schläfen und im Nacken. Es war mir egal. Die Musik tobte weiter, die Lieder gingen ineinander über.

Ich schwelgte in der Sinnlichkeit dieses Ortes und dem schamlosen Verlangen nach bedeutungslosem Sex, das jeder hier zu verströmen schien. Ich wurde zwischen einem Paar eingeklemmt – die Freundin in meinem Rücken, der Freund vor mir –, als ich plötzlich jemanden entdeckte, den ich kannte. Er musste mich schon vorher gesehen haben, denn er bahnte sich bereits einen Weg zu mir.

»Martin!«, rief ich und brach aus dem menschlichen Sandwich aus. Früher war ich Stantons Neffen nur an Feiertagen begegnet. Seit ich nach New York gezogen war, hatten wir uns nur ein einziges Mal getroffen, aber ich hoffte, dass sich unsere Wege in Zukunft häufiger kreuzen würden.

»Eva, hi!« Er umarmte mich, dann trat er einen Schritt zurück, um mich zu begutachten. »Du siehst fantastisch aus. Wie geht es dir?«

»Komm, wir trinken was!«, schrie ich, denn ich war kurz vorm Verdursten und hätte bei dieser Lautstärke auf der Tanzfläche auch kein Gespräch führen können.

Er griff nach meiner Hand und führte mich aus dem Gedränge. Ich deutete auf unseren Tisch. Wir hatten uns kaum gesetzt, da kam auch schon die Kellnerin mit einem weiteren Wodka Cranberry.

Den ganzen Abend lang lief das schon so, obwohl mir nicht entgangen war, dass meine Drinks mit fortschreitender Stunde dunkler wurden, ein sicheres Zeichen dafür, dass sich immer mehr Cranberrysaft statt Wodka im Glas befand. Mir war klar, dass dies mit Absicht geschah, und ich war angemessen beeindruckt, wie konsequent Gideons Anweisungen in bisher jedem seiner Clubs befolgt wurden. Da mich jedoch niemand daran hinderte, Tequila-Shots zu trinken, störte mich seine Einmischung nicht.

»Also«, begann ich und nahm einen ersten Schluck, bevor ich das eiskalte Glas an meine Stirn hielt. »Wie geht es dir?«

»Blendend.« Er grinste und wirkte recht attraktiv in seinem kamelfarbenen T-Shirt mit V-Ausschnitt und einer schwarzen Jeans. Sein dunkles Haar war nicht ganz so lang wie Gideons, fiel ihm aber auf anziehende Weise in die Stirn. Es umrahmte seine Augen, von denen ich wusste, dass sie grün waren, obwohl das in der Beleuchtung des Clubs niemand genau hätte sagen können. »Wie läuft es in der Werbebranche?«

»Ich liebe meinen Job!«

Er lachte über meinen Enthusiasmus. »Wenn wir das doch alle von uns behaupten könnten.«

»Ich dachte, du arbeitest gern für Stanton.«

»Das tue ich auch. Außerdem verdiene ich gern viel Geld. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich meinen Job liebe.«

Die Kellnerin brachte ihm einen Scotch auf Eis, und wir stießen miteinander an.

»Mit wem bist du hier?«, fragte ich ihn.

»Mit ein paar Freunden« – er sah sich um – »die wohl im Dschungel verloren gegangen sind. Und du?«

»Ebenfalls.« Ich fing Laceys Blick auf. Sie stand auf der Tanzfläche und hob zwei Daumen. »Hast du eine Freundin, Martin?«

Er lächelte breit. »Nein.«

»Magst du Blondinen?«

»Baggerst du mich gerade an?«

»Nicht wirklich.« Ich zog die Augenbrauen in die Höhe, sah Lacey an und deutete mit meinem Kopfnicken auf Martin. Sie sah einen Augenblick lang überrascht aus, dann grinste sie und eilte zu uns herüber.

Ich stellte die beiden einander vor und war sehr zufrieden, als ich sah, dass sie sich auf Anhieb gut verstanden. Martin war immer witzig und charmant, und Lacey war lebhaft und auf außergewöhnliche Weise attraktiv – eher charismatisch als schön.

Megumi kam zu uns herüber, und wir tranken eine weitere Runde Tequila, bevor Martin Lacey zum Tanz aufforderte.

»Hast du noch ein paar Typen in der Hinterhand?«, fragte Megumi, als das Paar mit der Menge verschmolz.

Ich wünschte mir, mein Smartphone mitgenommen zu haben. »Du bist unglücklich, meine Liebe.«

Sie sah mich lange an. Ihre Lippen zuckten. »Ich bin betrunken.«

»Das auch. Noch einen Schnaps?«

»Warum nicht?«

Wir kippten noch einen herunter und waren gerade fertig, als Shawna mit Lacey, Martin und seinen beiden Freunden Kurt und Andre zurückkam. Kurt sah großartig aus. Er hatte rotbraunes Haar, ein markantes Kinn und ein freches Lächeln. Andre war ebenfalls süß mit einem verschmitzten Funkeln in den dunklen Augen und schulterlangen Rastalocken. Er konzentrierte sich auf Megumi, was diese sogleich aufheiterte.

Innerhalb kürzester Zeit brach unsere nun vergrößerte Gruppe immer wieder in schallendes Gelächter aus.

»Und als Kurt aus dem Waschraum zurückkam«, beendete Martin seine Geschichte, »vergraulte er alle Gäste des Restaurants.«

Andre und Martin brüllten vor Lachen, und Kurt warf ihnen Limonen an den Kopf.

»Was soll das heißen?«, fragte ich und lächelte, obwohl mir die Pointe entgangen war.

»So etwas passiert schon mal, wenn man den Sack aus dem Hosenschlitz raushängen lässt«, erklärte Andre. »Zuerst können die Leute kaum fassen, was sie da sehen, und dann grübeln sie darüber nach, ob derjenige gar nicht weiß, dass seine Eier im Wind herumbaumeln. Aber keiner sagt ein Wort.«

»Kein Scheiß?« Shawna wäre fast vom Stuhl gefallen.

Wir wurden so ausgelassen, dass die Kellnerin uns bat, uns ein wenig mehr zu beherrschen. Sie tat es mit einem Lächeln, und ich fasste sie am Ellbogen, bevor sie wieder gehen konnte. »Gibt es hier ein Telefon?«

»Fragen Sie einen der Barkeeper«, antwortete sie. »Sagen Sie, Dennis – das ist der Manager – hätte es erlaubt, dann wird man Sie verbinden.«

»Danke.« Ich rutschte von meinem Sitz herunter, und sie ging weiter an einen anderen Tisch. Ich hatte keine Ahnung, wer Dennis war, aber ich hatte mich die ganze Nacht einfach treiben lassen, weil ich wusste, dass Gideon sicherlich alles bis ins kleinste Detail perfekt geplant hatte. »Will jemand ein Wasser?«, fragte ich die Gruppe.

Ich wurde ausgebuht und mit zerknüllten Servietten beworfen. Lachend ging ich zur Bar und wartete auf die Gelegenheit, um ein San Pellegrino zu bestellen und nach dem Telefon zu fragen. Ich wählte Gideons Handynummer, die ich auswendig kannte. Ich hielt das für sicher, denn ich rief ja von einem öffentlichen Ort aus an, der auch noch ihm gehörte.

»Cross«, meldete er sich energisch.

»Hi Ace.« Ich beugte mich über die Bar und hielt mir das andere Ohr zu. »Ich bin betrunken.«

»Das merke ich schon.« Seine Stimme veränderte sich, als er mich erkannte, sie wurde ruhiger und wärmer. Sie faszinierte mich sogar über die laute Musik hinweg. »Amüsierst du dich?«

»Ja, aber ich vermisse dich. Hast du deine Vitamine genommen?«

Ein Lächeln lag in seiner Stimme, als er fragte: »Bist du etwa geil, mein Engel?«

»Das ist bloß deine Schuld! Dieser Club ist wie Viagra. Ich bin erhitzt, verschwitzt und schwimme geradezu in Pheromo nen. Und ich war ein böses Mädchen, weißt du? Ich habe getanzt, als wäre ich Single.«

»Böse Mädchen werden bestraft.«

»Vielleicht sollte ich dann ja ganz besonders böse sein, damit sich die Bestrafung auch lohnt.«

Er knurrte. »Komm nach Hause, und sei bei mir ein böses Mädchen.«

Bei dem Gedanken, dass er zu Hause wartete und bereit für mich war, bekam ich nur noch mehr Lust auf ihn. »Ich hänge hier fest, bis die Mädels so weit sind, und das kann noch eine Weile dauern.«

»Ich kann zu dir kommen. Innerhalb von zwanzig Minuten könnte mein Schwanz in dir sein. Willst du das?«

Ich blickte mich im Club um, mein ganzer Körper vibrierte vom lauten Rhythmus der Musik. Bei der Vorstellung, dass er mich hier an diesem Ort fickte, an dem alles erlaubt zu sein schien, wurde ich vor Vorfreude ganz zappelig. »Ja, das will ich.«

»Siehst du die obere Galerie?«

Ich drehte mich um, schaute hinauf und sah den Weg, der an den Wänden verankert war und einmal herumführte. Dort tanzten die Clubbesucher aufreizend und provokativ in sechs Metern Höhe über der Tanzfläche. »Ja.«

»An einer Stelle verläuft sie um eine verspiegelte Ecke herum. Dort treffen wir uns. Sei bereit, Eva«, befahl er. »Ich will deine Fotze nackt und nass, wenn ich dich finde.«

Ich erschauerte bei dem vertrauten Befehlston, denn das bedeutete, er würde rau und ungestüm sein. Genau das, was ich will. »Ich trage ein …«

»Mein Engel, ich würde dich unter Millionen Menschen entdecken. Ich habe dich einmal gefunden. Ich werde dich immer wieder finden.«

Das Verlangen strömte heiß durch meine Adern. »Beeil dich.«

Ich streckte den Arm aus, um den Hörer auf die andere Seite der Bar zurückzulegen. Dann nahm ich mein Mineralwasser und trank die Flasche leer. Anschließend ging ich zu den Waschräumen, um ewig dort anzustehen, weil ich mich für Gideon frisch machen wollte. Mir war schwindlig vom Alkohol und vor Erregung, und ich war außer mir vor Freude darüber, dass mein Freund – unbestreitbar einer der beschäftigtsten Männer der Welt – alles stehen und liegen lassen wollte, um … mir zu Diensten zu sein.

Ich leckte mir über die Lippen.

Dann eilte ich durch den Waschraum in eine freie Kabine, zog mein Höschen aus, bevor ich ans Waschbecken und zum Spiegel zurückkehrte und mein Gesicht mit einer feuchten Serviette erfrischte. Ein Großteil meines Make-ups war verlaufen, sodass mein Augen verschmiert und meine Wangen von der Hitze und der Bewegung gerötet waren. Zerzauste Haarsträhnen lagen feucht um meine Wangen.

Seltsamerweise sah ich dennoch nicht schlecht aus, sondern sinnlich und bereit.

In der Schlange stand Lacey, und ich blieb auf dem überfüllten Weg nach draußen kurz bei ihr stehen.

»Amüsierst du dich?«, fragte ich sie.

»Ja!« Sie grinste. »Danke, dass du mich deinem Cousin vorgestellt hast.«

Ich machte mir nicht die Mühe, sie zu korrigieren. »Gern geschehen. Darf ich dich etwas fragen? Über Michael?«

Sie zuckte die Achseln und sagte: »Ja, schieß los.«

»Du bist doch als Erste mit ihm ausgegangen. Was hat dir an ihm nicht gefallen?«

»Die Chemie hat einfach nicht gestimmt. Gut aussehender Typ. Erfolgreich. Aber dummerweise hatte ich keine Lust, ihn zu vögeln.«

»Gib ihn wieder frei«, warf das Mädchen ein, das als Nächstes in der Reihe anstand.

»Hab ich schon getan.«

»Okay.« Ich hatte großes Verständnis dafür, wenn man eine Beziehung nicht aufrecht erhielt, bei der die sexuelle Anziehung fehlte, aber es gefiel mir nicht, dass Megumi so deprimiert war. »Ich werde jetzt meinen Spaß mit einem heißen Typen haben.«

»Na dann los«, sagte Lacey und nickte.

Ich machte mich auf den Weg und suchte die Treppe zur Galerie. Ich stellte fest, dass sie von einem Türsteher bewacht wurde, der die Anzahl der Leute überwachte, die nach oben gehen durfte. Ich musste in einer Schlange anstehen und musterte sie mit Schrecken.

Ich fragte mich schon, wie lange das Ganze wohl noch dauern würde, als der Türsteher einen seiner kräftigen Arme hob und das Headset mit einem Finger fester ans Ohr drückte. Er konzentrierte sich offensichtlich auf das, was ihm über Kopfhörer mitgeteilt wurde. Ich vermutete, er kam aus Samoa oder war ein Maori. Er hatte dunkle, karamellfarbene Haut, eine breite, muskulöse Brust samt entsprechendem Bizeps, und sein Kopf war kahl rasiert. Er hatte ein richtiges Babygesicht, und als sein finsterer Blick einem breiten Grinsen Platz machte, war er mit einem Mal einfach hinreißend.

Seine Hand löste sich von seinem Ohr, und er deutete mit dem Finger auf mich. »Bist du Eva?«

Ich nickte.

Er griff nach hinten und löste das samtene Seil, das die Treppe versperrte. »Rauf mit dir.«

Protestgeschrei erhob sich unter den Wartenden. Ich lächelte entschuldigend, dann eilte ich die Metalltreppe hinauf, so schnell es meine hohen Absätze erlaubten. Oben angekommen ließ mich eine Türsteherin hindurch und deutete nach links. Ich entdeckte die Ecke, die Gideon beschrieben hatte, wo zwei verspiegelte Wände aneinander angrenzten und die Galerie sich den L-förmigen Gegebenheiten anpasste.

Ich schob mich an den tanzenden Körpern vorbei, mein Puls wurde mit jedem Schritt schneller. Die Musik war hier oben weniger laut, und die Luft feuchter. Schweiß glänzte auf nackter Haut, und die Höhe vermittelte ein Gefühl der Gefahr, obwohl die Glasreling um die Galerie schulterhoch war. Ich war fast schon im Spiegelbereich angelangt, als jemand meine Taille umfasste und ich gegen die wiegenden Hüften eines Mannes gepresst wurde.

Ich blickte mich um und erkannte den Typ, mit dem ich zuvor schon getanzt hatte, derjenige, der mich als schön bezeichnet hatte. Ich lächelte und fing an zu tanzen, schloss die Augen und überließ mich der Musik. Als seine Hände über meine Taille glitten, hielt ich sie an meiner Hüfte fest. Er lachte und ging etwas in die Knie, passte seinen Körper dem meinen an.

Wir tanzten drei Lieder lang. Dann spürte ich mit einem Mal, dass Gideon in der Nähe war. Meine Haut war plötzlich wie elektrisiert, sodass ich jede Empfindung viel intensiver wahrnahm. Die Musik schien lauter, die Luft heißer, die Sinnlichkeit des Clubs erregender.

Ich lächelte und öffnete die Augen, sah, dass er auf mich zukam. Ich war sofort scharf auf ihn, mir lief das Wasser im Mund zusammen bei seinem Anblick: dunkles T-Shirt, Jeans, das Haar aus seinem atemberaubenden Gesicht zurückgestrichen. Niemand, der ihn jetzt sah, würde ihn mit Gideon Cross, dem international erfolgreichen Geschäftsmann, in Verbindung bringen. Dieser Mann hier erschien jünger und ungehobelter, fiel aber auf, weil er auf einzigartige Weise atemberaubend heiß und sexy war. Ich leckte mir voller Vorfreude über die Lippen, lehnte mich an den Typ hinter mir und rieb meinen Arsch wollüstig an seiner Hüfte.

Gideon ballte die Fäuste, seine Haltung war aggressiv und raubtierhaft. Er wurde keineswegs langsamer, als er sich mir näherte, sein Körper auf Kollisionskurs mit meinem. Ich wandte mich ihm zu und kam ihm den letzten Schritt entgegen. Unsere Körper stießen zusammen, meine Arme umfassten seine Schultern, und meine Hände zogen seinen Kopf zu mir herab, um seinen Mund in einem feuchten, hungrigen Kuss zu nehmen.

Mit einem Knurren packte Gideon meinen Hintern und hob mich ruckartig hoch, sodass meine Füße den Boden nicht mehr berührten. Er eroberte meine Lippen mit wilder Leidenschaft, seine Zunge erfüllte meinen Mund mit harten, tiefen Stößen, die mich vor den gewalttätigen Untiefen seiner Lust warnten.

Der Typ, mit dem ich getanzt hatte, trat hinter mich, die Hände in meinem Haar und die Lippen an meinem Schulterblatt.

Gideon zog den Kopf zurück, sein Gesicht eine atemberaubende Maske des Zorns. »Verpiss dich.«

Ich sah den Kerl an und zuckte die Achseln. »Danke für den Tanz.«

»Immer gern, meine Schöne.« Er umfasste die Hüften eines vorbeigehenden Mädchens und tanzte davon.

»Mein Engel!« Mit einem Knurren drückte Gideon mich gegen den Spiegel, sein harter Schenkel drückte zwischen meine Beine. »Du bist ein böses Mädchen.«

Schamlos und gierig ritt ich ihn. Ich keuchte, als ich die Jeans an meiner zarten Klitoris spürte. »Nur für dich.«

Er packte meine nackten Arschbacken unter dem Kleid und stachelte mich an. Seine Zähne knabberten an meiner Ohrmuschel, und die langen silbernen Hängeohrringe streiften die Haut an meinem Hals. Er atmete schwer, ein tiefes Grollen vibrierte in seiner Brust. Er roch so gut, und mein Körper reagierte sofort, denn er war darauf trainiert, seinen Duft mit den wildesten, heißesten aller Freuden zu assoziieren.

Wir tanzten dicht an dicht, unsere Körper bewegten sich, als ob keine Kleider zwischen uns wären. Die Musik pulsierte um uns herum, durch uns hindurch, und er überließ seinen atemberaubenden Körper dem Rhythmus. Ich war völlig fasziniert. Wir hatten schon früher miteinander getanzt, bei festlichen Anlässen, aber niemals so wie jetzt. Es war ein schweißnasses, schmutziges Aneinanderreiben. Ich war überrascht, angetörnt, verliebte mich nur noch mehr in ihn.

Gideon beobachtete mich mit verschleiertem Blick, verführte mich mit seinem Verlangen und seinen hemmungslosen Bewegungen. Ich verlor mich in ihm, schlang meine Arme und Beine um seinen Körper, klammerte mich an ihn, um ihm noch näher zu sein.

Er knetete meine Brüste durch den dünnen, schwarzen Jerseystoff meines Kleids mit Spaghettiträgern. Der eingenähte Bügel-BH war kein Hindernis. Seine Finger streichelten mich, dann zupften sie an der harten Erhebung meiner Brustwarze.

Ich stöhnte, und mein Kopf sank gegen den Spiegel. Wir waren von unzähligen Menschen umgeben, aber das war mir egal. Ich wollte nur, dass seine Hände mich berührten, dass sein Körper sich an den meinen drängte, wollte seinen Atem auf meiner Haut spüren.

»Du willst mich«, sagte er rau, »genau hier.«

Ich zitterte bei dem Gedanken. »Willst du?«

»Du willst, dass sie zusehen. Du willst, dass sie sehen, wie ich meinen Schwanz in deine gierige kleine Fotze ramme, bis meine Wichse aus dir heraustropft. Du willst, dass ich beweise, dass du mir gehörst.« Er vergrub die Zähne in meiner Schulter. »Du willst, dass ich es dich fühlen lasse.«

»Ich will, dass du beweist, dass du mir gehörst!«, gab ich zurück und schob meine Hände in seine Jeanstasche, um die Bewegungen seines harten Arsches zu spüren. »Ich will, dass es jeder weiß.«

Gideon führte einen Arm unter meinen Po und hob mich hoch, mit der anderen Hand schlug er flach gegen eine kleine Platte an der Wand neben dem Spiegel. Ich hörte ein leises Piepen, dann öffnete sich im Spiegel hinter mir eine Tür, und wir traten in fast völlige Dunkelheit. Der verborgene Eingang schloss sich hinter uns und dämpfte die Musik. Wir befanden uns in einem Büro mit einem Schreibtisch, einem Sitzbereich und einem Hundertachtziggradausblick auf den Club durch Einwegspiegel.

Er stellte mich hin und drehte mich herum, presste mein Gesicht gegen die durchsichtige Seite des Glases. Der Club breitete sich vor mir aus, die Tänzer auf der Brücke waren nur wenige Zentimeter entfernt. Seine Hände wanderten unter mein Kleid, die Finger glitten durch meine Spalte und zupften an meinen Brustwarzen.

Ich war gefangen. Sein großer Körper bedeckte meinen, er hatte die Arme um mich geschlungen, seine Hüfte bändigte meinen Oberkörper, die Zähne vergruben sich in meiner Schulter, um mich bewegungslos zu halten. Ich war sein Eigentum.

»Sag mir, wenn es zu viel ist«, murmelte er, seine Lippen wanderten meinen Hals entlang. »Sag dein Safeword, bevor du dich ängstigst.«

Das Gefühl überwältigte mich, unendliche Dankbarkeit für diesen Mann, der immer – immer – zuerst an mich dachte. »Ich habe dich doch provoziert. Ich will genommen werden. Ich will, dass du wild bist.«

»Du bist so heiß darauf«, raunte er und pumpte mit zwei Fingern schnell und hart in mein Innerstes hinein. »Du bist zum Ficken gemacht.«

»Ich bin für dich gemacht«, keuchte ich, und das Glas beschlug unter meinem Atem. Ich war für ihn entbrannt, das Verlangen strömte nur so aus meinem Inneren, floss über aus dem Brunnen der Liebe, den ich nicht mehr eindämmen konnte.

»Hast du das heute Abend etwa vergessen?« Seine Hand ließ von meiner Scham ab, um zwischen uns zu greifen und den Hosenschlitz zu öffnen. »Wenn andere Männer dich berührt haben, sich an dir gerieben haben? Hast du vergessen, dass du mir gehörst?«

»Niemals. Ich vergesse es nie.« Meine Augen schlossen sich, als ich seine Erektion spürte, so steif und warm ruhte sie schwer an meiner nackten Arschbacke. Er war ebenfalls heiß darauf. Heiß auf mich. »Ich habe dich angerufen. Ich wollte dich.«

Seine Lippen wanderten über meine Haut, brannten einen sengenden Pfad bis hin zu meinem Mund. »Dann nimm mich, mein Engel«, schmeichelte er, seine Zunge berührte die meine mit neckenden Stößen. »Nimm mich in dir auf.«

Ich bog den Rücken durch, griff zwischen meine Beine und umfasste seine dicke Lanze. Er beugte die Knie, richtete sich an mir aus.

Ich hielt inne, wandte den Kopf, um meine Wange an die seine zu schmiegen. Ich war glücklich, dass ich das hier mit ihm erleben konnte … dass ich so mit ihm zusammen sein konnte. Ich kreiste die Hüften und streichelte meine Klitoris mit der breiten Krone seines Schwanzes, benässte ihn mit meiner Erregung.

Gideon drückte meine prall geschwollenen Brüste. »Lehn dich zurück, Eva. Drück dich vom Glas weg.«

Ich legte eine Handfläche an den Spiegel und drückte mich nach hinten, mein Kopf auf seiner Schulter. Er umschlang meine Schultern mit einem Arm, packte meine Hüfte und stieß seinen Ständer so heftig in mich hinein, dass ich den Boden unter den Füßen verlor. So hielt er mich fest, schwebend in seinen Armen, erfüllt von seinem Schwanz, sein Stöhnen durchflutete meine Sinne.

Auf der anderen Seite des Spiegels brodelte die tanzende Menge im Club weiter. Ich überließ mich der sündhaft intensiven Lust, die scheinbar exhibitionistischer Sex auslöste, eine verbotene Fantasie, die uns immer schon zur Raserei brachte.

Ich wand mich, weil ich dieses dekadente Gefühl kaum ertragen konnte. Ich langte zwischen meine Beine und hielt seinen Sack. Er war prall und voll, so bereit. Und in mir … »O Gott. Du bist so hart.«

»Ich wurde geschaffen, um dich zu ficken«, flüsterte er. Seine Worte sandten Schauer der Freude durch mich hindurch.

»Tu es.« Ich legte beide Hände auf das Glas, mehr als gierig. »Tu es jetzt.«

Gideon stellte mich wieder auf die Füße, seine Hände stützten mich, als ich mich vorbeugte, mich ihm öffnete, damit er tief hineingleiten konnte. Ein leiser, klagender Laut entfuhr mir, als er meine Hüften packte und mich ausrichtete, denn er wusste genau, wie ich stehen musste, damit er in mich hineinpasste. Er war zu groß für mich, zu lang und zu dick. Die Dehnung war enorm. Und köstlich.

Mein Innerstes bebte, umklammerte ihn verzweifelt. Er gab einen heiseren Laut von sich, zog sich nur ein ganz kleines Stück zurück, um dann langsam wieder hineinzugleiten. Wieder und wieder. Die breite Krone seines Schwanzes massierte die Nervenenden tief im Zentrum meiner Lust, das nur er jemals erreicht hatte.

Meine Finger kratzten ruhelos über das Glas und hinterließen dampfende Spuren darauf. Ich stöhnte. Ich war mir des entfernten Pulsierens der Musik und der Menschenmassen schmerzhaft bewusst, die ich so deutlich sehen konnte, als wä ren sie im gleichen Raum wie wir.

»Das ist es, mein Engel«, rief er drängend. »Lass mich hören, wie sehr es dir gefällt.«

»Gideon.« Meine Beine zitterten heftig bei einem besonders geschickten Stoß, mein Gewicht wurde nur noch von der Glasscheibe und seinen starken Armen gehalten.

Ich war unerträglich erregt, gierig, genoss sowohl die Unterwerfung, die meine Pose bedeutete, als auch die Dominanz, weil er mir zu Diensten war. Ich konnte nichts tun, außer das anzunehmen, was Gideon mir gab: sein rhythmisches Hinein- und Hinausgleiten, der Klang seines Hungers. Das Kratzen der Jeans an meinen Schenkeln zeigte mir, dass er sie gerade so weit heruntergeschoben hatte, um seinen Schwanz zu befreien – ein Zeichen seiner Ungeduld, das mich erregte.

Eine Hand ließ meine Hüfte los und legte sich einen Moment später auf meinen Hintern. Ich spürte seinen Daumen, nass von seinem Mund, der über die feste Öffnung meines Hinterns strich.

»Nein«, bat ich. Ich war kurz davor, den Verstand zu verlieren. Aber das war nicht mein Safeword – Crossfire –, und so öffnete ich mich ihm wie eine Blume, ergab mich dem forschenden Druck seiner Finger.

Er knurrte, als er diesen dunklen Ort in Besitz nahm. Er beugte sich vor, seine andere Hand glitt nun an meine Schamlippen, spreizte sie und rieb meine pulsierende Klit. »Du gehörst mir«, sagte er barsch. »Mir allein.«

Das war zu viel. Ich kam mit einem Schrei, zitterte heftig, meine Hände quietschten auf dem Spiegel, als meine verschwitzten Handflächen abrutschten. Er hämmerte die Ekstase geradezu in mich hinein, sein Daumen in meinem Hintern eine unwiderstehliche Qual, seine geschickten Finger auf meiner Knospe der absolute Wahnsinn. Ein Orgasmus ging in den nächsten über, meine Scham wogte immer wieder über seinen Schwanz hinweg, der unablässig in mich eintauchte.

Er gab einen heiseren Laut des Verlangens von sich und schwoll in mir an, auf der Jagd nach seinem Höhepunkt. Ich keuchte: »Nicht kommen! Noch nicht.«

Gideon verlangsamte sein Tempo, sein Atem ging rasselnd in der Dunkelheit. »Wie willst du mich?«

»Ich will dich anschauen.« Ich stöhnte, als mein Innerstes sich erneut zusammenzog. »Ich will dein Gesicht sehen.«

Er zog sich zurück und stellte mich aufrecht hin, drehte mich um und hob mich hoch. Als er mich gegen das Glas drückte, stieß er hart in mich hinein. In diesem Augenblick völliger Inbesitznahme gab er mir, was ich brauchte: sein glasiger Blick hilfloser Lust im Augenblick höchster Verletzlichkeit, bevor die Ekstase ihm jegliche Kontrolle raubte.

»Du willst sehen, wie ich mich verliere«, sagte er heiser.

»Ja.« Ich schob die Träger von meiner Schulter und entblößte meine Brüste, hob sie, drückte sie, spielte mit meinen Brustwarzen. Das Glas vibrierte unter den Beats in meinem Rücken, und Gideon vibrierte an meinem Bauch, konnte seinen Körper kaum zügeln.

Ich drückte meine Lippen auf die seinen, nahm sein Keuchen in mich auf. »Lass los«, flüsterte ich.

Er hielt mich mühelos fest, zog sich zurück, fuhr mit der dicken, schweren Krone über die überempfindliche Haut meiner Scham. Dann trieb er mit aller Gewalt in mich hinein und brachte mich an meine Grenzen.

»O Gott!« Ich wand mich in seinem Griff. »Du bist so tief in mir.«

»Eva.«

Er fickte mich hart, stieß zu wie ein Besessener. Ich wartete, zitternd, weit geöffnet für die erbarmungslosen Stöße seines steifen Penis. Er folgte nur noch dem Instinkt, dem beharrlichen Wunsch, sich zu paaren. Ein animalisches Stöhnen entrang sich seiner Brust, was mich so heiß und nass machte, dass mein Körper keinen Widerstand mehr bot und sein verzweifeltes Verlangen willkommen hieß.

Es war grob und unkontrolliert und ungeheuer sexy. Er warf den Kopf in den Nacken und keuchte meinen Namen.

»Komm für mich«, befahl ich, zog mich um ihn zusammen und drückte fest zu.

Sein gesamter Körper zuckte heftig, dann erschauderte er. Sein Mund verzog sich zu einer Grimasse gequälter Glückseligkeit, seine Augen verloren ihren Fokus, als der Höhepunkt heranrauschte.

Gideon kam mit einem animalischen Brüllen, spritzte so heftig in mich hinein, dass ich es spüren konnte. Immer und immer wieder heizte er mir von innen mit dem dicken Strom seines Samens ein.

Meine Lippen bedeckten ihn mit Küssen, meine Arme und Beine hielten ihn fest.

Er brach auf mir zusammen, rang um Atem.

Und kam immer noch.