Lennard Fanlay
Ich beginne mich auszuziehen.
Alles! Genau, wie Asher es verlangt hat.
Er steht mit dem Mädchen neben dem Buick und kichert.
»Umdrehen!«, kreischt er.
Ich drehe mich einmal im Kreis. Der Beton unter meinen nackten Füßen ist warm.
Der Chefpilot der Boeing hat meine Vermutung bestätigt.
Auf die harten Kerle aus Alaska ist Verlass. Im Cockpit befindet sich eine Schusswaffe. Nicht erst seit dem 11. September.
Eine Smith & Wesson. Bestückt mit Spezialmunition aus Keramik. Das Projektil zerbirst beim Aufprall oder nach dem Eindringen. Eine Beschädigung der Flugzeughülle ist daher unwahrscheinlich.
Die Waffe befindet sich in einer Metallbox links neben dem Pilotensitz. Gesichert mit einem elektronischen Zahlenschloss.
Die Kombination lautet 2 7 0 3.
»Gut! Dann wollen wir mal abheben«, ruft mir Asher zu.
Ich deute fragend auf meine Kleidung.
Er schüttelt lachend den Kopf.
Auch egal.
Mit nacktem Hintern gehe ich als Erster die Gangway hinauf und öffne die Passagiertür.
Marc und Desmond Asher sehen zu mir hoch. Das Mädchen nicht. Es hält den Kopf gesenkt.
»Wir müssen noch etwas klären, Asher«, sage ich. »Ich möchte, dass Sie Patti jetzt freilassen.«
»Warum sollte ich?« Er greift dem Mädchen in die Haare.
»Weil ich nur dann die Maschine fliege. Wenn Sie mich erschießen, wird es keinen weiteren freiwilligen Piloten geben. Sie sollten es nicht überstrapazieren.«
Asher richtet die Waffe auf mich. »Für einen nackten Kerl haben Sie ein verdammt loses Mundwerk!«
Ich warte. Auf eine Antwort. Auf eine Kugel.
»In Ordnung!«, sagt er dann und stößt Patti von sich weg. Sie taumelt und wird von Marc aufgefangen.
»Kann ich sie ins Auto bringen?«, fragt Marc.
Asher nickt. »Aber wehe, wenn du versuchst die Biege zu machen, Matschbirne.«
Marc nimmt Patti die Fessel ab, setzt sie in den Buick und schließt die Tür von außen.
»Mach die Kiste startbereit!«, sagt Asher zu mir. »Wir kommen nach. Ich will, dass du dann den Steuerknüppel in der Hand hältst.«
Ich verstehe, dass er es nicht riskieren will, sich mit zwei potenziellen Gegnern im engen Innenraum der Boeing bewegen zu müssen. Aber damit macht er mir die Sache denkbar einfach.
Ich beeile mich ins Cockpit zu kommen. Gebe den Zahlencode ein und nehme die Waffe aus dem Kästchen. Da ich die Smith & Wesson nirgendwo an mir verbergen kann, setze ich mich einfach auf den Revolver.
Sie kommen. Marc muss in einigem Abstand vor Asher gehen.
Kein freies Schussfeld.
»Du hockst dich in den Sitz des Kopiloten«, befiehlt er Marc.
Marc setzt sich.
Asher steht direkt hinter uns.
Jetzt!
Marc sieht, wie ich nach der Waffe greife. Er bewegt die Lippen. Will mir etwas mitteilen.
»Hey!«, bellt Asher. »Lass das, Matschbirne!«
Er drückt ab.