Marc Irving

Desmond Asher!

Er gehörte zu der Besuchergruppe von gestern. Ich sehe, dass er mich auch wiedererkennt.

Er reißt die Augen weit auf. Sein Gesicht verzieht sich zu einer furchtbaren Grimasse.

Asher drückt das Mädchen so fest an sich, dass es kaum noch Luft bekommt.

»Haut ab!«, brüllt er.

Ich wende mich kurz um. Weitere TSA-Beamte sind aufgetaucht. Sie beziehen Stellung hinter Stützpfeilern und Blumenkübeln.

Die Frau steht jetzt ein paar Schritte vor Asher. Sie streckt die Hand nach ihrem Kind aus. »Bitte!«, fleht sie. »Lassen Sie Patti los. Ich bleibe bei Ihnen.«

»Hey!«, rufe ich.

Desmond Asher sieht mich an. Er ist wieder ganz ruhig.

»Lassen Sie beide gehen. Ich stelle mich zur Verfügung.«

»Nee«, macht er.

»Ich kenne mich aus. Ich kann sie hier rausbringen.«

Er schließt für eine Sekunde die Augen, dann lächelt er. »In Ordnung. Man sagte mir gerade, dass sei eine gute Idee.«

Steht er in Kontakt mit irgendwelchen Komplizen? Ich kann kein noch so winziges Kommunikationsgerät bei ihm entdecken.

Er legt an der Maschinenpistole einen Hebel um und schwenkt die Waffe in meine Richtung.

Ein enormer Schlag trifft meinen rechten Oberarm und wirbelt mich um die eigene Achse. Ich falle zu Boden.

Erst jetzt kommt der Schmerz.

Asher hat auf mich geschossen. Der blaue Stoff des Jackettärmels ist aufgerissen. Blut sickert darunter hervor.

»Nur ein Streifschuss, Matschbirne«, höre ich Desmond Ashers Stimme. »Ich finde es besser, wenn du nicht voll einsatzfähig bist.«

Ich stehe vorsichtig auf. Blut läuft jetzt aus dem Ärmel und tropft von den Fingern auf die Fliesen. Es ist nicht allzu viel, aber der Arm fühlt sich taub an. Mir wird schwindlig.

Bloß nicht umfallen!

Asher legt den Hebel an der Waffe wieder um. Er hat von Einzelschuss auf Dauerfeuer gestellt.

Er jagt eine kurze Salve in Richtung der uniformierten Sicherheitsleute. Ich weiß nicht, ob er jemanden getroffen hat. Eine gläserne Wand zerspringt unter den Kugeln.

Asher weicht mit dem Kind als Schutzschild langsam zur Wand zurück.

»Wir verschwinden«, teilt er mir mit. Er entlässt das Mädchen kurz aus dem Würgegriff und fingert etwas aus seiner Jackentasche.

»Das werden wir sicher brauchen, was?«

Es ist meine Keycard. Er muss sie mir gestern irgendwann während der Führung durchs Terminal gestohlen haben.

»Bring mich zu diesen Fließbändern«, verlangt er.

Ich setze vorsichtig einen Schritt vor den anderen. Das Schwindelgefühl verebbt, der Schmerz ist ein stetiges Pochen. Ich bekomme meinen Körper wieder unter Kontrolle.

»Du haust ab! Das Mädchen bleibt!«

Er meint die Mutter. Die schüttelt energisch den Kopf. Ihr Make-up ist völlig verlaufen.

Asher zielt auf sie.

»Gehen Sie!«, sage ich. »Ich passe auf Ihre Tochter auf. Ich verspreche es.«

Die Frau will nicht auf mich hören. Sie bewegt sich auf Asher zu.

Ich stelle mich vor sie.

»Er bringt Sie sonst um. Dann können Sie gar nichts mehr für Patti tun.«

Sie stoppt. Patti weint.

Ich wende mich an Asher. »Beeilen wir uns.«

Ich muss ihn von der Frau wegbringen. Ich befürchte, dass er sie sonst noch tötet. Ganz egal, wie sie sich verhält.

Er braucht bestimmt keinen Grund.