Marc Irving

Ich halte mich an meinem Kaffeebecher fest.

Mr Fanlay sitzt mir gegenüber und mustert mich.

Ich habe Mist gebaut.

Rachel starrt schweigend auf die Monitore. Sie muss alles mitbekommen haben.

»So läuft das nicht«, beginnt Fanlay.

Ich nicke und sehe zu Boden. »Ich weiß, Chef.«

»Wenn das noch mal passiert, wird das Konsequenzen haben. Wir sind keine Killer.«

»Die Kerle waren Arschlöcher«, bemerkt Rachel trocken und raucht.

Mr Fanlay überhört sie. Er fasst mich an die Schulter. Ich sehe auf und versuche seinem Blick standzuhalten.

»Marc, das mit Ihrer Mutter tut mir leid. Brauchen Sie eine Auszeit?«

»Nein. Ich würde einfach nur gern arbeiten.«

Mein Chef stößt ein Brummen aus. Ich kann es nicht deuten.

»Wo haben Sie so zu kämpfen gelernt?«, fragt er dann.

»Ich betreibe asiatische Kampfkunst«, erwidere ich leise. »Burmesische.«

»Burmesische?«, wiederholt Mr Fanlay. »Aha …«

»Es wird Zeit.« Rachel reicht dem Chef die Unterlagen für die Besprechung. Sie weiß, dass er Wert darauf legt, bei der Flughafenleitung überpünktlich zu sein.

Mr Fanlay blickt auf die Uhr an der Wand. »Führen Sie den Nachwuchs gleich ein wenig herum, Marc. Das wird Sie auf andere Gedanken bringen.«

Er geht. Ich habe ihn enttäuscht. Dabei ist es mir so wichtig, zu seinem Team zu gehören.

Der Beruf ist wie ein Anker in meinem Leben.

»Ups!«, macht Rachel, als Mr Fanlay den Raum verlassen hat. »Jetzt habe ich doch tatsächlich die Aufnahmen von der kleinen Auseinandersetzung mit den Glatzköpfen gelöscht.«

Sie zwinkert mir zu. Die Zigarette wippt dabei in ihrem Mundwinkel.

Zwei Männer und zwei Frauen. Sie sind alle zwischen zwanzig und dreißig. Den Zettel mit ihren Namen habe ich in der Jackentasche. Die Schwarzhaarige, sie heißt Dolores, ist sehr nett und stellt schlaue Fragen bei dem Rundgang. Ihre Kollegin ist hingegen etwas schüchtern.

Ich versuche möglichst locker zu sein. Obwohl das noch nie meine Stärke war.

Mit meiner Keycard haben wir Zutritt zu den sicherheitsrelevanten Bereichen des Terminals. Ich zeige ihnen das endlose, vom Terminal abgekapselte Labyrinth der Fließbänder im Gepäckfördersystem. Die Kontrollen auf Waffen und Sprengstoff. Eben den ganzen Laden.

Einer der beiden Männer, ein etwas schlaksiger Bursche mit blonden Stoppeln, wundert sich, dass ich keine Waffe trage.

»Das hängt immer von der Situation ab«, erwidere ich. »Bei euch hielt ich eine Pistole für nicht erforderlich.«

Dolores lacht. Der Blonde stimmt mit ein.

»Außerdem sind wir in verbaler Deeskalation geschult.«

Und ich denke: Dabei hättest du eben beinahe einen umgebracht.