Kapitel 1


Sydenia Malicious, saß in ihrem schwarzen Kleid, in der Cocktailbar des Schiffes, mit dem sie zu einer Freundin, nach Gabriel reiste. Sie war von Zuhause weggelaufen, um ihrem Vater eines auszuwischen. Angeregt flirtete sie mit dem Barkeeper, als es einen Knall gab und der Alarm losschrillte.
»Madam, Sie sollten sich in Sicherheit bringen«, sagte er unsicher und sie nickte.
»Ich werde mich in meine Suite zurückziehen«, erwiderte sie und eilte davon.
Das Rennen fiel ihr schwer mit ihren High Heels, doch war der Ausdruck in den Augen von Tom, dem Bartender, furchteinflößend. Sie hatte das Gefühl, dass etwas Schlimmes auf sie zukam. Sie vermied es den Lift auf das A-Deck zu nehmen und so rannte sie die Treppen hoch, um ihre Räume zu erreichen. Vom B-Deck war es nicht weit dorthin und innerhalb von zehn Minuten hatte sie es geschafft. Schwer atmend schloss Sydenia die Tür hinter sich und verriegelte diese, als sie Schüsse davor hörte. Jemand hämmerte an ihre Tür. Sie sah ihre einzige Möglichkeit darin, sich im Kleiderschrank zu verstecken. Ängstlich riss sie die Tür des Schranks auf und quetschte sich zwischen ihre Kleidung, von innen hielt sie ihn zu. Die Schiebetür ihrer Suite flog splitternd in den Raum, als ob man sie mit einer Laserwaffe weggesprengt hatte. Vor den Schranktüren sah man sich um und unterhielt sich in einer fremden Sprache miteinander. Sydenia verstand kein Wort. Die Türen hatte sie mit einem Kleiderbügel verschlossen. Dieses Schiff war schon älter und verfügte noch nicht über Sprachsteuerung. Jemand versuchte, ihn zu öffnen. Der Kerl, es musste einer sein so tief, wie seine Stimme war, fluchte scheinbar, doch sie verstand ihn nicht, lediglich seine Tonlage ließ es vermuten. An der Tür wurde gerüttelt und gezogen. Sydenia hielt sich mit ihrer linken Hand den Mund zu, um nicht aufzufallen, wenn sie vor Angst nach Luft schnappte. Ein aufgebrachter Schrei ging ihr durch Mark und Bein, sie zuckte unwillkürlich zusammen und hielt den Atem an. Die Suite wurde, so wie es sich anhörte, verwüstet und die Stimmen entfernten sich. Die junge Frau atmete auf und ließ sich im Schrank gegen die Wand sinken. Kurz wagte sie einen Blick auf ihre Armbanduhr und nahm sich vor, eine Stunde zu warten, bevor sie ihr Versteck verlassen würde.

~ ~ ~

Hiram Stone stand auf der Brücke der Starlord und sah auf die Weiten des Weltraums vor sich. Sie waren an den Grenzen des Reichs von Seraph unterwegs. Er wusste nicht, was an diesem Tag auf ihn zukommen würde, als sein erster Offizier Meldung machte.
»Captain Stone, es befinden sich Piraten in der Nähe«, sagte Ltd. Norrington und sah zu Hiram.
»Auf Kurs gehen und schießen«, befahl der Captain im hasserfüllten Ton.
Ständig wurde er dazu genötigt Tote zu bergen wegen dieser Mistkerle und er war es einfach leid, sich Leichen ansehen zu müssen. Auch gefiel es ihm nicht, dass er Mitteilung an die Familien oder die Flotte machen musste, um die Verluste zu bekunden. Die Starlord ging auf Kurs und beschoss die Shuttles der Raumpiraten, bis einige der kleinen Kreuzer zerstört waren. Die anderen ihrer Raumschiffe waren zu schnell, um sie abzufangen und das Kreuzfahrtschiff, welches die Piraten überfallen hatten, bewegte sich nur langsam fort. Hiram erwartete, dort nur Leichname zu finden.

Der Captain verließ die Brücke. Schließlich musste er sich die Überreste des Schiffes ansehen und die Toten bergen. Die Spacemarines an Bord der Starlord begleiteten ihn. Eilig liefen sie in die Rüstungskammer, wo sie sich umzogen.
»Ich gebe mich der Hoffnung hin, dass wir nicht nur Leichen finden«, sagte Jackson und sah Hiram an.
Er runzelte die Stirn und erwiderte: »Das hoffe ich auch, aber überzeugt bin ich erst, wenn ich einen Überlebenden sehe.«
Die Männer nickten und bewaffneten sich. Sie verließen die Kammer wieder. Schnell machten sie sich auf den Weg in den Hangar. Die Marines und er flogen mit zwei Shuttles zu dem Kreuzfahrtschiff und dockten daran an. Sie gingen durch die Halle und sahen sich um. Bereits hier säumten Leichen ihren Weg, dennoch fühlten sie bei jedem einzelnen den Puls. Sie riefen Passagierdaten ab, nachdem Ltd. Norrington sich mit der Reisegesellschaft in Verbindung gesetzt und eine Passagierliste erhalten hatte. Hiram war froh, dass es so einfach gewesen war, häufig hatten die Reiseveranstalter sie warten und ihnen die Daten erst auf Stars End zukommen lassen. Die Leichen waren schlimm zugerichtet. Hier und dort lagen Gliedmaßen und Teile der Beute, die die Piraten nicht schnell genug auf ihre Schiffe schaffen konnten. Zwei Spacemarines flankierten Hiram und gingen mit ihm, durch den ersten Passagiertrakt. Auch hier war es nicht anders als im Hangar und gelegentlich musste er den Blick abwenden, um sich diesen Anblick keineswegs zu sehr einzuprägen. Das B-Deck lag hinter ihnen und nun begaben sie sich zum A-Deck. Das Geräusch ihrer schweren Stiefel hallte von den Wänden wieder und langsam stiegen sie die Stufen empor. Die Söldner hatten ihre Waffen angelegt und richteten sie ins Nichts, falls sich dort irgendwo noch ein Pirat herumtreiben sollte. Die Situation war soweit gesichert und Hiram durchsuchte mit den Marines das A-Deck. Ein Klopfen machte ihn und seine Männer aufmerksam und sie sahen in die Suite A-359 herein. Die Schranktür wackelte. Ein Koffer blockierte sie. Doch dann flog sie auf einmal auf und eine junge Frau stolperte aus dem Schrank.
Hiram sah sie aus dem Möbelstück brechen und die Marines legten sofort an. Sie riss die Hände hoch.
»Nicht schießen bitte«, sagte sie verängstigt und zeigte, dass sie unbewaffnet war. Wobei das in diesem kurzen Kleid offensichtlich war.

~ ~ ~

Sie sah die Männer an, der mittlere trug einen einfachen Raumanzug, die anderen beiden waren in schwerer Panzerung.
»Madam?«, fragte der Mittlere mit melodiöser Stimme.
Langsam ließ sie ihre Hände sinken und fragte: »Sir?«
»Euer Name?«, erkundigte er sich.
»Mein Name ist Sydenia«, erwiderte sie ruhig und sah die Gepanzerten an.
»Könnten Ihre Begleiter vielleicht ihre Waffen herunter nehmen, bitte?«, bat sie ihn freundlich.
Er musste sichergehen, dass sie keine Piratin war, und ersuchte sie pedantisch: »Und Euer Nachname Madam Sydenia?«
»Malicious«, erwiderte sie und musterte die Schusswaffen skeptisch.
Er nickte und zog einen Com hervor, mit dem er einen Anruf tätigte.
»Überprüfen Sie die Passagierliste und halten Sie Ausschau nach einer Sydenia Malicious«, verlangte er.
Ihm wurde ein Bild gezeigt, von dieser wunderschönen Rothaarigen, von der er sofort hin und weg war. Er legte wieder auf. »Sehr erfreut Mrs. Malicious«, meinte er freundlich.
»Und wer sind Sie?«, erfragte sie.
Er bedeutete seinen Männern die Waffen zu senken und die Marines kamen dem Befehl sofort nach.
»Gestatten Hiram Stone, Captain of the List des seraphischen Kriegsschiffes Starlord«, antwortete er und verneigte sich leicht.
»Sehr erfreut, Captain Stone«, sagte sie und rieb sich über ihre Oberarme.
»Ist das Ihr Quartier Madam Malicious?«, fragte er freundlich.
»Das ist es.« Sie sah sich um und ihn wieder an. »Oder das was davon übrig ist.«
Hiram nickte knapp.
»Corporal Sandhurst wird Ihnen helfen Ihre Sachen zu packen und auf die Starlord zu bringen, aber bitte nehmen Sie nur das Notwendigste mit«, erklärte der Captain.
»Ich bin allein in der Lage zu packen, aber danke«, erwiderte sie und wandte sich von ihm ab. Sydenia ging zurück zum kaputten Schrank und zog ihren Koffer daneben vor. Schnell warf sie all ihre Kleider und ihre weiteren Habseligkeiten dort herein. Außerdem wechselte sie ihre Schuhe. Ihre Suite sah aus, als wäre ein Tornado durchgefegt, doch geduldig suchte sie ihre Kleidung zusammen. Die High Heels flogen mit in das Gepäck und sie zog flache Sandalen an. Hiram war schon gegangen und der Corporal musterte sie von der Tür aus. Der Captain und der andere Marine gingen weiter durch das Schiff, doch fanden sie nur Leichen. Sie war die einzige Überlebende.

In der Zwischenzeit brachte der Corporal Sydenia auf die Starlord und sagte: »Sie warten hier im Hangar auf den Captain. Ich habe nicht die Befugnis Ihnen ein Quartier zuzuweisen.«
Die junge Frau nickte knapp und setzte sich auf ihren Koffer, um abzuwarten. Sie kam sich verloren vor. Auf einem anderen Weg kam auch Hiram mit den übrigen Marines zurück auf die Starlord. Dieses Schiff war ein ganz schöner Brocken, abgesehen von den Großkampfschiffen, aber dafür war die Starlord agiler. Hiram entledigte sich noch im Shuttle seines Anzugs und trug darunter seine nachtschwarze Uniform. Er verließ das kleine Raumschiff und sah sie mitten im Hangar sitzen. Sie sah wundervoll aus.
»Mrs. Malicious?«, fragte er gutmütig.
Sie war beeindruckt von seinem Akzent, selbst seine Erscheinung war hinreißend, jetzt wo sie ihn endlich ansehen konnte und der Helm des Raumanzuges nicht mehr sein Gesicht verdeckte.
Mrs?‘ Sie fragte sich, ob sie richtig gehört hatte, aber sie klärte ihn auch nicht darüber auf, dass sie bloß eine Miss war.
»Captain Stone?«, fragte sie ihrerseits freundlich.
»Ich habe veranlasst, dass Ihr ein Quartier auf dem C-Deck bekommt. Darf ich Euch hinbringen?«, fragte Hiram.
»Ich bitte darum, ich kann schließlich schlecht im Hangar schlafen«, sagte sie leise und musterte ihn von unten nach oben. Langsam erhob sie sich, sie reichte ihm gerade mal bis an die Brust. Der Captain griff nach ihrem Koffer und hob ihn hoch, eilig ging er voraus. Hastig folgte sie ihm.
»Also das ist Ihr Schiff?«, fragte sie.
»Ja Madam, ich bin Herr über das Schiff und die Mannschaft«, antwortete er.
Unweit des Hangars war das C-Deck und sie erreichten schnell das Quartier, das er ihr zugeteilt hatte. Er öffnete die Tür und deutete hinein. Es war kein richtiges Zimmer, mehr war es ein Wandschrank.
Sydenia sah in den Raum und fragte ungläubig: »Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«
»Das hier ist ein Kriegsschiff Madam, ich befürchte wir haben nichts anderes«, antwortete er und betrat es, um ihren Koffer abzustellen.
Schnaubend folgte sie ihm in ihr Quartier.
»Scheinbar.« Sie ließ ihren Blick schweifen und sagte: »Aber es ist bloß vorübergehend. Danke, dass Sie mein Gepäck getragen haben.«
»Sehr gerne Madam, wäre es Ihnen genehm ... zur Abendstunde mit mir zu speisen?« Langsam ging sie zu der kleinen Koje und nahm darauf Platz.
»Um welche Zeit?«, fragte sie und sah ihn an.
»19 Uhr?«, schlug er vor.
»Werden Sie mich abholen?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Hiram.
»Dann sehen wir uns also heute Abend«, lächelte sie.
Der Captain verneigte sich und zog sich dezent zurück. Sydenia nickte ihm noch zu und ließ sich auf ihr Bett fallen. Als sie allein war, probierte sie sofort ihr Com aus, um sich daheim zu melden, aber sie erhielt kein Signal. Natürlich wurde ihr Anruf protokolliert und sie bekam eine Meldung, dass sie nur innerhalb des Schiffes telefonieren konnte. Misstrauisch warf sie das kleine technische Spielzeug aufs Bett und wartete auf seinen Abholservice.

~ ~ ~

In voller Paradeuniform, mitsamt einem Degen, stand Hiram vor der Tür und klopfte erneut. Inzwischen hatte Sydenia sich auch umgezogen und trug ein kurzes weißes Cocktailkleid. Sie öffnete die Tür und lächelte ihn an.
»Guten Abend, Captain«, grüßte sie ihn freundlich.
Hiram schwieg und verneigte sich bloß leicht. Er hob seinen linken Arm und bot ihn ihr an. Die junge Frau trat aus ihrem Quartier und hakte sich bei ihm ein.
»Können Sie mir verraten, warum ich keinen Anruf tätigen konnte?«, fragte sie beiläufig. »Natürlich, ich fürchte, dass die Antwort dieselbe ist, wie heute Mittag ... dies ist ein Kriegsschiff und derzeit laufen wir unter Funkstille«, erklärte er und schlenderte los.
Sydenia zog ihren Arm aus seinem.
»Vielleicht hätten Sie mir das auch mitteilen sollen«, merkte sie an und ging neben ihm her. Ihre Laune war soeben in den Keller gestürzt. Hiram erwiderte darauf nichts und ging den Gang mit ihr herunter, bis sie vor einem geöffneten Lift zum Stehen kamen. Er ließ ihr den Vortritt und stieg dazu. Sie fuhren hoch aufs A-Deck, wo seine Unterkunft lag.
»Aber Ihr könnt gern eine Nachricht aufzeichnen, die umgehend ausgestrahlt wird«, bot er schließlich an.
Er stammte vom Planeten Seraph. Sydenia fiel ein, dass es nicht gut zwischen ihrer Heimat Elysium und seiner stand.
»Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen«, erwiderte sie und verließ den Lift mit ihm. Wieder folgten sie einem Gang, bis sie sein Quartier erreichten. Vollautomatisch öffnete sich die Tür vor ihnen. Sie warf einen Blick hinein. Es war ebenfalls nicht riesig, aber geräumig genug um einen großen Tisch für zehn Personen und seinen Schreibtisch unterzubringen. ‚Also hat er ein abgetrenntes Schlafzimmer und vermutlich noch ein Badezimmer‘, dachte sie ohne es auszusprechen. Sydenia betrat es und sah sich auch hier um. Hiram deutete auf einen Platz.
»Nehmt doch Platz Miss Malicious«, sagte er freundlich und rückte ihr einen Stuhl zurecht. »Dieses Ge-Euche ist nicht nötig«, meinte sie beiläufig und setzte sich. »Vielen Dank Captain Stone.«
Missbilligend sah er sie an. Im Sternenkönigreich wurde eine Menge Wert auf Etikette gelegt, aber das wusste sie wahrscheinlich nicht. Er bot ihr ein Glas Wein an und sie nickte. Sie war davon überzeugt, dass er einen ziemlichen Knall hatte, weil er so viel Wert auf Etikette legte, aber behielt diesen Umstand für sich. Hiram schenkte zwei Kelche ein und nahm schließlich Platz. Das Essen war bereits angerichtet. Er hob sein Glas.
»Auf einen schönen Abend.«
Sie tat es ihm nach und wiederholte ihn: »Auf einen schönen Abend.«
Beide tranken sie einen Schluck. Sydenia stellte ihr Glas auf den Tisch und sah sich ihr gegenüber noch einmal genauer an. Er hatte stahlblaue Augen, kurzes schwarzes Haar, das er wild nach oben gegelt hatte und war muskulös.
»Ihnen ist bewusst, dass man nur Adlige so anspricht und einfache Bürger bloß siezt, oder?«, neckte sie ihn.
»Nun, das mag wohl stimmen ... aber ... immerhin sind wir aus unterschiedlichen Reichen, hm?«, fragte er lächelnd und zeigte ihr makellose weiße Zähne.
»Wäre ich hochwohlgeboren, dann würde ich sicher nicht mit einem herkömmlichen Kreuzfahrtschiff reisen«, erwiderte sie.
Sydenia klimperte mit ihren Wimpern und präsentierte ihm ein aufgesetztes Lächeln, welches sie kurz darauf zum Schmunzeln brachte.
»Woher stammt ... stammen Sie denn Miss Malicious?«, fragte er neugierig.
»Warum möchten Sie das wissen?«, fragte sie ihrerseits.
»Oh, das nennt man vielleicht Konversation betreiben bei Ihnen? Ich kenne mich ja offensichtlich mit Ihren Maßstäben nicht aus«, sagte er und zeigte ihr ein breiteres Grinsen als zuvor.
»Könnten wir vielleicht einfach essen und den Smalltalk auf später verschieben?«, fragte sie freundlich. ‚Hätte ich doch bloß abgelehnt‘, dachte sie weiter.
Hiram zuckte zurück und seine Miene verfinsterte sich ein wenig, dann nickte er. »Selbstverständlich.«
Er widmete sich seinem Essen. Sydenia nickte ebenso und aß. Nur weil er sie vom Schiff geholt hatte, musste er nicht erfahren, dass sie auf Elysium lebte und dort eine äußerst reiche Verwandtschaft hatte. Doch offensichtlich dachte sie nicht an das Passagierverzeichnis des Kreuzers. Im Grunde wusste Hiram es und hatte bereits einige Informationen über ihre Familie erhalten. Wobei im Verzeichnis bloß ihr Name und der Raumhafen verzeichnet waren, an dem sie zugestiegen war. Er aß bedächtig und platzierte das Essbesteck neben seinem Teller. Mit Absicht ließ sie sich viel Zeit dabei und nahm extra nur kleine Bissen. Hiram lehnte sich zurück und sah an ihr vorbei, doch dann legte Sydenia ebenfalls ihr Besteck weg und folgte seinem Blick mit ihrem. Sie schaute ihn wieder an, als sie nichts erkannte und er sah direkt in ihre Augen. Sie funkelten wie Smaragde, solch ein Grün hatte er noch nie gesehen und er verlor sich darin.
»Ich denke ... wir können Sie auf Stars End absetzen ... in vier Wochen«, begann er.
»Sie dürfen mich auch einfach mit einem Shuttle zum nächsten Planeten bringen«, meinte sie ruhig und hielt seinem Blick stand.
»Das ist der nächste, dem wir nahe genug kommen«, erwiderte der Captain.
»Einen Monat kann ich nicht warten.«
»Es wird Ihnen leider in keinster Weise helfen«, sagte er.
»Nun gut, ich gebe Ihnen eine Mitteilung, die Sie an meine Eltern schicken und sie können mich abholen lassen. Das würde mein Problem lösen«, sagte sie.
»Ich werde den Flugplan der Starlord nicht offenlegen ...«, sprach er einfach weiter.
»Dann setzen Sie mich in ein Shuttle und lassen mich damit zum Schiff meiner Eltern bringen«, erwiderte sie.
»Wer ist der Empfänger der Nachricht?«, fragte Hiram.
»Mein Vater«, antwortete Sydenia.
Hiram hob eine Augenbraue und fragte: »Planet und voller Name?« Er wollte es einfach aus ihrem Mund hören, dass sie die Tochter dieses Monsters war.
»Horatio Malicious«, sagte sie, als würde der Ruf ihres Vaters auch bei ihm einiges auslösen. Immerhin war er als knallharter Geschäftsmann bekannt. »Elysium.«
Sofort versteifte er sich.
»Stimmt etwas nicht, Captain?«, erkundigte sie sich unbeeindruckt.
»Von Malicious Weaps?«, fragte er seinerseits.
»Genau dieser«, antwortete sie.
»In einem Monat auf Stars End«, sagte er gepresst. Im Grunde müsste er sie mit nach Seraph nehmen, um sie dort den Behörden zu übergeben.
»Gerade eben waren Sie noch einverstanden, dass man mich abholt und ich sollte meinen Eltern eine Nachricht schicken, sonst machen sie sich unnötig Sorgen.«
»Sie werden eine Mitteilung erhalten, dass sie Sie in einem Monat auf Seraph in Empfang nehmen können«, erwiderte Hiram.
»Sie haben davor von Stars End gesprochen und mein Vater wird garantiert keinen Fuß auf Seraph setzen«, gab sie zurück.
Hiram seufzte. »Also gut, Stars End.«
»Und nun würde ich gern erfahren, warum die Abholung nicht mehr in Frage kommt«, sagte sie.
»Kein Schiff von Malicious Weaps wird diesem zu nahe kommen wird.«
Sydenia schüttelte den Kopf. »Es wäre ein privates Shuttle meiner Familie, unbewaffnet und ohne jeglichen Grund Sie und Ihre Crew anzugreifen, wahrscheinlich werden meine Eltern sich noch erkenntlich zeigen.«
Hiram verneinte wieder. »Das wird nicht möglich sein«, erklärte er.
»Und warum nicht?«, fragte sie.
»Weil Ihr Vater auf diese Weise an Daten über die Starlord kommen wird.«
»Als ob meinen Vater Ihr Schiff interessieren würde«, murrte sie.
Abermals schüttelte er den Kopf. »Es wird dennoch nicht geschehen.«
Sydenia ließ die Schultern hängen. »Mein Mann könnte mich ebenfalls abholen«, log sie. Immerhin war die Hochzeit mit Sean erst geplant und noch nicht vollzogen worden.
»Das ist, fürchte ich, auch nicht möglich«, meinte Hiram.
»Also heißt es jetzt für mich, dass ich munter in diesem Wandschrank von Quartier bleibe für die nächsten vier Wochen?«, fragte sie.
Sie beherrschte sich, nicht aus der Haut zu fahren.
»Ich fürchte ja«, sagte Hiram.
»Sehr schön«, erwiderte sie voller Sarkasmus.
Was das angeht, wird sie von nun an auch überwacht werden, immerhin habe ich die Erbin eines feindlichen Großkonzerns auf seinem Schiff‘, dachte er.
»Möchten Sie in Ihr Zimmer zurück?«, fragte er freundlich.
»Ich bitte darum«, antwortete sie gefasst.
Hiram erhob sich und sie sich ebenso. Gemeinsam gingen sie den Weg zurück, den sie gekommen waren. Sydenia sah sich missmutig um. Sie erreichten ihre Logis nach zehn Minuten. Vor der offenen Tür sah sie ihn an.
»Vielen Dank für diese … Gefangenschaft, Captain«, sagte sie und verschwand, mit diesen Worten, in ihr Quartier.
Hiram war ebenfalls genervt und ließ sie allein.
Wovon beide nichts wussten, waren die Sender an und in ihrem Gepäck.