WENN NICHT, DANN NICHT

1. WIE ICH NACKT AUSSEHE

Als ich in meinem Schlafsack aufwachte, hatte der Regen aufgehört, und mein Bett war leer, die Laken abgezogen. Ich sah auf die Uhr. Es war 10 : 03. Und es war der 30. August, was bedeutete, mir blieben noch zehn Tage, bis die Schule wieder anfing, ein Monat, bis ich fünfzehn wurde, und nur drei Jahre, bis ich von zu Hause weg aufs College sollte, um mein Leben zu beginnen, was zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sehr wahrscheinlich schien. Aus diesem und anderen Gründen tat mir der Bauch weh. Ich spähte über den Flur in Birds Zimmer. Onkel Julian schlief, die Lesebrille auf der Nase, den zweiten Band der Vernichtung der europäischen Juden aufgeschlagen auf der Brust. Bird hatte den Set im Schuber von einer Cousine meiner Mutter geschenkt bekommen, die in Paris lebt und Interesse an ihm fand, nachdem wir sie zum Tee in ihrem Hotel getroffen hatten. Sie erzählte uns, ihr Mann habe im Widerstand gekämpft, worauf Bird seinen Versuch, aus Zuckerwürfeln ein Haus zu bauen, mit der Frage unterbrach: «Wem hat er widerstanden?»
Im Badezimmer zog ich T-Shirt und Unterwäsche aus, stellte mich auf die Klobrille und betrachtete mich im Spiegel. Ich versuchte, mir fünf Attribute einfallen zu lassen, die beschreiben sollten, wie ich aussah, und eines war dürr und ein anderes Meine Ohren stehen ab. Ich dachte über einen Nasenring nach. Als ich die Arme über den Kopf hob, wurde meine Brust hohl.

2. MEINE MUTTER SIEHT DURCH MICH HINDURCH

Unten saß meine Mutter in ihrem ewigen Kimono und las im Sonnenlicht die Zeitung. «Hat jemand für mich angerufen?», fragte ich. «Danke, gut, und selber?», sagte sie. «Aber ich habe nicht gesagt, wie geht es dir», sagte ich. «Ich weiß.» – «Im Familienkreis sollte man nicht immer höflich sein müssen.» – «Warum nicht?» – «Es wäre besser, jeder sagte einfach, was er meint.» – «Du meinst, dir ist es gleichgültig, wie es mir geht?» Ich starrte sie wütend an. «Dankegutundselber?», sagte ich. «Danke, gut», sagte meine Mutter. «Hat jemand angerufen?» – «Zum Beispiel?» – «Irgendjemand.» – «Ist was zwischen dir und Misha?» – «Nein», sagte ich, öffnete den Kühlschrank und untersuchte ein Stück welken Sellerie. Ich steckte einen englischen Muffin in den Toaster, während meine Mutter die Zeitung umblätterte und die Schlagzeilen überflog. Ich fragte mich, ob sie eigentlich merken würde, wenn ich den Muffin verkohlen ließ.
«Die Geschichte der Liebe fängt an, als Alma zehn ist, stimmt’s?», sagte ich. Meine Mutter blickte auf und nickte. «Und wie alt ist sie am Ende?» – «Schwer zu sagen. Es gibt so viele Almas in dem Buch.» – «Wie alt ist die älteste?» – «Nicht sehr. Vielleicht zwanzig.» – «Dann hört das Buch auf, als Alma erst zwanzig ist?» – «Irgendwie schon. Aber irgendwie ist das auch ziemlich kompliziert. In manchen Kapiteln wird sie nicht einmal erwähnt. Und der ganze Sinn für Zeit und Geschichte ist sehr diffus in diesem Buch.» – «Aber in keinem Kapitel gibt es eine Alma, die älter ist als zwanzig?» – «Nein», sagte sie. «Ich glaube nicht.»
Ich machte mir im Geist eine Notiz, wenn Alma Mereminski eine wirkliche Person war, müsste Litvinoff sich höchstwahrscheinlich in sie verliebt haben, als sie beide zehn waren, und zwanzig müsste dann das Alter sein, in dem sie nach Amerika abreiste und er sie offenbar zum letzten Mal gesehen hat. Warum sonst hätte das Buch enden sollen, als sie noch so jung war?
Ich aß den englischen Muffin mit Erdnussbutter im Stehen vor dem Toaster. «Alma?», sagte meine Mutter. «Was?» – «Komm, gib mir ein Küsschen», sagte sie, und ich tat es, obwohl mir gar nicht danach war. «Wie bist du nur so groß geworden?» Ich zuckte die Achseln und hoffte, sie würde nicht weiterreden. «Ich gehe in die Bücherei», sagte ich, was eine Lüge war, aber daran, wie sie mich ansah, merkte ich, dass sie nicht richtig gehört hatte, weil das, was sie sah, gar nicht ich war.

3. ALLE LÜGEN, DIE ICH JE ERZÄHLT HABE, WERDEN IRGENDWANN AUF MICH ZURÜCKFALLEN

Auf der Straße ging ich an Herman Cooper vorbei, der vor seinem Haus auf der Treppe saß. Er war den ganzen Sommer in Maine gewesen, wo er sich gebräunt und seinen Führerschein gemacht hatte. Er fragte mich, ob ich nicht gelegentlich mal eine Runde mit ihm drehen wolle. Ich hätte ihn an die Gerüchte erinnern können, die er über mich verbreitet hatte, einmal als ich sechs war, von wegen adoptiert und Puertoricanerin, oder als ich zehn war, von wegen bei ihm im Keller meinen Rock hochheben und ihm alles zeigen. Stattdessen sagte ich, mir werde schlecht vom Autofahren.
Ich ging noch einmal zur 31 Chambers Street, diesmal um herauszufinden, ob es nicht eine Heiratsurkunde von Alma Mereminski gab. Derselbe Mann mit der schwarzen Brille saß hinter dem Tisch in Zimmer 103. «Hallo», sagte ich. Er blickte auf. «Oh, Fräulein Kaninchenfleisch. Wie geht’s?» – «Dankegutundselber?», sagte ich. «Ganz anständig, denke ich.» Er blätterte die Seite einer Zeitschrift um und fügte hinzu: «Etwas müde, weißt du, und ich fürchte, es könnte eine Erkältung werden, und heute Morgen, als ich aufwachte, musste meine Katze brechen, was nicht so schlimm gewesen wäre, aber sie hat es ausgerechnet auf meinen Schuh gemacht.» – «Oh», sagte ich. «Und obendrein habe ich eben erfahren, dass sie mir meinen Kabelempfang abstellen wollen, weil ich aus Versehen etwas spät mit dem Bezahlen dran war, was bedeutet, dass ich alle meine Shows verpassen werde, und dann ist auch noch die Pflanze, die meine Mutter mir zu Weihnachten geschenkt hat, ein bisschen braun geworden, und wenn sie stirbt, kriege ich das ewig aufs Butterbrot geschmiert.» Ich wartete für den Fall, dass noch mehr aus ihm herauskäme, aber das tat es nicht, und so sagte ich: «Vielleicht hat sie geheiratet.» – «Wer?» – «Alma Mereminski.» Er klappte die Zeitschrift zu und sah mich an. «Du weißt nicht, ob deine eigene Urgroßmutter verheiratet war?» Ich wog meine Möglichkeiten ab. «Sie war nicht wirklich meine Urgroßmutter», sagte ich. «Ich dachte, du hättest gesagt –» – «Eigentlich waren wir nicht einmal verwandt.» Er schien verwirrt und etwas aufgebracht. «Tut mir leid. Das ist eine lange Geschichte», sagte ich, und etwas in mir hoffte, er würde mich fragen, warum ich sie suchte, damit ich ihm die Wahrheit erzählen konnte: dass ich mir nicht sicher sei, dass ich damit angefangen hätte, jemanden zu suchen, der meine Mutter wieder glücklich machen würde, jedoch, obwohl ich noch nicht aufgegeben hätte, ihn zu finden, mittendrin auf etwas anderes gestoßen sei, was mit der ursprünglichen Suche wohl zusammenhinge, aber auch anders sei, weil es mit mir selbst zu tun habe. Aber er seufzte nur und sagte: «Hätte sie dann vor 1937 geheiratet?» – «Ich bin mir nicht sicher.» Er seufzte, schob seine Brille den Nasenrücken hoch und sagte, in Zimmer 103 hätten sie nur Unterlagen über Eheschließungen bis 1937.
Wir sahen trotzdem nach, fanden aber keine Alma Mereminski. «Am besten, du gehst zum Ordnungsamt», sagte er niedergeschlagen, «da haben sie alle späteren Verzeichnisse.» – «Wo ist das?» – «1 Centre Street, Zimmer 252», sagte er. Ich hatte noch nie von der Centre Street gehört, und so fragte ich nach dem Weg. Da es nicht so weit war, beschloss ich, zu Fuß zu gehen, und unterwegs stellte ich mir in der ganzen Stadt Zimmer vor, die Archive beherbergten, von denen noch nie jemand gehört hatte, wie das der letzten Wörter, der Flunkereien und der falschen Abkömmlinge Katharinas der Großen.

4. DIE ZERTRETENE GLÜHBIRNE

Der Mann hinter dem Tisch im Ordnungsamt war alt. «Nuu, was kann ich für dich tun?», fragte er, als ich an der Reihe war. «Ich möchte herausfinden, ob eine Frau mit dem Mädchennamen Alma Mereminski geheiratet und einen anderen Namen angenommen hat», sagte ich. Er nickte und schrieb etwas auf. «M-E-R», begann ich, und er sagte: «E-M-I-N-S-K-I. Oder mit Y?» – «I», sagte ich. «Dacht ich’s mir», sagte er. «Wann hätt sie geheiratet?» – «Weiß ich nicht. Irgendwann nach 1937. Wenn sie noch lebt, ist sie wahrscheinlich um die achtzig.» – «Erste Ehe?» – «Ich glaube schon.» Er kritzelte eine Notiz auf seinen Block. «Eine Ahnung von dem Mann dazu?» Ich schüttelte den Kopf. Er leckte sich den Finger, blätterte um und schrieb wieder etwas auf. «Die Eheschließung – wär die nur auf dem Standesamt gewesen oder mit Priester, oder denkst, dass es ein Rabbi war?» – «Wahrscheinlich ein Rabbi», sagte ich. «Dacht ich’s mir», sagte er.
Er zog eine Schublade auf und nahm eine Rolle Life Savers heraus. «Pfefferminz?» Ich schüttelte den Kopf. «Nimm», sagte er, also nahm ich eins. Er warf eins ein und lutschte. «Kam wohl aus Polen, oder?» – «Woher wissen Sie das?» – «Kein Problem», sagte er, «bei so einem Namen.» Er rollte das Pfefferminz mit der Zunge von einer Seite auf die andere. «Ist sie vielleicht neununddreißig, vierzig hergekommen, vor dem Krieg? Sie wär dann» – er leckte sich den Finger und blätterte eine Seite zurück, holte einen Taschenrechner heraus und tippte mit dem Radiergummi seines Bleistifts Ziffern ein – «neunzehn, zwanzig wär sie dann gewesen. Allerhöchstens einundzwanzig, würd ich schätzen.»
Er schrieb die Zahlen auf den Block. Er zischte tzzz durch die Zähne und schüttelte den Kopf. «Muss einsam gewesen sein, das arme Ding.» Mit fragendem Blick sah er zu mir auf. Seine Augen waren blass und wässrig. «Ich glaube wohl», sagte ich. «Sicher war sie das!», sagte er. «Wen kennt sie schon? Niemand! Nur vielleicht einen Cousin, der nichts von ihr wissen will. Er lebt jetzt in Amerika, der große macher, was kann er sie gebrauchen, dieses Flüchtlingskind? Sein Junge spricht akzentfrei Englisch, irgendwann wird er ein reicher Anwalt sein, und das Letzte, was er gebrauchen kann, ist diese polnische mischpoche, die ausgemergelt wie der Tod bei ihm an die Tür klopft.» Es schien nicht angebracht, etwas zu sagen, also sagte ich nichts. «Vielleicht hat sie Glück, einmal, zweimal lädt er sie zum schabbes ein, und da schimpft seine Frau, schließlich haben sie für sich selbst nicht was zu essen, sie muss den Schlachter bitten, ihr das Hühnchen nochmal auf Kredit zu geben. Das ist das letzte Mal, sagt sie ihrem Mann, biete einem Schwein deinen Stuhl an, schon will es auf den Tisch!, ganz zu schweigen von ihrer Familie drüben in Polen, alle von den Mördern umgebracht, bis auf den letzten Mann, mögen sie in Frieden ruhen, von meinem Mund in Gottes Ohren.»
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber er schien zu warten, also sagte ich: «Es muss schrecklich gewesen sein.» – «Das kann ich dir sagen», sagte er, dann machte er wieder tzzz zwischen den Zähnen und sagte: «Das arme Ding. Da war ein Goldfarb, Arthur Goldfarb, wegen dem kam neulich irgendwer vorbei, die Großnichte, glaube ich. Ein Doktor war er, sie hatte ein Foto, stattlicher Bursche, aber nicht die richtige Partie, schon nach einem Jahr geschieden, hat sich herausgestellt. Hätt exakt gepasst für deine Alma.» Er knirschte mit dem Pfefferminz und wischte sich mit einem Taschentuch die Nase. «Meine Frau sagt, es ist keine Kunst, Tote zu verkuppeln, aber ich sage, wenn du immer nur Essig trinkst, weißt du gar nicht, dass es auch was Süßeres gibt.» Er stand von seinem Stuhl auf. «Bitte warte hier.»
Als er wiederkam, war er außer Atem. Er hievte sich wieder auf den Hocker. «Wie Gold suchen, so schwierig war’s, diese Alma zu finden.» – «Haben Sie?» – «Was?» – «Sie gefunden?» – «Sicher hab ich sie gefunden, was wär ich denn für ein Angestellter, wenn ich nicht ein hübsches Mädchen fänd? Alma Mereminski, da haben wir sie. Eheschließung 1942 in Brooklyn mit Mordecai Moritz, vollzogen von einem Rabbi Greenberg. Auch die Namen der Eltern sind dabei.» – «Und das ist sie wirklich?» – «Wer sonst? Alma Mereminski, hier steht es schwarz auf weiß, geboren in Polen. Er ist in Brooklyn geboren, aber die Eltern kamen aus Odessa. Hier steht, sein Vater besaß eine Kleiderfabrik, dann hat sie’s doch nicht so schlecht gehabt. Ehrlich gesagt, ich bin erleichtert. Könnte eine schöne Hochzeit gewesen sein. In diesen Zeiten, da hat der chasn wohl mit dem Fuß eine Glühbirne zertreten, weil ein richtiges Glas, das konnte sich niemand leisten.»

5. IN DER ARKTIS GIBT ES KEINE MÜNZFERNSPRECHER

Ich fand ein Münzgerät und rief zu Hause an. Onkel Julian nahm ab. «Hat jemand für mich angerufen?», fragte ich. «Ich glaube nicht. Tut mir leid, dass ich dich letzte Nacht geweckt habe, Al.» – «Ist schon gut.» – «Hat mich sehr gefreut, unser kleiner Schwatz.» – «O ja», sagte ich und hoffte nur, er würde nicht wieder mit meiner Zukunft als Malerin anfangen. «Was meinst du, sollen wir nicht heute Abend essen gehen? Oder hast du etwas anderes vor?» – «Habe ich nicht», sagte ich.
Ich legte auf und rief die Auskunft an. «Welcher Bezirk?» – «Brooklyn.» – «Welcher Eintrag?» – «Moritz. Der Vorname ist Alma.» – «Geschäftlich oder privat?» – «Privat.» – «Ich habe nichts unter diesem Namen.» – «Und Mordecai Moritz?» – «Nein.» – «Also dann, was ist mit Manhattan?» – «Da habe ich einen Mordecai Moritz an der 52nd.» – «Wirklich?», sagte ich. Ich konnte es nicht glauben. «Bleiben Sie dran, die Nummer wird angesagt.» – «Warten Sie!», sagte ich. «Ich brauche die Adresse.» – «Vierundfünfzig East 52nd», sagte die Frau. Ich schrieb es in meine Handfläche und nahm die nächste Subway stadtaufwärts.

6. ICH KLOPFE, UND SIE MACHT AUF

Sie ist alt, mit langem weißem Haar, das von einem Hornkamm nach hinten gehalten wird. Sonnenlicht durchflutet ihre Wohnung, und sie hat einen Papagei, der sprechen kann. Ich erzähle ihr, wie mein Vater, David Singer, Die Geschichte der Liebe im Schaufenster eines Buchladens in Buenos Aires entdeckte, als er, zweiundzwanzig Jahre alt, allein mit einer topographischen Karte, einem Kompass, einem Schweizer Armeemesser und einem spanisch-hebräischen Wörterbuch auf Reisen war. Ich erzähle ihr auch von meiner Mutter und ihrer Wand aus Wörterbüchern, und von Emanuel Chaim, im Namen seiner Freiheit Bird genannt, und wie er den Versuch zu fliegen mit einer bleibenden Narbe am Kopf überlebte. Sie zeigt mir ein Bild von sich, als sie in meinem Alter war. Der sprechende Papagei kreischt «Alma!», und beide drehen wir uns um.

7. DIE BERÜHMTEN SCHRIFTSTELLER MACHEN MICH KRANK

Tagträumend verpasste ich meine Haltestelle und musste zehn Blocks zurücklaufen, und mit jedem Block wurde ich nervöser und meiner Sache weniger sicher. Was, wenn Alma – die wirkliche, lebendige Alma – tatsächlich die Tür aufmachte? Was sollte ich zu jemandem sagen, der den Seiten eines Buches entstiegen war? Und was, wenn sie nie von der Geschichte der Liebe gehört hatte? Und was, wenn ja, sie es aber vergessen wollte? Ich war so damit beschäftigt gewesen, sie zu finden, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen war, sie könnte sich vielleicht nicht finden lassen wollen.
Aber zum Nachdenken blieb keine Zeit mehr, weil ich bereits am Ende der 52nd Street vor dem Gebäude stand. «Kann ich helfen?», fragte der Portier. «Ich heiße Alma Singer. Ich möchte zu Mrs. Alma Moritz. Ist sie zu Hause?», fragte ich. «Mrs. Moritz?», sagte er. Er machte ein seltsames Gesicht, als er ihren Namen sagte. «Oj», sagte er. «Nein.» Er sah aus, als habe er Mitleid mit mir, und dann hatte ich Mitleid mit mir selbst, weil er als Nächstes sagte, Alma sei nicht mehr am Leben. Sie war vor fünf Jahren gestorben. So fand ich heraus, dass alle, nach denen ich benannt war, tot waren. Alma Mereminski, mein Vater David Singer und meine Großtante Dora, die im Warschauer Ghetto starb und von der ich meinen hebräischen Namen, Deborah, hatte. Warum werden Menschen immer nach Toten benannt? Wenn sie schon nach etwas benannt werden müssen, warum können es dann nicht Dinge sein, die mehr Bestand haben, wie der Himmel oder das Meer, von mir aus auch Ideen, die nie wirklich sterben, nicht einmal schlechte?
Der Portier hatte geredet, aber jetzt unterbrach er sich. «Alles in Ordnung?», fragte er. «Dankegut», sagte ich, obwohl ich mich nicht so fühlte. «Willst du dich hinsetzen oder irgendwas?» Ich schüttelte den Kopf. Ich weiß nicht warum, aber ich dachte an die Zeit, als Dad mit mir in den Zoo zu den Pinguinen gegangen war und mich in der fischig und feucht riechenden Kälte auf seine Schultern gesetzt hatte, damit ich meine Nase an die Scheibe pressen und zusehen konnte, wie sie gefüttert wurden, und wie er mir beibrachte, das Wort Antarktis auszusprechen. Dann fragte ich mich, ob das je wirklich passiert war.
Da es nichts mehr zu sagen gab, sagte ich: «Haben Sie schon einmal von einem Buch gehört, das Die Geschichte der Liebe heißt?» Der Portier zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. «Wenn du über Bücher reden willst, solltest du mit dem Sohn reden.» – «Almas Sohn?» – «Sicher. Isaac. Ab und zu kommt er immer noch her.» – «Isaac?» – «Isaac Moritz. Der berühmte Schriftsteller. Wusstest du nicht, dass er ihr Sohn war? Glaub mir, er benutzt die Wohnung immer noch, wenn er in der Stadt ist. Willst du eine Nachricht dalassen?», fragte er. «Nein danke», sagte ich, weil ich nie noch etwas von einem Isaac Moritz gehört hatte.

8. ONKEL JULIAN

An diesem Abend bestellte Onkel Julian sich ein Bier und mir eine Mango-Lassi und sagte: «Ich weiß, manchmal ist es schwer mit Mum.» – «Sie vermisst Dad», sagte ich, was ungefähr das Gleiche war wie zu betonen, dass ein Wolkenkratzer hoch ist. Onkel Julian nickte. «Ich weiß, du hast deinen Opa nicht gekannt. In vielen Dingen war er ganz wunderbar. Aber er war auch ein schwieriger Mensch. Beherrschend wäre ein nettes Wort dafür. Er hatte sehr strenge Regeln, wie deine Mum und ich leben sollten.» Der Grund, warum ich meinen Opa kaum kannte, war der, dass er ein paar Jahre nach meiner Geburt bei einem Erholungsaufenthalt in einem Hotel in Bournemouth an Altersschwäche gestorben war. «Charlotte hat das meiste abgekriegt, weil sie die Älteste und ein Mädchen war. Ich glaube, darum hat sie es immer abgelehnt, dir und Bird zu sagen, was oder wie ihr etwas tun solltet.» – «Außer beim guten Benehmen», betonte ich. «Nein, sie beschränkt sich doch nicht aufs Benehmen, oder? Ich meine, was ich sagen wollte, ist, dass sie vielleicht manchmal etwas entrückt scheint. Sie hat ihre eigenen Sachen, mit denen sie fertig werden muss. Die eine ist, dass sie deinen Dad vermisst. Sich gegen ihren eigenen Vater aufzulehnen ist eine andere. Aber du weißt, wie sehr sie dich liebt, Al, nicht wahr?» Ich nickte. Onkel Julian lächelte immer etwas schief, weil sich ein Mundwinkel weiter nach oben verzog als der andere, als weigere sich etwas in ihm, mit dem Rest zusammenzuarbeiten. «Also dann», sagte er und hob sein Glas. «Auf dass du bald fünfzehn wirst und ich dieses verdammte Buch fertig kriege.»
Wir stießen an. Dann erzählte er mir die Geschichte, wie er sich in Alberto Giacometti verliebt hatte, als er fünfundzwanzig war. «Und wie hast du dich in Tante Frances verliebt?», fragte ich. «Oh», sagte Onkel Julian und wischte sich die Stirn, die feucht und glänzend war. Er bekam eine kleine Glatze, die ihm aber gut stand. «Willst du das wirklich wissen?» – «Ja.» – «Sie trug lange blaue Strümpfe.» – «Wie meinst du das?» – «Ich sah sie im Zoo vor dem Schimpansenkäfig, und sie trug leuchtend blaue Strümpfe. Und ich dachte: Das ist das Mädchen, das ich heiraten werde.» – «Wegen ihrer Strümpfe?» – «Ja. Das Licht schien wunderschön auf sie. Und sie war vollständig von einem Schimpansen gebannt. Aber hätte sie nicht die Strümpfe getragen, glaube ich nicht, dass ich je zu ihr hingegangen wäre.» – «Denkst du manchmal darüber nach, was passiert wäre, wenn sie die Strümpfe an diesem Tag nicht angezogen hätte?» – «Die ganze Zeit», sagte Onkel Julian. «Vielleicht wäre ich dann ein viel glücklicherer Mensch geworden.» Ich schob das Tikka Masala auf meinem Teller herum. «Aber wahrscheinlich nicht.» – «Und was, wenn du es doch geworden wärest?», fragte ich. Onkel Julian seufzte. «Fange ich einmal an, darüber nachzudenken, ist es schwierig, mir überhaupt irgendetwas – Glück oder sonst was – ohne sie vorzustellen. Ich habe so lange mit Frances zusammengelebt, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann, wie das Leben mit einem anderen Menschen aussehen oder wie es sich anfühlen würde.» – «Einem wie Flo?», sagte ich. Onkel Julian blieb der Bissen im Hals stecken. «Wie kommst du auf Flo?» – «Ich habe deinen angefangenen Brief im Abfallkorb gefunden.» Sein Gesicht lief rot an. Ich blickte nach oben, auf die Landkarte von Indien an der Wand. Jede Vierzehnjährige sollte wissen, wo sich der geographische Standort von Kalkutta befindet. Es reicht nicht, durch die Gegend zu spazieren ohne die leiseste Ahnung, wo Kalkutta liegt. «Verstehe», sagte Onkel Julian. «Also gut, Flo ist eine Kollegin von mir am Courtauld Institute. Und sie ist eine gute Freundin, worauf Frances immer etwas eifersüchtig war. Es gibt gewisse Dinge – wie soll ich das ausdrücken, Al? Na schön. Ich will dir ein Beispiel geben. Darf ich dir ein Beispiel geben?» – «Von mir aus.» – «Es gibt ein Selbstporträt von Rembrandt. Es hängt in Kenwood House, ganz in der Nähe von dort, wo wir wohnen. Als du klein warst, haben wir dich einmal mitgenommen. Erinnerst du dich?» – «Nein.» – «Macht nichts. Es geht darum, dass es eines meiner Lieblingsgemälde ist. Ich sehe es mir ziemlich oft an. Ich mache einen Spaziergang, gehe durch die Heide, und dann lande ich dort. Es ist eines der letzten Selbstporträts, die er gemacht hat. Er malte es irgendwann zwischen 1665 und seinem Tod vier Jahre später, bankrott und allein. Ganze Flächen der Leinwand sind leer. Die Pinselstriche haben eine gehetzte Intensität – man sieht, wo er mit dem Pinselstiel in der nassen Farbe gekratzt hat. Es ist, als habe er gewusst, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Trotzdem ist da eine gewisse Heiterkeit in seinem Gesicht, ein Ausdruck von etwas, das sein eigenes Ende überlebt hat.» Ich rutschte tiefer ins Polster der Sitzbank und schlenkerte mit dem Fuß, wobei ich Onkel Julian versehentlich ans Bein trat. «Was hat das mit Tante Frances und Flo zu tun?», fragte ich. Einen Augenblick wirkte er verloren. «Ich weiß wirklich nicht», sagte er, wischte sich erneut die Stirn und verlangte die Rechnung. Schweigend saßen wir da. Onkel Julians Mund zuckte. Er nahm einen Zwanziger aus der Geldbörse, faltete ihn in ein kleines Rechteck und dieses in ein noch kleineres Rechteck. Dann sagte er sehr schnell: «Fran war das Gemälde scheißegal», und führte sein leeres Bierglas an die Lippen.
«Wenn du es wissen willst, ich finde nicht, dass du ein Hund bist», sagte ich. Onkel Julian lächelte. «Darf ich dich etwas fragen?», sagte ich, während der Ober das Wechselgeld holte. «Natürlich.» – «Haben Mom und Dad je gestritten?» – «Das will ich doch annehmen. Bestimmt, manchmal. Nicht mehr als alle anderen.» – «Glaubst du, Dad hätte gewollt, dass Mom sich wieder verliebt?» Onkel Julian schenkte mir ein schiefes Lächeln. «Das tue ich», sagte er. «Ich glaube, das hätte er sehr gern gewollt.»

9. MERDE

Als wir nach Hause kamen, war meine Mutter hinter dem Haus im Garten. Durchs Fenster sah ich sie in einem dreckigen Overall am Boden knien und im letzten Tageslicht Blumen pflanzen. Ich stieß die Fliegendrahttür auf. Das alte Laub war weggekehrt, alles, was jahrelang ins Kraut geschossen war, gejätet, und vier schwarze Müllsäcke standen neben der eisernen Gartenbank, auf der nie jemand saß. «Was machst du da?», rief ich. «Chrysanthemen und Astern pflanzen», sagte sie. – «Wieso das?» – «Ich war gerade in Stimmung.» – «Wieso in Stimmung?» – «Heute Nachmittag habe ich wieder ein paar Kapitel abgeschickt, und da dachte ich mir, ich mach etwas Entspannendes.» – «Was?» – «Ich sagte, ich habe wieder ein paar Kapitel an Jacob Marcus abgeschickt, und da wollte ich ein bisschen entspannen», wiederholte sie. Ich konnte es nicht glauben. «Du hast die Kapitel selber abgeschickt? Sonst gibst du mir doch immer alles, damit ich es zur Post bringe!» – «Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass dir das so viel bedeutet. Aber du warst sowieso den ganzen Tag weg. Und ich wollte es aus dem Haus haben. Da habe ich es eben selbst gemacht.» SELBST GEMACHT?, wollte ich schreien. Meine Mutter, ihre eigene Spezies, setzte eine Blume in ein Loch und fing an, es mit Erde zu füllen. Sie wandte sich um und sah mich über die Schulter an. «Dad liebte es, im Garten zu arbeiten», sagte sie, als hätte ich ihn nicht gekannt.

10. ERINNERUNGEN, DIE MEINE MUTTER MIR VERMITTELT HAT

 
  1. Wegen der Schule im Stockdunkeln aufstehen
  2. Nahe ihrem Elternhaus in Stamford Hill in den Trümmern ausgebombter Häuser spielen
  3. Der Geruch alter Bücher, die ihr Vater aus Polen mitgebracht hatte
  4. Das Gefühl der großen Hand ihres Vaters auf ihrer Hand, wenn er freitagabends den Segen sprach
  5. Die türkische Gulet, auf der sie von Marseille nach Haifa fuhr; ihre Seekrankheit
  6. Die große Stille und die leeren Felder Israels, aber auch das Summen der Insekten während ihrer ersten Nacht im Kibbuz Yavne, das der Stille und der Leere Tiefe und Räumlichkeit verlieh
  7. Die Zeit, als mein Vater mit ihr ans Tote Meer fuhr
  8. Sand in den Taschen ihrer Kleider fühlen
  9. Der blinde Fotograf
  10. Mein Vater beim Autofahren mit einer Hand am Lenkrad
  11. Regen
  12. Mein Vater
  13. Tausende von Seiten

11. WIE MAN DAS HERZ WIEDER ZUM SCHLAGEN BRINGT

Kapitel 1 bis 28 der Geschichte der Liebe lagen aufgestapelt neben dem Computer meiner Mutter. Ich durchsuchte den Papierkorb, aber es waren keine Entwürfe der Briefe, die sie Marcus geschickt hatte, zu finden. Das Einzige war ein zerknülltes Blatt, auf dem stand: Zurück in Paris, kamen Alberto Zweifel.

12. ICH GAB AUF

Das war das Ende meiner Suche nach jemandem, der meine Mutter wieder glücklich machen würde. Ich verstand endlich, dass ich tun oder finden konnte, was oder wen ich wollte, ich, er, niemand von uns würde je in der Lage sein, ihre Erinnerungen an Dad zu bezwingen, Erinnerungen, die sie besänftigten, so traurig sie auch waren, weil sie sich eine Welt daraus gebaut hatte, in der sie, wenn auch sonst niemand, überleben konnte.
In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Die Atemgeräusche sagten mir, dass auch Bird wach war. Ich wollte ihn fragen, was mit dem selbst gebauten Ding auf dem verwahrlosten Grundstück sei und woher er wusste, dass er ein lamed wownik war, und ihm sagen, es tue mir leid, dass ich ihn wegen der Kritzelei in meinem Notizbuch beschimpft hatte. Ich wollte sagten, dass ich Angst hatte, um ihn und um mich, und wollte ihm die Wahrheit über all die Lügen sagen, die ich ihm all diese Jahre erzählt hatte. Ich flüsterte seinen Namen. «Jaa?», flüsterte er zurück. Ich lag im Dunkeln und der Stille, die nichts waren gegen das Dunkel und die Stille, in denen mein Vater als kleiner Junge in einem Haus an einer ungeteerten Straße in Tel Aviv gelegen, oder das Dunkel und die Stille, die meine Mutter in ihrer ersten Nacht im Kibbuz Yavne empfunden hatte, die aber auch etwas von diesem Dunkel und dieser Stille enthielten. Ich versuchte zu überlegen, was ich sagen wollte. «Ich bin nicht wach», sagte ich schließlich. «Ich auch nicht», sagte Bird.
Später, als Bird endlich eingeschlafen war, machte ich meine Taschenlampe an und las noch ein wenig in der Geschichte der Liebe. Ich dachte darüber nach, wie ich, wenn ich aufmerksam genug las, etwas Wahres über meinen Vater und über die Dinge herausfinden könnte, die er mir hätte sagen wollen, wenn er nicht gestorben wäre.
Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. Ich hörte Bird über mir herumkramen. Als ich die Augen aufschlug, wickelte er die Laken zu einem Knäuel, und der Hosenboden seines Schlafanzugs war nass.

13. DANN WURDE ES SEPTEMBER

Und der Sommer war vorbei, Misha und ich sprachen offiziell nicht miteinander, von Jacob Marcus kamen keine Briefe mehr, und Onkel Julian kündigte seine Rückkehr nach London an, um die Dinge mit Tante Frances zu klären. Am Abend bevor er zum Flughafen fuhr und mein zehntes Schuljahr begann, klopfte er an meine Tür. «Weißt du, was ich dir über Frances und den Rembrandt gesagt habe», sagte er, als ich ihm aufmachte. «Können wir so tun, als hätte ich das nie gesagt?» – «Was willst du gesagt haben?», sagte ich. Er lächelte, indem er die Zahnlücke zwischen seinen Schneidezähnen zeigte, die wir beide von meiner Großmutter geerbt hatten. «Danke», sagte er. «Und hier, ich habe etwas für dich.» Er gab mir einen großen Umschlag. «Was ist das?» – «Mach’s auf.» Drinnen war der Katalog einer Kunstschule in der Stadt. «Nur weiter, lies.» Ich schlug den Deckel auf, und ein Stück Papier flatterte auf den Boden. Onkel Julian bückte sich und hob es auf. «Hier», sagte er und wischte sich die Stirn. Es war ein Anmeldeformular. Darauf stand mein Name und der Titel eines Kurses, «Zeichnen nach Modell». «Eine Karte ist auch dabei», sagte er. Ich fasste in den Umschlag. Es war eine Postkarte mit dem Selbstporträt von Rembrandt. Auf der Rückseite stand: Liebe Al, Wittgenstein hat einmal geschrieben, wenn die Augen etwas Schönes sähen, wollten die Hände es zeichnen. Ich wünschte, ich könnte dich zeichnen. Herzlichen Glückwunsch zu deinem Baldigen. Alles Liebe, dein Onkel Julian.
Die Geschichte der Liebe
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