17 Noch weit entfernt vom Tor der Glückseligkeit

Lalla war ziemlich stolz auf sich. Zwar brachte sie nur Nedim mit, aber der andere, dieser Diamantis, den Gaby unbedingt sehen wollte, würde zwangsläufig aufkreuzen, wenn er ihre Nachricht erhielt. Zumindest hoffte Lalla, dass es so ablaufen würde. Jetzt schlichen sich leichte Zweifel ein. Nedim hatte ihr gesagt, dass Diamantis letzte Nacht nicht zurückgekehrt war.

»Wenn du mich fragst, der hat sich ne flotte Biene geangelt. Wer weiß, er wird heute Nacht wohl wieder auswärts schlafen. Wir kommen auch ohne ihn aus, oder nicht?«

Er warf Lalla einen Blick zu. Im Profil sah sie ebenso aufreizend aus wie von vorn. Das kam selten vor. Das Profil war entscheidend bei einer Frau. So viele hatte er gekannt, die, kaum wendeten sie den Kopf, nur noch Adlernase oder Spitzkinn zeigten. Lallas Profil hingegen war perfekt von oben bis unten, und Nedim ließ sich nicht das Geringste davon entgehen. Dieses Mädchen verdiente etwas Besseres als das Schummerlicht der Nachtclubs.

Vor allem hatten es ihm ihre Beine angetan. Sie trug einen schwarzen, engen, superkurzen Rock. Die Bewegung ihrer Oberschenkel, wenn sie bremste oder auf die Kupplung trat, ließ ihn erschauern. Er brannte vor Lust, seine Hand darauf zu legen. Aber er brachte sich zur Vernunft. Scheiße, bloß weil sie gekommen war, ihn abzuholen, konnte er sich nicht alles herausnehmen. Später vielleicht. Bestimmt sogar. Ja, er würde Lalla rumkriegen. Und dieser Spinner Abdul Aziz mit seinem Domino, das konnte er sich heute Nacht in den Arsch stecken.

Beim Whisky hatten sie noch drei Partien gespielt. Nedim hatte alle drei verloren.

»Kannst du nicht mal die Klappe halten?«, hatte Abdul gefragt. Nedim redete zu viel, deshalb konnte er sich nicht konzentrieren. Aber Reden war nun mal Nedims zweite Natur. »Wenn wir nicht miteinander reden, wozu können wir dann sprechen, he?«, hätte Nedim am liebsten geantwortet. Aber er schluckte es runter. Abdul spielte, um zu gewinnen, und Nedim, um zu reden. Zwei getrennte Welten. Deshalb wurde Abdul wunderlich. Er sprach wenig und dachte zu viel.

»Warum hauen Sie hier nicht ab?« Nedim konnte sich die Frage nicht verkneifen. Sie standen am Anfang der vierten Partie.

»Darum«, antwortete Abdul.

»Und was sagt Ihre Frau dazu, dass Sie hier rumhängen?«

»Du gehst mir auf den Wecker, Nedim! Stell ich dir etwa irgendwelche Fragen?«

»Das ist es ja … Wenn Sie mir welche stellen würden, würde ich Ihnen sagen, in was für einem Dreck ich stecke. Das ist wirklich wahr! Verdammt, ich hab mit meiner Mutter telefoniert. Ich hab angekündigt, dass ich komme. Es ist vorbei, ich gehe nicht mehr fort, Mama.‹ Begreifen Sie? Jetzt wartet das ganze Dorf auf mich. Besonders meine Braut …«

»Nedim, du hättest längst da sein können.«

»Ja, ja – Aber ich bin nicht dort. Und was mach ich jetzt?

Das frage ich Sie. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Ihren Saustall auf dem Deck aufräume! Nein, verdammt noch mal …« Er hatte sich die Flasche geschnappt und ihre Gläser neu gefüllt. »Hören Sie«, hatte er gedrängt und sich über die Dominosteine gebeugt, »wir können einen Trick finden. Sagen, dass ich von Arabern überfallen worden bin, irgend so was …«

»Von Arabern?«

»Ja, nein, Sie verstehen schon. Wer auch immer, das kommt nicht so drauf an. Sie stecken mir etwas Geld zu oder ein Zugticket und ich verschwinde. Ciao, Nedim. Das wars, verflucht, das ist doch nicht so schwer.«

Ein Zugticket, seine hundert Dollar, drei- oder vierhundert Francs, die er Abdul Aziz aus der Nase ziehen könnte, wenn er sich als Volltrottel ausgab, und vielleicht sogar noch einmal so viel von Diamantis, wenn er sich an seiner Schulter ausweinte – damit könnte er in sein Dorf zurückkehren, ohne eine allzu jämmerliche Figur abzugeben. Er würde die Dollar seiner Mutter, Aysel, ihrem Vater und seinen Freunden zeigen. Alle Welt würde glauben, er hätte die Taschen voll. Man würde ihn ernst nehmen. Das war ein guter Plan.

Abdul, der verrückte Spinner, war nicht darauf eingegangen. »Spiel«, hatte er nur gesagt. »Spiel und halt die Schnauze.«

 

»Wo fahren wir hin?«, fragte er Lalla, als er sah, dass sie am Alten Hafen Richtung Quai de Rive-Neuve und Corniche fuhr.

»Wir treffen uns mit Gaby in einer Bar. He, du bist ja nicht gerade gesprächig heute.«

Nedim musste lachen. Kaum hielt er einmal den Mund, warf man es ihm vor. »Kann ich eine Zigarette von dir schnorren?«

Lalla hatte die Schachtel mit dem Feuerzeug auf ihrem Schoß liegen, in der Mulde zwischen den Beinen auf dem kurzen Rock. »Bedien dich«, sagte sie.

Seine Samenleiter reagierten prompt. Als er das Päckchen auf ihren Rock zurücklegte, konnte Nedim sich natürlich nicht beherrschen und musste ihren Oberschenkel streifen. Lalla lächelte. Der Typ war wie Wachs in ihren Händen. Sie verstand, warum Gaby ihn haben wollte.

»Wenn Diamantis nicht da ist, bring den anderen mit, Nedim. Und hinterlass eine Nachricht für Diamantis. Damit er weiß, wo er uns findet.«

Lalla hatte keine Fragen gestellt. Sie war bei dem Wachmann an Tor 3A aufgekreuzt, lächelnd von Kopf bis Fuß in einem Hauch von Rock und mit leicht geöffneter Bluse. Auf den Empfangsschalter gestützt, damit ihr Busen zur Geltung kam, setzte sie ihm auseinander, dass sie Diamantis, einen Seemann von der Aldebaran, zu sprechen wünschte. Dringend! »Diamantis ist Erster Offizier, kein einfacher Seemann. Er ist nicht da. An Bord ist nur ein Seemann. Der Kapitän ist schon vor einiger Zeit fortgegangen. Geht es um die Mannschaft?«

Lalla hatte sich eine Zigarette angesteckt, während sie ihn fest ansah. Wenn sie so an ihrer Kippe zog, einen langen Zug machte, war sie unwiderstehlich. Das hatte ihr ein Kerl gesagt. Sie zweifelte nicht daran.

»Wie heißen Sie mit Vornamen?«

»Vincent«, antwortete er verwirrt. Seine Augen wanderten von Lallas Lippen zu ihrem Ausschnitt.

»Gut, Vincent, kann ich Taksim sprechen? Nedim Taksim.«

»Den Türken?«

»Es ist dringend, Vincent. Da Diamantis nicht hier ist …«

Er hatte die Schranke am Eingang geschlossen und sich mit einem Dienstwagen, einem R5, auf die Suche nach Nedim gemacht. »Sagen Sie, dass ich gleich zurück bin, wenn einer kommt.«

»Keine Sorge, Vincent.« Sie hätte zehn Laster reinlassen können, um sämtliche Container im Hafen auszuräumen. Bei dem Gedanken musste sie lächeln.

Während der Fahrt dachte Lalla an Gaby. Seit Diamantis im Habana aufgetaucht war, war sie nicht mehr dieselbe. Nervöser, zerstreuter. Abwesend. Und nachdenklich. Das war nicht Gabys Art. Sie verstand es, die Typen einzulullen und ihnen das Geld aus der Nase zu ziehen, aber kalt. Sie beherrschte ihr Handwerk. In Nedim hatte sie auf den ersten Blick das perfekte Opfer erkannt.

Sie war einen Schritt zurückgetreten.

»Oh, mein Gott!«, hatte sie ausgerufen.

»Was ist?«, hatte Lalla gefragt.

Gaby hatte sich auf einen Stuhl fallen lassen, schockiert. »Der Typ da. Bei Dug.«

Lalla hatte sich den Typ diskret aus der Nähe angesehen und war zu Gaby zurückgekehrt. Sie sog krampfhaft an einer Zigarette. »Wer ist das?«

»Den hab ich mal geliebt. Vor langer Zeit. Er erinnert sich bestimmt nicht einmal mehr an mich.«

»Na und?«

»Verstehst du denn nicht, Lalla. Wir nehmen einen Dummkopf aus, und ich stolpere über ihn. Diamantis.«

Nein, Lalla verstand nicht. »Was hat der Typ dir getan?«

»Was er mir getan hat?« Gabys Blick hatte sich auf den Spuren der Vergangenheit verloren. In jener kurzen, glücklichen Zeit, als sie sich Amina nannte. Sie konnte sich an einen Augenblick erinnern. Diamantis lüftete behutsam das Sweat-Shirt, das sie direkt auf der Haut trug. Er streichelte ihren Bauch mit so viel Zärtlichkeit, dass sie ihren Körper nicht mehr spürte. Erst danach drang er in sie ein. Eine Ewigkeit danach. Da wusste sie, dass sie ihm für immer gehörte. Hinterher kam Schmutz und Dreck, aber dieser Augenblick lebte in ihr weiter.

»Nimm mich mit«, hatte sie Diamantis ins Ohr geflüstert. »Nimm mich mit.« Kurz bevor er seinen Samen in ihren Schoß spritzte. So viel Zärtlichkeit hatte Lalla noch nie in Gabys Blick gesehen.

»Ruf Dug.«

Gaby war nicht die Geschäftsführerin im Habana. Aber sie war es, die die Bar in Schwung hielt. Mit Lalla. Niemand konnte die Männer so gut um den Finger wickeln. Die drei anderen Mädchen, die dort beschäftigt waren, konnten ihnen nicht das Wasser reichen. Zweifellos, weil Gaby und Lalla ihren Spaß bei der Sache hatten. Zweifellos ebenfalls, weil sie beide nicht an den Märchenprinzen glaubten, der sie dort herausholen würde. Und vor allem, weil sie sich weigerten, mit den Kunden zu schlafen.

Dug konnte sich noch an das Mal erinnern, als Lalla Gaby gestand, dass sie mit einem Kunden ins Hotel gegangen war. Lalla war erst zwei Monate da. Sie war mittags kleinlaut zurückgekehrt. Gaby, die sie bei sich zu Hause aufgenommen hatte, wartete wutschnaubend im Habana auf sie.

»Na, wie viel hat er dir zugesteckt?«

»Tausend.« Nein, Lalla war nicht stolz auf sich. Der Typ, ein Pariser Journalist, hatte ihr das Dreifache versprochen.

»Tausend für einmal?«

»Für die Nacht.«

Die Ohrfeige klatschte.

»In einer Nacht macht jede x-beliebige Nutte aus dem Viertel leicht fünf- bis sechsmal so viel.«

»Er hat versprochen …«

Die zweite Ohrfeige fiel.

»Erst das Geld, dann der Service. Das ist die Regel, Lalla. Also, wenn du lieber Nutte sein willst, merk dir das.«

Dug war zu Gaby gelaufen wie ein folgsamer Hund. Er hatte Diamantis nicht ohne Bedauern ziehen lassen. Seine Arroganz ging ihm auf die Nerven. Er hätte ihn sich gern vorgenommen. Aber Dug hatte Angst vor Gaby. Mehr noch vor Ricardo. Ricardo gehörte das Habana. Und Gaby auch.

 

Sie fuhren die Corniche entlang. Es gelang Nedim, seinen Blick von Lallas Beinen loszureißen, um die Reede zu betrachten. So viel Schönheit, Himmel und Meer verschmolzen miteinander, ohne dass man den Horizont genau erkennen konnte. Nedim war nie so weit gekommen. Für ihn hörte Marseille am Alten Hafen und in der unteren Hälfte der Canebière auf. Er hatte sich nie die Mühe gemacht, darüber hinaus zu gehen. Die Städte existierten nicht. Ob hier oder woanders, er war nur ein gleichgültiger Durchreisender. Eine Stadt war nichts als eine Ansammlung von Bars, Nachtclubs und Nutten. Nur in Istanbul konnte er Fuß fassen. Istanbul allein existierte.

»Schön, nicht?«, fragte Lalla.

»Kennst du Istanbul?«

Sie war nie aus Marseille herausgekommen. Selbst Marseille war ihr nicht vertraut. Sie war etwas außerhalb aufgewachsen. In Beaumont, einem italienischen Viertel im Osten. Bei ihrer Großmutter. In der Rue Tosca. Ein Vorstadtdorf aus Gärten, wo jeder seine Tomaten pflanzte. In den Straßen des Viertels pfiff man die gängigen Opernmelodien aus Lakmé, Aida, Manon und Norma.

»Du wirst sehen, Istanbul haut dich um.« Er erzählte ihr von den Straßen und Avenuen. Mit dem Dröhnen der Busse, Hupen, quietschenden Bremsen, dem Stimmengewirr der Menschen, der Menge.

»Wie hier also«, warf Lalla ein.

»Das hier ist nichts dagegen. Weißt du eigentlich, wie Istanbul früher hieß?«

»Konstantinopel.«

Das erstaunte ihn. Er hatte vergessen, dass es Konstantinopel geheißen hatte.

»Klar … Aber noch besser.«

Er sah Lalla an. Jetzt hatte er sie. »Das Tor der Glückseligkeit.«

Konstantinopel sagte Nedim überhaupt nichts. Aber »Das Tor der Glückseligkeit«, das rief viele gute Erinnerungen in ihm wach. Das erste Bier, die erste Zigarette. Das erste Mal bei den Nutten. All das. »Das Tor der Glückseligkeit«. Er hatte noch keinen schöneren Ausdruck für Bumsen gefunden.

»Ja, das Tor der Glückseligkeit.« Er gluckste vor sich hin, als er Lalla anschaute.

»Was ist daran so komisch?«, fragte sie.

»Nichts, nichts … Du, da unten, das wäre eine Katastrophe.«

»Ach ja?«, meinte sie ausweichend und blinkte. Sie bog links in den Chemin du Vallon-de-l’Oriol und begann, nach einem Parkplatz zu suchen.

Nedim schwebte in höheren Sphären. Er würde Lalla mitnehmen und eine Kneipe wie das Habana in Istanbul aufmachen. In der Brunnenstraße, unterhalb der belebten Yüksek Kaldirim Cadesi. Lalla würde anderen Mädchen beibringen, wie es ging. Und dumme Neger wie diesen Dug gab es überall. Er wäre über Nacht Millionär. Für Aysel würde er ein herrliches Haus bauen. Er würde seine Mutter dort mit ihr wohnen lassen. Damit sie auf Aysel aufpasste. Weil er natürlich nicht oft im Dorf sein würde. Vor allem zu Anfang, wenn das Geschäft anlaufen musste. Später würde er sich nach einem Partner umsehen. Oder einem Geschäftsführer. Ob er Lalla das vorschlagen sollte? Geschäftsführerin zu sein? Eine Frau ist oft ehrlicher als ein Mann.

Als Lalla endlich einen Parkplatz fand, war Nedim von dieser Idee abgekommen. Es gab zu viele Unbekannte in seinem Plan. Lalla zum Beispiel. Er war nicht wirklich überzeugt, dass sie mit ihm gehen würde. Ihm war etwas Einfacheres eingefallen. Lallas Wagen und Papiere schnappen und so schnell wie möglich abhauen. Wenn alles glatt ging, konnte er in drei Stunden in Italien sein. Er müsste sich nur noch vergewissern, ob der Wagen voll getankt war.

Aber warten wir erst mal ab, wie dieser Nachmittag sich entwickelt. Lalla, er, Gaby und Diamantis, wenn er wieder auftauchte. Denn, verdammt, wenn sich vorher die Gelegenheit ergab, dieses Mädchen zu bumsen, wollte er sich das nicht entgehen lassen.

»Kommst du?«, fragte sie.

Gaby erwartete sie am Strand des Propheten. Auf der Terrasse einer Bar. Les Flots-Bleus. Sie trank eine Cola. Der Strand war schwarz von Menschen. Auf dem Sand wie im Wasser.

Sie lächelte Nedim zu. »Gehts wieder nach neulich Nacht?«

Diese Frau zog ihn in ihren Bann. Sie schüchterte ihn ein, machte ihn unsicher. Er fühlte sich wehrlos vor ihr, nackt. »Es geht, es geht«, stammelte er und setzte sich neben sie, plötzlich erschöpft.

Sie lächelte ihn weiter an. »Was willst du trinken? Ich zahle«, fügte sie lachend hinzu.

Der Krieg war vorbei, sagte er sich. Alles war wieder in Ordnung. Dank Diamantis. Dieser verrückte Grieche musste Gaby den Kopf verdreht haben. Anders konnte er sich die Dinge nicht erklären. Er hier, mit den beiden Frauen. Er hatte keinen Sou und wusste nicht, wie er aus dieser verfluchten Stadt rauskommen sollte, aber nun gut, es gab Schlimmeres.

»Das Gleiche. Eine Cola.«

»Du kannst gern einen Gin haben, wenn du willst«, spöttelte sie.

»Das ist vielleicht noch etwas früh, oder?« Er sah auf die Uhr.

»Eine Cola also?«

»Nein, warte, ein Bier. Ja, endgültig, ein Bier.«

»Und du?«

Lalla saß gegenüber von Nedim und war dabei, sich die Lippen nachzuziehen.

»Eine Pfefferminzlimo. Kannst du mal halten, Nedim?«, fragte sie. Sie reichte ihm einen kleinen Spiegel. In der Bewegung berührten ihre Knie die von Nedim. Er zitterte leicht.

»He, nicht wackeln!«, rief sie. Sie steckte ihr Schminkzeug wieder weg und sah ihn verschmitzt an. »Gut so?«

»Super«, bestätigte er.

»Musst nicht böse sein wegen neulich Abend«, kam Gaby wieder zur Sache. »Wir machen nur unsere Arbeit. Wenn wir unseren Umsatz nicht schaffen, gehts uns dreckig.«

»Werdet ihr geschlagen?«

»Was glaubst du denn!«, gab Lalla zurück.

Nedim wandte sich an Gaby. »Aber das«, sagte er und zeigte auf die Narbe, die sich unter dem Auge langzog, »die hast du nicht von deinem Job.« Er brannte vor Neugier. Womit hatte eine so schöne Frau es verdient, dermaßen gezeichnet zu sein. Er wettete immer noch auf einen Messerstich.

»Stimmts, die ist nicht neu?« Mit der Frage hielt er Gaby auf Distanz. Zwang sie, einen anderen Ton anzuschlagen. Er spürte wohl, dass sie ihn verachtete. Daher hatte er keine Hemmungen, den Finger in die Wunde zu bohren.

»Ja, das ist eine andere Geschichte.«

Nedim bestand nicht weiter darauf.