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»Ich will nicht ins Büro. Ich will nicht ins Büro. Ich will nicht ins Büro. Und warum nicht, Grace? Weil du mit deinem Chef geschlafen hast und er sich als der Teufel entpuppt hat!«
Ich bin in meine Wohnung zurückgekehrt und hatte die längste Dusche meines Lebens. Trotzdem fühle ich mich immer noch schmutzig. Ich werde erst einmal ordentlich mit mir ins Gericht gehen, bevor ich zur Arbeit aufbreche und ihm wieder gegenübertrete.
»Grace. Oh, Grace. Du dumme Kuh. Ich meine, Herrgott, ich wusste, dass er schnieke ist, ich wusste, dass er nervig ist, aber ich hätte nicht gedacht, dass er hinterfotzig ist! Und schon gar nicht, dass er ein Unmensch ist! Ich dachte, er wäre in Ordnung. Dieses ganze Gequatsche vom Grab seiner Mutter!«
Ich meine, viel abscheulicher geht es wirklich nicht. Ich arbeite mit dem Kerl zusammen. Vielleicht sollte ich Schleimi sagen, wen er da beschäftigt. Aber Johns oberstes Ziel ist es, Geld zu scheffeln – was soll Schleimi daran nicht gefallen? Das läuft alles falsch. Wie bin ich hier gelandet?
Der Plan!
Ich sehe zur Wand. Er hängt immer noch da. Leer. Aber ich will mir diesen Plan nicht ansehen. Ich will mir den ansehen, den ich wie das Evangelium befolgt habe. Den, für den ich fünf Jahre lang geatmet habe. Den, der mich hierher geführt hat. Ich schaue blinzelnd darauf.
»Siehst du, wohin du mich gebracht hast? Ging es allein darum? Dass ich lerne, dass die Menschen schlecht sind? Dass sie nicht einmal vor den Gräbern der Toten haltmachen, wenn sie glauben, sie können damit den großen Reibach machen? Grace! GRACE!«
Ich brülle mein Spiegelbild jetzt richtig an. »DAS IST ALLES FALSCH!«
Ich setze mich auf die Toilette.
»Beruhige dich, Grace, leg Musik auf. Was zum Entspannen.«
Ich sehe meine CDs durch, aber es ist keine dabei, die mir helfen würde. Jeder beliebige Song wäre zu gut für diese Situation. Das wäre, als würde man etwas Reines mit etwas Unreinem vermischen. Ich werde einfach ins Büro gehen müssen, Posh Boy ignorieren und noch härter schuften. Ich stehe auf und gehe zur Tür. Aber als ich davorstehe, drehe ich mich noch einmal um.
»Beruhige dich, Grace«, sage ich zu meinem Spiegelbild. »Beruhige dich.«
Und ich kehre zurück zur Toilette und setze mich wieder. Dieses Mal schließe ich die Augen und warte, bis seine Stimme zu mir kommt. Dann lausche ich dem Gesang meines Vaters, bis ich ganz ruhig bin.