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Mein Kredit wurde bewilligt! Mum wird bis Ende nächster Woche das Geld auf ihrem Konto haben. Ich fahre abends bei ihr vorbei, um ihr die gute Neuigkeit mitzuteilen. Sie weiß noch nichts davon, aber sie ist bereits in einer eigenartig guten Stimmung. Ich beobachte sie genauer. Sie macht gerade Blumenkohlgratin. Das ist wunderbar, weil ich Blumenkohlgratin liebe, aber meine Mutter hat noch nie Blumenkohlgratin gemacht. Das Hauptproblem dieses Gerichts ist die Käsesoße. Mum will keinen Käse im Haus. Hin und wieder findet sich ein Becher Philadelphia Balance im Kühlschrank, und ein einziges Mal habe ich ein Stück Feta gesichtet. Doch Cheddar? Nie im Leben. Sie hat nicht einmal für Danny Gratin gemacht, und sie hat Danny geliebt.

»Muss Danny heute länger arbeiten?«, zwitschert sie am Herd, als könnte sie meine Gedanken lesen.

Soll ich es ihr sagen? Soll ich es riskieren, auf ihrer Fröhlichkeit herumzutrampeln? Ja, ich schätze, mir bleibt nichts anderes übrig. Wenigstens habe ich zum Ausgleich gute Neuigkeiten, was den Kredit betrifft.

»Mum, wir haben uns getrennt.«

Sie wirbelt herum. Sie war immer schon gut darin, sich um die eigene Achse zu drehen. Meine Großmutter hat das Talent erkannt, als Mum noch ganz klein war, und sie direkt in die Tanzschule geschickt.

»Grace.« Ihr Gesicht ist jetzt ernst. »Grace, wie geht es dir?«

»Oh.« Ich hatte nicht mit ihrer Anteilnahme gerechnet. »Ich weiß es nicht wirklich.«

»Möchtest du mit mir darüber reden?« Das ist merkwürdig. Das ist normales mütterliches Verhalten.

»Äh … weiß nicht. Er ist nach Kanada gegangen wegen eines Jobs.«

»Oh, Grace«, sagt sie. Und noch einmal: »Oh, Grace.«

Sie legt eine Hand auf meinen Rücken. Eine körperliche Annäherung meiner Mutter. Ich schließe die Augen. Wir bewegen uns nicht, als würden wir für ein Mutter-Tochter-Porträt posieren, bis Mum »Mist!« ruft und zurück zu ihrer Käsesoße eilt.

»Mist, Mist, Mist! Sie ist angebrannt«, sagt sie und rührt hektisch in der Pfanne.

»Macht nichts, ich liebe angebrannte Käsesoße.«

Ich bin wie benommen. Ich habe mir eine Dekade lang ausgemalt, Frauengespräche wie dieses mit meiner Mutter zu führen.

»Das ist mir seit Jahren nicht passiert«, sagt sie und starrt mit angespanntem Kiefer in die Pfanne, bevor sie weiterspricht. »Ich fand schon immer, dass er nicht gut genug für dich war.«

»Aber du hast Danny abgöttisch geliebt.«

»Weil er da war. Er war immer da, und das zählt auch etwas. Aber ich sehe dich eher mit jemandem, der stärker ist, kreativer, mehr wie dein Vater. Allerdings hätte ich auch nie gedacht, Grace, dass du einmal Immobilienmaklerin wirst. Ich dachte immer, aus dir würde eine Sängerin. Ich dachte, dein Vater und ich könnten dich einmal live in Ronnie Scott’s Jazz Club bewundern.«

»Na ja, wir wissen beide, warum das nicht funktioniert hat.«

»Ach ja? Sei’s drum, ich wollte dich nicht verunsichern. Ich habe nämlich gute Neuigkeiten, und aus diesem Grund wollte ich dir etwas Leckeres kochen«, sagt sie. »Unsere Geldsorgen sind vorbei. Ich habe einen Rat befolgt und mir Geld geliehen. Ein Darlehen aufgenommen.«

»Oh, genau damit wollte ich dich auch überraschen. Ich habe einen Kredit für dich aufgenommen. Er ist heute bewilligt worden.«

»Ich brauche deinen Kredit nicht, ich habe meinen eigenen. Ich wollte warten, bis das Geld auf meinem Konto ist, bevor ich es dir sage.«

»Aber einen Kredit muss man zurückzahlen.«

»Grace, ich bin nicht völlig dämlich. Ich lebe schon ein bisschen länger auf diesem Planeten als du.«

»Aber …«

»Schon gut. Ich bin mir sicher, dass ich nicht die ganze Summe brauchen werde, die ich mir geliehen habe. Ich werde davon die ersten Raten bezahlen, und dann bleibt immer noch genug, um davon zu leben, bis ich mir einen Job besorgt habe.«

»Was für einen Job?«

»Etwas, das ich online machen kann.«

»Und was soll das sein?«

»Sprich nicht so, Grace. Ich dachte, ich könnte Kleider nähen und bei eBay verkaufen.«

»Aha.«

Ich frage mich, was ich dazu sagen soll. Ich habe mich so sehr daran gewöhnt, meine Mutter zu kritisieren, dass ich mich dabei ertappe, dass ich das Negative suche, aber eigentlich ist ihre Idee gut. Ricardo erwähnte, dass man das Haus beleihen könnte, was meine Mutter offenbar getan hat, und Ricardo scheint sich mit Geld gut auszukennen. Mum kann fantastisch nähen, ihre Geschäftsidee könnte Erfolg haben. Und das Beste ist, dass sie somit nicht auf das Geld der Baufirma angewiesen ist. Außerdem bedeutet das, dass ich mir keine zwanzig Riesen leihen muss.

»Super, Mum. Das ist eine tolle Idee.«

»Danke schön.« Sie lächelt und macht einen perfekten Knicks.

Ich lächle auch.

Ich lege die Hand auf meinen Bauch und schaue zum Fenster hinaus. Jemand hat den Rasen meiner Mutter gemäht. Ich frage sie nicht, wer das war, weil mich etwas ganz anderes beschäftigt. Wenn meine Mutter meine finanzielle Unterstützung nicht mehr braucht, kann ich mir dann ein Kind leisten? Eigentlich ist die Frage albern, weil ich morgen einen Termin in der Klinik habe, um das Dingsda klarzumachen.