DREI
Der Fort-Meade-Report zu den Erwägungen der Korankommission war fertig, als an diesem Samstag die Sonne aufging, und durchkreuzte etliche Pläne für das Wochenende. Unter anderem die von Marek Gumienny, Deputy Director (Operations) der CIA, der am frühen Samstagmorgen in seinem Haus in Old Alexandria angerufen wurde. Man ersuchte ihn, unverzüglich in sein Büro zu kommen, sagte ihm jedoch nicht, warum.
Das »Warum« lag auf seinem Schreibtisch, als er ankam. In Washington dämmerte noch nicht einmal der Morgen, aber über den fernen Bergen von Prince George's Country, wo der Patuxent River zum Chesapeake fließt, schimmerten die ersten rosigen Strahlen der Sonne herauf.
Marek Gumiennys Büro war eines der wenigen im sechsten, obersten Stockwerk eines großen, lang gestreckten Gebäudes inmitten des Zentralkomplexes der CIA, der schlicht als Langley bekannt ist. Es war kürzlich umgetauft worden und hieß jetzt Old Building – im Unterschied zu dem spiegelbildlichen New Building, in dem der anwachsende Dienst seit 9/11 untergebracht war.
In der Hierarchie der CIA ist der Director of Central Intelligence traditionell ein politischer Beamter, während die tatsächliche Muskelkraft bei den beiden Deputy Directors liegt. Die Abteilung Operations ist für das eigentliche Sammeln nachrichtendienstlicher Erkenntnisse zuständig, während der Deputy Director (Intelligence) das Abgleichen und die Analyse des eingehenden Materials übernimmt und die Rohinformationen zu einem sinnvollen Bild zusammenfügt.
Diesen beiden unmittelbar unterstellt sind der Director of Counter-Intelligence, der den Geheimdienst vor Infiltration und internen Verrätern zu schützen hat, und der Director of Counter-Terrorism, dessen Abteilung sich immer mehr zum Kesselraum des Dienstes entwickelt, seit die Aktivitäten der CIA sich von der alten UdSSR ab- und den neuen Bedrohungen aus dem Nahen und Mittleren Osten zugewandt haben.
Der Deputy Director (Operations), kurz DDO genannt, war seit Beginn des Kalten Krieges nach 1945 immer ein Sowjet-Experte, und die für die UdSSR, ihre Satellitenstaaten und Osteuropa zuständige Abteilung war der richtige Ort für einen ehrgeizigen Berufsoffizier. Marek Gumienny war der erste Arabist im Amt des DDO. Als junger Agent hatte er mehrere Jahre im Nahen und Mittleren Osten verbracht und zwei der dortigen Sprachen erlernt – Arabisch und Farsi, die Sprache des Iran –, und er kannte die Kultur.
Selbst im 24-Stunden-Betrieb dieses Gebäudes ist die sonntägliche Morgendämmerung kein günstiger Zeitpunkt, um einen heißen, starken Kaffee aufzutreiben, wie er ihn gern trank. Also machte er ihn selbst. Während die Kaffeemaschine gluckerte, öffnete Gumienny das Paket auf seinem Schreibtisch und nahm die dünne, versiegelte Akte heraus.
Er wusste, was ihn erwartete. Fort Meade hatte die Daten vom Laptop des Ägypters geborgen, übersetzt und analysiert, aber die CIA in Zusammenarbeit mit den Briten und dem pakistanischen CTC hatte den Laptop sichergestellt, und die CIA-Niederlassungen in Peschawar und Islamabad hatten ihren Chef mit umfangreichen Berichten auf dem Laufenden gehalten.
Die Akte enthielt sämtliche Dateien, die sich auf dem Laptop des al-Qaida-Bankers befunden hatten, doch die beiden Briefe, insgesamt drei Seiten lang, waren das Wichtigste. Der DDO sprach ein schnelles, flüssiges Umgangsarabisch. Schriftliche Texte zu lesen ist schwieriger, und so musste er immer wieder auf die Übersetzungen zurückgreifen.
Er las den Report der Korankommission, den die beiden Nachrichtendienstoffiziere nach dem Meeting verfasst hatten, aber darin fand sich nichts Überraschendes. Ihm war schon klar, dass der Verweis auf al-Isra, die magische Reise des Propheten durch die Nacht, nur das Codewort für ein wichtiges Projekt sein konnte.
Dieses Projekt musste jetzt einen internen Namen für die amerikanischen Nachrichtendienste bekommen. Al-Isra durfte es nicht heißen, denn sonst würden andere gleich wissen, was sie herausgefunden hatten. Er öffnete die Kryptografiedatei, um einen Namen zu finden, mit dem er und seine Kollegen das al-Qaida-Projekt von jetzt an bezeichnen würden.
Codenamen kommen aus dem Computer und werden per Zufallsgenerator entwickelt, damit sie nichts verraten. In diesem Monat benutzte die CIA Fischnamen; der Computer entschied sich für den Stachelrochen, und das Codewort lautete »Projekt Stingray«.
Das letzte Blatt in der Akte war Samstagnacht hinzugefügt worden. Sein Inhalt war kurz und knapp. Es stammte von der Hand eines Mannes, der nicht gern viele Worte machte, einem der sechs Geheimdienstoberen, dem US-Geheimdienstkoordinator. Offensichtlich war die Akte von Fort Meade geradewegs zum Nationalen Sicherheitsrat, zum Geheimdienstkoordinator und ins Weiße Haus gegangen. Marek Gumienny konnte sich vorstellen, dass das Licht im Oval Office bis tief in die Nacht hinein gebrannt hatte.
Das letzte Blatt trug den Briefkopf des Director of National Intelligence. Darunter stand in Großbuchstaben:
WAS IST AL-ISRA?
NUKLEAR, BIOLOGISCH, CHEMISCH,
KONVENTIONELL?
FESTSTELLEN, WAS, WANN UND WO.
EINSCHRÄNKUNGEN: KEINE
VOLLMACHTEN: ALLE
JOHN NEGROPONTE
Unterschrift unleserlich. Es gibt neunzehn wichtige Geheimdienst-und Datenarchivierungsdienste in den USA. Der Brief, den Marek Gumienny in der Hand hielt, machte ihn zum Vorgesetzten für sie alle. Sein Blick wanderte zum oberen Teil des Schreibens. Es war an ihn persönlich adressiert.
Es klopfte.
Ein junger GS15 stand draußen und hatte wieder etwas abzuliefern. General Service, kurz »GS«, ist nichts weiter als eine Gehaltsskala, und die 15 bedeutet, dass es sich um einen Mitarbeiter der unteren Gruppen handelt. Gumienny schenkte dem jungen Mann ein aufmunterndes Lächeln. Es war klar, dass er noch nie so hoch oben im Gebäude gewesen war. Gumienny streckte die Hand aus, quittierte die Zustellung auf dem Klemmbrett und wartete, bis er wieder allein war.
Die neue Akte kam von seinen Kollegen in Fort Meade. Sie enthielt das Transkript der Unterhaltung der beiden Koran-Eierköpfe auf der Rückfahrt nach Washington. Einer der beiden war Brite. Seine letzte Äußerung hatte jemand in Fort Meade mit Rotstift unterstrichen und mit mehreren Fragezeichen versehen.
In seiner Zeit im Nahen und Mittleren Osten hatte Marek Gumienny viel mit den Briten zu tun gehabt, und im Gegensatz zu vielen seiner Landsleute, die sich drei Jahre lang bemüht hatten, in dem Höllenloch Irak zurechtzukommen, war er nicht zu stolz, um zuzugeben, dass die engsten Verbündeten der CIA in dem, was Kipling »das große Spiel« genannt hatte, ein umfangreiches Geheimwissen über das Wüstenland zwischen Jordan und Hindukusch besaßen.
Anderthalb Jahrhunderte lang waren Briten entweder als Soldaten oder als Administratoren des alten Empires oder auch als exzentrische Abenteurer durch die Wüsten, Gebirge und Ziegenweiden dieser Gegend gezogen, die jetzt zu einer Zeitbombe für die Geheimdienste der Welt geworden war. Die Briten nannten die CIA »die Cousins« oder »die Company«, und bei den Amerikanern hieß der Londoner Dienst »die Freunde« oder »die Firma«. Für Marek Gumienny war einer dieser Freunde ein Mann, mit dem er gute Zeiten, nicht so gute Zeiten und regelrecht gefährliche Zeiten durchlebt hatte, als sie beide noch Agenten im Außendienst waren. Jetzt hockte er an einem Schreibtisch in Langley, und Steve Hill war vom Außendienstagenten zum Führungsoffizier Nahost in der Zentrale der Firma in Vauxhall Cross befördert worden.
Gumienny entschied, dass eine Konferenz nichts schaden und vielleicht etwas nützen würde. Ein Sicherheitsproblem gab es nicht. Er wusste, dass die Briten ungefähr das gleiche Material haben würden wie er. Auch sie hatten die Eingeweide des Toshiba an ihre Lausch- und Kryptografieabteilung in Cheltenham übermittelt. Auch sie würden den Inhalt ausgedruckt haben. Auch sie würden die merkwürdigen Koranverweise in den verschlüsselten Briefen analysiert haben.
Was Marek Gumienny kannte, die Londoner aber wahrscheinlich nicht, war die bizarre Bemerkung des britischen Wissenschaftlers auf dem Rücksitz eines Regierungsfahrzeugs mitten in Maryland. Auf der Konsole auf seinem Schreibtisch wählte er eine Nummer. Zentrale Vermittlungsstellen sind bis zu einem gewissen Punkt ganz brauchbar, aber durch moderne Technologien kann auch eine Führungskraft ihre Verbindungen viel schneller über die Kurzwahltasten am persönlichen Satellitentelefon herstellen.
Ein Telefon klingelte in einem bescheidenen Einfamilienhaus in Surrey, gleich außerhalb von London. Acht Uhr morgens in Langley, ein Uhr mittags in London – die Familie wollte gerade den Sonntagsbraten verzehren. Beim dritten Klingeln meldete sich jemand. Steve Hill hatte seine Golfpartie genossen, und jetzt wollte er sein Roastbeef genießen.
»Hallo?«
»Steve? Marek.«
»Alter Junge, wo sind Sie? Etwa hier drüben?«
»Nein, ich sitze an meinem Schreibtisch. Können wir auf die sichere Leitung wechseln?«
»Na klar. Geben Sie mir zwei Minuten …« Die Stimme wurde leiser. »Darling, warte noch mit dem Braten.« Dann war die Leitung tot.
Beim zweiten Anruf klang die Stimme aus England ein bisschen blechern, aber das Gespräch war abhörsicher.
»Verstehe ich recht, dass ganz in Ihrer Nähe eine gewisse Substanz angefangen hat zu dampfen?«, fragte Hill.
»Man sieht kaum noch die Hand vor Augen«, stimmte Gumienny zu. »Ich nehme an, Sie haben ungefähr das Gleiche wie ich aus Peschawar bekommen?«
»Vermutlich. Ich hab's gestern gelesen. Hab mich schon gefragt, wann Sie anrufen.«
»Ich habe etwas, das Sie vielleicht nicht haben, Steve. Wir haben hier einen Gastprofessor aus London. Er hat am Freitagabend eine beiläufige Bemerkung gemacht. Ich will gleich zur Sache kommen. Kennen Sie einen Mann namens Martin?«
»Martin wer?«
»Martin ist sein Nachname. Sein Bruder hier drüben ist Dr. Terry Martin. Klingelt's?«
Steve Hill wurde ernst. Er hielt den Telefonhörer ans Ohr und starrte ins Leere. O ja, er kannte Martins Bruder. Damals, im ersten Golfkrieg 1990/91 hatte Hill zum Führungsteam in Saudi-Arabien gehört, als der Bruder des Professors sich nach Bagdad hineingeschlichen und dort vor der Nase von Saddams Geheimpolizei als bescheidener Gärtner gelebt hatte, während er unbezahlbare Informationen von einer Quelle im Kabinett des Diktators nach draußen lieferte.
»Könnte sein«, räumte er ein. »Warum?«
»Ich glaube, wir sollten uns unterhalten«, sagte der Amerikaner. »Von Angesicht zu Angesicht. Ich könnte zu Ihnen kommen. Ich habe den Grumman.«
»Wann wollen Sie fliegen?«
»Heute Abend. Ich kann im Flugzeug schlafen. Dann bin ich zum Frühstück in London.«
»Okay. Ich arrangiere das mit Northolt.«
»Ach, und – Steve? Können Sie die Akte über diesen Martin beschaffen, während ich fliege? Ich erkläre Ihnen alles, wenn wir uns sehen.«
Westlich von London, an der Straße nach Oxford, liegt der Luftwaffenstützpunkt Northolt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war hier zwei Jahre lang der Londoner Zivilflughafen, während Heathrow hastig hochgezogen wurde. Danach fiel Northolt wieder in seine Rolle als zweitrangiger Flughafen zurück, und schließlich wurde er zu einem Flugplatz für Privat- und Firmenjets. Aber weil er immer noch der Royal Air Force gehört, lassen sich hier geheime Starts und Landungen ohne die üblichen Formalitäten durchführen.
Die CIA hat einen eigenen Flugplatz in der Nähe von Langley und eine kleine Flotte von Executive-Jets. Marek Gumiennys umfassende Vollmacht gab ihm Zugriff auf einen Grumman V. Auf dem Transatlantikflug konnte er bequem an Bord der Maschine schlafen. Steve Hill erwartete ihn in Northolt.
Hill brachte seinen Gast nicht in die grün- und sandsteinfarbene Zikkurath in Vauxhall Cross am Südufer der Themse, wo der SIS seinen Sitz hat, sondern in das sehr viel ruhigere Cliveden Hotel, eine ehemalige Privatvilla auf einem eigenen Grundstück, keine dreißig Meilen vom Flugplatz entfernt. Er hatte eine kleine Konferenzsuite mit Zimmerservice reserviert, in der sie ungestört sein würden.
Dort las er die Analyse der amerikanischen Korankommission, die der aus Cheltenham bemerkenswert ähnlich war, und das Transkript der Unterhaltung auf dem Rücksitz der Limousine.
»Idiot«, brummte er, als er fertig war. »Der andere Arabist hat Recht. Das geht nicht. Nicht nur wegen der Sprache, sondern wegen der vielen anderen Tests, die kein Fremder, kein Ausländer je bestehen könnte.«
»Und angesichts meiner Befehle von allerhöchster Stelle – was würden Sie vorschlagen?«
»Schnappen Sie sich einen al-Qaida-Insider und quetschen Sie ihn aus«, sagte Hill.
»Steve, wenn wir auch nur die leiseste Ahnung hätten, wo wir einen so hochrangigen al-Qaida-Mann finden, dann würden wir ihn natürlich greifen. Aber wir haben keine solche Zielperson im Visier.«
»Abwarten und Tee trinken. Irgendjemand wird das Codewort wieder benutzen.«
»Meine Leute müssen davon ausgehen, dass die USA das Ziel sein werden, wenn al-Isra die nächste spektakuläre Operation sein sollte. Wenn wir da auf ein Wunder warten, das vielleicht nicht geschieht, wird Washington nicht zufrieden sein. Außerdem dürfte al-Qaida inzwischen wissen, dass wir den Laptop haben. Ist also gut möglich, dass sie das Codewort nie wieder verwenden, außer vielleicht in Vieraugengesprächen.«
»Tja«, meinte Hill, »wir könnten überall da, wo sie es hören müssen, verbreiten, dass wir den Plan kennen und kurz vor dem Zugriff stehen. Dann werden sie die Operation abbrechen und sich verdrücken.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber das werden wir nie erfahren. Wir wären weiter im Ungewissen und würden nie erfahren, ob Projekt Stingray abgeblasen wurde oder nicht. Und wenn nicht? Wenn sie es durchführen? Wie mein Boss fragt: Ist es ein nuklearer, ein chemischer, ein konventioneller Angriff? Wo und wann? Kann denn Ihr Martin wirklich als Araber unter Arabern durchgehen? Ist er wirklich so gut?«
»Er war es immer«, grunzte Hill und schob eine Akte über den Tisch. »Sehen Sie selbst.«
Die Akte mit den üblichen braunen Deckeln war mehrere Zentimeter dick, und auf dem Etikett stand schlicht: »COLONEL MIKE MARTIN«.
Der Großvater mütterlicherseits der beiden Martin-Brüder war zwischen den Weltkriegen Teepflanzer in Darjeeling in Indien gewesen. Dort hatte er etwas Unerhörtes getan: Er hatte ein indisches Mädchen geheiratet.
Die britischen Teepflanzer lebten in einer kleinen, entlegenen Welt voller Snobismus. Ihre Bräute kamen aus England, oder sie fanden sie unter den Töchtern der Offiziersklasse des Raj. Die Jungen hatten Fotos ihres Großvaters gesehen: Terence Granger, wie er groß, rotgesichtig, mit blondem Schnurrbart, eine Pfeife im Mund und ein Gewehr in der Hand, neben einem erlegten Tiger stand.
Und es gab Bilder von Miss Indira Bohse: sanft, liebevoll und sehr schön. Als Terence Granger sich von dieser Verbindung nicht abbringen ließ, fand die Tea Company, statt einen zweiten Skandal auszulösen, indem sie ihn feuerte, eine bessere Lösung. Sie versetzte das junge Paar in die Wildnis von Assam an der burmesischen Grenze.
Wenn das als Strafe gedacht war, so funktionierte es nicht. Granger und seine junge Frau liebten das Leben dort oben in dieser wilden, zerklüfteten Landschaft, in der es von Großwild und Tigern wimmelte. Susan kam 1930 dort zur Welt. 1943 war der Krieg bis nach Assam vorgedrungen, und die Japaner rückten durch Burma bis an die Grenze vor. Terence Granger war zwar alt genug, um dem Militärdienst zu entgehen, aber er meldete sich freiwillig und fiel 1945 bei der Überschreitung des Irrawaddyflusses.
Mit ihrer kleinen Witwenrente von der Tea Company blieb Indira Granger nichts anderes übrig, als in ihre eigene Kultur zurückzukehren. Zwei Jahre später gab es neue Probleme: Indien wurde aufgeteilt und in die Unabhängigkeit entlassen. Ali Jinnah beharrte auf einem muslimischen Pakistan im Norden, Nehru gab sich mit einem überwiegend hinduistischen Indien im Süden zufrieden. Wellen von Flüchtlingen fluteten nach Norden und nach Süden, und es kam zu wütenden Kämpfen.
Aus Angst um die Sicherheit ihrer Tochter schickte Mrs. Granger Susan nach England zum jüngeren Bruder ihres gefallenen Ehemanns, einem gut situierten Architekten in Haslemere, Surrey. Sechs Monate später verlor die Mutter bei den Unruhen ihr Leben.
Susan Granger kam mit siebzehn in das Land ihrer Väter, das sie nie gesehen hatte. Sie verbrachte ein Jahr auf einer Mädchenschule und dann drei als Krankenschwester im Farnham General Hospital. Als sie mit einundzwanzig das zulässige Eintrittsalter erreicht hatte, bewarb sie sich als Stewardess bei der British Overseas Airways Corporation. Sie war umwerfend schön mit ihren kastanienbraunen Locken, den blauen Augen ihres Vaters und der Haut eines englischen Mädchens mit einer honig-goldenen Sonnenbräune.
Weil sie fließend Hindi sprach, setzte die BOAC sie auf der Strecke London-Bombay ein. Damals war dieser Flug lang und umständlich: von London über Rom nach Kairo und weiter über Basra, Bahrain und Karachi nach Bombay. Keine Crew flog die ganze Strecke; die erste Auswechselung geschah bei der Zwischenlandung in Basra im Südirak. Dort lernte Susan 1951 im Country Club Nigel Martin kennen, der als Buchhalter bei einer Ölfirma arbeitete, und sie heirateten 1952.
Sie mussten zehn Jahre auf die Geburt ihres ersten Sohnes Michael warten, und noch einmal drei Jahre später kam der zweite, Terry, zur Welt. Die beiden Jungen unterschieden sich wie Tag und Nacht.
Marek Gumienny betrachtete das Foto in der Akte. Das war keine Sonnenbräune, sondern ein von Natur aus dunkler Teint. Schwarzes Haar, dunkle Augen. Er sah, dass die Gene der Großmutter eine Generation übersprungen hatten und beim Enkel wieder zutage getreten waren. Mike hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit seinem Bruder, dem Professor in Georgetown, der mit seinem rosigen Gesicht und den rötlich-blonden Haaren seinem Vater glich.
Er dachte an Dr. Ben Jolley und seine Einwände. Wenn ein Infiltrator bei al-Qaida eine Chance haben sollte, musste er seiner Rolle entsprechend aussehen und sprechen können. Gumienny überflog den Rest der Kindheit.
Sie waren beide nacheinander zur angloirakischen Schule gegangen und hatten auch bei ihrer dada gelernt, ihrem Kindermädchen, der sanften, rundlichen Fatima, die vom Land kam und zu ihrem Stamm zurückkehren würde, wenn sie genug Geld gespart hatte, um einen anständigen jungen Ehemann zu finden.
Gumienny stieß auf eine Bemerkung, die nur aus einem Interview mit Terry Martin stammen konnte: wie der ältere Junge in seinem weißen irakischen Gewand auf dem Rasen vor dem Haus im Vorort Saadun herumtobte und die entzückten irakischen Gäste seines Vaters lachten und riefen: »Aber Nigel, er ist ja eher einer von uns!«
Eher einer von uns, dachte Marek Gumienny. Eher einer von ihnen. Zwei der vier Punkte, die Ben Jolley aufgezählt hatte: Er sah aus wie ein Araber, und er sprach Arabisch wie ein Araber. Mit einer intensiven Ausbildung würde er doch sicher auch die Gebetsrituale meistern.
Der CIA-Mann las weiter. Als Vizepräsident Saddam Hussein anfing, die ausländischen Ölfirmen zu verstaatlichen und dies 1972 auch mit Anglo-Iraq Petroleum tat, hielt Martin noch drei Jahre durch, und 1975 brachte er seine Familie nach Hause. Da war Mike dreizehn und alt genug für die Senior School in Haileybury.
Marek Gumienny brauchte eine Pause und einen Kaffee.
»Er könnte es, wissen Sie«, sagte er, als er von der Toilette zurückkam. »Mit genügend Training und Unterstützung könnte er es tatsächlich. »Wo ist er jetzt?«
»Abgesehen von zwei Einsätzen bei uns, zu denen wir ihn ausgeborgt haben, hat er seine militärische Laufbahn abwechselnd bei den Fallschirmjägern und den Special Forces absolviert. Hat sich letztes Jahr zur Ruhe gesetzt, nachdem er seine fünfundzwanzig Jahre abgedient hatte. Und nein, es würde nicht funktionieren.«
»Warum nicht, Steve? Er hat alles, was so einer braucht.«
»Nur nicht den Hintergrund. Die Eltern, die weit verzweigte Familie, den Geburtsort. Man spaziert nicht einfach bei al-Qaida hinein – höchstens als jugendlicher Freiwilliger für eine Selbstmordmission, als Subalterner, als Laufbursche. Jemand, der so viel Vertrauen genießt, dass er in die Nähe dieses hochkarätigen Projekts kommen könnte, müsste zehn Jahre bei denen hinter sich haben. Das ist der entscheidende Haken, Marek, und es bleibt der entscheidende Haken. Es sei denn …«
Er versank in Gedanken. Schließlich schüttelte er den Kopf.
»Es sei denn?«, fragte der Amerikaner.
»Nein, es ist keine Option«, wehrte Hill ab.
»Sagen Sie's trotzdem.«
»Ich dachte an einen Doppelgänger. Einen Mann, dessen Platz er einnehmen könnte. Aber auch das hat einen Haken. Wenn der echte Mann noch lebte, hätte al-Qaida ihn in ihren Reihen. Wenn er tot wäre, wüssten sie es. Das läuft also nicht.«
»Die Akte ist dick«, sagte Marek Gumienny. »Kann ich sie mitnehmen?«
»Das ist selbstverständlich eine Kopie. Nur für Sie?«
»Sie haben mein Wort, alter Junge. Nur für mich. Und für meinen Privatsafe. Oder den Verbrennungsofen.«
Der DDO flog zurück nach Langley, aber ein paar Tage später rief er wieder an. Steve Hill nahm den Anruf an seinem Schreibtisch in Vauxhall Cross entgegen.
»Ich glaube, ich setze mich noch einmal ins Flugzeug«, sagte der DDO ohne Einleitung. Beide Männer wussten, dass der britische Premierminister seinem Freund im Weißen Haus inzwischen die totale Kooperation der britischen Seite bei der Aufspürung des Projekts Stingray zugesichert hatte.
»Kein Problem, Marek. Haben Sie einen Durchbruch erzielt?« Insgeheim war Steve Hill neugierig. Angesichts moderner Technologie gibt es nichts, was nicht absolut geheim und innerhalb von Sekunden zwischen CIA und SIS hin- und hergeleitet werden könnte. Warum also fliegen?
»Der Doppelgänger«, sagte Gumienny. »Ich glaube, ich habe ihn. Zehn Jahre jünger, sieht aber älter aus. Größe und Figur stimmen. Das gleiche dunkle Gesicht. Ein al-Qaida-Veteran.«
»Klingt gut. Aber wieso ist er nicht bei den Bösen?«
»Weil er bei uns ist. Er sitzt in Guantanamo. Seit fünf Jahren.«
»Ein Araber?« Hill war überrascht. Wenn ein hochrangiger Araber von al-Qaida seit fünf Jahren in Gitmo säße, müsste er es eigentlich wissen.
»Nein, ein Afghane. Er heißt Izmat Khan. Ich bin schon unterwegs.«
Eine Woche nach dem Meeting in Fort Meade konnte Terry Martin immer noch nicht schlafen. Was für eine törichte Bemerkung. Warum konnte er nicht den Mund halten? Warum musste er mit seinem Bruder angeben? Wenn Ben Jolley nun etwas ausgeplaudert hatte? Was Klatsch und Tratsch anging, war Washington ein riesiges Dorf. Schließlich rief er seinen Bruder an.
Mike Martin war dabei, die letzte Reihe unbeschädigter Pfannen von seinem kostbaren Dach abzulösen. Endlich konnte er anfangen, die Isolierschicht zu verlegen und die Quersparren darüberzunageln. Innerhalb einer Woche konnte das Dach wasserdicht sein. Er hörte die Melodie seines Handys. Es steckte in der Tasche seiner Jacke, die in der Nähe an einem Nagel hing. Vorsichtig schob er sich über die jetzt gefährlich zerbrechlich aussehenden Dachbalken, um es herauszuholen. Auf dem Display sah er, dass sein Bruder aus Washington anrief.
»Hi, Terry.«
»Mike, ich bin's.« Er begriff immer noch nicht, warum die Leute, die er anrief, jedes Mal wussten, wer er war. »Ich habe etwas Dummes getan, und ich möchte mich bei dir entschuldigen. Vor einer Woche habe ich mich verplappert.«
»Na großartig. Was hast du gesagt?«
»Nicht so wichtig. Aber hör zu. Wenn du jemals Besuch von Männern in Anzügen bekommen solltest – du weißt schon, wen ich meine –, dann sag ihnen, sie sollen sich verpissen. Was ich gesagt habe, war dumm. Falls dich jemand besucht …«
Aus der Höhe seines Adlernestes sah Mike Martin den anthrazitgrauen Jaguar, der langsam den Feldweg von der Straße zur Scheune heraufkam.
»Ist okay, Brüderchen«, sagte er sanft. »Ich glaube, sie sind schon da.«
Die beiden Geheimagenten saßen auf Campingstühlen, und Mike Martin hockte auf einem Baumstamm, den er demnächst mit der Motorsäge zu Feuerholz zerkleinern wollte. Er hörte dem Vortrag des Amerikaners zu und sah Steve Hill mit hochgezogenen Brauen an.
»Liegt bei Ihnen, Mike«, sagte Hill. »Unsere Regierung hat dem Weißen Haus volle Kooperation zugesagt – in allem, was sie wollen oder brauchen. Aber das bedeutet nicht, dass wir irgendjemanden zwingen, ein Himmelfahrtskommando zu übernehmen.«
»Und in diese Kategorie würde die Sache gehören?«
»Das glauben wir nicht«, warf Marek Gumienny ein. »Wenn wir auch nur den Namen und den Aufenthaltsort eines einzigen al-Qaida-Aktivisten erfahren, der wissen dürfte, was da unten vorgeht, würden wir Sie rausholen und den Rest selbst erledigen. Es müsste genügen, wenn Sie zuhören, was da so geredet wird.«
»Aber mich als … Ich glaube nicht, dass ich mich noch als Araber ausgeben könnte. Vor fünfzehn Jahren in Bagdad konnte ich mich unsichtbar machen und als einfacher Gärtner in einer Hütte leben. Da ging es nicht darum, ein Verhör durch die Mukhabarat zu überleben. Doch in diesem Fall gäbe es intensive Vernehmungen. Warum sollte jemand, der fünf Jahre in den Händen der Amerikaner gewesen ist, nicht umgedreht worden sein?«
»Natürlich nehmen wir an, dass man Sie vernehmen wird. Aber mit einigem Glück dürfte derjenige, der Sie befragt, eine hochrangige Persönlichkeit sein, die eigens zu dieser Aufgabe herangezogen wird. Und genau an diesem Punkt steigen Sie aus und nennen uns den Mann. Wir werden nur ein paar Schritte hinter Ihnen stehen.«
»Das hier« – Martin klopfte mit dem Finger auf die Akte des Mannes in der Zelle in Guantanamo – »ist ein Afghane. Ein Talib. Das bedeutet, ein Paschtune. Ich habe nie fließend Paschto gesprochen. Der erste Afghane, der mich auch nur von weitem hört, würde mich entlarven.«
»Sie würden monatelang trainiert werden, Mike«, sagte Steve Hill. »Sie brauchen unter keinen Umständen zu gehen, bevor Sie sich bereit dazu fühlen. Nicht mal dann, wenn Sie nicht glauben, dass es klappt. Und Sie würden weit weg von Afghanistan sein. Das Gute an den afghanischen Fundamentalisten ist ja, dass sie kaum jemals außerhalb ihres eigenen Gartens auftauchen. Glauben Sie, Sie könnten schlechtes Arabisch mit dem Akzent eines Paschtunen von geringer Schulbildung sprechen?«
Mike Martin nickte. »Möglicherweise. Aber wenn die Turbanköpfe einen Afghanen heranschaffen, der diesen Kerl leibhaftig kannte?«
Die beiden anderen schwiegen. Wenn das passierte, wäre es das Ende, das wussten alle hier am Feuer.
Als die Geheimdienstleute lieber auf ihre Schuhspitzen schauten, als zu beschreiben, was mit einem Agenten passieren würde, der im Herzen von al-Qaida enttarnt wurde, schlug Martin die Akte auf seinem Schoß auf. Was er sah, ließ ihn erstarren.
Das Gesicht war um fünf Jahre gealtert und von Leidensfalten durchzogen, und der Mann sah zehn Jahre älter aus, als er tatsächlich war. Aber es war trotzdem der Junge aus den Bergen, die Beinahe-Leiche von Qala-i-Jangi.
»Ich kenne diesen Mann«, sagte er leise. »Er heißt Izmat Khan.«
Der Amerikaner starrte ihn mit offenem Mund an.
»Wie zum Teufel können Sie ihn kennen? Er sitzt seit seiner Gefangennahme vor fünf Jahren in Gitmo.«
»Ich weiß, aber viele Jahre davor haben wir in Tora Bora gegen die Russen gekämpft.«
Die beiden Männer aus London und Washington erinnerten sich an Martins Akte. Natürlich – das Jahr in Afghanistan, als er den Mudschaheddin in ihrem Kampf gegen die sowjetische Besatzung geholfen hatte. Es war unwahrscheinlich, aber nicht unvorstellbar, dass die beiden Männer einander begegnet waren. Zehn Minuten lang befragten sie ihn über Izmat Khan, um zu sehen, was er sonst noch hinzufügen könnte. Dann reichte Martin die Akte zurück.
»Wie ist er heute – Izmat Khan? Wie hat er sich verändert in fünf Jahren bei Ihren Leuten in Camp Delta?«
Der Amerikaner aus Langley zuckte die Achseln.
»Er ist tough, Mike. Sehr, sehr hart. Er kam mit einer schweren Kopfverletzung und doppelter Gehirnerschütterung, die er sich bei der Gefangennahme zugezogen hatte. Anfangs dachten unsere Ärzte, er sei vielleicht … na ja … ein bisschen einfältig. Zurückgeblieben. War aber nur total desorientiert. Die Gehirnerschütterung, die weite Reise. Das war Anfang Dezember 2001, kurz nach 9/11. Man hatte ihn … wie soll ich sagen … unsanft behandelt. Dann nahm die Natur ihren Lauf, und er erholte sich so weit, dass man ihn verhören konnte.«
»Und was hat er gesagt?«
»Nicht sehr viel. Nur seinen Namen und woher er kommt. Hat allem widerstanden, dem Dritten Grad und allen Angeboten, die man ihm machte. Starrt uns nur an, und was die Soldaten in diesen schwarzen Augen sehen, ist keine Bruderliebe. Darum sitzt er im Hochsicherheitstrakt. Aber von anderen wissen wir, dass er ein ganz passables Arabisch spricht, das er in Afghanistan gelernt hat, und davor war er ein paar Jahre auf einer madrasa, wo er den Koran auswendig gelernt hat. Und zwei in Großbritannien geborene al-Qaida-Freiwillige, die mit ihm zusammen inhaftiert waren und inzwischen entlassen wurden, berichten, dass er ein gebrochenes Englisch spricht, das sie ihm beigebracht haben.«
Martin sah Steve Hill scharf an.
»Die beiden müssten festgenommen und in Quarantäne gesteckt werden«, sagte er. Hill nickte.
»Natürlich. Das lässt sich machen.«
Marek Gumienny stand auf und schlenderte um die Scheune herum, während Martin die Akte studierte. Danach starrte Martin ins Feuer, und in der Tiefe der Glut sah er einen trostlosen, kahlen Berghang in einem fernen Land. Zwei Männer, ein paar Felsen, ein sowjetischer Kampfhubschrauber, der zum Angriff einschwenkte. Ein Wispern von dem Jungen mit dem Turban: »Werden wir sterben, Anglies?« Gumienny kam zurück, hockte sich auf den Boden und stocherte im Feuer. Das Bild verschwand in einem Funkenregen.
»Ein beachtliches Projekt, das Sie sich da vorgenommen haben, Mike. Ich habe den Eindruck, hier gibt's Arbeit für eine ganze Handwerkerkolonne. Sie machen das alles selbst?«
»So viel, wie ich kann. Zum ersten Mal seit fünfundzwanzig Jahren habe ich die Zeit dazu.«
»Aber nicht das Geld, was?«
Martin zuckte die Achseln. »Es gibt dutzendweise Sicherheitsfirmen, wenn ich einen Job haben wollte. Allein der Irak hat mehr professionelle Bodyguards hervorgebracht, als man zählen kann, und immer noch werden welche gesucht. Sie arbeiten für Ihre Jungs im Sunni-Dreieck und verdienen da in einer Woche mehr als in einem halben Jahr als Soldaten.«
»Aber das hieße: zurück zum Staub, zum Sand, zur Gefahr, zu einem frühen Tod. Haben Sie sich nicht gerade davon zurückgezogen?«
»Und was haben Sie mir zu bieten? Einen Urlaub mit al-Qaida auf den Florida Keys?«
Marek Gumienny hatte den Anstand zu lachen.
»Den Amerikanern wird manches vorgeworfen, Mike, aber dass sie gegenüber denen, die ihnen helfen, nicht großzügig wären, hört man selten. Ich denke an einen Beratervertrag von, sagen wir, zweihunderttausend Dollar pro Jahr über fünf Jahre. Zahlbar auf ein Auslandskonto – wir wollen das Finanzamt nicht beunruhigen. Und Sie brauchen nicht ins Büro zu kommen. Müssen nie wieder irgendwohin, wo es gefährlich ist.«
Mike Martins Gedanken wanderten zu einer Szene in seinem Lieblingsfilm. T. E. Lawrence hat Auda Abu Tayi Geld geboten, damit er sich seinem Angriff auf Akaba anschließt. Und Mike dachte an die großartige Antwort: Auda wird nicht für britisches Gold nach Akaba reiten. Er wird nach Akaba reiten, weil es ihm gefällt.
Er stand auf.
»Steve, ich möchte, dass mein Haus von oben bis unten in Planen gehüllt wird. Wenn ich zurückkomme, möchte ich es genau so vorfinden, wie ich es hinterlassen habe.«
Der Führungsoffizier Nahost nickte. »Abgemacht«, sagte er.
»Ich hole meine Sachen. Viel ist es nicht. Passt in einen Stiefel.«
Und so wurde der Gegenschlag des Westens gegen Projekt Stingray unter den Apfelbäumen eines Obstgartens in Hampshire vereinbart. Zwei Tage später fand der Zufallsgenerator eines Computers dafür den Codenamen »Operation Crowbar«.
Zur Rede gestellt, hätte Mike Martin nichts zu seiner Verteidigung vorbringen können. Aber unter all den Informationen, die er ihnen später über den Afghanen gab, der einmal sein Freund gewesen war, war ein Detail, das er stets für sich behielt.
Vielleicht fand er, die Regel, dass jeder nur so viel wissen müsse, wie nötig war, damit er seine Aufgabe erfüllen konnte, gelte für beide Seiten. Vielleicht hielt er dieses Detail auch nur für unwichtig. Es stammte aus einer geflüsterten Unterhaltung in den Schatten eines Höhlenlazaretts, geleitet von Arabern an einem Ort namens Jaji.