6. Kapitel

 

Kurz nach fünf hatten sich die Friedensmarschierer endlich in Siebenerreihen zu einer Kolonne formiert, die über eine Meile lang war. Die Spitze des Zugs schob sich auf die A1088, eine schmale Straße, die von Ixworth Junction zum Dorf Little Fakenham führte, von wo aus ein noch schmälerer Pfad zur Royal-Air-Force-Basis in Honington, ihrem Ziel, ging. Es war ein strahlender, sonniger Morgen, und sie waren alle guter Laune trotz der frühen Stunde, die von den Organisatoren festgesetzt worden war, damit sie die Ankunft der ersten amerikanischen Galaxy-Transportflugzeuge mit den Marschflugkörpern abpassen könnten. Als die Spitze der Kolonne zwischen die Absperrungen strömte, die den Pfad säumten, brach die Menge in ihren rituellen Gesang aus: »Nein zu Cruise - Yankees raus.«

Vor einigen Jahren war Honington eine Basis für TornadoKampfbomber gewesen, und niemand hatte den Militärflugplatz der RAF einer landesweiten Aufmerksamkeit für würdig erachtet. Sollten die Dorfbewohner von Little Fakenham, Honington und Sapiston zusehen, wie sie mit dem Geheul der Tornados über ihren Köpfen fertig wurden. Die Entscheidung, in Honington Englands dritte Basis für Cruise-Missiles einzurichten, hatte das alles geändert.

Die Tornados wurden nach Schottland abgezogen, doch Ruhe und Frieden dieser ländlichen Gegend wurden nun von Protestlern erschüttert, die hauptsächlich weiblichen Geschlechts waren und die sonderbarsten Sitten an den Tag legten. Dieses bunte Völkchen hatte sich in Feld und Flur eingenistet und Barackenlager auf Gemeindeland errichtet. Und da saßen sie nun seit zwei Jahren.

Es hatten bereits andere Demonstrationen von Friedensmarschierern stattgefunden, aber diese sollte die größte werden. Presse, Rundfunk und Fernsehen waren vollzählig vertreten, die Kameraleute fuhren rückwärts die Straße hinab, um die Würdenträger in der vordersten Reihe zu filmen: drei Mitglieder des Schattenkabinetts, zwei Bischöfe, ein Monsignore, verschiedene Leuchten der Reformierten Kirche, fünf Gewerkschaftsführer und zwei bekannte Akademiemitglieder.

Hinter den Prominenten kam das Gros der Pazifisten: Wehrdienstverweigerer, Kleriker, Quäker, Studenten, prosowjetische Marxisten-Leninisten, antisowjetische Trotzkisten, Hochschullehrer und Labouraktivisten, mit einer Beimischung von Arbeitslosen, Punks, Schwulen und bärtigen Naturschützern. Dazu noch Hunderte von gleicherweise betroffenen Hausfrauen, Arbeitern, Lehrern und Schulkindern.

An beiden Straßenseiten bildeten die ortsansässigen Protestlerinnen ein Ehrenspalier. Die meisten von ihnen hielten Plakate, Transparente und Wimpel hoch. Einige kurz geschorene und Anorak tragende Damen hielten Händchen mit ihren jüngeren Freundinnen oder beklatschten die Marschierer. Die Kolonne wurde angeführt von zwei Polizisten auf Motorrädern.

Um fünf Uhr fünfzehn hatte Valeri Petrofski Thetford verlassen und fuhr wie immer gemächlich südwärts zur Hauptstraße nach Ipswich und nach Hause. Er war die ganze Nacht unterwegs gewesen und daher müde. Doch seine Botschaft mußte spätestens um drei Uhr dreißig gesendet worden sein, und Moskau wußte nun, daß alle Vorarbeiten erledigt waren.

Er fuhr bei Euston Hall über die Grafschaftsgrenze nach Suffolk und bemerkte einen Streifenpolizisten am Straßenrand auf seiner Maschine. Was hatte der hier um diese Zeit zu suchen? Petrofski war in den vergangenen Monaten diese Straße oft gefahren, und nie hatte er einen Streifenpolizisten gesehen.

Eine Meile weiter in Little Fakenham schalteten alle seine animalischen Sinne auf höchste Alarmstufe. Zwei weiße RoverPolizeiwagen parkten am Nordende des Dorfes. Neben ihnen stand eine Gruppe von höheren Polizeibeamten, die sich mit zwei weiteren Streifenpolizisten berieten. Sie sahen auf, als er vorbeifuhr, machten aber keine Anstalten, ihn anzuhalten.

Die Anstalten kamen später in Ixworth Thorpe. Er hatte gerade das Dorf hinter sich und näherte sich der Kirche, als er das Motorrad am Zaun lehnen sah und den Streifenpolizisten mitten auf der Straße, mit erhobenem Arm, um ihn anzuhalten. Er verlangsamte, und seine Hand fuhr in die Kartentasche, in der unter dem zusammengerollten Pullover die finnische Automatic steckte.

Wenn es eine Falle war, dann war er geliefert. Doch der Polizist schien allein zu sein. Niemand stand in der Nähe mit dem Funkgerät am Mund. Er hielt. Die hohe Gestalt in Schwarz schlenderte zum Fahrerfenster und beugte sich herab. Petrofski sah sich einem pausbäckigen Gesicht gegenüber, auf dem er keine Spur von Arglist entdecken konnte.

»Dürfte ich Sie bitten, an den Straßenrand zu fahren, Sir? Hier direkt vor der Kirche. Dann kann Ihnen nichts passieren.«

Es war also eine Falle. Die Drohung war kaum verschleiert. Doch warum war niemand anderer in der Nähe?

»Was ist denn los, Officer?«

»Die Straße dürfte ein bißchen weiter draußen blockiert sein, Sir. Wir werden sie gleich freikriegen.«

Wahrheit oder Trick? Da lag vielleicht wirklich ein umgestürzter Traktor irgendwo. Er gab den Gedanken, den Polizisten zu erschießen und dann abzuhauen, wieder auf. Er nickte, legte den Gang ein und fuhr den Wagen zum Parkstreifen vor der Kirche. Dann wartete er. Im Rückspiegel konnte er beobachten, daß der Polizist nicht mehr von ihm Notiz nahm, sondern eine andere Limousine in denselben Parkstreifen einwies. Das könnte es sein, dachte er. Spionageabwehr. Doch in dem anderen Wagen saß nur ein einziger Mann. Er stoppte hinter ihm und stieg aus.

»Was ist denn los?« rief der Mann zum Polizisten hinüber. Petrofski konnte sie durch das offene Fenster hören.

»Harn Sie's nicht mitgekriegt, Sir? Die Demonstration. Is in allen Zeitungen gewesen. Und im Fernsehen.«

»Verdammt«, sagte der andere Fahrer, »war mir nicht klar, daß es diese Straße war. Und um diese Zeit.«

»Sie werden bald vorbeisein«, sagte der Polizist tröstend. »Knappe Stunde.«

In diesem Augenblick kam die Spitze der Kolonne an der Biegung in Sicht. Petrofski betrachtete die Wimpel in der Ferne und hörte voll Ekel und Verachtung die schwachen Schreie. Er stieg aus, um sich die Sache anzusehen.

Der geteerte Platz mit seinen dreißig abschließbaren Garagen begann sich allmählich zu bevölkern. Einige Minuten nach der Entdeckung der leeren Garage hatte Preston den zweiten Wagen mit Barney zum Polizeirevier geschickt und um Unterstützung ersucht. Das Revier war um diese Zeit mit einem diensthabenden Constable besetzt, der im Vorderzimmer saß, und mit einem Sergeant, der im Hinterzimmer seinen Tee trank.

Gleichzeitig hatte Preston über Polizeifunk London gerufen, und obgleich er eigentlich den Tarnjargon eines Wagenverleihs hätte benützen müssen, schlug er jede Vorsicht in den Wind und sprach im Klartext mit Sir Bernard.

»Ich brauche die Unterstützung der Polizei von Norfolk und Suffolk«, sagte er. »Und einen Hubschrauber. Umgehend. Sonst ist es zu spät.« Er hatte die zwanzig Minuten Wartezeit mit dem Studium einer über die Kühlerhaube von Joes Wagen gebreiteten Generalstabskarte von East Anglia verbracht.

Fünf Minuten später kam aus Thetford ein Streifenpolizist, den der Sergeant vom Polizeirevier aus dem Bett geholt hatte. Er fuhr in den Hof, stellte den Motor ab und parkte die Maschine. Er ging zu Preston hinüber, wobei er seinen Helm abnahm.

»Sind Sie die Herren aus London?« fragte er. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«

»Nur, wenn Sie ein Zauberer sind«, seufzte Preston.

Barney kam vom Polizeirevier zurück.

»Hier ist das Foto, John. Ist eingetroffen, während ich mit dem Sergeant sprach.«

Preston betrachtete das hübsche junge Gesicht, das in einer Straße von Damaskus aufgenommen worden war.

»Du Scheißkerl«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. Niemand hörte ihn, denn in diesem Augenblick rasten zwei amerikanische F-111-Kampfbomber im Tiefflug dicht formiert über die Stadt nach Osten. Das Geheul ihrer Triebwerke durchbrach die Stille der erwachenden Ortschaft. Der Polizist sah nicht einmal auf. Barney, der neben Preston stand, blickte ihnen nach, bis sie außer Sicht waren.

»Radaubrüder«, sagte er.

»Die kommen immer über Thetford«, sagte der Ortspolizist. »Nach einer Weile hört man sie kaum mehr. Sind in Lakenheath stationiert.«

»Der Londoner Flughafen ist schon schlimm genug«, sagte Barney, der in Hounslow wohnte, »aber die Linienmaschinen fliegen wenigstens nicht so tief. Ich glaube nicht, daß ich das lange aushalten würde.«

»Hab' nichts gegen sie, solange sie in der Luft bleiben«, sagte der Polizist und wickelte eine Tafel Schokolade aus. »Wär' nur schlimm, wenn einer herunterfiele. Sie haben nämlich Atombomben bei sich. Kleine, aber immerhin.«

Preston drehte sich langsam um.

»Was haben Sie da gesagt?« fragte er.

MI5 in der Cork Street hatte schnell gearbeitet. Sir Bernard Hemmings hatte unter Umgehung seines Justitiars die beiden Assistant Commissioners (AC) der Grafschaften Norfolk und Suffolk persönlich angerufen. Der Beamte in Norwich lag noch im Bett, aber sein Kollege in Ipswich war bereits im Büro, wegen der Demonstration, für die die Hälfte der Polizeikräfte von Suffolk aufgeboten worden war.

Den AC von Norfolk erreichte er genau in dem Augenblick, als dieser auch vom Polizeirevier in Thetford informiert wurde. Er versprach volle Unterstützung. Der Papierkram könne später erledigt werden.

Brian Harcourt-Smith war auf der Jagd nach einem Hubschrauber. Die beiden britischen Nachrichtendienste verfügen über eine Sonderstaffel von Einsatzhubschraubern, die in Northolt außerhalb London stationiert sind. Ein schneller Abruf ist möglich, doch normalerweise wird einige Zeit vorher disponiert.

Dem stellvertretenden Generaldirektor wurde auf seine dringende Anfrage hin mitgeteilt, daß ein Chopper in vierzig Minuten abfliegen und nach weiteren vierzig Minuten in Thetford sein könne. Harcourt-Smith bat Northolt, am Apparat zu bleiben.

»Achtzig Minuten«, sagte er zu Sir Bernard. Der Generaldirektor sprach gerade mit dem Assistant Commissioner von Suffolk.

»Hätten Sie einen Polizeihubschrauber verfügbar? Sofort?« fragte er den Beamten.

Es folgte eine Pause, während der AC über einen Hausanschluß bei seinem Kollegen von der Verkehrsüberwachung rückfragte.

»Wir haben einen in der Luft über Bury St. Edmunds«, sagte er.

»Bitte schicken Sie ihn nach Thetford und nehmen Sie einen unserer Leute an Bord«, sagte Sir Bernard. »Es geht um die nationale Sicherheit, wirklich, glauben Sie mir.«

»Ich werde es sofort veranlassen«, sagte der AC von Suffolk.

Preston winkte den Polizisten aus Thetford zu seinem Wagen herüber.

»Zeigen Sie mir die amerikanischen Flugstützpunkte hier in der Gegend«, sagte er.

Der Streifenpolizist legte einen dicken Finger auf die Landkarte.

»Sie sind so ziemlich überall, Sir. Sculthorpe, oben in North Norfolk, Lakenheath und Mildenhall im Westen, Chicksands in Bedfordshire; allerdings glaube ich, daß dieser Flugplatz nicht mehr in Betrieb ist. Und dann noch Bentwaters, hier an der Küste von Suffolk bei Woodbridge.«

Es war sechs Uhr. Die Marschierer schwirrten um die beiden Wagen herum, die auf dem Parkstreifen vor der Kirche standen, einem kleinen, aber schönen Bau, ebenso alt wie das Dorf, mit einem Rieddach und ohne elektrisches Licht, so daß die Abendandacht immer noch bei Kerzenschein abgehalten wird.

Petrofski stand mit verschränkten Armen an seinem Wagen und blickte mit ausdrucklosem Gesicht auf die vorbeiziehende Menge. Seine Gedanken waren nicht sehr freundlich. Über den Feldern hinter ihm knatterte ein Verkehrshubschrauber nach Norden, aber der Gesang der Demonstranten war so laut, daß er den Hubschrauber nicht hören konnte. Der Fahrer des anderen Wagens - ein Keksvertreter, der von einem Seminar über den Verkaufsappeal von Buttergebäck kam - schlenderte zu ihm herüber. Er wies mit dem Kinn auf die Marschierer hin.

»Arschlöcher«, brummte er, als der Singsang »Nein zu Cruise - Yankees raus« aufs neue einsetzte. Der Russe lächelte und nickte. Als keine weitere Reaktion kam, ging der Vertreter wieder zu seinem Wagen zurück, stieg ein und vertiefte sich in einen Stapel Unterlagen über Verkaufsförderung.

Wäre Valeri Petrofski s Sinn für Humor etwas stärker entwickelt gewesen, hätte er über seine Lage gelächelt. Er stand vor der Kirche eines Gottes, an den er nicht glaubte, in einem Land, das er zu vernichten suchte, und ließ Leute an sich vorbeiziehen, die er verachtete. Und doch, sollte sein Auftrag gelingen, so würden alle Wünsche der Marschierer in Erfüllung gehen.

Er seufzte bei dem Gedanken, wie kurzen Prozeß die Leute vom MWD mit dieser Kundgebung gemacht und wie schnell sie die Rädelsführer den Burschen vom Fünften Hauptdirektorat zu einer ausgiebigen Frage-und-Antwort-Sitzung in Lefortowo übergeben hätten.

Preston starrte auf die Landkarte, wo er um die fünf amerikanischen Flugbasen einen Kreis gezogen hatte. Wenn ich ein Illegaler wäre und in einem fremden Land tief getarnt einen Auftrag auszuführen hätte, dachte er, dann würde ich in einer großen Stadt untertauchen.

In Norfolk kamen da King's Lynn, Norwich und Yarmouth in Frage. In Suffolk, Lowestoft, Bury St. Edmunds, Colchester und Ipswich. Um nach King's Lynn in der Nähe der USAF-Basis Sculthorpe zurückzukehren, hätte der Mann, den er jagte, auf dem Gallows Hill an ihm vorbeifahren müssen. Niemand war vorbeigefahren. Es blieben also noch vier Basen, drei im Westen und eine im Süden.

Er prüfte die Strecke, auf der sein Wild von Chesterfield nach Thetford gekommen war. Sie verlief immer in südöstlicher Richtung. Es wäre logisch, die Umsteige von Motorrad auf Wagen irgendwo entlang der Fahrtrichtung unterzubringen. Von Lakenheath und Mildenhall aus zum Senderhaus nach Chesterfield wäre es logischer gewesen, eine verschließbare Garage in Ely oder Peterborough zu mieten, die auf dem Weg in die Midlands liegen.

Er zog eine Linie von den Midlands nach Thetford und geradeaus weiter nach Südosten. Sie ging direkt durch Ipswich. Zwölf Meilen von Ipswich lag in einem dichten Wald und nahe am Strand Bentwaters. Er erinnerte sich dunkel, daß dort F-5 stationiert waren, moderne Kampfbomber mit taktischen Atomwaffen, die dafür vorgesehen waren, einen massiven Angriff von 29000 Panzern zum Stehen zu bringen.

Hinter ihm quäkte das Funkgerät des Polizisten. Der Mann ging hin und nahm das Gespräch entgegen.

»Ein Hubschrauber kommt von Süden her«, sagte er.

»Er ist für mich«, sagte Preston.

»Wo soll er denn landen?«

»Gibt es hier in der Nähe eine flache, freie Stelle?« fragte Preston.

»The Meadows«, sagte der Streifenpolizist. »Die Castle Street hinunter bis zum Kreisel. Dürfte trocken genug sein.«

»Sagen Sie ihm, er soll dort niedergehen«, sagte Preston, »ich fahre hin.«

Er rief seine Leute zusammen, von denen einige in den Wagen dösten.

»Alles rein. Wir fahren zu den Meadows runter.«

Während sie in die beiden Wagen stiegen, ging er mit der Landkarte zu dem Streifenpolizisten.

»Sagen Sie, wenn Sie von Thetford nach Ipswich wollten, wie würden Sie fahren?«

Ohne zu zögern deutete der Polizist auf einen Fleck auf der Karte.

»Ich würde die A1088 nehmen, direkt nach Ixworth, über die Kreuzung und weiter bei Elmswell Village zur A45, die nach Ipswich geht.«

Preston nickte.

»Das würde ich auch tun. Hoffentlich denkt Chummy genauso. Ich möchte Sie bitten, hierzubleiben und zu versuchen, andere Garagenbenützer ausfindig zu machen, die vielleicht den Wagen unseres Mannes gesehen haben. Ich brauche die Nummer.«

Der leichte Beil-Hubschrauber wartete auf der Wiese am Kreisel. Preston stieg aus dem Wagen und nahm sein Funkgerät mit.

»Bleiben Sie hier«, sagte er zu Harry Burkinshaw. »Er hat einen Vorsprung von mindestens fünfzig Minuten und ist wahrscheinlich meilenweit weg. Ich fliege bis Ipswich und sehe zu, ob ich etwas herausbekommen kann. Wenn nicht, dann bleibt nur die Wagennummer. Vielleicht hat sie jemand gesehen. Sollte die Polizei von Thetford diesen Jemand auftreiben, komme ich.«

Er duckte sich unter den kreisenden Tragschrauben und kletterte in die enge Kabine, zeigte dem Piloten seinen Ausweis und nickte dem Verkehrsüberwacher zu, der sich hinter die Sitze gequetscht hatte.

»Schnell gegangen«, schrie er dem Piloten zu.

»Ich war schon in der Luft«, schrie der Pilot zurück.

Der Helikopter hob ab und flog über Thetford weg.

»Wo wollen Sie hin?«

»Die A1088 entlang.«

»Die Demo beobachten, wie?«

»Was für eine Demo?«

Der Pilot sah ihn an, als sei er gerade vom Mars gekommen. Der Chopper flog mit abwärts gerichteter Nase nach Südosten. Er hielt sich rechts von der A1088, so daß Preston die Straße im Blick hatte.

»Die Demo gegen den RAF-Flugplatz Honington«, sagte der Pilot. »Ist in allen Zeitungen gewesen. Und im Fernsehen.«

Natürlich hatte Preston die Berichterstattung über die geplante Demonstration verfolgt. Er hatte schließlich in Chesterfield zwei Wochen vor dem Fernseher verbracht. Es war ihm nur entgangen, daß der Flugplatz an der A1088 zwischen Thetford und Ixworth lag. In dreißig Sekunden würde er die Sache in natura sehen.

Zu seiner Rechten glitzerte die Morgensonne auf den Rollbahnen des Flugstützpunktes. Ein riesiges amerikanisches Galaxy-Transportflugzeug rollte gerade nach der Landung aus. Vor den Zugängen zum Flugplatz waren Polizisten massiert, Hunderte, mit dem Rücken zur Stachel drahtumzäunung, das Gesicht den Demonstranten zugewandt.

Die Menge vor dem Polizeikordon schwoll unaufhörlich an, und die schwarze Kolonne der fahnenschwingenden Marschierer erstreckte sich bis zur Einmündung des Zufahrtsweges in die A1088 und weiter auf der Straße nach Südosten auf Ixworth Junction zu.

Direkt unter sich konnte er das Dorf Little Fakenham sehen und die Silhouette von Honington, das aus einem Dunstschleier auftauchte. Er konnte die Scheunen von Honington Hall und die roten Ziegelgebäude von Malting Row jenseits der Straße ausmachen. Hier, wo die Marschierer in den schmalen Weg einbogen, der zum Flugplatz führte, war die Menge am dichtesten. Sein Herz schlug rascher.

Von der Dorfmitte an standen die Autos Stoßstange an Stoßstange eine halbe Meile die Straße entlang - alles Fahrer, die nicht mitbekommen hatten, daß die Straße am frühen Morgen gesperrt sein würde, oder die gehofft hatten, rechtzeitig durchzukommen. Es war eine Schlange von über hundert Fahrzeugen.

Weiter unten, mitten in der Marschkolonne, glitzerten zwei oder drei Dächer von Wagen, deren Fahrer man vor der Sperrung hatte passieren lassen, die aber nicht schnell genug nach Ixworth Junction gekommen waren und die nun in der Falle saßen. Einige Autos standen im Zentrum von Ixworth Thorpe, und ein paar parkten an einer kleinen Kirche.

»Ich frage mich -«, sagte er halblaut.

Valeri Petrofski sah den Polizisten, der ihn angehalten hatte, auf sich zukommen.

Die Kolonne war ein wenig dünner geworden; das Ende des Zuges marschierte vorbei.

»Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat, Sir. Scheinen mehr gekommen zu sein als vorausgesehen.«

Petrofski zuckte liebenswürdig die Achseln.

»Kann man nichts machen, Officer. Es war dumm von mir, daß ich es versucht habe. Hab' geglaubt, ich würde rechtzeitig durchkommen.«

»Hat nicht wenig Autofahrer erwischt. Aber jetzt dauert's nicht mehr lang. In zehn Minuten sind die Marschierer vorbei, dann kommen noch ein paar Übertragungswagen hinterher. Sobald die durch sind, geben wir die Straße wieder frei.«

Vor ihnen zog ein Polizeihubschrauber über den Feldern eine weite Kurve. In seiner offenen Tür konnte Petrofski den Verkehrsüberwacher sehen, der in den Handapparat seines Funktelefons sprach.

»Harry, können Sie mich hören? Harry, bitte kommen, hier ist John.«

Preston saß in der Tür des Choppers über Ixworth Thorpe und versuchte Burkinshaw zu erreichen. Die Stimme des Observanten kam kratzend und blechern aus Thetford.

»Harry hier. Hör' Sie, John.«

»Harry, hier unten findet eine Anti-Cruise-Demo statt. Es besteht die Möglichkeit, eine winzige Möglichkeit, daß Chummy darin steckengeblieben ist. Bleiben Sie dran.«

Er drehte sich zum Piloten um.

»Wie lange geht das schon?«

»Seit 'ner Stunde.«

»Wann ist die Straße da unten in Ixworth gesperrt worden?«

Der Mann von der Verkehrsüberwachung beugte sich nach vorne.

»Um fünf Uhr zwanzig«, sagte er. Preston sah auf seine Armbanduhr. Sechs Uhr fünfundzwanzig.

»Harry, fahren Sie wie der Teufel die A134 runter nach Bury St. Edmunds, dort abbiegen auf die A45 und weiter bis zur Kreuzung mit der A1088 in Elmswell. Dort treffen wir uns. Der Cop, der sich bei den Garagen aufhält, soll mit angestellter Sirene vorausfahren. Und Harry, sagen Sie Joe, er soll fahren, was das Zeug hält.«

Er tippte dem Piloten auf die Schulter.

»Fliegen Sie nach Elmswell und setzen Sie mich auf einem Feld an der Straßenkreuzung ab.«

In der Luft waren es nur fünf Minuten. Als sie bei Ixworth Junction über die A143 flogen, konnte Preston die lange Schlange der am Straßenrand parkenden Busse sehen, mit denen das Gros der Marschierer in diese malerische Gegend gekommen war. Zwei Minuten später bemerkte er die breite zweibahnige A45, die von Bury St. Edmunds nach Ipswich führt. Der Pilot zog eine Schleife und sah sich nach einem Landeplatz um. Nahe an der Stelle, wo die schmale A1088 in die Einfahrt zur A45 mündete, waren Wiesen.

»Könnten Feuchtwiesen sein«, schrie der Pilot. »Ich geh' in Schwebestellung. Sie können aus ein paar Fuß Höhe abspringen.«

Preston nickte. Er drehte sich zu dem Verkehrsüberwacher um, der in Uniform war.

»Nehmen Sie Ihre Mütze. Sie kommen mit.«

»Das ist nicht mein Job«, protestierte der Sergeant. »Ich bin von der Verkehrsüberwachung.«

»Genau dazu brauche ich Sie. Los, kommen Sie schon.«

Er sprang vom Trittbrett der Bell aus zwei Fuß Höhe in das dichte hohe Gras. Der Polizeisergeant folgte ihm, wobei er die flache Mütze mit einer Hand auf den Kopf preßte, um sie vor dem Sog der Rotoren zu schützen. Der Pilot zog die Maschine hoch und flog nach Ipswich und zu seinem Standort zurück.

Die beiden stapften über die Wiese, überstiegen den Zaun und gelangten auf die A1088. Einhundert Yards weiter kamen sie zur A45. Jenseits der Kreuzung konnten sie den endlosen Verkehrsstrom sehen, der sich in Richtung Ipswich bewegte.

»Was nun?« fragte der Polizeisergeant.

»Nun stellen Sie sich auf die Straße und halten die Wagen an, die nach Süden fahren. Fragen Sie die Fahrer, ob sie die Straße von Honington an benützt haben. Wenn sie erst südlich von Ixworth Junction auf die Straße gestoßen sind, lassen Sie sie passieren. Sobald Sie den ersten haben, der durch die Demo gekommen ist, rufen Sie mich.«

Er ging zur A45 hinüber und spähte nach rechts.

»Komm schon, Harry. Komm schon.«

Die aus Süden kommenden Wagen stoppten vor dem Polizisten, doch alle versicherten, sie seien erst südlich der Anti- Kernwaffen-Demonstration auf die Straße gestoßen. Zwanzig Minuten später sah Preston den Streifenpolizisten aus Thetford, der mit heulender Sirene heranbrauste, dicht gefolgt von den beiden Observantenwagen. Sie bremsten kreischend an der Einfahrt in die A1088. Der Polizist schob sein Visier in die Höhe.

»Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun, Sir. Ich glaube nicht, daß diese Strecke schon einmal schneller zurückgelegt worden ist. Das wird Ärger geben.«

Preston dankte ihm und beorderte beide Wagen ein paar Yards in die schmale Nebenstraße hinein.

Er deutete auf eine Grasbank.

»Rammen, Joe.«

»Wie bitte?«

»Rammen. Nicht zu stark, damit der Wagen nicht kaputtgeht. Es soll nur echt aussehen.«

Die beiden Polizisten aus Suffolk sahen Joe verblüfft zu, als er mit dem Wagen die Grasbank am Wegrand rammte. Das Heck ragte auf die Straße und blockierte sie zur Hälfte. Preston ließ den anderen Wagen fünfzehn Yards weiterfahren.

»Aussteigen«, befahl er dem Chauffeur. »Los, Jungs. Jetzt alle zugleich. Umkippen.«

Erst nach sieben Anläufen legte der MI5-Wagen sich auf die Seite. Preston hob einen Stein am Straßenrand auf, zerschmetterte damit ein Seitenfenster von Joes Wagen und verstreute die Scherben über die Straße.

»Ginger, legen Sie sich auf die Straße, hier neben Joes Wagen. Barney, holen Sie ein Plaid aus dem Kofferraum und decken Sie ihn damit zu. Ganz und gar. Gesicht und alles«, sagte Preston. »O. K., alle anderen hinter die Hecke, und daß sich keiner sehen läßt.«

Preston winkte die beiden Polizisten heran.

»Sergeant, da hat's bösen Bruch gegeben. Bitte stellen Sie sich neben die Leiche und dirigieren Sie den Verkehr daran vorbei. Officer, parken Sie Ihr Motorrad, gehen Sie die Straße hoch und winken Sie die ankommenden Wagen langsam durch.«

Die beiden Polizisten hatten von Ipswich beziehungsweise von Norwich ihre Befehle bekommen. Mit den Männern aus London zusammenarbeiten. Selbst wenn sie verrückt waren.

Preston setzte sich vor der Grasbank auf den Boden und preßte ein Taschentuch vors Gesicht, als wolle er das Blut aus einer gebrochenen Nase stillen.

Nichts kann einen Autofahrer besser dazu bewegen, langsam zu fahren und durch das Seitenfenster zu schauen, als eine Leiche am Straßenrand. Preston hatte dafür gesorgt, daß Gingers »Leiche« auf der Fahrerseite zu liegen kam, für die Wagen, die sich nach Süden bewegten.

Major Valeri Petrofski saß im siebten Wagen. Wie alle anderen vor ihr verlangsamte die bescheidene Familienlimousine auf das Handzeichen des Polizisten hin das Tempo und kroch am »Unfallort« vorbei. Mit halb geschlossenen Augen sah Preston zu dem zwölf Fuß entfernten Russen hinüber und verglich im Geist sein Gesicht mit dem Foto in seiner Tasche, während die Limousine sich langsam zwischen den beiden Wagen hindurchschlängelte, die fast die ganze Straße blockierten.

Aus den Augenwinkeln sah er, wie die kleine Limousine nach links zur A45 abbog, auf eine Verkehrslücke wartete und sich dann in den Strom nach Ipswich einreihte. Er sprang auf.

Die beiden Fahrer und die zwei Observanten kamen auf seinen Befehl über die Hecke zurück. Ein verdutzter Autofahrer, der gerade sein Tempo verlangsamte, sah die Leiche aufspringen und zusammen mit anderen einen umgestürzten Wagen wieder auf seine vier Räder stellen. Joe kletterte hinter das Steuer seines Wagens und fuhr rückwärts von der Bank weg. Barney wischte das Gras und den Schlamm von den Scheinwerfern, bevor er einstieg. Harry Burkinshaw nahm nicht eins, sondern drei starke Pfefferminzbonbons und ließ alle auf einmal in den Mund springen. Preston ging zu dem Streifenpolizisten hinüber.

»Sie fahren am besten jetzt wieder nach Thetford zurück, und vielen, vielen Dank für Ihre Hilfe.«

Zum Sergeant aus dem Hubschrauber sagte er:

»Wir können Sie leider nicht mitnehmen. Ihre Uniform ist zu auffällig. Aber vielen Dank für Ihre Hilfe.«

Die zwei Wagen von Ml5 fuhren zur A45 und bogen links ab nach Ipswich. Der unbeteiligte Autofahrer, der das alles aufmerksam verfolgt hatte, wandte sich an den stehengelassenen Sergeant: »Dreh'n die einen Fernsehfilm?«

»Würde mich verdammt noch mal nicht wundern«, sagte der Sergeant. »Übrigens, Sir, könnten Sie mich bis Ipswich mitnehmen?«

Der Berufsverkehr wurde immer dichter, als sie sich der Stadt näherten. Er bot den beiden Observantenwagen gute Deckung. Zudem wechselten sie dauernd die Stellung, so daß bald der eine, bald der andere die Limousine im Auge hatte.

Sie kamen hinter Witton in die Stadt, doch kurz vor dem Stadtzentrum bog der kleine Wagen vor ihnen in die Chevalier Street und fuhr rund um den Ring zur Handford Bridge und überquerte den Orwell. Südlich des Flusses fuhr der Ford die Ranelagh Road hinunter und bog dann wieder nach rechts ab.

»Er fährt wieder aus der Stadt heraus«, sagte Joe, der sich fünf Wagen hinter dem Verfolgten hielt. Sie kamen zur Belstead Road, die Ipswich in südlicher Richtung verläßt.

Plötzlich bog der Ford nach links in eine kleine Wohnsiedlung ein.

»Vorsicht«, warnte Preston Joe, »er darf uns nicht sehen.« Er befahl dem zweiten Wagen, an der Ecke zu bleiben, wo die Zufahrtstraße von der Belstead Road abbog, für den Fall, daß das Wild einen Bogen schlagen und wieder zurückkommen sollte. Joe glitt langsam in den Komplex der sieben Sackgassen hinein, aus denen The Hayes besteht. Als sie an Cherryhayes Close vorbeifuhren, sahen sie gerade noch, daß der Mann, den sie verfolgten, vor einem kleinen Haus auf halber Höhe der Straße hielt. Er stieg aus. Preston befahl Joe, weiterzufahren, bis sie außer Sicht waren, und dann zu halten.

»Harry, geben Sie mir Ihren Hut und sehen Sie im Handschuhfach nach, ob noch eine Konservativen-Rosette drin ist.«

Es war noch eine drinnen; sie war eine der vielen, die das Team zwei Wochen lang benutzt hatte, um das Haus der Roystons durch den Vordereingang zu betreten oder zu verlassen, ohne Verdacht zu erregen. Preston steckte sie ans Jackett, zog den Regenmantel aus, den er als Unfallverletzter am Straßenrand getragen hatte, von wo aus er Petrofski zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte, setzte Harrys flachen Hut auf und stieg aus.

Er bog in Cherryhayes Close ein und schlenderte zu dem Anwesen gegenüber dem Haus des Sowjetagenten, das die Nummer 12 trug. Er ging zur Tür der Nummer 9, wo an einem Fenster ein Plakat der sozialdemokratischen Partei prangte, und läutete.

Eine hübsche junge Frau machte auf. Von drinnen konnte Preston die Stimme eines Mannes, dann die eines Kindes hören. Es war acht Uhr. Die Familie saß beim Frühstück. Preston lüftete den Hut.

»Guten Morgen, Madam.«

Als sie seine Rosette sah, sagte die Frau:

»Oh, tut mir leid, Sie verschwenden Ihre Zeit. Wir wählen SDP.«

»Das dachte ich mir schon, Madam. Ich habe aber eine Werbeschrift, die ich Sie bitten möchte, Ihrem Mann zu zeigen.«

Er reichte ihr seine Plastikkarte, die ihn als MI5-Mann auswies. Sie würdigte die Karte keines Blickes und seufzte nur.

»Wenn Sie unbedingt meinen. Aber das wird ganz bestimmt nichts ändern.«

Sie ließ ihn vor der Tür stehen, ging ins Haus, und Sekunden später hörte Preston eine geflüsterte Unterhaltung, die von hinten aus der Küche kam. Ein Mann erschien in der Diele, ein Jungmanager in schwarzen Hosen und weißem Hemd, mit Klubkrawatte. Er hielt Prestons Karte in der Hand und runzelte die Stirn.

»Was soll das heißen?« fragte er.

»Genau das, was es besagt, Sir. Es ist der Ausweis eines Angehörigen von MI5.«

»Kein Witz?«

»Nein, er ist völlig echt.«

»Na schön. Und was wünschen Sie?«

»Würden Sie mich bitte ins Haus lassen und die Tür schließen?«

Der junge Mann zögerte einen Augenblick, dann nickte er. Preston nahm seinen Hut ab und trat ein. Er machte die Tür hinter sich zu.

Gegenüber auf der anderen Straßenseite saß Valeri Petrofski im Wohnzimmer hinter den dichten Netzvorhängen. Er war müde, seine Muskeln schmerzten vom Fahren, und er genehmigte sich einen Whisky.

Als er durch die Vorhänge spähte, konnte er einen dieser offenbar zahllosen Wahlhelfer sehen, der mit den Leuten von Nummer 9 sprach. Bei ihm waren in den letzten zehn Tagen ebenfalls drei vorbeigekommen, und bei seiner Rückkehr heute morgen hatte er einen Haufen Parteiprospekte auf dem Türvorleger gefunden. Er beobachtete, wie der Hausherr den Mann in die Diele ließ. Noch ein Bekehrter, dachte er. Was soll's.

Preston atmete auf. Der junge Mann sah ihn mißtrauisch an. Die Frau stand an der Küchentür und ließ ihn nicht aus den Augen. Das Gesicht eines etwa dreijährigen Mädchens erschien zwischen dem Türpfosten und dem Knie der Mutter.

»Sind Sie wirklich von MI5?« fragte der Mann.

»Ja, wirklich. Wir haben weder zwei Köpfe noch grüne Ohren, wissen Sie.«

Der junge Mann lächelte zum ersten Mal.

»Nein, natürlich nicht. Es kommt nur so überraschend. Aber was liegt gegen uns vor?«

»Nichts natürlich«, lächelte Preston. »Ich kenne Sie nicht einmal. Meine Kollegen und ich haben einen Mann verfolgt, von dem wir glauben, daß er ein ausländischer Agent ist. Er wohnt im Haus gegenüber. Ich möchte gerne Ihr Telefon benutzen und Sie fragen, ob ich ein paar Männer bei Ihnen einquartieren darf, damit sie das Haus beobachten können.«

»Nummer 12?« fragte der Mann. »Jim Ross? Das ist kein Ausländer.«

»Wir glaub en schon. Darf ich telefonieren?«

»Ja, sicher, warum nicht.« Er wandte sich seiner Familie zu. »Los, alle zurück in die Küche.«

Preston rief Charles Street an und wurde mit Sir Bernard Hemmings verbunden, der noch immer in der Cork Street war. Burkinshaw hatte Cork Street bereits über Funk in Tarnsprache informiert, daß der »Kunde« zu Hause in Ipswich sei und die »Taxis« in der Nachbarschaft auf Abruf bereit stünden.

»Preston?« sagte der Generaldirektor am anderen Ende der Leitung. »John? Wo sind Sie genau?«

»In einer kleinen Sackgasse namens Cherryhayes Close in Ipswich. Wir haben Chummy geortet. Diesmal bin ich sicher, daß wir seine Basis gefunden haben.«

»Meinen Sie, daß es Zeit ist, loszuschlagen?«

»Yes, Sir, ich glaube schon. Ich befürchte nur, daß er bewaffnet ist. Sie wissen, was ich sagen will. Ich denke nicht, daß dies eine Sache für Special Branch ist oder für die Ortspolizei.«

Er sagte seinem Generaldirektor, was er wollte, legte auf und rief Sir Nigel in Sentinel House an.

»Ja, John, einverstanden«, sagte »C«, als Preston ihm die gleiche Information durchgegeben hatte. »Wenn er das, was wir glauben, bei sich hat, dann müssen Sie wirklich bekommen, was Sie angefordert haben. Den SAS.«