»Faaahrzeuge besetzeeen!«
Eckhardts Stimme dröhnte im Kommisston über den Platz. Die Sonne schickte sich gerade an, ihre tägliche Reise über das Firmament anzutreten. Noch verbarg sie sich jedoch hinter dem Horizont und sandte ein warmes, oranges Licht über das hügelige Farmland südlich von Dallas. Eckhardt schaute in die Morgendämmerung und dachte darüber nach, dass in Rennes-le-Château jetzt bereits Nachmittag war und die Menschen dort langsam ihre täglichen Verrichtungen einstellten, um sich um die Kinder zu kümmern oder das Abendessen vorzubereiten. Er stellte fest, dass er ein wenig Heimweh nach der possierlichen, kleinen Bergfestung verspürte, die er sein Zuhause nannte.
Die Männer hatten das Lager abgebrochen und sämtliche Utensilien im Hulk-Truck verstaut. Der Konvoi bestand nun aus dem Eisenschwein, dem Hulk-Truck und vier Pick-up-Trucks, von denen zwei mit zahlreichen Anbauten versehen waren, die Zeds fernhalten sollten. Die Amerikaner fuhren in zwei leichten, schnellen Trucks, deren Aufgabe es war, etwaige Zed-Horden von der Straße wegzulocken. Die Soldaten, die wegen der fehlenden T93-Behandlung extremen Beutegeruch verströmten, sollten sich für den Fall, dass eine Zed-Horde auftauchte, mit den beiden Trucks in verschiedene Richtungen vom Konvoi wegbewegen, um die Angreifermenge zu teilen. So konnten die Verfolger in den Armed Vehicles dann nachsetzen und die Bedrohung leichter eliminieren. Das Eisenschwein war schwer gepanzert und gut bewaffnet, es würde auch einem stärkeren Ansturm standhalten. Der Hulk-Truck war durch mittlere und größere Zombieherden nicht zu stoppen, das hatte diese rollende Festung bereits mehrfach unter Beweis gestellt.
Eckhardt stieg in das Eisenschwein und startete den Motor. Keine Sekunde zu spät, wie es schien, denn aus dem Wäldchen hinter der Umspannstation stürmten mehrere Dutzend Hunter-Zeds und hetzten im gestreckten Schweinsgalopp in Richtung Konvoi. Eckhardt ersparte es sich, das Tor der Umzäunung zu öffnen, der Räumschild des Bronjetransporters stieß die beiden Flügel des Tores einfach auf.
Sepp aktivierte die Rundumkameras im Hulk-Truck und setzte die Sägekette in Gang, die um den Auflieger lief. Auch er senkte den Räumschild ab und trat das Gaspedal durch. Über eintausendfünfhundert PS, erzeugt von zwei Biturbodieselmotoren, brüllten auf und der Hulk atmete schwarze Rauchfontänen in den Himmel aus. Die Reifen der drei Antriebsachsen drehten im Schotterbett durch, erzeugten jedoch genug Grip, um den Truck schlagartig zu beschleunigen. Fast eintausend Newtonmeter pressten den Truck auf die Untergrundfläche. Das hohle, schabende Geräusch der durchdrehenden Reifen erfüllten die Kabine, ebenso die stotternden Vibrationen, die das Fahrwerk auf die Karosse übertrug.
Die vier Pick-up-Trucks rasten an dem Hulk-Truck vorbei in Richtung Prärie und wurden von etwa zwei Dutzend Huntern verfolgt.
Ungefähr dieselbe Menge versuchte, den Auflieger des Hulk-Trucks zu entern und machte sehr unliebsame Bekanntschaft mit Sepps Erfindung, der Kettensäge für Lastkraftwagen. Die zehn bis zwanzig Zentimeter langen, haifischartigen Zähne waren wiederum mit Dutzenden kleineren, messerscharfen Zähnen besetzt und zerlegten die Zeds, die sich an den Truck klammern wollten, in Einzelteile. Die Zugmaschine besaß eine ähnliche Einrichtung, die zwar etwas filigraner gearbeitet, aber nicht weniger wirksam war. Links und rechts flogen schmierige abgetrennte und zerrissene Körperteile davon, was die Zeds nicht davon abhielt, den Truck erneut zu attackieren, solange er sich noch in Laufgeschwindigkeit bewegte, was bei Huntern durchaus ein respektables Tempo bedeuten konnte. Selbst ohne Arme versuchten sie, die Containerbrücke zu erreichen; ein völlig sinnloses Unterfangen, das lediglich in der völligen Zerstörung der Zeds endete, wenn sie unter die mit elf Bar prall gefüllten LKW-Reifen kamen. Die gepanzerten Reifen verarbeiteten die Zeds zu einem undefinierbaren, glitschigen Brei, der zum Teil in hohen Fontänen zur Seite wegspritzte.
Die Amerikaner hatten es geschafft, die Horde zu teilen, sie führten zwei Pulks hinaus in die Prärie. Inzwischen hatten die Richtschützen auf den Fahrzeugen das Feuer eröffnet. Vom Eisenschwein und dem Hulk-Truck peitschten großkalibrige Geschossgarben durch die Luft. Die Soldaten auf den Trucks feuerten mit Kalaschnikows; auch die Amerikaner bedienten sich der russischen Waffen, denn für ihre Sturmgewehre gab es keine Munition im Konvoi. Eine große Staubwolke, aufgewirbelt durch die querfeldein fahrenden Pick-up-Trucks, vernebelte die Straße. Man hörte das Dröhnen der Motoren, das Hämmern der Waffen und das wilde Kreischen der Zeds in dem Staub. Zu sehen war jedoch kaum etwas. Eckhardt räumte mit dem Eisenschwein kleinere Hindernisse auf der Straße beiseite, doch es fiel ihm zunehmend schwerer, die Spur zu halten. Er funkte den Hulk-Truck an:
»Sepp, ich sehe hier vorne mehr Autowracks, die Straße scheint nicht so frei zu sein, wie ursprünglich gedacht. Wir müssen die Positionen tauschen!«
»Alles klar«, antwortete Sepp, »lass dich am rechten Straßenrand zurückfallen. Ich überhole dich. Folge mir dichtauf.«
Eckhardt tat, was Sepp vorgeschlagen hatte und befuhr den breiten Straßenrand an der rechten Seite der Fahrbahn. Zum Glück waren in Amerika die Straßen deutlich breiter als in Europa, fand er, als der monströse Truck an ihm vorbeizog und es in der Kabine des Bronjetransporters dunkel wurde.
Sepp senkte den Räumschild ab und kippte ihn deutlich an, so dass Hindernisse an dem massiven Stahlblech entlang aus der Mitte weggeführt wurden. Und tatsächlich, als die Reihen der verlassenen PKW immer dichter wurden, schepperte es andauernd, wenn der Räumschild wieder ein oder mehrere Fahrzeuge erwischte und diese, sich überschlagend, seitlich von der Straße landeten. Selbst schwere SUV, Pick-ups und sogar Kleinlaster hoben ab wie von einer Riesenfaust getroffen, wenn sich der keilförmige Schild unter sie schob und sie zur Seite wuchtete. Der Hulk-Truck boxte sich mit brachialer Gewalt durch eine seit Jahren vor sich dahinrottende Blechlawine und sorgte dafür, dass die nachfolgenden Fahrzeuge eine relativ freie Gasse hatten.
Auch die Offroadfahrzeuge schlossen nun wieder zum Konvoi auf. Ihre Verfolger hatten sie abgeschüttelt beziehungsweise eliminiert. Vereinzelt griffen noch Hunter den Konvoi an. Meist waren es versprengte Individuen, die in den liegengebliebenen Fahrzeugen auf dem Highway vor sich hinvegetiert hatten und durch den Beutegeruch, der dem Konvoi entströmte, aktiviert wurden. Sie krochen dann aus ihren Löchern, sprangen über Autodächer und versuchten, die Fahrzeuge des Konvois zu entern. Doch die Männer an den Waffen waren auf der Hut und schossen ihnen meist schon aus größerer Entfernung Kugeln in die Schädel.
Im Nordwesten schien die Zed-Dichte weiter zuzunehmen. So wich der Konvoi auf eine Route aus, die Abilene in einem südlichen Bogen umging. In einem winzigen Städtchen mit dem Namen Sterling City bogen die Fahrzeuge dann auf den Highway Nummer 87 ab, der sie nach Norden führen sollte. Sterling City war ein staubiges Kaff, das vor der Apokalypse nicht einmal tausend Einwohner hatte, ein typisches Kreuzungsnest, in dem die Highways, die sich hier trafen, die einzigen asphaltierten Straßen darstellten. Als Eckhardt, der mit Pjotrew im Eisenschwein wieder die Führung des Konvois übernommen hatte, sich umsah, bekam der Begriff Trostlosigkeit eine völlig neue Bedeutung. Gegen das hier waren selbst die hinterwäldlerischen Kommunen im Erzgebirge wahre Metropolen. Die Menschen hatten in wellblechgedeckten Holzbauten gelebt, farblose, ebenerdige Einheitsbehausungen mit schmucklosen Gärten, in denen vertrocknete Grasbüschel um jeden Tropfen Morgentau zu kämpfen schienen. Zum Teil zerrissene Stromleitungen hingen über den Straßen. Ein verwaister Family-Dollar-Markt und ein halbes Dutzend abbruchreifer Tankstellen bildeten das wirtschaftliche Zentrum dieser Elendssiedlung. Überall sah Eckhardt verfallene und seit vielen Jahren verlassene Gebäude.
An einem Blechzaun, der einen kärglichen Spielplatz einfriedete, hing ein Schild, auf dem geschrieben stand: ›So then, each of us shall give an account of himself to God.‹ Eckhardt zweifelte ernsthaft daran, dass es während der Apokalypse hier irgendjemandem genutzt hatte, vor Gott Rechenschaft abzulegen. Noch während er darüber nachdachte, flog bereits die Gemeindegrenze an ihnen vorbei. Dieser Highway führte auf direktem Weg nach Colorado Springs, es waren noch knappe eintausend Kilometer zu fahren.
Es war geplant, eine Pause einzulegen, sobald die Grenze nach New Mexico überschritten war. Da es sich hier vorwiegend um Wüstengebiete handelte, ging Eckhardt davon aus, dass der Konvoi es schaffen könnte, bis zum späten Abend das Ziel zu erreichen. Die Männer waren sich einig, keine weitere Übernachtung mehr zu riskieren und zügig durchzufahren.
Auf den Straßen standen nur wenige Autowracks, Zeds bekamen die Reisenden nur noch äußerst sporadisch zu sehen. Tatsächlich verhielt es sich wohl so, dass die trockene Hitze den Zeds schwer zu schaffen machte und sie sich deshalb in die Berge und die großen Städte zurückgezogen hatten. Beides lag jedoch fern der Route.
Der Treck passierte ausgedehnte landwirtschaftliche Produktionsbereiche, deren ehemals kreisrunde, künstlich bewässerte Felder man sogar vom Weltall aus erkennen konnte. Nun jedoch, nach fast drei Jahren der Verwilderung, staubten die Geräte ein und die Felder wandelten sich in trockene Steppen.
Gegen Nachmittag erreichte die Gruppe ihr Etappenziel, eine Stadt im Norden von New Mexico, die sogar über einen eigenen Regionalflugplatz verfügte. In Clayton wollten sie Rast machen, sich erfrischen und den Fahrern etwas Ruhe gönnen. Hier hatte, wie in allen anderen Ortschaften, die sie durchfahren hatten, auch vor der Apokalypse nicht unbedingt das überbordende Leben getobt. Das Rabbit Ear Cafe versprach Mexican Food, in einem containergroßen Gebäude wartete ein Tourist Information Center seit Jahren vergeblich auf Reisende und Motels, Tankstellen und Supermärkte buhlten ebenfalls schon lange nicht mehr um Kundschaft.
Auf dem Parkplatz eines Warenhauses, das den großspurigen Namen Ranch Market trug, hielt die Kolonne. Die Pick-ups fuhren bis an die Glasfassade, dicht flankiert von den beiden gepanzerten Fahrzeugen. Zischend entluden sich die pneumatischen Bremszylinder, als Sepp den Hulk-Truck abstellte. Sofort bildeten die SpezNas-Soldaten zwei Erkundungsteams, die in den Laden vordrangen, um ihn auf Zeds zu überprüfen, während die Amerikaner die direkte Umgebung erkundeten. Es gab weder im Laden noch draußen frische Spuren von Zed-Aktivität.
Im Inneren des Gebäudes, wo trotz der Hitze draußen noch einigermaßen erträgliche Temperaturen herrschten, roch es erstaunlicherweise nicht faulig oder verwest. Die Fleischerzeugnisse waren komplett aus der entsprechenden Abteilung verschwunden und niemand machte sich die Mühe, einen der Kühlräume zu öffnen. Diesen Fehler hatten die Requirierungsteams der Prepper zu Beginn der Apokalypse in Deutschland noch gelegentlich gemacht, doch heftiger Brechreiz hatte sie schnell eines Besseren belehrt. Konserven und Trockenprodukte jedoch waren meist – so noch vorhanden – zum Verzehr geeignet.
Hier in Clayton hatten offensichtlich nur sehr wenige der Einwohner die Katastrophe überlebt, denn die Regale des Marktes waren noch erstaunlich gut bestückt.
»Was mich wundert«, sagte Sepp, als er mit Eckhardt die Regale abging, um Proviant auszuwählen, »ist, warum Dempseys Leute noch nicht hier waren, um sich einzudecken. Die Lager sind gut gefüllt und alles, was trocken oder konserviert ist, befindet sich in einem guten Zustand. Seltsam, oder?«
Eckhardt widmete sich einigen Dosen mit Fleisch- und Wurstdauerkonserven, die er mit einer lässigen Armbewegung in einen Einkaufswagen verfrachtete.
»Ich habe gelesen«, erwiderte er, »dass die da in dem Berg über Vorräte für bis zu fünf Jahre verfügen. Und wenn ich Mikail richtig verstanden habe, dann sind die nur ungefähr zur Hälfte besetzt. Ich wette, die waren seit dem Beginn der Geschichte nicht einmal vor der Tür, um zu schauen, wie das Wetter ist. Ich schlage vor, dass wir den freien Platz in der Lunchbox nutzen, um den Container mit Lebensmitteln zu füllen. Vielleicht möchten die Matrosen von Kapitän Kassatonow auch mal amerikanische Konserven auf dem Tisch haben, wer weiß?«
Sepp nickte.
»Okay, Eckhardt, aber dann lass es uns richtig machen. Wir gehen mit ein paar Leuten ins Lager und sehen zu, dass wir verpackte Ware in Kartons zum Hulk schaffen und keine einzelnen Dosen. Wir sollten uns dabei auf Fleischkonserven aller Art, Gemüse und Fertiggerichte konzentrieren, vielleicht sind auch zuckerhaltige Lebensmittel eine gute Idee. Getränkesirup, Milch- und Puddingpulver, Kaffee und Tee und natürlich brauchbare Tabakwaren sollten wir suchen.«
»Gut. Ich sage Mikail Bescheid, dass er drei oder vier Soldaten mitnimmt und wir schauen, dass wir einen mechanischen Palettenhubwagen auftreiben. Das, was wir hier haben, können wir ja trotzdem mit nach vorn nehmen.«
Die beiden steuerten ihre beladenen Einkaufswagen durch die Regale in den vorderen Bereich des Marktes. Hier lag die Kassenzone und es gab ein kleines Bistro-Café, in dem Birte gerade umgeworfene Tische und Stühle aufrichtete.
»Heute werden wir mal alle zusammen an richtigen Tischen essen!«, rief sie, als Eckhardt und Sepp mit den Einkäufen um die Ecke kamen.
Und tatsächlich, eine knappe Stunde später, nachdem man den Mehrzweck-Container des Hulk-Trucks bis unter das Dach mit zahlreichen Kartons vollgestopft hatte, saßen Russen, Deutsche und Amerikaner einträchtig versammelt an einer Gruppe von Bistro-Tischen und nahmen ein gemeinsames Mahl ein. Es herrschte eine entspannte, gelöste Atmosphäre und man tauschte Geschichten aus. Sepp, dessen Englisch wesentlich besser war als das von Eckhardt, erzählte den Amerikanern von den zum Teil ziemlich schrägen Verteidigungsmaßnahmen, die man in Rennes-le-Château ersonnen hatte.
»Einmal, als wir zur Requirierung unterwegs waren«, berichtete Sepp, »hatte ich eine Panne mit dem Truck. Das Druckluftsystem hatte eine Fehlfunktion und ich kam nicht von der Stelle. Dummerweise waren wir jedoch von bestimmt drei- bis vierhundert Zeds umgeben. Ich also raus aus dem Führerhaus und rüber zu ’ner Maschinenhalle, die einem Lohnunternehmer gehörte. Da stand dann ein Neunhunderter-Jaguar mit einem vollmontierten Orbis vollgetankt und startbereit rum.«
Sergeant Donahan sah ihn unverwandt an.
»What?«
»Ach so, das kennt ihr hier ja nicht so. Also, in Good Old Germany wird der Mais als ganze Pflanze geerntet und dann gehäckselt und auf einen Haufen gefahren. Dann gärt die Masse durch und wird an Rinder im Stall oder an Bakterien in Biogasanlagen verfüttert. Der Mais wird auf dem Feld von einem riesigen Häcksler abgeschnitten, zerkleinert und über ein hohes Auswurfrohr auf den Anhänger eines Traktors geblasen, der die Masse dann abtransportiert.«
»Also wie ein Mähdrescher?«, fragte Donahan.
»Ja, so ungefähr, nur dass eben in der Maschine alles zerkleinert wird, was vorne reinkommt, und dann oben wieder rausgeworfen wird.«
»Und du hast …«, setzte Donahan zu sprechen an.
»Genau. Ich hab das grüne Sechshundert-PS-Monster gestartet und das Schneidwerk ausgefahren. Ich meine, das ist nicht einfach nur so ein Mähwerk oder eine Haspel wie bei ’nem Mähdrescher. Das Orbis sind vier große und vier kleine Vertikaltrommeln mit jeweils drei Reihen von Stahlzähnen über einem horizontalen Schnittwerk, die alles auf einer Breite von fast neun Metern umreißen und in die Maschine befördern, wo dann der Corncracker und die Hackmesser alles zu Schnipseln verarbeiten, was da reinkommt. Ich hab den Häcksler also gestartet und bin in voller Fahrt aus der Halle raus, mitten rein in die Zombiehorde.«
Donahan lachte laut.
»Ich kann mir das vorstellen«, meinte sie kichernd. »Ein Schulfreund von mir lebte auf einer Farm, dort hatten sie auch diese Mähdrescher, so hellgrüne, nicht wahr? Ich durfte damals oft mitfahren und habe sogar mal einen Mähdrescher gelenkt. Und du hast sie dann einfach umgemäht?«
Sepp nickte und erzählte weiter.
»Wie gesagt, kein Mähdrescher, eine andere Baureihe, aber vom Prinzip ähnlich. Die Hackfressen wurden zu Dutzenden vom Einzug erfasst und zermalmt. Ihr müsst euch vorstellen, die Trommeln erfassen die Zeds und schleudern sie jaulend im Kreis rum wie trockene Halme von Maispflanzen. Man kann das gar nicht wiedergeben, aber das war echt zum Schreien komisch. Die Fahrerkabine liegt bei diesen Maschinen ja ziemlich hoch, so dass man gut sieht, was vor dem Häcksler abgeht. Von manchen Zeds blieben sogar die Füße in den Schuhen stehen, so scharf waren die querliegenden Mähmesser des Vorbaus. Ich kann euch sagen, das war wohl mit die abgefahrenste Nummer, die ich seit dem Ausbruch der Seuche erlebt hab. Erst haben die vertikalen Trommeln die Zeds erfasst und reingerissen, dann gelangten sie an den Einzug, der ihnen sämtliche Knochen gebrochen hat. Das ist im Grunde ein riesiger, massiver Schredder. Da spritzte schon das Blut in alle Richtungen. Denen sind die Bäuche geplatzt wie Wassermelonen in der Müllpresse. Das gab vielleicht eine Sauerei! Die Einzugswalzen haben dann alles, was dort ankam, in das Innere der Maschine befördert und in die Hackmessertrommeln gepresst. Die laufen auf gut zwanzigtausend Umdrehungen pro Minute mit zweimal achtzehn Messern und lassen nichts durch, das größer als ein Zentimeter ist. Was durch die Trommeln geht, wird dann mit Hochdruck oben aus diesem Schwanenhalsrohr rausgeworfen.«
»Oh my God!«, rief Donahan gleichermaßen entsetzt und begeistert aus, wie es wohl nur Amerikaner konnten, »du hast sie einfach zu Matsch verarbeitet und in die Gegend gespritzt?«
»Jepp, genau das hab ich getan. Die Zeds sind ja auch so doof und rennen noch zu jeder Geräuschquelle hin. Sogar die Hunter in der Horde hab ich erwischt, weil das Einzugswerk ja den meisten Krach gemacht hat. Wieder und wieder bin ich mitten in die Horde rein und hab sie als stinkenden Brei aus Knochensplittern und Fleischmatsch in der Umgebung verteilt. Die Soße kam im dicken Strahl aus dem Auswurfohr geschossen wie aus ’nem Wasserhahn. Das hättet ihr sehen sollen! Zehn Meter weit ist der blutige Matsch geflogen, sogar einem Haus neben der Halle hab ich einen neuen Anstrich verpasst. Und wie die gekreischt haben, wenn es sie zerlegt hat, unglaublich war das. Ich glaub, besonders die Hunter waren ziemlich sauer, dass ich sie durch den Mixer gedreht hab. Wieder und wieder bin ich mit der Maschine durch die Truppe und hab sie zerlegt. Ich glaub, ich hab bestimmt an die vierhundert von denen kleingerieben. Hinterher, als kaum noch ein Zed auf seinen Beinen stand, hab ich mich ernsthaft gefragt, warum wir das nicht von Anfang an so gemacht haben. Bei uns in Deutschland gibt es sehr viele dieser Maschinen, und wir hätten vielleicht sogar vielen Leuten damit das Leben retten können. Wir haben einfach zu wenig an die Landwirtschaft gedacht.«
General Pjotrew schmunzelte, dann warf er ein:
»Ich bin doch immer wieder verwundert, was ihr Leute so für fantastische Ideen entwickelt habt, um die Zeds zu zerstören. Wenn ich da an Eckhardts Zombiecrasher denke oder eure luftdruckgesteuerte Selbstschussanlage. Das Problem, das wir Militärs hatten und das uns letztlich so niederschmetternde Verluste beschert hat, war, dass wir nie interdisziplinär gedacht haben. Ich meine, auf die Idee, mit einer solchen Maschine gegen eine ganze Horde vorzugehen, muss man erst einmal kommen.«
»Das war hier bei uns in den Staaten nicht anders«, fügte Sergeant Donahan hinzu, »hier hat auch jeder nur in seiner eigenen Schublade gekramt. Als die Epidemie begann, brach sie wie ein Steppenbrand über uns herein. Das Virus verbreitete sich in alle Richtungen gleichzeitig; es war, als hätte es die Pandemie-Szenarien der WHO nie gegeben. Die kampfstarken Einheiten wurden abkommandiert, VIPs zu beschützen und in Sicherheit zu bringen, anstatt wirksame Schneisen in die Brandherde zu schlagen. Unser Platoon hatte man abgestellt, um vier Senatoren in Dallas einzusammeln und sie zu einem Evakuierungspunkt zu bringen. Vier! Das muss man sich vorstellen. Einen von ihnen haben wir vollgekokst aus einem Hurenhaus herausgehauen. Die Prostituierten dort hatten schon begonnen, an den Weichteilen ihrer Kunden nicht nur zu lecken, sondern sie sogar durchzukauen.«
Die Soldaten lachten derbe über den rustikalen Scherz ihres Sergeants, auch Eckhardt gluckste ein wenig, als er sich diese Szene vorstellte. Ein hochrangiger Politiker mit heruntergelassenen Hosen und einige leicht bekleidete Damen, die ihm an die Kronjuwelen wollten. Die totale Apokalypse entbehrte hin und wieder nicht einiger unfreiwilliger Komik. Er stand auf, um im Laden nach dem Rechten zu sehen. Außerdem interessierten ihn die amerikanischen Brausegetränke, die hier im Geschäft in erstaunlicher Vielfalt vorhanden waren.
»Na ja, jedenfalls sind wir mit unseren VIP-Paketen zum Airport gefahren«, setzte Donahan ihre Erzählung fort, »und kaum waren die Säcke im Heli verstaut, standen wir allein auf dem Flugfeld. Sie hatten keine Verwendung mehr für einfache Soldaten, wir waren auf einmal entbehrlich. Wir hatten dann das Problem, ähnlich wie du Sepp, dass wir uns einer größeren Horde von Infizierten gegenübersahen. Damals war noch nicht die Rede von Zombies. Es hieß, die Menschen seien mit einer Art von Anthrax befallen und sie wären äußerst gewalttätig. Wir hatten Feuerbefehl, merkten aber ziemlich schnell, dass wir mit den üblichen Methoden – ihr wisst schon: Beine, Arme, dann erst Körpertreffer – nicht weit kamen. Die gingen einfach nicht zu Boden, im Gegenteil, einige von den Verwandelten wurden sogar noch aggressiver. Irgendwann zielten wir auf die Köpfe, nachdem einer der Schützen eine dieser Kreaturen auf diese Weise niedergestreckt hatte, doch es wurden immer mehr. Wir sahen, wie sie übereinander herfielen und wie sie Menschen durch schwere Bisswunden verletzten. Die Gebissenen standen dann wieder auf und … na, ihr kennt das ja. Irgendwann standen wir mit dem Rücken zu einer Hangarwand und konnten nicht weiter zurückweichen. Corporal Myers hatte die Idee, auf die Tragflächen der Flugzeuge zu schießen, um das Kerosin aus den Tragflächen auf das Flugfeld abzulassen. Auch ein Tankwagen wurde von uns beschossen. Unmengen von Treibstoff liefen über das Flugfeld und die Zombies wateten hindurch. Dann warfen wir unsere Signalfackeln in die Kerosinpfützen und entzündeten diese durch die hohe Abbrenntemperatur. Die Fläche von bestimmt drei oder mehr Football-Feldern verwandelte sich in die Hölle. Einige Maschinen explodierten und schickten Feuerwalzen über den Platz. Gott, ich habe noch nie dermaßen viele brennende Menschen durch die Gegend laufen sehen. Einige der Gestalten rannten bestimmt mehr als fünf Minuten lichterloh in Flammen stehend herum, bis sie zusammenbrachen. Ich vermute mal, weil ihr Fleisch durch die Temperaturen schlichtweg gegart war und kein Muskel mehr funktionierte. Wir haben dann beschlossen, uns auf eigene Faust durchzuschlagen, um unsere Einheit zu erreichen. Aber als wir hörten, dass der Präsident und sein gesamter Stab auf der Andrews Air Base zu Tode gekommen waren, dachten wir daran, aus Dallas zu verschwinden und uns irgendwo auf dem Land zu verschanzen, bis eine neue Kommandostruktur errichtet wäre. Die Zombies haben uns dermaßen kalt erwischt, wie es ein russischer Erstschlag nicht wirkungsvoller hätte tun können. Sorry, general, no offense.«
Pjotrew lächelte sie an und meinte entspannt:
»Nun, Sergeant, ich hätte es wohl kaum treffender formulieren können. Aber mir liegt noch eine andere Sache auf der Zunge, die ich gern ansprechen würde. Wobei ›gern‹ hier nicht das richtige Wort ist. Aber ich komme nicht umhin, es zu erwähnen. Sehen Sie, niemand hier kennt General Dempsey so gut, wie Sie es tun, immerhin ist er Ihr Großvater. Und, bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe größten Respekt vor seinen militärischen Leistungen. Aber eine Frage, die mich ernsthaft beschäftigt, ist die: Kann ich dem General vertrauen? Wenn ich Ihnen diese Frage nun stellte, wie müsste ich mir Ihre persönliche Antwort vorstellen?«
Donahan sah ihm ernst in die Augen.
»Wissen Sie«, meinte sie nach kurzer Zeit, »das ist schon witzig. Genau das hat mein Großvater mich gestern auch gefragt, als ich mit ihm sprach.«
»Dann wäre ich jetzt auf beide Antworten gespannt«, antwortete Pjotrew und lächelte.
Einen Moment lang zögerte Sergeant Donahan. Dann griff sie nach der Coladose, die vor ihr auf dem Tisch stand, und nahm einen Schluck daraus.
»Nun, General«, erwiderte sie überlegt, »möglicherweise sind Sie und mein Großvater sich ähnlicher, als man auf den ersten Blick annehmen würde. Wie Sie sagten, ich kenne ihn gut und ich kann wohl sagen, dass Sie seinem Wort vertrauen können. Er ist ein Mann von absoluter Integrität, was ich übrigens ohne mit der Wimper zu zucken auch von Ihnen behaupten würde. Um ihn herum sind ein Haufen Army-Offiziere, die Ihren Besuch sicherlich kritisch betrachten, doch die wird General Dempsey im Griff haben. Wissen Sie, unsere Familie dient schon seit sechs Generationen in den Streitkräften, und wenn man sich auf eines verlassen kann, dann darauf, dass ein Dempsey seine Pflicht tut, und zwar wegen der Ehre, nicht wegen des Solds. Ich habe meinem Großvater gesagt, dass ich Sie und Ihre Männer getroffen habe und davon überzeugt bin, dass eine echte Kooperation gewünscht und für beide Seiten von Nutzen ist.«
General Pjotrew nahm sich noch ein Schälchen mit den Mandarinenspalten aus der großen Dose, die auf dem Tisch stand. Einer der Soldaten hatte die Dreiliterdose mit seinem Kampfmesser geöffnet, so dass man aufpassen musste, sich nicht an den scharfen Rändern zu schneiden. Genüsslich die Mandarinenstückchen schlürfend, sagte Pjotrew:
»Vielleicht müssen wir alle unser Denken etwas verändern. Ich glaube, es gibt nicht mehr beide Seiten, Sergeant. Zumindest nicht unter uns Menschen. Wir sollten anfangen zu verstehen, dass es für uns als Spezies nur noch eine Seite gibt. Die andere Seite, das sind jetzt menschenfressende Kreaturen, die aus unserer Gattung hervorgegangen sind und danach trachten, uns alle zu vernichten.«
»Sie reden von denen, als seien das Lebewesen.«
»Ja, in gewisser – wenn auch sehr abstrakter – Weise sind die Zeds das wohl auch. Ihre Zellkerne wurden von einem biologischen Programm übernommen, das wir als Virus bezeichnen. Doch sie entwickeln sich weiter. Sie werden es vielleicht nicht glauben mögen, aber ich stand im Kampf einer Zed-Kreatur gegenüber, die andere weiter entwickelte Zombies kommandierte und über sämtliche Erinnerungen an ihr menschliches Leben verfügte. Und diese Bestie empfand ihren eigenen Zustand als Verbesserung, sie bezeichnete sich selbst als Höheres Wesen.«
»Wie haben Sie reagiert, General?«
»Nun, ich habe die Kreatur getötet. Aber ich habe eben nicht nur eine abstrakte Bedrohung eliminiert, sondern einen Feind, der mir sogar überlegen war, getötet. Dieser Feind wies – außer einem Herzschlag – sämtliche Anzeichen von intelligentem Leben auf. Die Struggler, wie wir sie nennen, sind mit den Zeds, die man hier kennt, nicht zu vergleichen. Sie sind intelligent, kommunizieren – und das sogar telepathisch – und sie besitzen einen Stoffwechsel. Das sind definitiv Lebewesen, nur halt in einer Form, die nicht unserer bisherigen Vorstellung von Leben entspricht. Ein Gedanke, an den wir uns wohl gewöhnen müssen. Gegen die Struggler haben wir nur eine Chance, wenn wir alle zusammenhalten und kooperieren. Tun wir das nicht, sind die Optionen beschränkt. Entweder wir werden gefressen oder wir werden verwandelt in etwas, das Sie sich im Moment noch nicht einmal vorstellen können.«
Es war still geworden im Raum, alle hörten gebannt zu. Besonders die Amerikaner schenkten dem, was sie da hörten, erhöhte Aufmerksamkeit. Auf Sergeant Donahans Bitte hin erzählte der General von den Strugglern und der nächsten Generation, den Nephilim. Was sich anhörte wie eine fiese Horrorgeschichte, die geeignet war, ein komplettes Pfadfinderlager drei Tage lang ohne Schlaf zubringen zu lassen, verfehlte auch bei den Amerikanern nicht seine Wirkung.
»Und Sie sagen, von diesen Nephilim gibt es zurzeit nur einen einzigen? Warum schalten Sie ihn nicht aus? Dann ist das Problem doch gelöst«, kommentierte Donahan den Bericht des Generals.
»Nun, unser Problem ist«, antwortete Pjotrew, »dass wir keine Ahnung haben, wo er sich aufhält. Und selbst, wenn wir seinen Aufenthaltsort kennen, wird es schwierig sein, ihn zu bekämpfen.«
»Aber Sie haben doch einen von seiner Art getötet«, warf Donahan ein.
»Oh ja, das habe ich. Allerdings war dies sehr kurz nach seiner Verwandlung. Ich bin sicher, der Prozess war noch nicht abgeschlossen. Einen Tag später hätte ich gegen dieses Wesen nicht den Hauch einer Chance gehabt, davon bin ich überzeugt. Der jetzige Träger des Z1V35, der Wissenschaftler, der es entwickelte, ist bereits seit Wochen infiziert und dürfte seine biologische Umwandlung inzwischen abgeschlossen haben. Aufgrund seiner wahrscheinlich extrem weit entwickelten epimorphischen Fähigkeiten ist er zu vollständiger Regeneration fähig, das bedeutet, auch sein Nervensystem ist in der Lage zu regenerieren. Da ist es mit einem einfachen Schuss in den Kopf nicht mehr getan. Möglicherweise könnten wir auch ihn mit Mikrowellenkanonen unschädlich machen, wenn wir eine extrem hohe Dosis einsetzen, keine Frage, nur dazu müssten wir ihn erst einmal ins Fadenkreuz bekommen, und zwar am besten, bevor er das künstlich geschaffene Virus weiterverbreitet. Wenn er sich vermehrt und eine Armee von Abkömmlingen erschafft, haben wir ernste Probleme, gegen die das bislang Erlebte einem Spaziergang gleicht.«
»Und Sie beabsichtigen nun, eine Art Vergeltungswaffe zu entwickeln, die den Zeds an den Kragen geht, ja? Allen Zeds?«
Es war Professor Wildmark, der ihr antwortete:
»Schwer zu sagen. Unser Forschungslabor hegt den Plan, artifiziell erzeugte Makrophagen zu erzeugen, die in den Kreislauf der Zeds eingeschleust werden könnten und dort die vom Virus verursachten Veränderungen attackieren könnten. Doch ein solches Unterfangen ist schwierig, denn besonders die Struggler verfügen über ein stark ausgeprägtes und hochaktives Immunsystem, das Intrusionen sehr schnell erkennt und zu neutralisieren vermag. Um hierfür eine Lösung zu finden, benötigen wir Ausrüstung und Daten, die zur Erstellung von entsprechenden technologischen Mitteln nützlich sind. Und ich hege die Hoffnung, dass wir hier in den Vereinigten Staaten das benötigte Material finden. Unser Plan sieht vor, Nanotechnologie einzusetzen. Diese muss jedoch besonderen Anforderungen genügen.«
»So was hab ich schon einmal in einem Film gesehen!«, platzte Donahan heraus. »Innerspace hieß der. Da ist der Held mit so einem winzig kleinen U-Boot im Körper von so einem Trottel rumgefahren …«
Sie deutete mit Daumen und Zeigefinger ein imaginäres winziges Objekt an und nickte dabei.
Der Professor sah sie mit einer Mischung aus Verachtung und Verwunderung an und antwortete sichtlich befremdet:
»Nun, Sergeant, es ist nicht unbedingt so, dass wir unsere Ideen in billigen Hollywood-Produktionen suchen. Was uns vorschwebt, ist etwas vollkommen anderes als Miniatur-U-Boote, die in Zed-Körpern herumschwimmen. Aber wenn Sie es sich in dieser Weise vorstellen möchten, nun ja … so etwas in der Art halt.«
General Pjotrew erkannte, dass der Professor größte Schwierigkeiten mit der eher burschikosen Art der Soldatin hatte und versuchte, die Situation zu retten.
»Was der Professor sagen will, ist, dass wir uns im Grunde in noch viel kleinerem Maßstab bewegen werden, als Sie es aus dem Film kennen. Wir konstruieren unsere Waffe quasi auf atomarer Basis.«
»Okay, an der Stelle bin ich raus«, gestand Donahan resignierend, »das ist was für Leute wie den Professor. Aber ich bin sicher, wenn er das meinem Grandpa erklärt, wird der die Suche nach den nötigen Dingen voll unterstützen. Ich weiß, dass er diese Pest auch endlich los sein will, und er wird nichts unversucht lassen, das uns zu einem glücklichen Ausgang der Geschichte führen könnte. Zählen Sie auf uns, General! Meine Männer und ich sind Ihnen was schuldig. Wir werden Sie nach Kräften unterstützen, wenn Sie nach dem suchen, was Sie brauchen. Oder, Männer?«
»HUA!«, antworteten die Soldaten laut und nachdrücklich mit einer Stimme.
Eckhardt, der gerade mit einem der russischen Soldaten im hinteren Teil des Kassenbereichs patrouillierte und an Waldmeisterlimonade schnüffelte, horchte auf. Juri, ein Elitekämpfer der SpezNas, der mit ihm hier durch die Regale schlich, um nach Zeds Ausschau zu halten, sah Eckhardts fragenden Blick.
»Es bedeutet Heard, Understood and Acknowledged – also: gehört, verstanden, bestätigt. Die Amerikanskis lieben solche martialischen Gesten.«
»Aber es muss ja nicht sein, dass diese GIs hier so rumgrölen. Dass wir hier noch keine Zeds gesehen haben, muss ja nicht zwangsläufig bedeuten, dass es keine gibt.«
Der Russe zuckte mit den Schultern. Kopfschüttelnd nahm Eckhardt seine Route wieder auf, Juri bewegte sich im Parallelgang. Wider Erwarten blieb es ruhig, und als die beiden zum Kassenbereich zurückkehrten, hatten sich die kraftstrotzenden, amerikanischen Krieger auch wieder beruhigt. Nach dem Essen vertraten sich alle noch ein wenig die Beine und eine Stunde später war der Konvoi wieder auf dem Highway 87 unterwegs, um das Ziel noch vor Mitternacht zu erreichen.
Inzwischen waren die Fahrzeuge in Funkreichweite, so dass ein steter Kontakt zur NORAD-Basis bestand. General Dempsey hatte ausrichten lassen, dass er der Entgegennahme echter kubanischer Cohibas erfreut entgegensah und dass er sich außerordentlich freue, dass seine Enkeltochter noch am Leben sei.