happy when it rains (2)

Frage: Warum lässt du die Leute Dinge mit dir machen, die du gar nicht willst? Wieso kannst du ihnen nicht einfach sagen: Nein, ich will das nicht? Ich meine, was hält dich davon ab, dich zur Wehr zu setzen? Angst? Die Angst, ausgelacht zu werden? Die Angst vor Konflikten? Die Angst, nicht gemocht zu werden? Oder einfach nur Schwäche? Eine Charakterschwäche, ein Mangel an Selbstvertrauen, fehlender Mut?

Wieso bist du so kleinlaut?

Antwort: Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wieso. Ich lass es einfach geschehen.

Aber vielleicht denk ich auch nur, dass es manchmal, so wie jetzt (als die Gitarren fetzen und das Schlagzeug schwer reinhaut, Taylor und Mel Zigaretten rauchen, ihren Wodka trinken und reden und lachen und sich zur Musik um mich herumbewegen) … vielleicht denk ich nur, dass es am leichtesten ist, alles einfach geschehen zu lassen.

Leichter, als Nein sagen.

Und außerdem ist es nicht so schwer, bloß auf dem Bett zu sitzen, dieses fruchtige Bitzelzeug zu trinken, in die Musik abzutauchen und Taylor und Mel mit meinen Haaren und meinem Gesicht irgendwas machen zu lassen. Ehrlich gesagt ist es sogar ganz okay.

»Halt still«, sagt Taylor.

Sie macht was mit meinen Augen – pinselt irgendwas auf die Lider, schminkt sie (sie hat auch schon meine Lippen angemalt und mir irgendwas auf die Wangen getan). Mel ist hinter mir, kniet auf dem Bett und fummelt an meinen Haaren. Ich weiß nicht, was sie da macht, aber es fühlt sich ganz nett an. Und ich seh sie im Spiegel an der gegenüberliegenden Wand, sie sieht aus, als ob es ihr Spaß macht, und das führt dazu, dass auch ich mich irgendwie gut fühl.

Draußen regnet es immer noch heftig und es klingt kalt und eklig, ich bin froh, dass ich hier drinnen bin, in der regenlosen Gemütlichkeit meines Zimmers. In meinem Magen breitet sich ein wohlig warmes Gefühl aus.

»Du solltest das immer tun«, sagt Mel.

»Was?«

»Dich zurechtmachen.« Sie fährt mir mit einer Bürste durch die Haare. »Ist nicht viel Aufwand und macht einen riesigen Unterschied. Du würdest staunen, wie viel besser du dich fühlst, wenn du schön aussiehst.«

Ich schüttle den Kopf.

»Hältst du wohl still?«, keift Taylor mich an.

»Entschuldigung.« Ich schau in den Spiegel zu Mel. »Aber das ist vergeudete Zeit.«

»Was ist vergeudete Zeit?«

»Zu versuchen, dass ich schön ausseh – das ist zwecklos.«

»Wieso?«

»Das weißt du genau. Ich mein, guck mich doch an …« Abwehrend betrachte ich mein Spiegelbild und trotz der neu gestylten Haare und meiner angemalten Lippen und meiner (offen gesagt) ganz passablen Augen (ich muss zugeben, dass sie sogar ziemlich toll aussehen) kann ich mich immer noch nur als das sehen, was ich eben bin – ein Pummel mit rundlichen Schultern in schwarzen Schlabberklamotten. Runder Kopf, plumpe Arme, plumpe Beine, pummelige Stampfer …

Das bin ich und basta.

Das bin ich.

»Mach dich nicht klein«, sagt Mel.

»Tu ich nicht –«

»Doch, tust du. Ich meine, okay, du bist nicht gerade Kylie Minogue, trotzdem hast du was, das für dich spricht.«

»Ja?«, sag ich mit einem Lachen. »Was denn zum Beispiel?«

Sie setzt sich zurück und betrachtet mich im Spiegel. »Du hast ein hübsches Gesicht, schöne Augen, ziemlich gute Haut …«

»Ja«, stimmt Taylor zu, die sich immer noch auf meine Augen konzentriert. »Ihre Haut ist überraschend gut, echt.«

»Genau wie die Haare«, sagt Mel. »Denen fehlt bloß ein gescheiter Schnitt.« Sie lächelt. »Und was den Rest betrifft …«

»Ja, richtig«, sag ich. »Der Rest von mir. Genau.«

»Was meinst du?«, fragt Mel.

»Was glaubst du denn, was ich wohl meine?«

»Sie denkt, sie ist fett«, sagt Taylor nüchtern zu Mel.

Mel sieht mich finster an. »Du bist nicht fett, verdammt.«

»Nein?«

»Nein.«

»Also, dünn bin ich ja wohl nicht, oder?«

»Na und? Nur weil du nicht dünn bist, heißt das noch lange nicht, du bist fett. Ich mein, schau dich doch an …« Sie legt ihre Hände auf meine Schultern und zieht mich leicht zurück, sodass ich gerade sitze, dann fährt sie mir mit den Händen den Rücken entlang und rafft den Stoff von meinem alten Jesus-and-Mary-Chain-Schlabber-T-Shirt zusammen, bis es eng am meinem Körper anliegt. »Da«, sagt sie und schaut mich (fast triumphierend) im Spiegel an. »Siehst du? Ich meine, achte mal auf die Kurven … ich kenne Mädchen, die würden für so einen Körper sterben. Du musst nur aufhören, ihn zu verstecken, das ist alles.«

Als ich mich im Spiegel anstarre und die Form meines Körpers studiere – meinen runden Bauch, die unvertraute Kontur meiner Brüste –, kann ich nicht anders, als alles infrage zu stellen. Ich meine, Kurven? Sind das bei mir wirklich Kurven? Oder nehmen die mich bloß auf den Arm? Verscheißern mich Taylor und Mel nur? Wollen sie mich mit ihrem tollen Gerede und ihren falschen Schmeicheleien verführen? Mich glauben lassen, dass ich gar nicht so schlecht ausseh, wie ich immer denke?

Frage: Wieso sollten sie das tun?

Antwort: Wieso nicht?

Aber wenn es das ist, was sie wollen, wenn sie mich wirklich verarschen, dann:

Frage: Wieso fühlst du dich dann wohl? Ich meine, wie kommt es, dass es dir sogar Spaß macht? Wieso gefällt es dir, hier zu sitzen und dich im Spiegel zu betrachten, während Mel dir das T-Shirt straff zieht?

Antwort: Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wieso ich mich wohlfühl.

Aber vielleicht liegt es nur daran, dass ich es manchmal, so wie jetzt (als die Gitarren fetzen und das Schlagzeug schwer reinhaut, Mel mein T-Shirt loslässt und Taylor aufsteht, sich eine Zigarette anzündet und mein Glas nachfüllt) … dass ich es manchmal brauche, mich wohlzufühlen.

Doch dann reicht mir Taylor mein Glas und sagt: »Okay, kipp das runter und dann zieh deine Sachen aus.« Und wie sie so dasteht und auf mich runtergrinst, ist es, als ob die Welt einen Moment stehen bleibt (zumindest meine Welt scheint stehen zu bleiben), und plötzlich fühl ich mich nicht mehr so wohl. Das Einzige, was mir übrig bleibt, ist zurückzustarren – ohne Flattern im Blick und mit hängendem Kinn vor lauter fassungslosem Staunen.

Bild ich mir alles nur ein? Oder hat sie gerade wirklich gesagt, ich soll meine Sachen ausziehen?

»Ist gut«, sagt Mel und lacht in sich rein, als sie meinen Blick sieht. »Schau nicht so ängstlich.« Sie schnappt sich das rosa T-Shirt und den Jeansrock und wirft sie mir in den Schoß. »Mach schon«, sagt sie. »Probier’s an.«

Ich schau kurz nach unten, starr dümmlich auf die dünnen Sachen, dann guck ich zu Taylor hoch. Sie feixt, genießt meine Verlegenheit und ich weiß, es gibt überhaupt keinen Grund, verlegen zu sein … ist ja nicht so, als ob ich sie missverstanden oder falsch interpretiert hätte, als sie sagte, ich soll meine Sachen ausziehen. Ich hab keine verkehrten Schlüsse gezogen. Ich war bloß einfach verwirrt. Und Taylor weiß das und sie weiß auch, dass ich es weiß. Aber das macht mich nur noch verlegener.

»Was ist los?«, fragt sie unschuldig.

»Nichts«, antworte ich (mit so viel Nicht-Verlegenheit, wie ich nur schaffe).

Sie feixt wieder. »Genau.«

Um einfach was anderes zu tun, trink ich einen ziemlich großen Schluck aus meinem Glas. Er schmeckt jetzt irgendwie anders – ein bisschen weniger fruchtig vielleicht, ein bisschen mehr … keine Ahnung. Ein bisschen mehr irgendwie anders. Und ich bin versucht, was zu sagen – z. B. Ist das das Gleiche, was ich vorher getrunken hab? –, aber Taylor schaut noch immer auf mich herab (im wörtlichen und übertragenen Sinne) und ich will ihr nicht noch mehr Anlass zum Grinsen geben. Wahrscheinlich bin ich auch einfach nur überempfindlich, was den Geschmack von dem Getränk angeht – vielleicht sind meine Geschmacksknospen irgendwie aufgeputscht von all dem Verlegenheitsadrenalin. Deshalb sag ich nichts, sondern spül das Getränk runter und starr auf die Sachen in meinem Schoß.

Sie sind viel zu klein für mich.

Sie sehen aus wie für eine Barbiepuppe.

»Jetzt mach schon«, sagt Taylor und reckt ihr Kinn zu den Sachen hin. »Worauf wartest du?«

Ich schüttle den Kopf. »Ich glaub, die passen mir nicht.«

»Doch, die passen«, sagt Mel. »Sind nur ein bisschen enger geschnitten als das, was du sonst immer trägst, das ist alles.«

Taylor lacht. »Ein bisschen enger geschnitten?« Sie fasst mein T-Shirt und zieht es verächtlich nach vorn. »Ich meine, ein Zelt ist enger geschnitten als das.«

»Es soll weit sitzen«, protestier ich.

»Das ist nicht weit, das ist ein Sack. Und das hier …« Sie schnippt mit dem Finger gegen meine ausgeblichene alte Cargohose. »Das ist die fetteste Hose, die ich je gesehen hab. Die säh sogar bei Biggie Smalls noch riesig aus.« Sie schüttelt den Kopf. »Scheiße, so interessiert sich doch keiner dafür, was du da drin hast.«

»Soll ja auch keiner«, erklär ich. »Ich trag sie, weil sie mir gefällt. Sie ist bequem –«

»Bequem?«, ruft Taylor mit höhnischem Grinsen. »Klamotten sollen nicht bequem sein. Klamotten sind doch keine Sessel, verdammt noch mal.«

»Na ja …«, sag ich.

Und ich bin jetzt irgendwie sauer auf mich, weil ich so eingeschnappt klinge, als ob mir der ganze Schwachsinn wirklich was ausmacht. Was er natürlich nicht tut.

Natürlich.

»Komm schon, Dawn«, sagt Mel und lächelt mich an, während sie auf dem Bett rumrutscht und sich neben mich setzt. »Versuch’s doch wenigstens mal. Probier die Sachen an. Du siehst bestimmt super drin aus.«

Ich trink noch ein bisschen von meinem leicht merkwürdig, aber eigentlich ganz gut schmeckenden Getränk. »Ich will aber gar nicht super aussehen«, sag ich.

»Doch, willst du. Jeder will toll aussehen.« Sie legt mir ihre Hand aufs Knie. »Ich meine, wir wollen doch alle, dass man sich nach uns umdreht, oder?«

Ich starre auf ihre Hand.

Sie ist klein, kleiner, als ich mir vorgestellt hätte (wenn ich mir je die Größe ihrer Hand vorgestellt hätte, was nicht der Fall ist).

Sie hat übel abgekaute Fingernägel.

Einen schlichten Silberring am Mittelfinger.

Verblasste weiße Narben am Unterarm.

»Schau«, sagt Taylor (jetzt ein bisschen weniger höhnisch). »Wir versuchen doch nur, dir zu helfen. Ich meine, wenn du dich weiter so anziehst … verstehst du, wie so eine versiffte alte Schlampe, dann interessieren sich doch höchstens verzweifelte Kerle mit Stock und Blindenhund für dich.« Sie grinst mich an. »Willst du das?«

Ich grinse zurück und fühl mich plötzlich wieder überraschend wohl. »Ich bin mal mit einem blinden Jungen gegangen«, erzähl ich ihr. »Der war ganz okay, echt. Bis er Schluss gemacht hat.«

Taylor sitzt einigermaßen fassungslos da. »Ein blinder Junge hat mit dir Schluss gemacht?«

»Ja … aber das war meine Schuld, echt. Ich hab ihm seinen Hund geklaut.«

»Du hast was

»Ich hab ihm seinen Blindenhund geklaut.«

»Wieso das denn?«

»Na ja, war wirklich ein schöner Hund – ein schwarzer deutscher Schäferhund – und ich wollte ihn unbedingt haben. Und der Junge war doch blind, verstehst du …? Ich meine, was kann ein Blinder schon machen, wenn du ihm seinen Hund klaust? Ist ja nicht so, dass er nach dir Ausschau halten kann, oder?«

»Du hast den Hund also wirklich geklaut?«, fragt Mel.

»Ja.«

»Und was hat er getan?«

»Wer – der Hund?«

»Nein, der blinde Junge.«

»Er hat seine Mum hergeschickt und sie hat den Hund zurückgeholt.« Ich zuck mit den Schultern. »Ich hab behauptet, ich hätte ihn nur mal für eine Weile ausgeliehen, aber das hat sie mir wohl nicht geglaubt.«

»Und deshalb hat er mit dir Schluss gemacht?«, fragt Taylor. »Weil du ihm seinen Blindenhund geklaut hast?«

»Ja.«

Mel sieht mich an. »Echt?«

»Ja.«

»Das ist wirklich passiert?«

Ich schau einen Moment zurück und grins über die Verwirrung in ihrem Gesicht, dann schüttle ich den Kopf und sag: »Nein, das ist nicht wirklich passiert. Ich hab’s mir ausgedacht.«

»Und so was findest du lustig?«, fragt Taylor.

Ich zuck wieder mit den Schultern. »Nicht wirklich.«

Sie schüttelt den Kopf. »Ich kapier dich nicht.«

»Da gibt’s nichts zu kapieren.«

»Nein?«

Wir sehen uns an.

Sie nimmt sich eine Zigarette, trinkt ihren Wodka.

Ich trink aus meinem Glas.

Und sie sagt: »Vielleicht willst du ja gar nicht, dass Jungs nach dir schauen.«

»Ist mir nicht so wichtig –«

»Vielleicht ist ja doch was dran an den Gerüchten.«

»An welchen Gerüchten?«

»Du weißt schon … wie sie dich auf der Schule nennen: Lesbe, Schwuchtelwuchtel und so –«

»Das zweite hab ich noch nie gehört.«

»Ich will dich nicht fertigmachen, weißt du … ich verurteile dich nicht oder so. Ich meine, Mel und mir ist scheißegal, was du bist.« Sie grinst Mel an. »Stimmt’s, Schatz?«

»Ja«, sagt Mel und lächelt in meine Richtung. »Wir sind da sehr offen.«

Danach herrscht einen Moment Stille, einen merkwürdigen kleinen Moment lang, in dem wir uns alle bloß ansehen, und da ist so ein flüchtiges Gefühl von echter (und total unsexueller) Intimität zwischen uns, und das tut so gut, dass wir für eine Sekunde alle still und vergnügt seufzen.

Und damit ist der Moment vorbei.

Trotzdem ist er geschehen.

Und was geschehen ist, lässt sich nicht mehr ungeschehen machen.

»Also«, sagt Taylor und zieht (leicht verlegen) an ihrer Zigarette. »Probierst du jetzt die Sachen an oder nicht?«

Ich seufze und weiß schon, was ich sagen werde, denn es einfach geschehen zu lassen ist wirklich am leichtesten, leichter, als Nein zu sagen, und außerdem …

Es gibt kein Außerdem.

Ich seh Mel an und sie fragt: »Was ist? Alles in Ordnung?«

»Wie?«

»Bist du okay?«

»Ja … ja, alles in Ordnung.« Und ich lächle sie an. »Ich bin nur schüchtern.«

»Wie bitte?«

»Ihr müsst aus dem Zimmer gehen. Also, wenn ihr wollt, dass ich die Sachen anprobier. Ich mag mich nicht vor andern ausziehen.«

»Was ist los?«, fragt Taylor und grinst mich an. »Glaubst du, wir tanzen auf dem Tisch vor Lust, wenn wir deinen nackten Körper sehen?«

Ich schau sie an und für einen kurzen Moment hab ich das Gefühl, ich krieg meinen Blick nicht mehr scharf. Ich mach die Augen zu, öffne sie wieder, dann versuch ich nur eins zu schließen. Das hilft. Jetzt seh ich Taylor ganz klar.

»Was?«, frag ich.

Sie schüttelt den Kopf. »Ich hab gefragt, ob du glaubst, wir tanzen auf dem Tisch –«

»Komm schon, Tay«, sagt Mel und steht auf. »Gib dem Mädel ein bisschen Privatsphäre, verdammt. Lass sie sich in Ruhe umziehen.« Sie deutet mit dem Kopf Richtung Tür. »Los, ich muss sowieso mal pinkeln.«

»Ach ja …«, sagt Taylor. »Stimmt.«

Und während die zwei zur Tür gehen, frag ich mich, ob ich mir das nur einbilde (weil auch in mir drin jetzt alles unscharf ist) oder ob sich Taylors Stimme – Ach ja … stimmt – nicht angehört hat, als ob sie gerade einen verschwörerischen Hinweis gekriegt hätte.

»Sind fünf Minuten okay?«, fragt mich Taylor.

»Wie bitte?«

»Reichen dir fünf Minuten zum Umziehen?«

»Ja … ja, sicher.« Ich seh sie an. »Und ihr geht nur aufs Klo, ja?«

»Klar.« Sie wirft mir einen Blick zu. »Ist das ein Problem?«

»Nein, natürlich nicht …«

Was, streng genommen, die Wahrheit ist. Ich hab kein Problem damit, dass sie aufs Klo gehen. Aber womit ich ein Problem hab, ist die Vorstellung, dass sie mit Mum reden. Ich will nicht, dass sie mit ihr reden. Aber wenn ich ihnen sag, sie sollen es nicht, denken sie wahrscheinlich:

  1. Ich schäm mich vor ihnen oder

  2. ich schäm mich vor Mum.

Und ich will weder, dass sie das eine noch das andere denken. Weil beides nicht wahr ist.

Ich will nur nicht, dass sie mit Mum reden, weil …

Einfach weil.

»Dann bis gleich«, sagt Taylor.

Sie geht raus, gefolgt von Mel, und ein paar Sekunden danach springen Jesus und Mary vom Bett und laufen hinter ihnen her die Treppe runter. Ich überleg einen Moment, ob ich Taylor und Mel hinterherrufen soll: Meiner Mum geht’s im Moment nicht so gut, ist wahrscheinlich am besten, ihr stört sie nicht. Aber bis ich darüber nachgedacht hab, sind sie schon unten und wahrscheinlich hätten sie mich sowieso nicht gehört …

Also bin ich jetzt allein und starr im Spiegel eine Dawn Bundy mit Hurengesicht an. Für einen kurzen Moment herrscht zwischen uns eine merkwürdig peinliche Stille. So eine Stille, wie wenn du mit dir allein bist und dir plötzlich extrem bewusst wird, dass du du bist. Du bist das einzige Wesen auf der Welt, das sich seiner bewusst ist. Du bist das schreckliche Ding im Spiegel.

Ein Sexobjekt.

Ein Mädchen.

Du bist Dawn Bundy.