EPILOG
Die zwei Frauen saßen auf hölzernen Schaukelstühlen auf der offenen Veranda mit den breiten Dielen, die das Hauptgebäude von Camp Meir umgab, und lauschten dem Wald ringsum, während ihre Stühle knarrend vor und zurück schaukelten.
Janie lehnte den Kopf an die gepolterte Rückenlehne und seufzte in tiefer Zufriedenheit. Sie schloß einen Moment die Augen und ließ die Geräusche der Erde in sich widerhallen. Das rhythmische Knarren war beruhigend, fast einschläfernd.
Das Leben erschien ihr gut, zumindest in diesem besonderen Augenblick.
Sie öffnete die Augen und lächelte Kristina zu. »Es läßt einen an Gott glauben, nicht wahr?«
»Das tue ich sowieso.«
Janie war nicht überrascht.
»Kristina«, fuhr sie fort, »da ist etwas, das ich dich fragen wollte. Wie fühlt es sich an, innerlich, meine ich, so zu sein …« Sie suchte nach einer annehmbaren Formulierung und gab sich zufrieden mit – »… wie du bist?«
»Du meinst, ob es sich anders anfühlt?«
»Ja.«
Ein paar Augenblicke vergingen. Dann sagte die junge Frau:
»Warum fragst du?«
»Nun, ich denke, ich sollte das wissen. Meinst du nicht? Damit ich es dem hier erklären kann.« Sie tätschelte ihren Bauch.
Kristina schaute nachdenklich in die frühe Herbstnacht. Grillen zirpten lautstark. Aus den Kronen der Bäume über ihnen hörte man schwach das Flattern von Fledermäusen. »Ja, ich schätze, du solltest es wissen«, stimmte sie endlich zu. »Aber ich bin nicht sicher, ob ich deine Frage wirklich beantworten kann. Ich war immer so, zumindest, solange ich mich erinnern kann.«
Alejandros Journal lag auf dem, was von Janies Schoß übrig war. Ihr massiver, gerundeter Bauch ruhte schwer auf ihren Oberschenkeln. Das Kind in ihr war endlich in den Geburtskanal abgesunken und konnte jeden Tag zur Welt kommen. Und obwohl die Septembernacht kühl und angenehm war, fühlte sich Janie viel zu alt, zumindest physisch, um schwanger zu sein. Sie bewegte sich ein wenig, um den Druck zu verlagern, und sagte: »Wie lange ist das?«
Kristina streckte eine Hand aus und legte sie mitten auf Janies vorstehenden Bauch. Sie ignorierte Janies Frage völlig und sagte:
»Mein Vater ist so glücklich über das da.«
Die Frage würde warten. »Ich auch. Ich kann mir niemanden vorstellen, der diesem Baby ein besserer Vater sein könnte. Ich meine, er versteht einfach alles. Aber wir werden von dir eine Menge Hilfe brauchen. Wir sind ein bißchen alt, um ein Baby zu bemuttern. Wenn es anfängt, überall herumzukrabbeln und auf Sachen zu klettern, werden wir wohl sehr auf deine Unterstützung angewiesen sein.«
»Ich habe nichts dagegen«, sagte das Mädchen fröhlich. »Ich hatte nie einen Bruder – und kann’s gar nicht erwarten.«
Sie schaukelten ruhig in der Abendluft und genossen es, beieinander zu sein. Das ungeborene Kind strampelte, und Kristina schnappte erfreut nach Luft, zog die Hand weg. Sie und Janie lachten.
Es war eine reine Freude für sie, außer in den gelegentlichen Augenblicken, in denen sie sich sorgte, ob sie noch fähig war, sich um ein Baby zu kümmern.
»Ich werde Windeln waschen müssen, Tom.«
»Einen Teil davon übernehme ich, weißt du! Wir gewöhnen uns sicher daran.«
»Aber was ist, wenn ich nicht genug Milch habe? Frauen in meinem Alter …«
»Glaubst du wirklich, Caroline würde keine Amme sein, wenn er eine bräuchte? Und wenn das nicht klappt, haben wir die Ziegen. Oder die Kühe.«
»Ich weiß nicht, ob ich mich noch an Schlaflieder erinnere.«
»Sie werden uns wieder einfallen. Oder du erfindest neue!«
»Nun, wenigstens können wir ihm Geschichten erzählen …«
»Ja, das stimmt allerdings.«
»Habt ihr euch endlich auf einen Namen geeinigt?« fragte Kristina jetzt.
Als könne es eine Frage geben, wie der kleine Junge heißen würde! »Ja!« Janie kicherte ein wenig. »Wir werden ihn Bigfoot nennen. Weil er so in meinem Bauch herumwandert.«
»Nein, ich meine im Ernst …«
Janie Crowe grinste breit. »Ja. Haben wir. Er heißt Alex …« Sie tätschelte ihren Bauch. »Wie sollten wir ihn sonst nennen?«