Schweigend beobachteten sie, wie die dunkel gekleideten Männer den Zinksarg hinaustrugen. Ein Kloß hatte sich in Heike Göbels Kehle gebildet, und sie räusperte sich vernehmlich. Kommissar Verdammt hatte ihr sogar gestattet, einen Blick auf den Toten aus der Schwebebahn zu werfen. Die Bahn war sofort aus dem Verkehr gezogen worden. Um den Todeszug kümmerten sich jetzt Ulbrichts Leute von der Spurensicherung. Heike hatte den Männern mit den weißen Einmalanzügen kurz bei den Arbeiten zusehen dürfen - zumindest durch die Fenster der Bahn, denn das Betreten hatte Norbert Ulbricht ihr streng verboten. Jetzt kreisten ihre Gedanken um den Toten, den sie gesehen hatte, als man ihn in den hässlichen Zinksarg verfrachtet hatte. Irgendwie war der Mann ihr sogar bekannt vorgekommen, und noch immer grübelte sie, wo sie den graumelierten Mann im zerknitterten Sommeranzug gesehen haben könnte. Oder irrte sie sich einfach nur? Möglich, denn seit sie beim Radio arbeitete, lernte sie täglich irgendwelche Leute kennen, die entweder wichtig für das Geschehen der Stadt waren oder sich einfach nur für wichtig hielten und unter einer nahezu krankhaften Profilierungssucht litten. Heike wusste beim besten Willen nicht, zu welcher Kategorie der Tote zählte.
»Herzversagen soll die Todesursache sein?«, fragte sie, an Ulbricht gewandt. Der Kripomann im Schmuddellook nickte.
»Der Arzt schrieb das als vorläufige Todesursache in die Sterbeurkunde.«
Heike runzelte die Stirn. »Vorläufig?« Sie schüttelte den Kopf. »Kann ein Mann denn vorläufig sterben?«
Ulbricht zuckte mit den hageren Schultern und zündete sich eine Zigarette an. Erst als der Qualm des Glimmstängels zur Decke der Wagenhalle aufstieg, redete er: »Offen gestanden, sind wir uns über die Todesursache noch nicht im Klaren. Deshalb habe ich mich für eine Autopsie ausgesprochen.«
»Liegen denn Anhaltspunkte für einen Tod durch Fremdeinwirkung vor?« Heike hatte das kleine Diktiergerät eingeschaltet, und Ulbricht beschwerte sich - sehr zu ihrer Verwunderung - nicht darüber.
Er zuckte mit den Schultern. »Da liegt mein Problem. Wir konnten an der Leiche keine äußeren Zeichen von Gewaltanwendung feststellen. Kein Messerstich, keine Würgemale oder gar eine Schussverletzung - einmal davon abgesehen, dass ein Schuss die anderen Fahrgäste auf den Mörder aufmerksam gemacht hätte.«
Heike stutzte. »Mörder?«
»Wir können nichts ausschließen. Und sobald uns ein auch nur noch so vager Verdacht vorliegt, sind wir gezwungen, Ermittlungen in entsprechendem Umfang einzuleiten.« Er wirkte zerknirscht.
»In welcher Dienstvorschrift steht das?«, fragte Heike, mehr rhetorisch, um Zeit zu gewinnen. Ihre Gedanken rasten.
»Paragraph 159 der Strafprozessordnung«, rasselte der Kommissar unbeeindruckt herunter und schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln.
»Also gibt es jemanden, der bestraft wird?«, spielte Heike das begonnene Spiel weiter und erntete ein Schulterzucken.
»Das wollen wir herausfinden. Seltsam ist nur, dass niemandem der anderen Fahrgäste auffiel, dass der Mann nicht schlief, sondern tot war.«
»Was hat das zu bedeuten?«
»Vermutlich ist er in der fahrenden Schwebebahn verstorben«, überlegte Norbert Ulbricht und massierte sein Kinn. »Der Schwebebahnfahrer sagte aus, dass er angenommen habe, der Mann sei volltrunken gewesen und wäre schlicht eingeschlafen.«
»Und?« Heike wunderte sich insgeheim über die Offenheit des Kripomannes. Ulbricht war eigentlich als stur und eher medienscheu bekannt.
»Der Arzt stellte bei dem Schnelltest kaum Alkohol im Blut fest. Er war zwar angetrunken, aber nicht genug, um einer Alkoholvergiftung zu erliegen.« Verdammt wiegte den Kopf.
»Und das hat uns auf den Plan gerufen.«
»Wo ist der Fahrer der Bahn jetzt?« Heike blickte sich demonstrativ um.
»Er steht unter Schock.« Norbert Ulbricht fand, dass diese Auskunft zu reichen hatte. Vorerst. Vielleicht konnte er die Mitarbeit der Medien zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal gebrauchen. Möglicherweise um Zeugen ausfindig zu machen, die sagen konnten, an welcher Station und in welcher Verfassung der Mann in die Schwebebahn eingestiegen war.
»Darf ich mit ihm reden?«
Ulbrichts Miene verdunkelte sich schlagartig. »Auf keinen Fall.«
»Schon gut«, griente Heike. »Einen Versuch war's wert, und mehr als nein sagen können Sie nicht.«
»Es wird morgen Vormittag eine Pressekonferenz geben, zu der ich Sie hiermit herzlich einlade. Herr Zoch, der Fahrer der verdammten Bahn, wird aber nicht da sein.«
Heike nickte nachdenklich und schaltete das Diktiergerät ab. Mehr konnte sie von dem Kommissar wirklich nicht verlangen - er hatte ihr geholfen und sie mit Informationen versorgt. Immerhin würde die Wupperwelle das erste Medium sein, das über den rätselhaften Toten in der Schwebebahn berichten konnte. Brav reichte sie Kommissar Verdammt die Hand und bedankte sich für die Informationen.
»Frau Göbel?«
Sie hatte das schwere Eisentor der Halle erreicht und fuhr herum.
Norbert Ulbricht grinste schief. »Es wäre schön, wenn Sie in Ihrem Radiobeitrag auf jegliche Spekulationen verzichten würden. Senden Sie bitte nichts, solange ich Ihnen nicht mit Fakten dienen kann.« Der schnoddrige Kommissar versenkte die Hände in den Hosentaschen und begann ein wildes Fummelspiel. Heike beobachtete ihn bei seinem seltsamen Taschenbillard, bevor sie antwortete.
»Aber Herr Kommissar«, rief sie amüsiert. »Sie kennen mich doch!«
Ehe der Kripomann etwas erwidern konnte, war die Reporterin bereits durch die eiserne Tür verschwunden. Norbert Ulbricht zuckte erschrocken zusammen, als die Eisentür mit einem lauten Knall zuschlug.
»Eben«, murmelte er nachdenklich, »eben ...«
*
Heike stand im Eingangsbereich der Endstation und hatte den Fahrkartenschalter rechts neben sich. Sie nickte dem jungen Mädchen hinter der gläsernen Wand knapp zu, bevor sie die ausgelatschten Stufen hinabschritt und Sekunden später auf der Vohwinkler Straße stand. Die Sonne stand tief, und so erkannte sie die gedrungene Gestalt nur schemenhaft, die auf sie zugestürmt kam.
»Und?« Sie blieb stehen und formte mit der rechten Hand ein Schild, das sie sich über die Augen hielt. Ihre größte Befürchtung wurde noch bei weitem übertroffen. »Axel Grimm«, stöhnte sie und ließ die Hand sinken. »Wie reizend.« Axel war ein Kollege der schreibenden Zunft. Der Reporter verdiente beim Talexpress sein tägliches Brot, und das, wie es im Kollegenkreis hieß, nicht immer mit reinen Mitteln. Der Talexpress war ein Wuppertaler Tageblatt, das sich mit Klatsch und Tratsch auseinander setzte, als gäbe es keine interessanteren Themen in der Stadt. Zu Recht betitelte man die Zeitung auch als Käseblättchen und sie stand dem Ruf der Bildzeitung in nichts nach. Was Grimm im Besonderen betraf, so vereinigte er alle Seiten, die einen Menschen so richtig unsympathisch machen: Er war hinterlistig, drehte seinen Interviewpartnern das Wort im Munde herum, zerriss sie in der Zeitung, nur um Auflage zu machen, und scherte sich einen Dreck um jeden journalistischen Anstand. Axel Grimm war Ende vierzig, klein, dick, hatte kurze, fettige Haare, stank permanent nach Schweiß und beäugte die Welt aus kleinen, listigen Schweinsaugen. Der Trageriemen seiner Kamera hatte den Kragen seines altmodischen Jacketts schon verschlissen, doch einen Reporter wie Grimm störte sein Erscheinungsbild nicht sonderlich - Hauptsache, er hatte News, über die er sich in seinem Käseblättchen das Maul zerreißen konnte. Die Konkurrenz vom Privatradio war ihm ein Dorn im Auge, und so versuchte er immer wieder, die Schnelligkeit dieses Mediums mit linken Tricks zu unterlaufen. Auch auf Frauen hatte er eine Wahnsinnswirkung: Alle gingen auf Distanz zu ihm, und so war es kaum verwunderlich, dass er eiserner Junggeselle blieb. Seinen Spaß mit dem weiblichen Geschlecht erkaufte er sich in einschlägigen Etablissements - wie etwa Klaus Gembowsky sie unterhielt.
Heike vermutete abschätzend, dass Grimm sicherlich zu Gembowskys besten Kunde zählte.
»Was - und?«, fragte sie jetzt.
Grimm grinste sie feist an. »Darf man erfahren, was die werte Kollegin hier treibt?«
»Nein.« Heike ließ ihn stehen und marschierte schnurstracks zum Taxistand. Im nächsten Augenblick spürte sie seine Hand auf ihrem Arm. Entnervt fuhr sie herum, ihre Augen sprühten Funken. »Würdest du so freundlich sein und mich loslassen?«, keifte sie. »Ich habe zu tun.«
»Ja«, kicherte Grimm. Ein winziger Speichelfaden rann seinen Mundwinkel herab. »Das ist offensichtlich. Komm schon, sei kein Frosch und teile deine Neuigkeiten mit einem Kollegen.«
»Mit einem Aasgeier, wolltest du sagen!«
»Aber Heike, ich bitte dich.« Er zog schmollend die Mundwinkel nach unten. »Wer wird denn so grob über einen Kollegen urteilen?«
»Ich.« Heike ließ ihn ein zweites Mal stehen.
»Schon gut, Frau Kollegin«, rief Grimm ihr nach. »Ich werde es auch ohne deine Hilfe herausfinden. Bleibt nur fraglich, wie du an deine Informationen gekommen bist.«
»Beziehungen«, erwiderte Heike knapp. »Als guter Journalist pflegt man seine Kontakte und sieht zu, dass man sich diese Kontakte nicht mit reißerischen Schlagzeilen versaut.« Damit stieg sie in eines der wartenden Taxis und nannte dem Fahrer das gewünschte Ziel. Mit einem Nicken setzte der Chauffeur seine Dieselkutsche in Bewegung.
»Blödmann, Aasgeier«, zischte Heike, als sie den völlig verdattertem Axel Grimm betrachtete, der ihr mit zusammengekniffenen Augen nachblickte.
»Bitte?«, gluckste der Taxifahrer und betrachtete sie fragend im Rückspiegel.
»Nicht Sie«, beschwichtigte die blonde Reporterin mit rotem Kopf. »Ich meinte meinen Kollegen, sofern man ihn so nennen kann.«
*
»So, das war's für heute, liebe Leute. Gleich nach den Nachrichten wird der Kollege Lutz Peters mit der Nachtschicht hier auf Ihrem Lieblingssender, der Wupperwelle, das Ruder übernehmen. Ich darf mich verabschieden, bis bald und gute Nacht, mein Name ist Stefan Seiler, und hier kommt die bezaubernde Mindy McCready mit If l Don't Stay The Night.«
Mikro zu, CD-Regler nach der Ramp hoch und tief Luft holen.
Lutz Peters, der Moderator der nächsten Sendung, stand schon vor dem gläsernen Studio bereit. Nachdem das rote On Air-Signal über der Tür verloschen war, betrat er das schalldichte Studio. Lutz war Mitte dreißig, von stämmiger Natur und trug die blonden Haare sportlich kurz. Dennoch waren die ersten lichten Stellen auf seinem kantigen Schädel kaum zu übersehen. Lutz Peters war ein Mann der ersten Stunde des Senders, hatte vom ersten Tag an bei der Wupperwelle moderiert - zunächst als Nachrichtenredakteur, später als Redakteur für aktuelle Themen und Kultur und war inzwischen zum Chef vom Dienst aufgestiegen. Der CvD hatte die ehrenwerte Aufgabe, den Dienstplan zu erstellen, womit er sich nicht selten unbeliebt im Kollegenkreis machte. Während seiner Anwesenheit im Sender war er für den Programminhalt verantwortlich; kein leichter Job unter der strengen Hand von Michael Eckhardt, dem eigentlichen Chefredakteur.
»Hi«, sagte er und klopfte Stefan auf die Schulter. Unter dem Arm hielt er die Playlist, Manuskripte für die Moderationen und einen Stapel CDs, den er sich bereits am Nachmittag beim zuständigen Musikredakteur abgeholt hatte. »Schon was von Heike gehört?«
Freiwillig räumte Stefan den Platz am Mischpult. Unmerklich rollte er mit den Augen und schickte einen Stoßseufzer zum Himmel. Warum fragte heute jeder nach Heike? »Nein«, seufzte er und packte seine sieben Sachen.
Lutz zuckte mit den Schultern, als er sich an den Reglern einrichtete. »Ich an deiner Stelle hätte keine ruhige Minute, wenn ich wüsste, dass sie sich in die Fänge dieses Gembowsky begibt. Der Knabe ist kein unbeschriebenes Blatt im Tal. Mit einem Fuß steht er schon seit Jahren im Knast. Und sie als äußerst hübsche, junge Frau ist doch eine leichte Beute für den Kerl. Sie wird es auch nicht schaffen, ihn in den Bau zu bringen.«
»Das muss sie selber wissen«, knurrte Stefan. »Außerdem...«
»'n Abend, Lutz. Hallo Stefan. Mach dich schon vom Acker - ich habe nichts mehr für dich.«
Stefan hatte mit dem Rücken zur Studiotür gestanden und fuhr auf dem Absatz der Leinenschuhe herum.
Roland hatte das kleine Studio betreten, mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und einem Stapel Papier unterm Arm. Er war als Nächster mit den Nachrichten dran, denn augenblicklich lief schon der Werbebreak.
»Schön.« Stefan grinste. Es war eine Minute vor Mitternacht, und vom Studiofenster aus konnte er die Lichter der Stadt sehen, die bunten Leuchtreklamen, die sogar Wuppertal einen Hauch von Großstadt verliehen - wenn auch nur bei Nacht. Auf der Tal-Achse, der B 7, herrschte noch mäßiger Verkehr. Um diese Uhrzeit waren nur junge Leute unterwegs, um zwischen Kneipe und Disco zu wechseln. Er machte Anstalten, in der benachbarten Redaktion zu verschwinden, als eine zierliche Person im Großraumbüro auftauchte. Sie schien sichtlich aufgebracht, und Stefan wunderte sich, was sie noch hier tat.
»Wenn man vom Teufel spricht«, brummte Roland. Kaum stand Stefan auf dem schmalen Gang, der Studio und Redaktion voneinander trennte, als das rote Licht über der Tür aufleuchtete.
»Es ist null Uhr«, tönte Rolands sonore Stimme über die Lautsprecher der Redaktion. Er verlas routiniert die Nachrichten.
Stefan winkte den Kollegen durch die Glasscheibe zu und machte, dass er zu Heike kam. »Heike«, sagte er erfreut und ließ sich auf einem der zahlreichen, mit grauem Stoff bezogenen Drehstühle nieder. »Was treibst du denn hier?«
Sie wirkte sichtlich aufgeregt und winkte ab. »Ist ein Studio frei?«, beantwortete sie Stefans Frage mit einer Gegenfrage.
»Sicherlich«, sagte er. »Aber mal langsam: Wie war dein Treffen mit Klaus Gembowsky?«
Sie zog sich einen Stuhl heran und blies sich eine Haarsträhne aus der erhitzten Stirn. »Vergiss diesen Grabscher«, sagte sie und rollte mit den großen, blauen Augen. »Er steht auf einem anderen Blatt.« Dann berichtete sie von dem Toten, den man am Abend in der Schwebebahn gefunden hatte.
Stefan war beeindruckt. »Das ist ein Hammer.«
»Allerdings. Deshalb bin ich auch hier.« Sie sprang vom Stuhl auf und trat an ihren Schreibtisch. Ohne ein weiteres Wort warf sie den Computer an. »Wenn ich jetzt noch einen Beitrag spreche, dann kann die Geschichte schon in der nächsten Stunde auf Sendung gehen. Eine Leiche in der Schwebebahn gibt es nicht jeden Tag.«
»Aber die Leute von der Zeitung«, warf ihr Kollege ein. »Sie werden morgen mit Fotos ganz groß aufmachen.«
Zwischen Print- und audiovisuellen Medien herrschte seit Generationen so etwas wie ein Konkurrenzkampf. Jeder wollte schneller sein als das Konkurrenzmedium.
»Vergiss die Presse«, erwiderte Heike und grinste ihn spitzbübisch an. »Ich habe eine Exklusivstory daraus gemacht.«
Stefan war baff. »Du hast - waas?«
»Zufällig war ich die einzige Journalistin vor Ort. Außer Axel Grimm, aber den habe ich dumm sterben lassen.« Ihr Grinsen wurde noch eine Spur breiter. Während sie mit Stefan redete, tippte sie einen Text in den PC ein, korrigierte und setzte die Sätze um.
Es war ihm ein Rätsel, wie Heike sich auf den Text am Bildschirm konzentrieren konnte, während sie mit ihm redete.
Und sie redete wie ein Wasserfall.
Stefan überlegte. »Aber... wenn die Sache vor mehr als zwei Stunden passiert ist, wo ... ich meine, wo warst du bis jetzt?«
»Nun, man sollte alles aus einer Geschichte rausholen.« Heike stützte das Kinn auf die Hände und zwinkerte ihm vergnügt zu. »Ich habe mich umgehört, um wen es sich bei dem Toten handelt.«
»Seine Identität steht fest?« Aus Erfahrung wusste Stefan, dass die meisten tot aufgefundenen Personen keine Papiere oder Ausweise mit sich führten. Es war kaum anzunehmen, dass es bei einem Toten in der Schwebebahn anders war.
»Ja«, nickte Heike. »Er ist stadtbekannt und das gibt der Geschichte erst Brisanz.
»Spann mich nicht so auf die Folter.«
»Es war ...«
»Darf man mal erfahren, was dich um diese Zeit noch hierher treibt?«
Die beiden fuhren herum. Erst jetzt registrierten sie, dass im Hintergrund bereits wieder das Musikprogramm der Wupperwelle lief. Roland Kracht hatte seinen Job getan und war auf leisen Sohlen hinter sie getreten.
Heike blickte zu dem Nachrichtenredakteur auf. »Schwebebahn - Leiche - bekannter Immobilienmakler.« Sie lächelte so charmant wie möglich. »Reicht das in Stichworten?«
Rolands graue Augen wurden groß wie Untertassen. »Das ist ja heiß.«
»Allerdings.« Sie grinste. »Und wenn ich jetzt mal in Ruhe arbeiten dürfte, dann könntest du die Kiste schon in den nächsten Nachrichten bringen.«
»Bin schon weg.« Ohne ein weiteres Wort verschwand Roland an seinen Arbeitsplatz.
»Ah... Heike?«
Ihr Kopf ruckte herum, während sie weitertippte. »Stefan?«
»Sag schon: Wer war der Tote?«
»Rolf Spielberg.«
Stefan stutzte. Spielberg, rund fünfzig Jahre alt, ein Immobilienhai, dem halb Wuppertal gehörte, war so bekannt wie der Oberbürgermeister der Stadt. Wenn auch nicht so verbunden mit dem Gesetz.
»Spielberg?«, wiederholte Stefan ungläubig.
Heike nickte. »Es sieht so aus, als hätte der Gute Feinde gehabt.«